Michael Schwingenschlögl

Märchenstunde


Скачать книгу

griff sich nur auf die Stirn und Corin fuhr fort: „Ein einziges Mal konnte ich eine urige Taverne besuchen und ich muss sagen, der Met dort ist vorzüglich, fast noch besser als jener von den Farvang Inseln.“

      „Das wollte ich hören.“, sagte Maya und begab sich im Anschluss Richtung Theke, um den Heidelbeerschnaps zu holen.

      Nevin verdrehte seine Augen und sagte: „Wir trinken aber nicht zu viel, morgen müssen wir zu Vater!“

      „Du bist ja heute eine noch größere Spaßbremse als ich.“, lachte Corin.

      Da kam Maya schon mit der Köstlichkeit der Heidelbeeren angetanzt: „So, möge die erste Runde beginnen! Wie viele schaffen wir wohl heute? Das letzte Mal waren es glaub ich 14 Runden!“

      „Aber nicht, dass du dann wieder auf dem Tisch tanzt und herunterfällst, Maya!“, war Nevin besorgt und bekam den ersten Schnaps serviert.

      „Pfui Teufel, das brennt ja wie Drachenfeuer, das ätzt ja sogar einem Ork den Dreck aus der Arschritze! Noch einen und alles ist vergessen.“, Corin schmeckte das hochprozentige Zauberwasser anscheinend besonders gut. Unverständlich, dass er nach dessen Genuss so oft husten musste.

      „Na das habe ich dir doch gleich gesagt und jetzt kippst du noch schnell den nächsten hinunter und

      dann machen wir ordentlich Stimmung! Jetzt sollte ohnehin bald ein Barde hier aufkreuzen, dann steppt der Bär.“, versicherte ihm seine kleine Schwester.

      Corin leerte sich noch zwei Gläschen hinein und plötzlich wirkte er wie ausgewechselt: „So! Es geht los, heute wird gefeiert! Wo ist der Barde? Hoffentlich hat er die Lieder von Justus Holzsee auf Lager!“

      „Wir sind nicht zum Feiern hier! Hast du schon vergessen, wer wir sind? Vater wäre darüber sicherlich nicht erfreut!“, wurde Nevin ernst.

      Da fiel ihm Corin sofort ins Wort: „Ach papperlapapp, plappere nicht so viel herum und gönne dir das nächste Glas, Bruderherz.“

      „Das ist der Bruder, den ich so liebe! Endlich kommst du in Fahrt! Kleiner Nevin, du musst noch viel lernen.“, äußerte sich die liebe Maya.

      „Du bist schon wieder betrunken, und das ist nicht gut!“, antwortete Nevin.

      Die Stimmung wurde immer ausgelassener und dann hatte Maya einen genialen Einfall: „Siehst du das schwarzhaarige Fräulein am Tresen, Corin? Die sieht schon die ganze Zeit zu dir rüber. So gaffen sonst nur hungrige Greifen ein paar Ziegen an.“

      „Nein, nein, ich glaube, dass das keine gute Idee ist.“, entgegnete ihr Corin.

      „Aber natürlich! Und los geht’s!“, drängte Maya und zehrte danach ihren Bruder vom Stuhl.

      „Was ist, wenn das wieder so eine Dame ist, die Geld dafür verlangt?“, fragte Corin, als ihn Maya einen kräftigen Stoß gab.

      Seine Schwester lachte und meinte: „Dann zahlst du eben, Vater wird uns morgen ohnehin einen ordentlichen Patzen Nobel geben.“

      Nevin griff sich erneut auf seine Stirn und fragte: „Muss das denn immer sein, Maya? Können wir nicht einmal gemütlich beieinandersitzen?“

      Maya klopfte ihm auf den Rücken und befahl: „Du trink jetzt gefälligst mehr, sonst besorg ich dir auch so ein Rendezvous!“

      „Um Himmelswillen, bitte nicht. Ich trinke ja schon, keine Sorge.“, sprach ihr kleiner Bruder. Ja, er war dabei ein bisschen ängstlich.

      Am Tresen angekommen, lehnte sich Corin eben gegen diesen und spähte die empfohlene Schönheit aus. Dann setzte er seinen besten Blick auf und sprach mit einem breiten Grinsen zur der edlen Lilie: „Ich war schon in sehr vielen Zwergenreichen, habe deren schönsten Schätze gesehen, aber nichts dort hat auch nur annähernd so gefunkelt wie Eure Augen.“

      „Oh, ein Romantiker der alten Schule, darauf steht jede Frau.“, antwortete sie auf seinen genialen Anmachspruch, den ihr übrigens auch gerne einmal ausprobieren dürft. Der funktioniert zu 99,9%, das garantiere ich euch. Aber zurück zu Corin und seiner Lady.

