Norbert Buchner

Erwärmung und Wohlstand oder Abkühlung und Verfall


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Hochfläche und zum Entstehen der Halaf-Kultur in Obermesopotamien und der Yarmukia-Kultur in der Levante geführt hat. Als Folge stiegen die Seenspiegel auf einen Maximalwert an. Diese günstige Klimaphase hielt mit Schwankungen etwa 3 Jahrtausende an. Ihre Hochphase ist etwa auf 5200 bis 3000 v.Chr. zu datieren und ihr absolutes Ende auf 2700 v.Chr. Das heutige Libyen profitiert noch von der großen Feuchtperiode der Sahara, denn damals wurden umfangreiche unterirdische Wasserdepots aufgefüllt. Ehrgeizige moderne Bewässerungsprojekte stützen sich noch auf diese Vorräte.

      Für die frühe kulturelle Entwicklung Nordafrikas lassen sich zwei Zentren ausmachen. Eines sind die Länder entlang des Mittelmeers. Diese Kultur hat viele Ähnlichkeiten mit anderen des Mittelmeerraums, vor allem jener auf der Iberischen Halbinsel. Im Atlasgebirge findet man auf Felszeichnungen auch Menschenköpfe mit europiden Zügen. Das zweite Zentrum sind die Zonen in und südlich der Zentralgebirge der Sahara.

      Zeugnisse für eine künstlerische Tätigkeit – und zum Teil von großartiger Natur – haben diese Menschen von Anfang an hinterlassen und die Kunst der Jäger der Sahara überzieht fast vollständig die Massive der Zentralsahara. Die ältesten Ritzzeichnungen stellen ausschließlich wilde Tiere dar und sie geben uns einen Hinweis auf die Vielfalt der Tierwelt der Sahara in jener Zeit. Das am häufigsten abgebildete Tier ist bemerkenswerterweise der Elefant. Bekanntlich gab es zur Zeit Hannibals noch Elefanten in Nordafrika und die letzten Elefanten, kleinwüchsiger als in Zentralafrika, sind dort erst im 19. Jahrhundert ausgestorben. Weitere Tiere der damaligen Sahara, wie sie uns auf Felszeichnungen begegnen, waren Giraffe, Nashorn, Rhinozeros, Antilope, Schaf und rinderähnliche Tiere.

      Die ersten menschlichen Darstellungen aus dem südlichen Bereich zeigen Menschen mit großen Rundköpfen, oft mit einem ganz erstaunlichen naturalistischen Ausdruck. Einige Wissenschaftler glaubten in ihnen sogar Außerirdische zu sehen. Später, zur Zeit der Tierdarstellungen in den Zentralmassiven, vermieden die Menschen naturalistische Selbstdarstellungen. Im Tassili und im Hoggar finden sich nun Felsgravierungen von Antilopen, Vögeln und Katzen, aber auch schon zahlreiche schamanenhafte Wesen, Menschen mit Tierköpfen. Eine recht häufige Darstellung ist ein Mann mit einem Schakalskopf. Diese Zeichnungen weisen schon auf spätere ägyptische Götterfiguren hin. Vermutlich sind manche der späteren religiösen Vorstellungen Ägyptens schon in der Sahara entwickelt worden. Das Niltal war aber in dieser Zeit noch zu feucht für eine menschliche Besiedelung und die alljährlichen Fluten waren bis zu 7 Meter höher als in der modernen Zeit vor dem des Bau des Assuan-Staudamms. Lit. 13.10

      Mehr als ein Jahrtausend Klima-Misere nach der Mitte des 5. Jahrtausends v.Chr.

      Nach einer langen Zeit mit überwiegend günstigem Klima, in welcher in unterschiedlichen Regionen der Erde Kulturen zu einer bis vor kurzem nicht für möglich geglaubten Höhe aufblühten, wurde es in der zweiten Hälfte des 5.Jahrtausends v.Chr. wieder kühler, trockener und unfruchtbarer. Die Hauptursache der Klimaverschlechterung war wohl eine Häufung von Verfallphasen der Sonnenaktivität, welche schon in den letzten Jahrhunderten des 5.Jahrtausends v.Chr. einsetzten und mit großen Schwankungen fast im gesamten nächsten Jahrtausend anhielten mit drei Tiefstwerten zwischen 3600 und 3200 v.Chr. (Abb. 6). Zur Abkühlung trugen aber auch Serien von Vulkanausbrüchen bei, die vor allem gegen Ende dieser Periode zunahmen. Außerdem war die Sonneneinstrahlung auf die Nordhalbkugel der Erde entsprechend astronomischen Parametern vor 6000 Jahren wieder auf einen Wert gefallen, wie er zu Beginn des Übergangs von der letzten Eiszeit zur Nacheiszeit geherrscht hatte (Abb. 5) – wenngleich diese noch fast 5 % höher lag als in unseren Tagen.

      Die Zeitspanne von 4600 bis 3200 v.Chr. ist von insgesamt 6 tiefen Einbruchsphasen der Sonnenaktivität gezeichnet und sie zeigt hier neben der „Kleinen Eiszeit“ im 2.Jahrtausend n.Chr. insgesamt das tiefste Niveau der vergangenen 7500 Jahre (s.Abb. 6). Mehrfach vollführte sie auch Riesensprünge: immer wieder ließ eine Erwärmung in einer Phase hoher Sonnenaktivität Hoffnung auf bessere Zeiten aufkeimen, aber immer wieder folgten Abschwung und Klimaverfall!

