M.B. Bolder

Somber Side of Love - Teil 3 Ägypten


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anfangs lustlos an der Suppe löffelt.

      „Wann hast du das gemacht?“ frage ich in die bedrückende Stille.

      „Was?“ fragt sie und sieht mich mit runzelnder Stirn an.

      „Dass du meine Wohnung hast überprüfen lassen?“ antworte ich fragend.

      „Schon während des Fluges zurück in die USA! Man soll zwar nicht online sein während des Fluges, aber man kann angemeldete Faxe absenden und das habe ich gemacht.

      Wir haben da einen Sicherheitsdienst, der schon jahrelang für Dad arbeitet und absolut zuverlässig ist.

      Es hat zwar etwas gedauert bis sie von New York aus tätig werden konnten, aber vor etwa zwei Stunden hatte ich die Bestätigung auf meinem iPhone, dass alles in Ordnung sei und nur die Putzfrau Mrs. Thornton ihren Dienst ordnungsgemäß erledigt.“ klärt sie mich auf.

      „Ach, schon während des Fluges!“ stelle ich fest und lehne mich zurück.

      „War meine Mum sehr sauer, weil ich sie so abblitzen ließ?“ lenke ich nun das Gespräch in eine andere Richtung, denn meine anderen Bedenken haben sich mit ihrer Antwort weitgehend erledigt.

      „Laura? Nein, ich denke nicht! Sie hat ja selbst gesehen, dass es dir nicht gut ging und du mehr am Schlafen warst. Sie kommt später noch einmal, kurz vor der Chemo und Kylie und ich konnten sie zum Glück überreden dir keine Pyjamas zu kaufen…“ lächelt sie, stockt kurz in ihrer Rede und sieht auf ihre Armbanduhr.

      „… deshalb werde ich mich jetzt auf die Socken machen und dir etwas Bequemeres zum Anziehen holen, bevor ich meinen Termin bei Dr. Perez habe, beziehungsweise du bei Dr. Spector.“

      Saundra steht schnell vom Tisch auf und sucht nach einer Jacke, bevor sie die beiden Koffer zumacht und sie hoch wuchtet um sie nach draußen zu ziehen.

      „Saundra, nun warte doch!“ versuche ich sie aufzuhalten.

      „Du hast kaum etwas gegessen! Soviel Zeit muss sein! Wenigstens einer von uns beiden muss doch bei Kräften bleiben!“ bitte ich sie verzweifelt, wobei mir augenblicklich selbst der Appetit vergeht und mein Besteck fallen lasse.

      Sie schluckt hart und sucht mit feuchten Augen einen Ausweg.

      „Ich kann nicht Matt! Die ganze Situation schnürt mir im Moment alles zu. Ich weiß nur, dass ich für dich da sein werde, so wie du vor ein paar Tagen für mich da warst…“ sie lässt die Koffer wieder fallen und kniet sich vor mich hin.

      „Ich liebe dich über alles…“ flüstert sie während sie ihren Kopf in meinem Schoß birgt.

      „… und ich werde alles tun, dass es dir einigermaßen gut geht, aber mehr kann ich im Moment nicht machen. Alles andere liegt bei Dr. Spector, der Klinik und an einer geeigneten Stammzellenspende.“

      Sie weint erneut und klammert sich an mich wie eine Ertrinkende.

      „Komm‘ schon Baby!“ sage ich sanft und ziehe sie an den Oberarmen empor.

      „Wir! … Nein DU! musst jetzt stark bleiben … ich weiß durchaus, dass ich augenblicklich viel zu viel von dir verlange, aber du darfst jetzt nicht verzweifeln.

      Dr. Perez wird dir helfen, auch wenn es nicht einfach werden wird, aber ich brauche dich JETZT! Verstehst du?

      Ich wollte eigentlich für dich da sein um dir zu helfen dein Trauma zu verarbeiten…“ sage ich betrübt und schüttle ich mit dem Kopf.

      „… aber ich schaffe das nicht, solange ich um mein eigenes Leben kämpfen muss! …

      Nein, das stimmt nicht! Ich werde um unser beider Leben kämpfen, aber du musst mir helfen, allein schaffe ich das nicht. Ich brauche dich Saundra!“ raune ich und sehe tief in ihre grünen Augen.

      „Ich werde ebenso für dich da sein, denn ich brauche dich genauso wie die Luft zum Atmen! Genau deswegen werde ich jetzt gehen und dir etwas Warmes zum Anziehen holen!“ flüstert sie.

