M.B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 3 Ägypten


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frage ich leise, doch sie hebt den Kopf und sieht mich mit weitaufgerissenen Augen an.

      „Wie bitte? Deine schönen braunen Wellen? Niemals!“ sagt sie entrüstet und wuschelt dabei durch mein Haar.

      „Darling! Bitte! Sie werden durch die Chemotherapie ohnehin ausgehen und mir wäre es lieber sie gleich ganz kurz zu schneiden, bevor ich jeden Tag Büschel davon in Händen habe wenn ich mir an den Kopf fasse.

      Wir werden uns leider daran gewöhnen müssen, dass ich eine Zeit lang eine Glatze haben werde. Aber Dr. Spector versicherte mir, dass sie wieder wachsen werden, wenn die Therapie vorbei ist.“ sage ich leise, wobei mir dabei selbst die Tränen in den Augen stehen.

      „Nein! Ich kann das nicht!“ schüttelt sie heftig mit dem Kopf und beginnt wieder zu weinen.

      „Warum muss ausgerechnet uns das passieren? Warum du? Warum dürfen wir nicht einfach nur glücklich sein, so wie andere Menschen auch?“

      Sie drückt ihr Gesicht an meinen Hals und fängt erneut heftig zu weinen an.

      Shit!

      Ich hätte lieber den Mund halten sollen, aber nun ist es schon passiert und ich versuche verzweifelt sie durch sanftes Streicheln über den Kopf und ihr wunderbares Haar zu beruhigen.

      Es gelingt mir allerdings nur mäßig, bis es verhalten an der Tür klopft und sich nach meinem „Herein!“ ein kurzer fransiger pflaumenfarbiger Haarschopf durch den Türspalt schiebt.

      „Hey! Bruderherz! Was machst du denn für Sachen? Musst du uns alle so erschrecken?“ kommt es von dort, in der gewohnten Lautstärke meiner Schwester.

      Saundra löst sich augenblicklich erschrocken von mir und wischt sich nervös die Tränen aus dem Gesicht, während ich von der Bettkante rutsche und mich vor meiner Schwester aufbaue.

      „Kylie!“ rufe ich trotz aller Trauer möglichst freudig aus.

      Sie lässt ihre überdimensionale schwarze Handtasche, die eher aussieht wie ein halber Seesack auf den Boden neben dem Bett fallen und umarmt mich stürmisch.

      „Mann, Mann, Mann! Du lässt es ja mal wieder krachen! Muss das sein? Hätte diese verdammte Vergiftung im Dschungel nicht schon gereicht?

      Musst du ausgerechnet mit so etwas noch eins drauf setzen?“ fragt sie und schiebt mich von sich, um mir ins Gesicht zu sehen.

      „Bist ganz schön blass um die Nase herum, Bruderherz! Das ist gar nicht gut!“ sagt sie, gibt mir einen geschwisterlichen Schmatz auf den Mund und wendet sich Saundra zu, indem sie ihr die Hand reicht.

      „Hi! Ich bin Kylie, Matts Schwester und du bist sicher Saundra? Mum hat mir schon von dir erzählt, sie mag dich anscheinend sehr und Dad redet ohnehin nur noch von ‚seinem Mädchen‘! Sag‘ mal Matt, wirst du da nicht eifersüchtig?“ sprudelt es aus ihr heraus und ein kurzer Seitenblick auf Saundra sagt mir, dass sie mit Kylies Redefluss völlig überfordert ist.

      Abwehrend hebe ich daher kurz die Hände.

      „Langsam Kylie! Langsam! Ja, das ist Saundra, die Frau meines Lebens und ich liebe sie sehr. Also begegne ihr mit ein wenig Respekt und nein ich bin nicht eifersüchtig auf Dad, weil ich weiß, dass Saundra nur mich liebt.“ antworte ich und bedenke Saundra mit einem kurzem Blick und leicht lächelnden Mundwinkeln.

      „Zum anderen wollte ich bestimmt ‚keins draufsetzen’, so wie du es ausdrückst…“ kurz mache ich eine kleine Pause, nehme wieder einen ernsteren Ausdruck an und schlucke hart.

      „… ich habe mir das verdammt noch mal nicht ausgesucht Kylie und wüsste auch etwas Schöneres. Aber ich freue mich wahnsinnig, dass du da bist.“ sage ich liebevoll und denke dabei komischerweise an das entstehende Spielzimmer in Lafayette Hill.

      Gleichzeitig frage ich mich jedoch, ob ich es jemals sehen und vor allem benutzen werde.

      Kylie geht vor mir in die Hocke, setzt eine Leidensmine auf und antwortet etwas leiser.

