Robert Klotz

Sünder


Скачать книгу

der Mann ihn an lehnte sich aber wieder zurück.

      „Wenn sich herausstellen sollte, dass der Typ verschwunden ist, nachdem Sie mit ihm geredet haben, dann sind Sie der Nächste auf meiner Liste. Ich hoffe, das ist Ihnen klar.“

      Der Assistent nickte und zweifelte nicht einen Moment daran, dass der Polizist die Drohung ernst meinte.

      „Wenn ich so etwas planen würde, hätte ich Ihnen nicht einmal von dem Foto erzählt. Nun, ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten, jetzt sind Sie dran.“

      Michael Dorn schüttelte noch immer leicht seinen Kopf, fing aber an zu erzählen:

      „Der Tatort hat wirklich brutal ausgeschaut. Jemand muss den Priester wirklich gehasst haben. Was ich von der Spurensicherung mitbekommen habe ist, dass er zuerst mit voller Wucht gegen die Wand geschlagen worden war, bevor er wie eine Puppe durch die Gegend geschleudert wurde. Wer auch immer dafür verantwortlich war, hatte ganz sicher eine Rechnung mit ihm zu begleichen.

      Für eine genaue Auflistung der Verletzungen müssen Sie auf den Obduktionsbericht warten.“

      Markus schüttelte nur seinen Kopf, so genau wollte er es auch wieder nicht wissen.

      „Wie dem auch sei“, fuhr der Polizist fort, „Endgültig gestorben ist er entweder durch ein gebrochenes Genick oder jemand hat ihm die Kehle eingedrückt. Die Leute vor Ort waren sich da nicht ganz sicher. Unser erster Instinkt war, dass eine Gruppe von Leuten gestern Abend in die Kirche eingedrungen ist und den Priester zu Tode geprügelt hat, aber es waren keinerlei Fingerabdrücke oder sonstige Spuren zu finden.“

      Markus machte sich ein paar schnelle Notizen auf dem obersten leeren Zettel und setzte den Stift ab.

      „Noch einmal zurück zu dem Herrn Brahm: Hat er Ihnen gegenüber irgendwas erwähnt?“

      Sein Gegenüber runzelte kurz die Stirn, während er versuchte, sich an die Unterhaltung zu erinnern, bevor er antwortete: „ Nur, dass sie so etwas nicht verdient hätten, ansonsten war er zu sehr von der Rolle, um wirklichen Sinn zu ergeben. Er beruhigte sich erst, als wir ihm aus der Kirche raushalfen.“

      Der Assistent nickte und erhob sich.

      „Schauen Sie, dass sich der Pfarrer von alleine stellt. Wenn ich bis 14 Uhr noch nichts von ihm oder Ihnen gehört habe, dann komme ich persönlich vorbei“, sprach der Polizist wie beiläufig, als Markus sich gerade zum Gehen umwandte.

      Auf dem Weg hinaus blieb er nochmal bei der Rezeption stehen und drehte sich zu der Dame um.

      „Es tut mir furchtbar leid, Sie nochmals so belästigen zu müssen, aber könnten Sie für mich rausfinden, wo ein gewisser Sebastian Brahm wohnt? Damit würden Sie mir wirklich weiterhelfen.“

      Die Frau lächelte breit und überreichte ihm nach nicht einmal einer Minute einen Ausdruck mit Namen und Anschrift des Pfarrers. Darunter hatte sie eine Telefonnummer hin gekritzelt, über der der Name Janine stand.

      „Nur, falls Sie noch etwas von mir brauchen, euer … ähm, Markus.“

      Ihr Lächeln war noch breiter geworden und ihre Gesichtshaut eine Spur röter, aber sie hielt seinem Blick stand.

      „Danke“, sagte der Assistent aufrichtig, steckte das Papier in seine Aktentasche und drehte sich um.

      Draußen stand die Sonne jetzt hoch am Himmel und Markus fühlte sich endlich so, als ob er einen Schritt in die richtige Richtung gemacht hatte. Nicht einmal der in Fetzen gekleidete Bettler, der ihn anrempelte, konnte ihm seine gute Laune verderben.

