M.B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 3 Ägypten


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am Telefon erzählt … von ihrer Vergewaltigung, dem ungewünschtem Kind und so weiter und von ihrem Vater und jetzt auch noch deine Leukämie! Das würde sogar mich aus der Bahn werfen.“ sagt sie besorgt, doch überschwänglich wie Kylie eben ist, nimmt sie mich erneut in die Arme und drückt mich wie verrückt, so dass mir fast die Luft web bleibt.

      „Kylieee!“ rufe ich kurz aus und löse mich wieder von ihr.

      „Du erdrückst mich ja! Dann bin ich eventuell noch viel schneller tot als dir lieb ist.“ versuche ich zu scherzen.

      „Nein, das will ich natürlich nicht! Ich möchte meinen Lieblingsbruder gerne noch eine Weile … nein noch sehr viele Jahre, behalten.“ sagt sie einfühlsam, während sie in meinen Haaren wuschelt und mir direkt in die Augen sieht.

      Erneut dringt ein Schluchzen durch die Badezimmertür und es drückt mir das Herz ab, das sich zu einem Klumpen zusammenzieht, wobei mir Tränen in die Augen treten.

      „Ich kann es kaum ertragen Saundra so traurig zu erleben und sie sagte erst vorhin, dass sie mit mir gehen will, falls ich sterben sollte. Das kann ich doch nicht zulassen…“ sage ich tränenerstickt und fahre leise fort.

      „… ich liebe sie von ganzem Herzen und ich will, dass sie glücklich ist. Ich wollte sie heiraten Kylie, aber ich habe keine Ahnung, was jetzt daraus wird!?“ flüstere ich halb flehend und halb fragend.

      Kylie setzt sich neben mich und nimmt nun mich in den Arm und wiegt mich hin und her.

      „Ach, komm‘ schon Bruderherz! Du wirst wieder gesund werden und dann kannst du deine Saundra meinetwegen jedes Jahr aufs Neue heiraten!

      Aber für das erste Mal musst du unbedingt mir die Planung überlassen. Am besten fange ich gleich morgen damit an, denn das kostet unheimlich viel Zeit.

      Ach egal jetzt! Ich mache mir auf jeden Fall meine Gedanken darüber und ihr beide werdet mit Sicherheit die schönste Hochzeit aller Hochzeiten Amerikas feiern, die es je gegeben hat.“ sagt sie und lässt nach ihrem Redeschwall endlich wieder locker und sieht mir erneut in die Augen.

      „Hey, Bruderherz! Es wird alles wieder gut werden, dessen bin ich mir sicher, also lass‘ den Kopf nicht hängen, du packst das schon.“

      Etwas belustigt über die Art meiner Schwester schüttle ich leicht lächelnd den Kopf.

      „Nun mach‘ einmal langsam mit deinen Hochzeitsvorbereitungen! Ich habe Saundra ja noch nicht einmal einen Antrag gemacht und du redest dich leicht, denn du bist nicht in der gleichen Situation wie ich, aber egal jetzt. Ich habe eine ganz andere Bitte an dich!“ raune ich leise.

      „Okay! Schieß los! Du weißt ganz genau, dass ich meinem einzigen Lieblingsbruder nichts abschlagen kann.“ lächelt sie verhalten.

      „Rasiere mir bitte die Haare zu einer Glatze! Ich werde durch die Chemotherapie sowieso alle Haare verlieren und es wäre mir lieber wenn sie gleich weg sind, als wenn ich sie mir büschelweise ausrupfen muss wie bei einem Huhn.

      Saundra hatte ich schon darum gebeten, aber sie schafft es emotional nicht! Bitte Kylie, tu‘ mir den Gefallen!“ bitte ich sie mit Tränen in den Augen.

      „Puuh!“ schnauft sie auf und wischt sich mit beiden Händen über das Gesicht.

      „Allerliebster Bruder, das wird auch für mich nicht leicht, denn du weißt wie sehr ich deine braunen welligen Haare liebe und gern ich darin herumwuschle.

      Aber wenn es nicht anders geht, dann mache ich eben für deine Saundra die böse Schwester, auch wenn ich sie kaum kenne und rasiere dir den Kopf.“

      Kylie hat in diesem Moment selbst Tränen in den Augen, als ich ihr den Langhaarschneider reiche, welchen ich schon heute Morgen aus dem Bad entführt habe, noch bevor Dr. Spector mit seiner vernichtenden Diagnose erschienen ist.

