sagte Pope zu seinem Berater streng und wand sich dann an Florian: «Kommen Sie her. Schauen Sie es sich an ...»
Florian starrte abwechselnd auf die Bildschirme. Es waren Luftaufnahmen. Interessiert schaute er sich die Bilder an: «Sind die von einem Satelliten?»
«Nein!», meinte Mayer: «Das sind Aufnahmen von Drohnen!»
«Darf ich Ihnen vorstellen. Unser IT-Spezialist Mayer!», erläuterte Pope.
«Okay, und das ist in Echtzeit?»
«Nein, das haben wir für sie aufgezeichnet!», schimpfte Johnson.
«Herrje, lassen Sie ihre spöttischen Bemerkungen!», sagte Pope streng und schaute auf die Uhr: «Sie müssen ohnehin gehen. Vermutlich werden Sie unten am Hafen schon erwartet.»
Johnson nickte stumm und ging dann aus dem Raum.
«Tut mir leid!», erklärte Pope: «Er ist manchmal wie ein Pitbull. Unberechenbar!»
Florian nickte ihm dankbar zu: «Woher soll ich das wissen? Das sieht man doch nicht ...»
«Alles Live!», erklärte der IT-Spezialist Mayer und zoomte eine Kamera näher heran.
Florian schaute auf den Bildschirm. Eine Frau war zu sehen. Sie ging am Strand entlang und sie wurde im Bild immer größer.
«Das ist es also, das Freiwild von dem sie gesprochen haben?», fragte Florian und starrte auf die großbusige Zuri: «Können Sie das noch näher heranzoomen?»
«Sicher!», sagte Maier, der IT-Spezialist und zoomte die junge Afrikanerin heran.
«Heilige Scheiße!», sagte Florian: «Und wo befindet die sich?»
Maier stand auf und zeigte auf die Karte: «Hier im Osten der Insel. Am Malea Beach. Sie geht jetzt in Richtung Norden!»
«Was hat sie vor?», fragte Florian.
Maier zuckte mit den Achseln: «Woher soll ich das wissen? Sie geht in jedem Fall Richtung Golden Beach. Der liegt im Norden. Und dort haben wir eine weitere junge Frau ausgesetzt. Mariá aus Chile!»
«Können Sie die auch heranzoomen?»
Der IT-Spezialist nickte: «Selbstverständlich!»
Golden Beach
Wann würde die Jagd beginnen?
Mariá hatte längst begriffen, dass sie das Jagdopfer sein würde. Sie und andere Frauen. Es war nur ein «Spiel» hatte man ihr erklärt. Sie hatte es lange nicht begriffen. Im Endeffekt hatte sie es nicht wahrhaben wollen. Dass man sie auf einer Insel aussetzte und sie schließlich gejagt wurde.
Bitte, lieber Gott ... hol mich hier raus ...
Immer wieder musste sie daran denken was war, wenn sie gefangen wurde. Von irgendeinem Perversling, irgendeinem Mann der sie dann ... oh Gott ... sie versuchte den Gedanken zu verdrängen.
Triff eine Entscheidung ...
Irgendwann würde es Nacht werden. Und bis dahin musste sie eine Entscheidung getroffen haben. Wohin sollte sie gehen? Wo sollte sie schlafen?
Hilflos schaute sie sich um und dann sah sie etwas ...
War da eine Frau, die in etwa 300 Metern auf sie zukam?
Es sah so aus ...
Mariá überlegte. Natürlich könnte sie sich verstecken und erst einmal abwarten. Aber was würde das bringen?
Sie entschied auf die Frau zuzugehen.
Hotel Resort
«Sie gehen aufeinander zu!», meinte Mayer und zoomte Mariá heran: «Das ist im Übrigen unsere Chilenin!»
«Sie ist blond!», erwiderte Florian überrascht.
Pope nickte: «Ja. Ihre Mutter ist eine Finnin. Deshalb. Aber sie kommt aus Chile. Aus einem kleinen Bergdorf. Ihre Cousine war eine unserer Frauen bei der ersten Frauenjagd. Sie hieß Sophia!»