      „Sorry! Bruderherz! Das war nicht so gemeint, aber du kennst mich doch! Ich wollte euch nur ein wenig aufmuntern.“

      „Schon gut Schwesterlein, du weißt doch genau, dass ich dir nicht böse sein kann.“ raune ich, ziehe sie dabei an den Oberarmen wieder nach oben und nehme sie herzlich in die Arme, wobei ich sie hin- und herwiege und ihren vertrauten Geruch tief in mich aufsauge.

      „Wie geht es dir?“ frage ich und blicke ihr dabei in die stahlblauen Augen, wobei mir auffällt, dass wir doch eine große Gemeinsamkeit haben … die Augenfarbe.

      „Du hast dich seit Weihnachten kaum noch bei mir gemeldet. Bist du so sehr im Stress, dass du nicht einmal mehr Zeit hast deinem Bruder eine E-Mail zu schreiben?“

      „Ach du und Mum mit euren blöden E-Mails! Das dauert doch alles viel zu lange. Heutzutage macht man so etwas über WhatsApp, aber ich weiß ja dass ihr beide es mit den Mobile Phones nicht so habt.

      Wenn ihr euch nicht langsam daran gewöhnt, seid ihr irgendwann von der Welt abgeschnitten. Mann, ihr müsst mit der Zeit gehen und euch mehr an die neue Technik anpassen, sonst seid ihr irgendwann verloren.“ plappert sie darauf los.

      Saundra schaut immer noch verständnislos von einem zum anderen und wagt es nicht Kylies Ausführungen zu unterbrechen.

      „Kylie! Das ist im Moment auch gar nicht wichtig! Ich habe dich gefragt wie es dir geht, also gib‘ mit bitte eine Antwort darauf.“ sage ich ruhig und sehe ihr dabei fest in die Augen.

      „Mir? Och mir geht es rundherum super! Im Job läuft es toll, ich bin gerade eben mit der Programmierung für ein CAD-Programm betraut worden, was zwar sehr anspruchsvoll, aber auch sehr interessant ist.“ erzählt sie, wird jedoch plötzlich ernst und fragt im Gegenzug.

      „Wen interessiert es eigentlich wie es mir geht? Wie geht es dir eigentlich gerade? Sorry! Das war vorhin nicht so gemeint mit dem ‚eins draufsetzen‘.

      Ich weiß ja durch Mum und Dr. Spector, dass es diesmal ziemlich ernst sein soll. Das wollte ich nicht Matt! Nie! Du bist mein Bruder und ich liebe dich, deshalb bin ich auch gleich gekommen und hoffe sehr, dass ich dir helfen kann.“

      Mit einem weiteren Seitenblick auf Saundra winke ich mit einem leichten Kopfschütteln ab und warte auf die Reaktion in Kylies Gesicht, ob sie mich verstanden hat.

      „Ach, das wird schon wieder werden! Du kennst mich doch, ich bin ein Kämpfer!“ antworte ich und setze mich erneut neben Saundra, um sie in den Arm zu nehmen.

      „Wolltest du nicht Lázló anrufen sobald wir das Ergebnis der Untersuchung haben, Darling?“ frage ich leise.

      „Ach ja!“ flüstert sie halb apathisch und lächelt Kylie schief an.

      „Ich gehe dazu am besten ins Bad.“

      Sie sucht kurz nach ihrem iPhone in ihrer Handtasche und verschwindet damit im Bad.

      Kylie zieht die Augen zu Schlitzen zusammen, nachdem Saundra die Tür hinter sich zugemacht hat und fragt argwöhnisch.

      „Matt! Ich kenne dich doch, wie geht es dir wirklich?“

      „Scheiße, geht es mir Kylie! Wie soll es mir schon gehen? Meine Gefühle fahren gerade Achterbahn, die ewige Müdigkeit macht mich wahnsinnig und ich fühle mich, als wäre ein Panzer über mich hinweggerollt, aber ich muss trotzdem stark bleiben…“ sage ich in dem selben Moment, als ein lautes Schluchzen und Weinen aus dem Bad zu hören ist, was meinen Körper angespannt zusammenziehen lässt.

      Saundra hat Lázló offenbar telefonisch erreicht und ich würde am liebsten zu ihr eilen, um sie in den Arm zu nehmen.

      „Wegen ihr?“ fragt Kylie und zeigt mit ihrem Kopf Richtung Bad.

      „Du liebst sie sehr, nicht wahr?“

      „Ja, Schwesterherz! Wegen ihr!“ flüstere ich und sehe ihr dabei mit gerunzelter Stirn und trüben Gedanken in die Augen.

      „Sie hat es ohnehin