      Sacht löst sie sich wieder von mir, lenkt mich wie ferngesteuert auf das Bett und deckt mich sorgfältig zu, wobei sie keinen Zoll meines Körpers auslässt, um mich mehr oder weniger in die Zudecke einzurollen.

      Nachdenklich starre ich an die Decke und denke erneut darüber nach, warum ausgerechnet ich so eine Krankheit bekommen musste.

      Seit ich Lázló und Saundra zum ersten Mal begegnet bin kämpfe ich inzwischen zum dritten Mal um mein Leben und ich habe zwei lebensgefährliche Situationen hinter mir.

      Nach so viel Action hatte ich mich eigentlich gar nicht gesehnt, aber im Gegensatz dazu war mein Leben vorher ziemlich langweilig und ohne große Höhepunkte.

      Es dauert allerdings nicht lange bis Schwester Megan mir noch einmal Blut abnimmt und einen Becher Urin verlangt, was ich schweigend über mich ergehen lasse und mich frierend wieder in die Decke einrolle.

      Nach etwa zwei Stunden ist Saundra mit meiner Reisetasche zurück und schüttelt zunächst mit dem Kopf.

      „Was ist denn los Darling?“ frage ich halbwegs belustigt.

      „Mann, war das ein Verkehr heute! Zum Glück musste ich nicht selbst fahren, sondern nur der Taxifahrer, sonst wäre ich ausgerastet.

      Heute sind lauter Idioten auf der Straße und dann bin ich natürlich prompt Mrs. White in die Arme gelaufen, die alles haarklein genau wissen wollte.

      Mrs. Thornton hat gerade die Fenster geputzt und sich natürlich gleich auf die beiden Koffer gestürzt und die Waschmaschine angeworfen.

      Die hat auch nach dir gefragt, also musste ich sie ebenfalls aufklären. Immerhin wollen die beiden auch kommen, um sich typisieren zu lassen und sie wollen gleichzeitig auch die ganze Nachbarschaft mobilisieren.“ sagt sie genervt und öffnet den Reißverschluss der Reisetasche.

      „Außerdem werde ich dir in den nächsten Tagen, wenn ich Zeit habe, anständige Jogginganzüge kaufen. Dieser billige Walmart-Krempel ist ja nicht auszuhalten. Es hat schon ewig gedauert bis ich die überhaupt gefunden habe…“ mäkelt sie herum.

      „Hey! Mein Kleiderschrank ist aufgeräumt!“ unterbreche ich sie entrüstet.

      „Das schon!“ sagt sie und zieht einen dunkelblauen flauschigen Hausanzug aus der Tasche.

      „Aber oft hast du die Dinger scheinbar nicht an, weil die ganz hinten einsortiert waren.

      Jedenfalls wird Mrs. Thornton heute bestimmt Überstunden machen, denn alles andere habe ich einfach auf dem Bett verteilt liegen lassen.“ grinst sie und baut sich vor mir auf.

      Belustigt schmunzle ich zurück und schüttle mit dem Kopf, denn ich kann mir das Chaos gut vorstellen das sie hinterlassen hat.

      „So raus jetzt mit dir, zieh dir das über! Ist dir immer noch kalt?“ fragt sie nun wieder ernst.

      „Ja etwas!“ antworte ich und schlüpfe in die Hose.

      „Ach ja!“ sagt sie und greift sich mit der Hand an die Stirn.

      „Ich habe ja auch dicke Socken eingepackt, denn mit warmen Füßen ist die halbe Miete meistens schon gewonnen.“

      Sie kramt noch einmal in der Tasche, während ich das Sweatshirt überstreife und hält mir Tennissocken aus Frottee unter die Nase, die ich schon Jahre nicht mehr anhatte.

      „Wo hast du die denn ausgegraben? Die hatte ich schon ewig nicht mehr an, solche Socken hat heute niemand mehr an.“ frage ich erstaunt und Saundra lacht kurz auf.

      „Ganz hinten in deinem Sideboard, aber wärmere Socken habe ich leider nicht gefunden!“ antwortet sie grinsend.

      „Lass mich raten!“ sage ich schmunzelnd, während ich sie anziehe.

      „Du hast Mrs. Thornton auch beim Sideboard das reinste Chaos hinterlassen.“

      „Ja!“ tut sie unschuldig und lässt ihre grünen Augen kurz aufblitzen.

      „Das