AlAn Anders-Frey

Appetit auf mehr


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gleichen Augenblick kommt Gerd. Daniel spürt einen heißen heftigen Strahl in seinem Mund. Ein salzig-herber und lustvoller Geschmack, der seine eigene Erregung auf den Höhepunkt treibt.

      „Das nenne ich eine wirklich innige Freundschaft!“, hören die beiden plötzlich Karins Stimme hinter sich.

      ***

      Großes Hallo bricht los, als die letzte Kerze verlöscht und der Raum in völliger Dunkelheit liegt. Eine Frau kichert, eine andere gibt ein schrilles Quieken von sich: „Finger weg, Bernie!“ Lachende Männerstimmen, ein klirrendes Geräusch und „Mist, das war meine Gabel! Jetzt muss ich mit den Fingern essen“. Tina erkennt Marcs Stimme und gleich darauf Ralfs Einwurf, er solle doch mal auf Tauchstation gehen, da könne er bestimmt Interessantes entdecken, möglicherweise sogar seine Gabel.

      Kiki, die direkt links von ihr sitzt, ergreift ihre Hand und kichert: „Ist das nicht toll, dass unsere Männer so viel Spaß haben? Und dir gefällt es auch, nicht wahr? Du bist doch immer für Neues zu begeistern, Liebes.“

      Die junge Frau will gerade eine recht bissige Bemerkung machen, als sie den sanften Druck eines Oberschenkels an ihrem rechten Bein spürt.

      In diesem Moment wird der erste Gang des Menüs aufgetragen. Die Teller sind von einem kleinen Tischfeuerwerk erhellt.

      Im Funkenregen kann Tina einen leckeren Salat erkennen, den eine Kellnerin vor sie hinstellt. Das tröstet sie ein wenig darüber hinweg, dass Pablo den Körperkontakt nicht aufrechterhalten und sein Bein wieder zurückgezogen hat.

      ’Haben sich gut angefühlt, diese Muskeln’, überlegt sie. ’Und die Kellnerin hat ihre Brüste auch recht fest an meine Schulter gepresst.’

      Nach und nach verlöschen die kleinen Funkenregen und der Raum liegt wieder im Dunkel. Unter allgemeinem Gelächter beginnt die Gesellschaft mit dem Essen, auch Tina versucht es mit Messer und Gabel, was schwieriger ist als gedacht.

      ’Warum soll ich mich denn abmühen?! Sieht hier ja doch keiner die Tischmanieren.’ Mit diesen Gedanken legt sie das Messer weg und schiebt mit der linken Hand den Salat auf die Gabel.

      „Okay, das war wohl eine Olive, die da jetzt auf meinen Schoß gehüpft ist“, lacht Kiki und prompt ruft Ralf: „Lass sie dort, Süße, ich lutsch sie dir nachher raus.“

      „Ich schick dir dann ’ne SMS, wenn's passt, mein Herz.“

      Und als wäre das hier ein Film, klingelt auch schon ein Telefon. Tina kennt diesen Klingelton: es ist Marcs Handy. Unter dem Gelächter der Gäste und mit Hilfe eines Kellners verlässt er den Raum.

      ’Natürlich, immer erreichbar, der Herr!’

      ***

      Karin steht in der Tür.

      Daniel dreht sich erschrocken um, am Hals und um den Mund herum mit Gerds Sperma bedeckt.

      „Öhm … Karin … Ich … ich weiß gar nicht, was ich sagen soll …“, stammelt er und läuft knallrot an.

      „Macht weiter, ihr zwei! Ich will euch ein wenig zuschauen.“

      In ihrer Stimme liegt unüberhörbar Geilheit.

      Für einen kurzen Augenblick herrscht nach ihren Worten eine Atmosphäre der Unsicherheit und Verlegenheit. Zu neu und zu undenkbar ist das eben Erfahrene. Ein Knistern wie vor einem Gewitter an einem schwülen Sommerabend liegt in der Luft.

      Fasziniert schaut sie zu, wie zärtlich und liebevoll sich nun Gerd um ihren Mann kümmert. Die ganze Situation übt eine unbeschreibliche Magie auf sie aus. Ein Kribbeln kriecht langsam von ihrem Unterleib hinauf und entwickelt sich mit jedem zurückgelegten Zentimeter zu einer wahren Gluthitze. Gleichzeitig krabbelt eine Gänsehaut von ihrem Bauchnabel hoch zu ihren Brustwarzen, weiter zu den Schultern, und breitet sich von dort über ihre Arme aus.

