Arik Steen

Hunting Prey


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saß auf einer der Stühle und schaute amüsiert auf den leicht übergewichtigen Italiener, der etwas behäbig aus dem Motorboot stieg und dann Richtung Landesinnere ging: «Ist das ihr Jäger?»

      Pope seufzte: «Zumindest heute. Er hat eine Menge dafür gezahlt der Erste zu sein. Ich habe schließlich zugestimmt!»

      «Eule, hier Delfin. Das wird definitiv nichts mit unserem Jaguar. Over!», kam die Stimme von Johnson durch das Funkgerät.

      «Jaguar ist der Jäger!», flüsterte der IT-Experte in Richtung Florian.

      Dieser nickte: «Ich habe es schon verstanden! Und der Delfin ist das Motorboot beziehungsweise Johnson!»

      «Hier Eule!», antwortete Pope: «Dass ist mir klar, Delfin. Deshalb wollen wir ja morgen einen anderen Jaguar losschicken! Over!»

      «Frage: Soll ich ihn irgendwie unterstützen? Over ...»

      «Nein!», befahl Pope: Bleiben Sie beim Boot. Over and out!»

      «Verstehen Sie jetzt, warum wir Sie als Jäger losschicken wollen?», fragte Mayer.

      «Ich denke schon, ja!», meinte Florian: «Und ich soll dann auch Gäste mitnehmen? So wie diesen ...» Er zeigte auf den Bildschirm.

      «Sergio!», meinte Pope: «So heißt der dicke Geschäftsmann aus Rom. Ab und zu sicherlich. Mir ist jedoch wichtig, dass die Show läuft. Morgen gehen Sie erst einmal alleine auf die Jagd ...»

      «Wenn ich zustimme!», sagte Florian.

      Pope schaute ihn von seinem Rollstuhl aus an: «Oh, ich denke, dass werden Sie!»

      Tief in jedem Mann steckt es: das Kind. Florian war kritisch gegenüber der ganzen Sache. Aber dass was er sah faszinierte ihn. Zog ihn in seinen Bann. Eine Jagd auf Frauen ... was für eine kranke, abartige Idee. Aber auch irgendwie verdammt verlockend.

      Glades of Prey

      Sergio war durchaus vorbereitet worden auf die «Menschenjagd». Er hatte drei Wochen lang Zuhause in Italien Schießen gelernt und Johnson hatte versucht ihm im Schnellkurs einige Taktiken beizubringen.

      Doch als es nun soweit war, schien er hoffnungslos überfordert. Er hielt das Betäubungsgewehr in seinen Händen, als wäre es aus purem Eisen und entsprechend schwer. Seine Hände schwitzten und seine wurstigen Finger krampften sich um Schaft und Gewehrkolben. Schon jetzt ging seine Atmung stoßweise. Die Hitze machte ihm zu schaffen. Anders als auf dem Felsen auf dem das Hotel stand, rührte sich hier vom Meer her kein einziges Lüftchen.

      Johnson hatte ihm als Tipp gegeben sich nicht um die beiden Frauen zu kümmern, die ihn bereits gesehen hatten. Insgesamt waren es immerhin sechs Frauen, die als Beute zur Verfügung standen. Doch der italienische Geschäftsmann wusste auch, dass die Insel relativ groß war. Johnson hatte ihm erklärt, dass er gut zwei Stunden brauchen würde um vom westlichsten Teil zum östlichsten Teil der Insel zu gelangen. Deshalb ging er auf den Ratschlag gar nicht ein, sondern machte sich tatsächlich auf die Verfolgung der beiden Frauen.

      Und wie das Leben manchmal so spielt: Das Glück schien ihm hold zu sein. Die Frauen waren flussabwärts gerannt statt landeinwärts Richtung See. Ein entscheidender Fehler. Auf die andere Seite konnten sie nur, wenn sie schwammen. Und am Strand gab es nur eine Richtung, zum Boot. Dort aber stand Johnson. Vermutlich hatten sie nicht erwartet, dass einer der beiden Männer zurückblieb. Jetzt sahen sie es. Auch wenn er nicht der Jäger war, so würden die Frauen sicherlich nicht in seine Richtung rennen.

      Sergio ging mit schnellen Schritten in die Richtung, in der die Frauen gegangen waren. Er hatte sich das anders vorgestellt. Dass er irgendwo im Gras lag und wartete bis die Beute vorbeikam. Und im Grunde war es auch anders geplant gewesen. Aber er musste nun das Beste draus machen.

      Der übergewichtige Mann grinste, als er die beiden nackten Frauen am Fluss, der das Süßwasser aus den Bergen erst durch den Cold Lake und schließlich in das Meer beförderte, stehen sah. Sie hatten ihren Fehler bemerkt und schienen hektisch nach einer Lösung zu suchen. Sergio kniete sich hin wie er es gelernt hatte. Etwa 50 Meter waren die beiden Frauen entfernt. Viel zu weit für ihn als Anfänger, aber das störte ihn nicht. Der erste Schuss fiel. Und ging daneben.

