zollen.
»Schön«, sagte er. »Könnt Ihr Euch für zwei Jahre von ihr
trennen?«
»Um ihr diese Wohltat zuteil werden zu lassen – ja, Sir.«
»Noch eine Frage«, sagte der Gentleman, die Augen auf sie
gerichtet – »kann sie sich für zwei Jahre von Euch trennen?«
gerichtet – »kann sie sich für zwei Jahre von Euch trennen?«
Ich weiß nicht, ob das an sich eine härtere Sache war (denn die
andere war hart genug für mich), aber es war härter, damit fertig
zu werden. Sie fand sich jedoch schließlich darein, und die
Trennung zwischen uns wurde beschlossen. Wie weh es uns
beiden tat, als sie stattfand und als ich sie an einem dunklen
Abend an der Tür verließ, davon will ich nicht reden. Aber das
weiß ich bestimmt: In Erinnerung an jenen Abend werde ich
niemals an dieser Anstalt vorbeigehen können, ohne daß das
Herz mir weh tut und die Kehle sich mir zuschnürt; auch könnte
ich an diesem Ort nicht einmal die beste Partie mit meiner
gewohnten guten Laune anbieten – selbst die 18
Flinte und die Brille nicht –, mag mir auch der Minister des
Innern fünfhundert Pfund Belohnung dafür bieten und die Ehre,
hinterher meine Beine unter seinen Mahagonitisch zu strecken,
als Zugabe.
Trotzdem empfand ich die Einsamkeit im Wagen, die jetzt folgte,
nicht mehr so stark wie früher. Denn sie hatte ihre festgesetzte
Frist, wie lange das Ende auch noch anstehen mochte, und wenn
ich ein wenig bedrückt war, so konnte ich mich mit dem
Bewußtsein trösten, daß sie zu mir und ich zu ihr gehörte. Immer
mit Plänen für die Zukunft beschäftigt, in der sie wieder dasein
würde, kaufte ich nach einigen Monaten einen zweiten
Wohnwagen, und was glaubt ihr wohl, was ich damit
beabsichtigte?
beabsichtigte?
Ich will es euch sagen. Ich beabsichtigte, ihn mit Regalen und
Büchern für ihre Lektüre auszustatten und für mich selbst einen
Sitz darin anzubringen, wo ich sitzen, ihr beim Lesen zusehen und
mich über den Gedanken freuen konnte, daß ich ihr erster Lehrer
gewesen war. Ohne die Sache zu übereilen, ließ ich unter meiner
eignen Aufsicht die einzelnen Teile mit allerhand Kunstgriffen
zusammenschlagen. Hier war ihr Bett in einer Koje mit
Vorhängen, dort war ihr Lesepult, hier ihr Schreibtisch, und an
einer anderen Stelle befanden sich ihre Bücher, Reihe auf Reihe,
mit und ohne Bilder, gebunden und ungebunden, mit Goldrand
und einfach, so wie ich sie partienweise für sie zusammenlas,
während ich im Land herumzog, in Nord und Süd und Ost und
West, soweit der Wind im Land bläst, hier und da und an jedem
Ort, über die Berge und weiter fort. Und als ich den Karren so
ziemlich mit Büchern gefüllt hatte, fiel mir ein neuer Plan ein, der,
wie sich dann herausstellte, meine Zeit und Aufmerksamkeit für
eine gute Weile in Anspruch nahm und mir über die beiden Jahre
hinweghalf.
Ohne habgierig zu sein, habe ich es doch gern, wenn meine
Sachen mir gehören.
Zum Beispiel möchte ich nicht einmal euch als Partner an meinem
Händlerkarren haben. Nicht etwa, daß ich euch mißtraue, aber
mir ist es lieber, ich weiß, daß er mein eigen ist. Ebenso wäre es
euch wahrscheinlich lieber, ihr wüßtet, daß er euch gehört.
Nun gut! Eine Art Eifersucht begann sich meiner zu bemächtigen,
wenn ich daran dachte, daß alle diese Bücher schon lange, bevor
sie von ihr gelesen wurden, von anderen Leuten gelesen worden
waren. Mir schien es, als ob das ihr Besitzrecht daran
beeinträchtigte. So tauchte denn folgender Gedanke in mir auf:
Könnte ich nicht ein ganz neues Buch, das eigens für sie gemacht
wäre, herstellen lassen, so daß sie die erste sein würde, die es
liest?
Dieser Gedanke gefiel mir, und da ich niemals derjenige gewesen
bin, der einen Gedanken in sich schlafen ließ (denn in meinem
Beruf muß man die ganze Gedankenfamilie, die man hat,
aufwecken und ihre Nachthauben verbrennen, oder man kommt
unter die Räder), so machte ich mich sogleich an die Ausführung.
Da ich so weit im Land herumkam und es meine Aufgabe sein
würde, je nach Gelegenheit mit verschiedenen Schriftstellern
einen Handel abzuschließen, entwarf ich den Plan, daß dieses
Buch eine gemischte Partie sein sollte. Es sollte so etwas sein wie
das Rasiermesser, das Bügeleisen, die Chronometer-
Taschenuhr, die Dinnerteller, das Teigholz und der Spiegel
zusammen und nicht wie die Brillengläser oder die Flinte als ein
einzelner, individueller Artikel angeboten werden. Als ich zu
diesem 19
Entschluß gekommen war, faßte ich gleichzeitig einen zweiten,
den ich euch ebenfalls mitteilen will.
Ich hatte schon oft bedauert, daß sie mich noch niemals gehört
hatte, wenn ich auf dem Trittbrett stand, und daß sie mich
niemals würde hören können. Nicht daß ich eitel bin, aber wer
stellt gern sein Licht unter einen Scheffel? Was hat man von
seinem Ruf, wenn man dem Menschen, von dem man am
meisten geschätzt werden möchte, nicht verständlich machen
kann, worauf er beruht? Entscheidet die Frage selbst. Ist er dann
sechs Pence, fünf Pence, vier Pence, drei Pence, zwei Pence,
einen Penny, einen halben Penny, einen Farthing wert? Nein, das
ist nicht der Fall. Er ist keinen Farthing wert. Schön! Ich faßte
deshalb den Entschluß, ihr Buch mit einem Bericht über mich
selbst zu beginnen. Sie sollte einige Proben von mir auf dem
Trittbrett zu lesen bekommen, so daß sie sich einen Begriff von
meinem Talent machen könnte. Dabei war ich mir vollkommen
darüber klar, daß ich mir selbst nicht Gerechtigkeit widerfahren
lassen könnte. Ein Mensch kann seinen Blick nicht
niederschreiben (wenigstens weiß ich nicht, wie ich das tun
sollte), noch kann ein Mensch seine Stimme niederschreiben,
noch seine Art