Gisela von Mossen

Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck


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vier hoch aufragenden Türme, die sich sehr eindrucksvoll vor den zum Teil mit Wein bebauten Hängen erheben, ist er schon von weitem sichtbar. Sein eindrucksvolles Inneres, wie z.B. die weltberühmten Stifterfiguren, 12 lebensgroße Steinskulpturen, und vieles andere mehr besichtigten wir in aller Ruhe zu einem späteren Zeitpunkt, als der Rollstuhl uns zu mehr Bewegungsfreiheit verhalf.

      In der Altstadt säumen attraktive Bürgerhäuser, meist aus der Zeit des Barock und der Renaissance, die schmalen Gassen und umrahmen ebenso den weiträumig angelegten Marktplatz, sehr schön das Rathaus, ein spätgotischer Bau mit repräsentativem Renaissanceportal. Auf der anderen Seite des Platzes erhebt sich die alte Residenz mit ihren zwei spitzen Giebeln, die 1652 aus drei benachbarten Häusern entstand und für Herzog Moritz von Sachsen-Zeitz errichtet wurde. Daneben steht das älteste Haus der Stadt, das so genannte Schlösschen, von 1542-46 Sitz des einzigen evangelischen Bischofs in Naumburg, überragt von der wuchtigen Stadtkirche St. Wenzel, eine spätgotische Hallenkirche, genannt nach dem heiligen Wenzel, dem Schutzpatron der Stadt..

      Die in Weimar - inzwischen waren wir also in THÜRINGEN - der Stadt von Goethe und Schiller, geplante Sightseeing-Tour per Mobi musste leider ins Wasser fallen (sie wurde später per Rollstuhl ausgiebig nachgeholt), weil die Innenstadt völlig gesperrt war, und alle Sehenswürdigkeiten lagen nun einmal dort, wie z.B. das Goethe- und das Schillerhaus, das im klassizistischen Stil erbaute Deutsche Nationaltheater, die spätgotische Stadtkirche mit dem wertvollen Flügelaltar von Lucas Cranach dem Älteren sowie dessen Sohn, das Schloss, Palast der Herzöge von Sachsen-Weimar und vieles andere mehr. Die Bauhaus Stätten in Weimar gehören seit 1996 und das klassische Weimar seit 1998 zu den Weltkulturerbestätten der UNESCO.

      Bei dem späteren Besuch besichtigten wir auch das 1937 auf dem Ettersberg im Norden der Stadt angelegte berüchtigte Konzentrationslager Buchenwald. In dem weit angelegten Museum, einige alte Gebäude und düstere enge Gefängniszellen sind noch vorhanden, wird der mehr als 56.000 Menschen gedacht, die hier unter großen Qualen den Tod fanden. Ein eindrucksvolles Mahnmal mit Glockenturm erinnert an die überlebenden Häftlinge, die sich am 11. April 1945 selbst befreiten. Erschüttert und mit einem dicken Kloß im Hals verließen wir diese Stätte, von der wir hoffen, dass sich noch sehr viele Menschen dort vor Ort über die unfassbaren Gräueltaten informieren, damit Derartiges sich niemals wiederholen kann.

      Die Hauptstadt THÜRINGENS,

      - Erfurt -

      war unsere nächste Station. In der einigermaßen erhaltenen Altstadt, in der sich mittelalterliche Bürger- und Patrizierhäuser, Renaissance- und Barockbauten aneinander reihen, gefiel uns besonders der historische Fischmarkt, wo sich auch das mächtige neugotische Rathaus erhebt. Inmitten des Platzes thront auf reich verziertem hohen Sockel der Erfurter Römer, der im Volksmund „Roland“ genannte heilige Martin im Gewand eines römischen Kriegers, von Kopf bis Fuß bewaffnet, die Stadtfahne Erfurts in der hoch erhobenen rechten Hand

      Vom Rathaus ist es nicht weit zur berühmten Krämerbrücke, eines der Wahrzeichen der Stadt, die 1325 an der Gerafurt als Bogenbrücke in Stein errichtet wurde; sie trägt noch heute 33 der ursprünglich 62 Fachwerkhäuser, die vom 16. bis zum 19. Jahrhundert direkt auf die Brücke gebaut wurden, jetzt Geschäfte für Kunsthandwerk und Antiquitäten..

      Wegen umfangreicher Straßenbauarbeiten gelangten wir nur über Umwege auf den engen Domhügel, wo der gewaltige Dom, ursprünglich 1154 als romanische Basilika begonnen, später gotischer Anbau, und gegenüber die malerische frühgotische St. Severi Kirche mit ihren drei von Spitzhelmen gekrönten Türmen die Dächer der Stadt weit überragen, ein äußerst beeindruckendes Ensemble und natürlich das berühmteste Wahrzeichen der Stadt.