      Die Folge waren Vorstöße von Eisbergen im Atlantik, welche schon in der zweiten Hälfte des 5.Jahrtausends v.Chr. begannen, mit Schwankungen fast das gesamte 4.Jahrtausend anhielten und erst um 3200 v.Chr. nach einem Tiefstwert ein ganz plötzliches Ende fanden (Abb. 10). Es war der stärkste und längste Vorstoß von Eisbergen innerhalb der letzten zehn Jahrtausende! Den Menschen stand also eine lange schwere Zeit bevor!

      Die Welt wurde unfruchtbarer: sinkende Methangehalte in Eisbohrkernen aus Grönland und der Antarktis zeigen dies klar an (Abb. 8). Sedimente aus einem Eifelmaar weisen schon um 4 400 v.Chr. auf einen scharfen Einbruch der Fruchtbarkeit hin und der organische Anteil von Einwehungen im Meeresboden westlich von Afrika fiel bis 4 250 v.Chr. auf einen recht niedrigen Wert ab. Nach Informationen aus dem Holz von süddeutschen Eichen entsprechen den beiden Minima der Temperatur um 4300 und 4100 v.Chr. (Abb. 13) auch 2 ausgeprägte Minima der Fruchtbarkeit.

      Mit der Abkühlung wurde es also in einem großen geografischen Raum trockener und unfruchtbarer! Eisbohrkerne aus Grönland zeigen schon von 4600 bis 4200 v.Chr. eine fallende Schneeakkumulation und damit verminderte Niederschläge an. Auch Sedimente aus einer großen Region, vom Van-See in Ostanatolien (Abb. 12) und aus Südnorwegen wie auch fallende Spiegel süddeutscher Seen deuten für fast die ganze zweite Hälfte des 5.Jahrtausends v.Chr. recht trockene Bedingungen an.

      Im 4. Jahrtausend v.Chr. steigerte sich die Ungunst des Klimas noch: fast das gesamte Jahrtausend war von weiten Eisvorstößen im Atlantik geprägt (s.Abb. 10). Der größte Teil dieses Jahrtausends wurde so zu einer langen Zeit einer harten Prüfung für Menschen und Kulturen: keines der letzten 10 Jahrtausende war von so langanhaltenden tiefen Einbrüchen von Kälte und Trockenheit geplagt! Ein kräftiger Eisvorstoß im Atlantik mit einem Maximum um 3800 v.Chr. hatte schon um 4100 v.Chr. begonnen (Abb. 10). Der folgende leichte Rückzug der Eisberge um 3600 v.Chr. war nur von kurzer Dauer, denn gegen Mitte des Jahrtausends erfolgte schon wieder der nächste Vorstoß und aus ihm entwickelte sich bis 3300 v.Chr. sogar der kräftigste Eisvorstoß der letzten 10 000 Jahre!

      Fast ein volles Jahrtausend war also von Eisvorstößen im Atlantik, überwiegend kühlen Temperaturen und der daraus folgenden Trockenheit und Unfruchtbarkeit geplagt. An den Kulturen dieser Zeit konnten die widrigen und zudem stark wechselnden klimatischen Verhältnisse dieser langen Zeit nicht ohne ernste Folgen vorübergehen!

      Zerstörung der Alteuropäischen Donauzivilisation

       Eindringen von Menschen aus dem Osten: Kurgan I

      Auf dem Balkan war in der starken Erwärmungsphase nach 5500 v.Chr. eine große Zivilisation, die Alteuropäische Donauzivilisation, entstanden, welche eine ganze Reihe von bedeutenden kulturellen Leistungen hervorgebracht hat, wie das erste bekannte Schriftsystem der Welt. Diese frühe Zivilisation ist unter dem Druck der Klimaverschlechterung und von Invasoren aus dem Osten in mehreren Schüben wieder untergegangen; allerdings hat sie erkennbar befruchtende Spuren bei der minoischen und der mykenischen Kultur hinterlassen. Sie wurde durch mehrere Einfälle von mobilen Halbnomaden (Kurgan I – III), welche u.a. das Pferd und das Ur gezähmt hatten, zwischen 4300 und 2800 v.Chr. zerstört, in einer Zeit mit tiefen und lange dauernden Eisvorstößen im Atlantik, verbunden mit kühlem und trockenem Klima.

      Gräber bei Varna in Bulgarien mit reichen Goldschätzen zeigen, dass schon um 4500 v.Chr. Menschen aus der an das Gebiet der Donauzivilisation im Norden und Osten angrenzenden russischen Steppe in die Donauzivilisation eingesickert waren und dabei waren, sich zur Führungsschicht zu entwickeln. Vermutlich geschah dies durch die Übernahme von Handelsbeziehungen und über Einheirat. Nach diesem offensichtlich friedlichen Beginn des Eindringens zwangen dann Phasen von großer Trockenheit und Unfruchtbarkeit Menschen aus der Wolga-Steppe zur Abwanderung nach dem Westen und zur Suche nach fruchtbarerem Land. Sie drangen nun gewaltsam in Gebiete der Alteuropäischen Donauzivilisation ein.

      Im Klimatief um 4300 v.Chr. (Abb. 13) kam eine erste Welle dieser halbnomadischen Viehzüchter von Osten her auf den Balkan. Sie entflohen der Trockenheit ihrer Heimat, der Wolga-Steppe, in den Westteil der heutigen Ukraine, in das Mündungsgebiet des Dnjestr, in das fruchtbare Moldawien und das untere Donautal bis nach Süd-Ungarn, also auch in Kerngebiete