«Sie haben das Ganze also tatsächlich schon gemacht!», murmelte Florian durchaus interessiert.
«Auf einer Insel. Etwa zehn Kilometer von hier. Aber nicht in dem großen Umfang. Dennoch. Unsere Zuschauer haben dieses Spiel geliebt.»
«Wie wurden die Frauen ausgewählt? Ich meine, wer macht so etwas mit?», fragte Florian.
Mayer schaute etwas unsicher zu seinem Arbeitgeber, dann aber sagte er: «Es gab ein Casting in Polen. Wir hatten insgesamt zehn Frauen die wir online vorgestellt haben. Per Livestream. Unsere Zuschauer haben dann abgestimmt und 6 Frauen gewählt.»
«Was meinen Sie mit "online vorgestellt"? Im Internet? So ganz offen?»
Mayer schüttelte den Kopf: «Nein. Im Dark Web.»
«Das heißt was?», fragte Florian.
«Sie kennen das Dark Web nicht?», fragte Mayer: «Das ist ein Teil des World Wide Web, der über normale Suchmaschinen nicht auffindbar ist. Inhalte die nicht frei zugänglich sind.»
«Davon habe ich noch nichts gehört!», gab Florian zu.
Mayer schüttelte den Kopf: «Ist auch irrelevant. In jedem Fall wurde dabei abgestimmt und wir haben die Frauen auf die Insel geschickt.»
«Sie bekommen eine Menge Geld!», fügte Pope hinzu: «Für jeden Tag, an dem sie es schaffen auf der Insel frei zu sein, eine große Summe. Das soll den Anreiz erhöhen, sich möglichst lange jagen zu lassen.»
«Das ist irgendwie wahnsinnig!», murmelte Florian.
Oder war es einfach nur krank? Pervers? Unmoralisch?
Die Tatsache war, dass es Florian reizte. Dieses Spiel, diese Jagd.
Golden Beach
Es war ein seltsames Gefühl für Mariá auf die Afrikanerin zuzugehen. Ein wenig war sie unsicher, aber dann traute sie sich auch die letzten Meter zu überwinden: «Hallo?!»
Zuri schaute sie an. Auch in ihren Augen spiegelte sich Unsicherheit wieder.
«Ich bin Mariá. Verstehst du mich?», fragte die Chilenin und schaute die Afrikanerin an.
Zuri zuckte mit den Achseln. Natürlich verstand sie kein Wort.
Mariá war froh endlich jemanden zu sehen, auch wenn sie gleich merkte, dass sie sich nicht unterhalten konnten.
«Damay seet su ma Yaii-boi», meinte Zuri: «Ich suche meine Mutter!»
«Tut mir leid!», seufzte Mariá auf spanisch: «Ich verstehe nicht!»
«Damay seet su ma Yaii-boi», wiederholte die Afrikanerin.
«Weißt du wo wir hier sind? Und vor allem was man mit uns vorhat. Man wird uns jagen!», sagte Mariá: «Verstehst du das?»
Doch Zuri verstand kein Wort. Sie zuckte mit den Achseln und schaute die spanisch sprechende junge Frau nur an.
«Hast du Hunger?», fragte die Chilenin und führte die Finger zum Mund.
Zuri nickte. Das hatte sie verstanden.
Mariá riss die Brotdose auf und gab der Afrikanerin eine Scheibe: «Es schmeckt gar nicht so schlecht!»
Zuri nahm es dankbar an und biss in das recht feste, dunkle Brot. Sie grinste: «Jёrёjёf!»
«Es schmeckt dir?», fragte Mariá: «Es gibt noch mehr. Iss ruhig, wenn du Hunger hast!»
Zuri nickte erneut und kaute genüsslich an dem recht faden haltbaren Brot.
«Wir sollten zusammenbleiben!», erwiderte Mariá, aber sie wusste natürlich, dass die Afrikanerin sie nicht verstand. Dennoch war sie froh, dass sie nun nicht mehr alleine war.
«Maa ngi tuda Zuri», meinte die Afrikanerin.
«Tut mir leid, ich verstehe nicht ...»
«Zuri!»,