      „Okay! Dann machen wir es am besten gleich!“ sagt sie tief einatmend, zieht einen Stuhl freistehend in die Mitte des Raumes und bedeutet mir mit der Hand mich darauf zu setzen.

      „Denn wenn ich anfange darüber nachzudenken, schaffe ich das auch nicht.“

      Sogleich ziehe ich mein T-Shirt über den Kopf und setze mich mit nacktem Oberkörper auf den Stuhl, bis Kylie eine Steckdose sucht und den Langhaarschneider surren lässt.

      Sie fängt am Scheitel an einen breiten Streifen meines Haares von vorne nach hinten abzurasieren und sagt kaum hörbar.

      „Dr. Spector hat mich übrigens auch um etwas gebeten!“

      „Dich? Worum hat er dich denn gebeten?“ frage ich, während Kylie einen weiteren Streifen Haar abrasiert.

      „Er meinte die Chemotherapie macht dich mit großer Wahrscheinlichkeit unfruchtbar und es wäre wichtig, dass du noch Sperma abgibst das eingefroren werden soll für den Fall der Fälle.

      Aber er sagt du willst das nicht machen, weil ihr sowieso keine Kinder wollt und Saundra offenbar auch keine mehr bekommen kann.

      Aber ich finde du solltest das trotzdem unbedingt machen. Denn wer weiß, ob du ewig mit Saundra zusammen bist oder vielleicht denkt ihr in ein paar Jahren schon ganz anders über das Thema.“ wiederholt sie fast Dr. Spectors Worte.

      „Kylie!“ unterbreche ich sie scharf.

      „Sollst jetzt du mich etwa dazu überreden? Saundra kann keine Kinder mehr bekommen, außerdem fühle ich mich momentan wirklich nicht in der Stimmung mir einen runter zu holen.“

      „Matt!“ sagt sie nun ebenfalls bestimmt und rasiert einen Streifen nach dem anderen von meinem Kopf.

      „Dr. Spector hat doch Recht! Du hast eine wunderschöne Frau an deiner Seite, da dürfte das doch kein Problem sein.

      Mensch! Du bist noch jung und du wirst noch sehr lange leben, also versucht es doch wenigstens! Wer weiß, was euch noch erwartet im Leben!“ mault sie mich fordernd an, als sie an die Feinheiten meines neuen Haarschnittes geht und braune wellige Büschel von meinem Oberkörper auf den Boden wischt.

      „Ich werde auch Mum und Dad solange von euch fernhalten, denn die werden auch bald wieder hier sein und ihre Gewebeproben abgeben.

      Bitte Bruderherz, du bereust es später vielleicht.“

      Kylie macht den Langhaarschneider aus und wischt mit der Hand über meinen Kopf, der sich nun ziemlich kalt anfühlt.

      Zudem klopft sie mit den Händen meinen Oberkörper ab und bläst mit dem Mund noch einige Haare weg.

      „So Auftrag erledigt und weißt du was?“ sagt sie und betrachtet mich prüfend.

      „Es steht dir gar nicht so schlecht. Nun kommt endlich dein, für einen Mann, sehr schönes Gesicht so richtig zur Geltung.“

      Kylie stellt sich vor mich und streichelt mit ihren feingliedrigen Händen über meine neue Glatze und mein Gesicht, woraufhin sie mir einen sehr liebevollen schwesterlichen Kuss auf die Stirn gibt.

      „Du schaffst das! Ich weiß es!“ sagt sie seufzend und mir war schon gar nicht mehr bewusst, dass sie auch flüstern kann.

      In diesem Moment geht die Badezimmertür leise und zögernd auf und Saundra betritt nachdenklich das Zimmer, als sie auch schon augenblicklich erschrocken stehen bleibt.

      Kapitel 5

      Tränen treten in ihre Augen und sie schüttelt ungläubig den Kopf.

      „Nein! Was hab ihr denn gemacht? Nein!“

      Sie stürzt unvermittelt auf mich zu, wobei Kylie geistesgegenwärtig einen Schritt zur Seite tritt und Saundra lässt sich vor mich auf die Knie fallen.

      Sie nimmt die am Boden liegenden Haare in ihre Hände und sieht mir weinend ins Gesicht.

      „Nein!!!“

      „Nicht doch, Baby!“ flüstere ich tröstend und ziehe sie an den Oberarmen zu