      Corin musste dann selbstverständlich noch einen nachlegen: „Ich bitte Euch, Ihr seid doch keine Frau, Ihr seid eine Dame. Habt Ihr hier eigentlich schon den Spezial-Met gekostet? Extra von den Farvang Inseln importiert, ein Gedicht sage ich Euch. Es würde mich wahrlich erfreuen, wenn ich Euch einen Krug davon ausgeben darf.“

      „Spendabel seid Ihr auch noch, Ihr gefällt mir ja immer besser. Womit verdient Ihr denn Eure Nobel?“, wurde die holde Maid neugierig.

      Der güldene Jüngling zwinkerte ihr zu und sagte: „Das darf ich Euch nicht sagen, nur so viel, dass wir einen kleinen Familienbetrieb führen.“

      Da wurde die Dame im noblen roten Seidenkleid wunderfitzig: „Oh, ein Geschäftsmann?“

      „So in der Art. Seid doch so gütig und nennt mir Euren Namen, ich bin überzeugt, dass er genauso schön ist wie Ihr.“, baggerte Corin weiter und strich dabei sanft über ihren Arm.

      „Nennt mich doch einfach Pea und wie darf ich Euch nennen?“

      Corin sah ihr tief in ihre glitzernden Augen und sagte: „Ihr könnt mich nennen, wie Ihr wollt, aber nehmen wir heute doch einfach Jesper, Jesper von Brandenberg. So sagt Pea, wollt Ihr Euch zu uns an den Tisch setzen? Im Sitzen trinkt und redet es sich besser.“

      „Aber nicht zu lange, guter Jesper, denn ich will ja heute noch Euren morgenfrischen Tau auf meinen lubrifizierten Rosenblättern empfangen.“, sprach sie mit einer ganz besonders charmanten Stimme.

      Na bitte, da war jetzt auch einmal ein bisschen Erotik dabei, so etwas darf ja auch nie fehlen.

      Wie ihr euch sicherlich vorstellen könnt, wurde das noch ein ziemlich lustiger und vor allem feuchtfröhlicher Abend. Nach dem elften Schnaps tanzte dann Maya wieder auf dem Tisch. Sie konnte einfach nicht anders, immerhin spielte der Barde ihr Lieblingslied: „Wecke mich auf“ vom elfischen Komponisten Iiciva.

      „Hey Maya, pass ja auf!“, meinte Corin zu seiner tanzenden Schwester und brachte den Heidelbeerschnaps lieber in Sicherheit. Und auch der introvertierte Nevin taute langsam auf und wurde von Maya auf den Dancefloor am großen Holztisch dazu geholt. Dieses Mal stürzte zum Glück niemand ab.

      Corin ging dann mit seiner Eroberung nachhause und zeigte ihr seine Briefmarkensammlung. Das ist eigentlich ziemlich witzig, denn damals gab es noch keine Briefmarken.

      Noch einmal zurück zu den drei Geschwistern: Die wirkten doch gerade wie ein paar ganz normale junge Menschen. Alkoholische Getränke, ein Aufriss, ein Tanz am Tisch, Spaß eben. Nette Leute, die einen schönen Abend in der Taverne verbrachten und einem die ganzen Sorgen, die in diesem Land herrschten, vergessen ließen. Auch wenn sie so wirkten, sie waren keine normalen jungen Menschen. Corin, Maya und Nevin waren die Kinder von Pero von Lunvahld.

      Und wisst ihr, wer Pero von Lunvahld war? Nein, weil ich es euch ja noch nicht erzählt habe!

      Pero war der oberste General der kaiserlichen Armee. Drei Mal dürft ihr nun raten, was unsere lieben neuen Freunde als Beschäftigung hatten.

      Richtig, alle drei waren ebenfalls in der Armee tätig. Corin erwähnte ja der hübschen Pea gegenüber das Familienunternehmen, so eine Art Familienunternehmen.

      Die liebe Maya genoss schon sehr früh eine der besten Nahkampfausbildungen im Kaiserreich und statt mit Puppen, spielte sie mit Schwert und Axt. Sie konnte es ohne Probleme mit mehreren Männern gleichzeitig aufnehmen und wenn es darauf ankam, dann stand es um ihr Gegenüber ziemlich schlecht. Aber sie war eben eine Frau und Frauen durften nicht an der Front kämpfen. Deswegen hatte ihr Vater viel bessere Pläne mit ihr. Maya war eine Spionin. Ein unschuldiges Mädchen, eine bessere Spionin konnte sich Pero nicht wünschen.

      Corin war ganz wie sein Vater, ein Krieger und ein künftiger Heeresführer. Trotz seines jungen Alters von gerade einmal 34, war er die militärische Karriereleiter schon weit nach oben geklettert und sollte eines Tages seinen alten Herren beerben.

      Er war tapfer,