      Schnell lud der Italiener nach ...

      Panik erfüllte die beiden Frauen. Die Hellhäutige von ihnen sprang in die Fluten und schwamm durch den etwa drei Meter breiten Wasserlauf zum anderen Ufer. Die andere wusste in ihrer Verzweiflung nicht wohin, entschied dann wieder landeinwärts zu rennen. Direkt zwischen Johnson und dem Italiener hindurch. Immerhin hundert Meter lagen dazwischen.

      Johnson beobachtete erst amüsiert die Szene. Der übergewichtige Trampel kam ihm vor wie ein Nilpferd, dass ... nein! Johnson korrigierte seine eigenen Gedanken. Ein Nilpferd war verdammt schnell und vor allem ziemlich gefährlich. Auf Platz 6 im Tierreich was die Todesopfer anbelangte. Der Vergleich zu diesem Italiener wurde dem tierischen Flussbewohner einfach nicht gerecht.

      Dann sah er, wie Sergio plötzlich stürzte. Er fiel einfach um wie ein nasser Sack. Und die Afrikanerin Bia rannte direkt zwischen ihm beim Boot und dem Italiener Richtung Landesinnere. Er legte reflexartig mit seinem Gewehr an ...

      Ein Schuss fiel. Die Afrikanerin blieb erschrocken stehen. Ein letzter Adrenalinschub durchfuhr ihren Körper. Bia ging noch drei Schritte weiter, dann stürzte sie getroffen zu Boden. Das Betäubungsmittel wirkte schnell.

      Johnson rannte los. Allerdings nicht in Richtung Bia, sondern zu dem Italiener.

      Sergio atmete schwer, als Johnson bei ihm ankam. Der Berater von Pope schaute den Italiener kritisch an: «Alles in Ordnung?»

      «Ich ... ich krieg keine Luft mehr!», schnaubte der Mann.

      «Setzen Sie sich hin, verdammt!», befahl Johnson und holte dann das Funkgerät aus der Tasche. Er ging ein paar Meter weg und funkte: «Hier Delfin, wir haben ein Problem. Over!»

      «Hier Eule!», antwortete die Stimme von Pope. Natürlich hatte er die Szene auf dem Bildschirm verfolgt: «Was ist denn? Over!»

      «Hier Delfin. Keine Ahnung. Aber der Italiener kackt mir gerade ab. Vielleicht sollten Sie den Arzt schicken! Over!»

      «Warum haben Sie überhaupt geschossen, verdammt?», rief Pope in das Mikrofon.

      «Keine Ahnung, war so ein Reflex. Aber deshalb ist er nicht umgekippt.»

      Pope schien außer Sich: «Das ist mir schon klar... Bleiben Sie dort. Kümmern Sie sich um den Mann. Geben Sie ihm was zu trinken. Ich melde mich. Over und out!»

      Hotel Resort

      «Was ist passiert?», fragte Florian. Obwohl er mitgehört hatte und es auf dem Bildschirm sehen konnte.

      «Der idiotische Italiener hat Kreislaufprobleme oder Schlimmeres. Und bei all dem ganzen Mist hat Johnson auch noch auf Bia geschossen. Warum auch immer. Aber Sie haben es doch gesehen. Verdammt!»

      Florian starrte auf den Bildschirm. Er musste ein Schmunzeln unterdrücken. Die Szene kam ihm so unreal vor. So als würde ein Walross zwei Rehe jagen wollen ... das Bild kam ihm einfach in den Sinn. Nichts ahnend, dass Johnson vergleichbare Gedanken hatte.

      «Unsere Zuschauer sind enttäuscht!», meinte Mayer.

      Pope legte das Funkgerät zur Seite: «Was sagen sie denn?»

      Mayer schüttelte den Kopf: «Nun, die sind definitiv nicht so glücklich. Wir haben keinen guten Start. Leider. Unsere Zuschauer finden es einfach nicht gut, dass wir nachgeholfen haben. Dass Johnson nachgeholfen hat! Sie wollen eine authentische Jagd ...»

      «Verdammt!», rief Pope: «Eigentlich hätte es mir klar sein sollen. Wir hätten das dicke kränkliche Michelin-Männchen erst gar nicht losschicken dürfen ...»

      «Das wäre ja gar nicht so das Problem!», erwiderte Mayer: «Aber warum hat Johnson geschossen?»

      «Das würde ich auch gerne wissen!», murmelte der Milliardär und rollte mit seinem Rollstuhl einen Meter nach hinten: «Wir müssen uns etwas überlegen!»

      «Vielleicht