      Da wir auf unserer Rundfahrt auf kein einladendes Restaurant stießen, vor dem wir auch noch hätten parken können, entschlossen wir uns zuletzt, unser Abendessen an Bord einzunehmen, der Kühlschrank war schließlich recht gut gefüllt, und fanden endlich um 20.30 Uhr direkt an einer gepflegten Parkanlage unter hohen Kastanienbäumen eine Bleibe für die Nacht.

      Der nächste und letzte Tag, dank Petrus überwiegend heiter, führte uns am Rande des Thüringer Waldes entlang zur einstigen Residenzstadt Gotha, die sich im Kern als noch äußerst reizvoll erwies; Herzstück der historischen Altstadt ist am unteren Ende des lang gestreckten Hauptmarktes das freistehende Rathaus von 1574 mit seinem hoch aufragenden Turm, das im Renaissancestil errichtet wurde. Das Stadtbild wird beherrscht von dem auf dem Schlossberg in einer ausgedehnten Parkanlage thronenden imposanten Schloss Friedenstein. Die eindrucksvolle dreiflügelige Anlage aus dem Frühbarock mit ihren wuchtigen Eckpavillons wurde erbaut Mitte des 17. Jh. für Ernst den Frommen, Herzog von Sachsen-Gotha, seine Bronzestatue wacht vor dem nördlichen Portal des Schlosses. Es erhielt seinen Namen nach dem Westfälischen Frieden, zwischen dem 15. Mai und dem 24. Oktober 1648 in Münster und Osnabrück geschlossene Friedensverträge, die den 30-jährigen Krieg in Deutschland beendeten. Die Schlossanlage war lange Zeit die Residenz der Herzöge von Sachsen-Gotha, inzwischen wurde sie zu einem Museum umfunktioniert.

      Den vom Hauptmarkt zum Schlossberg hin aufsteigenden Platz schmückt die so genannte „Wasserkunst“, ein 1895 erbautes eindrucksvolles Ensemble aus vielen kunstvoll gestalteten Brunnenanlagen, Wasserstrudeln und -fällen, gespeist vom Wasser des bereits im 14. Jh. gebauten Leinakanals, das durch ein Pumpwerk etwa neun Meter zu dem Wasserspiel hoch gepumpt wird.

      In Eisenach, unserem letzten Ziel, erwiesen sich die Gassen der Altstadt und schon das dorthin führende Tor als zu eng bzw. zu niedrig für unser Mobi. Also verlegten wir unsere Sightseeing-Tour in die Außenbezirke. Dabei stießen wir auf ein etwas höher gelegenes hübsches Hotel mit Aussichtsrestaurant und entschlossen uns, da es zeitlich sehr gut passte, zu einem letzten Mittagessen in der neuen Heimat. Bei köstlichen Thüringer Klößen mit saftigem Schweinebraten und Sauerkraut konnten wir in aller Ruhe durch die großen Panoramascheiben den Blick auf Eisenach und die 400 m auf einem bewaldeten Hügel über der Stadt thronende trutzige Wartburg genießen, in deren Sängersaal sich Anfang des 13. Jahrhunderts die Minnesänger zum Wettstreit trafen und 200 Jahre später Martin Luther die Bibel ins Neuhochdeutsche übersetzte, seit 1999 eine Weltkulturerbestätte der UNESCO. Das war ein sehr schöner Abschluss unserer so interessanten und informativen Rundfahrt.

      Da wir in den paar Tagen ja nur einen kleinen Teil erfassen konnten, führten uns immer wieder Stippvisiten hinüber, es gab noch so viele wunderschöne Landschaften und Städte zu entdecken, wie z.B. die weit ausgedehnte Mecklenburger Seenplatte mit ihren gemütlichen Ortschaften, den malerischen Fachwerkhäusern und alten Kirchen, die Deutsche Alleenstraße, gesäumt von Schatten spendenden hohen Bäumen, den romantischen Thüringer Wald, den von urwüchsigen Kanälen durchzogenen Spreewald und nicht zu vergessen das imposante Elbsandsteingebirge mit seinen tief eingeschnittenen Schluchten; von den Städten seien hier nur die noch nicht genannten Landeshauptstädte Schwerin, Magdeburg, Dresden und last not least unsere neue Bundeshauptstadt, das wieder zusammengeführte Berlin, erwähnt, jede für sich eine Reise wert.

      Es war äußerst erfreulich, nach und nach immer mehr „blühende Landschaften“