      Als wäre sie in Trance, blickt sie auf Gerds erneut anschwellenden Hammer. Er ist vollkommen anders gebaut als Daniels Teil, das sie so gerne in sich aufnimmt. Massiv geformt, prall, stark geädert, einladend und verlockend, eine einzige Begierde, verbunden mit dem Reiz des Neuen und Fremden. Sie fragt sich, wie es sich anfühlt und schmeckt, wenn ihre Zunge Gerds steifen Begleiter verwöhnt.

      Daniel räkelt und streckt sich unter den Liebkosungen. Die Zärtlichkeiten, die die beiden Männer austauschen, lassen Karin lustvoll erschaudern.

      Ihre gesamte Muskulatur fühlt sich an, als würde sie von leichten Stromstößen durchwandert. Sie spürt ihre heiße Feuchtigkeit, während Daniel vollkommen willenlos wird und sich Gerd nur noch hingibt.

      Sie fängt an, sich selbst zu streicheln. Bisher kannte sie in ihrem Leben nur die traute Zweisamkeit und jetzt bahnt sich eine tief verborgene Phantasie ihren Weg an die Oberfläche, die nun Wirklichkeit werden will.

      Worte formen sich in Karins Geist. Ihr Kehle fühlt sich trocken an, sie muss sich kurz räuspern. Und schon kommen diese Worte über ihre Lippen, während ihre Knie wachsweich werden.

      „Lasst uns ins Wohnzimmer gehen. Jetzt! Ich will euch beide! Aber zuerst muss mich Gerd vögeln!“

      ***

      Erstaunlich gut gelingt es Tina, sich nicht allzu sehr zu ärgern und den Abend auch ohne Marc zu genießen.

      Da ist auch schon wieder Pablos Bein, diesmal erwidert sie den Druck ganz leicht. Und Kiki tastet schon wieder nach ihrer Hand.

      „Nun sag doch schon, Tina, gefällt's dir?“

      „Ja, Kiki, es war eine tolle Idee!“, lobt sie die Cousine ihres Mannes. Und sie meint es tatsächlich ernst, der Abend verläuft bisher ganz nach ihrem Geschmack.

      „Aah … da kommt die Suppe“, hört sie Ralfs Stimme. Diesmal weist kein Feuerwerk auf dem Teller den Weg, sondern leuchtende Armbänder an den Handgelenken der Kellner.

      Wieder spürt Tina beim Servieren die weiche Brust der Kellnerin auf ihrer Schulter und im Nacken. ’Wie warm und weich sich das anfühlt’, denkt sie und hat gleichzeitig den für sie überraschenden Wunsch, diese Brust zu berühren. ’Meine Güte, Tina, du führst dich ja auf, als wärst du notgeil ohne Ende, komm mal wieder runter!’, ruft sie sich selbst zur Ordnung und tastet nach dem vor ihr stehenden Teller.

      Pablos Nachbarin zu seiner Rechten hat ihn in ein Gespräch verwickelt. ’Aber seinen Körper wendet er mir zu, nonverbale Kommunikation vom Feinsten.’

      Tina muss bei dem Gedanken kichern. Sie drückt ihr Bein ein wenig mehr an seines.

      Nach ein paar Löffeln Suppe gibt sie den Versuch, den Teller leer zu löffeln, auf. ’Dann werde ich heute eben nicht satt’, überlegt sie ohne Bedauern. ’Kann nicht schaden, mal bisschen kürzer zu treten! Der Urlaub hat sowieso ein paar Pfund Souvenirs auf meinen Hüften hinterlassen. Vielleicht hat Marc ja damit sein Problem und wagt nur nicht, mir zu sagen, dass ich zu fett bin!’, grübelt sie.

      Sie wird aus ihren Überlegungen gerissen, als der Hauptgang serviert wird. Man sieht scheinbar körperlose Hände Teller balancieren. Offensichtlich tragen die Kellner fluoreszierende Handschuhe, das gibt der ohnehin schon bizarren Szenerie etwas Gruseliges.

      Beim Verlassen des Raumes lassen alle Kellner zur Erheiterung der Gäste ihre leuchtenden Hände über Schultern und Köpfe der männlichen und Brüste der weiblichen Gäste gleiten. Auch über Tinas Brust streicht eine Hand.

      ***

      Gerd und Daniel verharren einen kurzen Moment und blicken erstaunt zu Karin. Hatten sie eben richtig gehört? Dieses Wochenende scheint einen vollkommen anderen Verlauf zu nehmen, als die bisherigen!

      ’Wahnsinn! Ich kann doch nicht die Frau meines bestens Freundes poppen. Und das noch vor seinen Augen!’, denkt Gerd verunsichert.

      Er erinnert sich, wie er sich Karin schon seit Jahren in seiner Phantasie als Fickpartnerin vorstellt und wie üppig er dabei jedes Mal seinen Saft verschießt.

      ’Aber in der Realität? Da läuft