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Morde und Leben - Leber und Meissner


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an Holzkohle, es war noch ausreichend vorhanden, er müsste aber den Grill noch reinigen, auch Kleinholz zum Anmachen müsste er noch hacken, aber das würde er alles am Samstag erledigen. Das Fleisch holten sie auf dem Wochenmarkt, das würden die Frauen besorgen, sie brächten auch gutes Baguette und Salat mit. Den Abend über schaute KHK Leber mit seiner Frau „Wer wird Millionär“ auf dem neuen Panasonic, sie freuten sich beide über das gestochen scharfe Bild. Am nächsten Morgen waren sie mit Dr. Domrose zu einem Gespräch im Gymnasium Filder Benden verabredet und fuhren mit ihren Dienstfahrrädern dorthin, die Räder waren für sie beinahe zum wichtigsten Fortbewegungsmittel geworden. Als sie an der Schule ankamen, wurden sie von den Schülern begafft, die gerade große Pause hatten und vor dem Gebäude herumlungerten, was denn die Opas auf den Rädern dort wollten, fragten einige. Die Beamten schlossen die Räder ab und liefen über den Schulhof zum Gebäude, in dem sie Dr. Domrose treffen würden, sie gingen zum Sekretariat und die Sekretärin leitete sie gleich zur Direktorin weiter, die die beiden Polizisten begrüßte.

      KHK Leber entschuldigte sich dafür, dass sie nach so kurzer Zeit schon wieder bei ihr erschienen wären, „aber es brennen uns verschiedene Fragen auf den Nägeln, die betreffen zum einen Marc Reimers und zum anderen die Berlinfahrt, die Birte mit der Jahrgangsstufe unternommen hat“, sagten die Kommissare. Dr. Domrose sagte:

      „Ich kenne Marc Reimers und weiß, dass Birte für kurze Zeit mit ihm zusammen gewesen ist“, die Beamten sollten das Ende der Pause abwarten, sie würde Marc danach gleich holen lassen.

      „Zu der Berlinfahrt fragen sie besser gleich die Jahrgangsstufenleiterin, die kann Ihnen am besten Auskunft darüber erteilen.“ Gegen Ende der Pause ging Dr. Domrose ins Foyer und bat einen von den zu den Kursräumen strömenden Schülern Marc Reimers zu ihr zu schicken, gleichzeitig bat sie die Sekretärin, nachzusehen, wo Frau Schröder, die Jahrgangsstufenleiterin jetzt Unterricht hätte, sie sollte sie doch kurz vor Ende der Stunde zu ihr bringen. Kurze Zeit später klopfte es an die Tür zum Sekretariat und Marc Reimers trat ein, die Sekretärin brachte ihn gleich zur Direktorin und die stellte Marc den Polizisten vor, sie verließ ihr Dienstzimmer, um die Beamten ungestört ihre Fragen stellen zu lassen. KHK Leber sagte Marc zuerst:

      „Du brauchst keine Furcht zu haben, wir wissen, dass Du mit Birte Schoemakers zusammen gewesen bist und wollen dazu einiges von Dir in Erfahrung bringen.“ Marc sagte gleich:

      „Das sind doch nur zwei Wochen gewesen und Birte hat wieder Schluss gemacht.“

      „Das ist uns alles bekannt“, sagte der Beamte, „wir wollen aber von Dir wissen, wie Du Birte einschätzt, was sie in Deinen Augen für ein Mensch gewesen ist!“

      Marc überlegte einen Moment und antwortete:

      „Birte ist ein tolles Mädchen gewesen und wir haben uns anfangs sehr gut verstanden. Ich bin auch bei ihr zu Hause gewesen, und ihre Mutter hat mich auch gemocht, ich bin mächtig stolz gewesen, mit einem Mädchen wie Birte gehen zu dürfen. Alle haben mich um Birte beneidet, ich bin sogar aufgezogen worden, wann wir denn heiraten würden usw., aber ich habe so etwas nicht an mich herangelassen, ich bin viel zu sehr in der Beziehung zu Birte aufgegangen. Meine Mutter hat sich schon Sorgen um mich gemacht, weil ich mit einem Mal kaum noch ansprechbar gewesen bin, ich habe nur noch meine Birte im Kopf gehabt. Nach eineinhalb Wochen hat es die ersten Krisenerscheinungen gegeben, Birte ist plötzlich anders zu mir gewesen, sie hat eine Distanz zu mir aufgebaut und hat nach zwei Wochen Schluss gemacht. Da ist für mich eine Welt zusammengebrochen, ich habe sehr lange gebraucht, um darüber hinwegzukommen. Birte ist am Ende kalt und unnahbar gewesen, ich kann bis heute nicht verstehen, warum sich bei ihr ein solcher Wandel vollzogen hat. Sie hat mir gesagt, dass sie die Beziehung zu sehr einengt, und sie sie deshalb lieber beenden will, sie hat mir damit vor den Kopf gestoßen. Ich habe nach meiner Beziehung ein lockeres Verhältnis zu Birte gehabt, wir haben uns in der Schule gegrüßt und auch unterhalten.“