      Kapitel 11

      Der Pfarrer schritt unruhig in seinem Büro auf und ab. Seine Suche nach einem geeigneten Medium war bisher enttäuschend verlaufen. Es war ihm nicht gelungen auch nur eine dieser Personen dazu zu bringen, ihm noch heute einen Termin zu geben.

      Er drehte sich nochmals zu seinem Computer um und starrte gedankenverloren auf den Bildschirm. Die nächste dort aufscheinende Telefonnummer gehört einer Frau, die über 300 Kilometer von ihm entfernt war. Pfarrer Brahm zückte sein Handy, entschied sich dann aber dagegen, dort anzurufen.

      Bis jetzt hatte noch niemand sein Vertrauen geweckt und er fragte sich zum wiederholten Mal, ob sein Unterfangen überhaupt sinnvoll war. Mit gesenktem Blick schickte er ein Stoßgebet in Richtung Himmel, aber die erhoffte Antwort blieb aus.

      Mit schaudern erinnerte er sich an das Gesicht des Geistes, der ihm in der Kirche seines Freundes begegnet war und er fasste einen Entschluss:

      Egal was er machen musste, er würde nicht das nächste Opfer dieser Dämonen werden.

      Nachdem er einen letzten Blick auf den Bildschirm geworfen hatte, drehte er sich um und verließ das Zimmer.

      Die Geräusche, die aus der Küche kamen, ließen darauf schließen, dass Maria noch mit dem Abwasch beschäftigt war, was ihm gerade überaus gelegen kam. Mit ein wenig Glück würde er aus der Haustüre verschwinden, bevor sie ihn mit weiteren Fragen löchern konnte.

      Schnell schlüpfte er in seine Schuhe und die Jacke, die in an der Garderobe hing, doch bevor er noch seine Schnürsenkel binden konnte, stand die Haushälterin bereits in der Türe.

      „Herr Pfarrer? Was ist jetzt schon wieder los?“, fragte sie, nun sichtlich besorgt.

      Sebastian Brahm seufzte, bevor er sich ihr zuwandte.

      „Mach dir keine Sorgen, Kind. Ich habe eine Lösung gefunden. Geh wieder in die Küche und spül weiter ab.“

      „Aber “, fing sie an etwas zu sagen, aber der ältere Mann brachte sie mit einer Geste zum Schweigen.

      Er stand auf, durchquerte das kleine Vorzimmer mit zwei Schritten und nahm sie in seine Arme.

      „Ich muss jetzt kurz weg. Falls ich bis zum Abend nicht zurück bin, schau in meinen Schreibtisch. Das große, graue Kuvert ist für dich bestimmt.“

      Verdutzt blickte die junge Frau zu ihm hoch und schaute ihm nach, wie er sich umdrehte und sie durch die Türe verließ.

      Kapitel 12

      Der Assistent zückte sein Handy und wählte die Nummer unter dem Namen „Kirby“.

      Er musste noch ein paar Minuten warten, bis das Taxi bei ihm sein würde, und so fand er die Gelegenheit vor, seinem Vorgesetzten Bericht zu erstatten.

      Als das Telefon nach dem fünften Läuten abgehoben wurde meldete sich die altbekannte Stimme seines Chefs:

      „Hallo? Markus?“

      „Ja. Ich habe gerade ein wenig Zeit gefunden und wollte einen kurzen Zwischenbericht abgeben. Der Tote in der Kirche hat einen Freund, der auch Pfarrer ist. Er heißt Sebastian Brahm, und ich mache mich gerade auf den Weg um mit ihm zu sprechen.

      Anscheinend ist er heute Morgen in der Kirche von Pfarrer Steiner gewesen und wäre vor Schock fast gestorben.“

      Die Person am anderen Ende der Leitung blieb einen Moment lang stumm, bevor er antwortete:

      „Brahm … der Name kommt mir bekannt vor. Es kann sein, dass er einer der Priester ist, die aktuell unter Beobachtung stehen. Ich muss mir nochmals die Liste ansehen, um sicherzugehen.

      In der Zwischenzeit, schau dass du mit ihm reden kannst, bevor die Polizei ihn genauer verhört.

      Und, Markus: Gute Arbeit.“

      Markus nickte und verabschiedete sich, bevor er das Telefonat beendete. Das Taxi war gerade vorgefahren und er stieg ein.