      „Bist Du nicht wahnsinnig sauer auf Birte gewesen?“, fragte KHK Leber und Marc sagte:

      „Ich habe schon am Anfang Wut empfunden, aber um wirklich wütend auf Birte zu sein, dazu habe ich sie zu sehr geliebt.“

      „Hast Du vielleicht jemanden in Verdacht, der Birte ermordet haben könnte?“, fragte der Polizist und Marc sah ihn mit großen Augen an, er antwortete:

      „Niemand kann sich ausmalen, wie sehr mich der Tod meiner ehemaligen Freundin getroffen hat. Ich habe zuerst gar nicht glauben wollen, dass Birte ermordet worden ist, immer und immer wieder habe ich mich gefragt, wer ein Interesse an Birtes Tod gehabt haben kann, ich bin aber zu keinem Ergebnis gekommen.“

      „Bist Du mit auf der Berlinfahrt gewesen?“, fragte KHK Leber Marc und er sagte:

      „Ich habe lange überlegt, überhaupt mitzufahren, habe es schließlich aber gemacht. Als Birte vor aller Augen mit diesem Daniel Kottke angebändelt hat, bin ich beinahe im Boden versunken, so sehr habe ich mich darüber geärgert, ich habe tagelang danach kein Wort mit Birte gewechselt. Ich weiß nicht, ob Birte damit etwas signalisieren gewollt hat, ob sie allen zeigen wollte, wie leicht sie sich Jungen gefügig machen könnte. Aber dazu ist Birte eigentlich nicht schäbig genug gewesen, dazu hat ihr die nötige Abgebrühtheit gefehlt. Wahrscheinlich ist sie einfach den Annäherungsversuchen Daniels erlegen und während der Berlinfahrt mit ihm gegangen, genauso wie mit mir hat sie mit Daniel am Ende der Fahrt Schluss gemacht, sang- und klanglos.“

      „Was willst Du denn einmal werden?“, fragte der Polizist den Schüler zum Schluss und Marc sagte:

      „Ich will vielleicht Tierarzt werden, der Numerus Clausus für Veterinärmedizin liegt aber so hoch, dass ich mich noch sehr anstrengen muss, um den Notendurchschnitt zu schaffen.“ Beide Polizisten wünschten Marc viel Glück, und dass sein Berufswunsch in Erfüllung ginge, sie entließen Marc in den Unterricht, gingen zur Sekretärin und baten um einen Kaffee. Die Sekretärin gab jedem von ihnen eine Tasse Kaffee und wies darauf hin, dass in Kürze Frau Schröder erschiene. Dr. Domrose fragte die Polizisten:

      „Haben Sie etwas aus Marc Reimers herausbekommen und KHK Leber antwortete:

      „Er hat nichts wirklich Neues erzählt. Allerdings hat er uns von einer Seite Birtes berichtet, von der wir vorher noch nie gehört haben, sie hat auch kalt und abweisend sein können.“

      In diesem Moment klopfte Frau Schröder an die Tür zum Sekretariat, Dr. Domrose stellte ihr die beiden Beamten vor und sie gingen gemeinsam in ihr Dienstzimmer. Die Kommissare sagten:

      „Wir sind daran interessiert, zu erfahren wie Sie Birte Schoemaker auf der Berlinfahrt erlebt haben“, und Frau Schröder berichtete vom Ablauf der Fahrt. „Wir haben tagsüber Besichtigungen unternommen, und abends sind die Schüler losgezogen, Birte hat dabei Daniel Kottke kennen gelernt und ist bis zum Ende der Berlinfahrt mit ihm zusammen geblieben.“

      „Wie tief ist Ihrer Einschätzung nach die Beziehung zwischen den beiden gewesen?“, fragte KHK Leber, glauben Sie, dass es zwischen Birte und Daniel zu sexuellen Handlungen gekommen ist?“

      „Das kann ich mir eigentlich nicht vorstellen“, sagte Frau Schröder, „in unserem Jugendgästehaus in der Kluckstraße haben sie keine Gelegenheit dazu gehabt. Ich weiß natürlich nicht, wo sie sich am Abend herumgetrieben haben, theoretisch haben sie irgendwo miteinander schlafen können, wenn aber Birtes Freundinnen immer mit ihr zusammen gewesen sind, ist das wohl auch nicht möglich gewesen.“

      „Wie ist ihr Eindruck gewesen, ist es Birte ernst mit der Beziehung gewesen wäre oder hat sie sich nur einen Spaß daraus gemacht?“, fragte der Polizist.

      „So wie ich als Außenstehende das beurteilen kann“, fuhr Frau Schröder fort, „ist das für Birte nur eine Spielerei gewesen und Daniel Kottke hat mir sogar leid getan und sich teilweise sogar dem Gespött der Schüler ausgeliefert, Birte hat ihre Überheblichheit nicht gerade ausgekostet, aber auch nichts zur Ehrenrettung Daniels unternommen.“ Frau Schröder überlegte eine Weile, bevor sie sagte:

      „Birte ist der absolute Souverän unter den Mädchen gewesen. Während der Besichtigungen sind die Mädchen um sie herum scharwenzelt und haben alles mit ihr zusammen unternommen.

      „Ich