Solveig Kern

Ferens Heimkehr


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steht nicht zur Disposition.“

      Goswin wollte noch etwas sagen. Barad signalisierte ihm die Sinnlosigkeit seines Unterfangens: „Mir scheint, die beiden haben eine Übereinkunft aus der Anderwelt. Sie wollen diesen Weg gemeinsam gehen. Sonst verstehe ich nicht, warum der König bei Hanok immer wieder Nachsicht übt.“

      So leicht mochte Goswin sich nicht zufrieden geben. Er suchte nach einer Lösung, die das Risiko Hanok beherrschbar machte: „Wir könnten Hanok in die Gilde von Orod Ithryn aufnehmen. Als sein Gildemeister hätte ich das Recht, ihm auf die Finger zu schauen!“

      „Wie soll das gehen?“ fragte Mauro. „Jeder weiß, dass Hanok ein Nichtzauberer ist!“

      Barad war anderer Ansicht: „Wenn Hanoks Barrieren nach Barrens Angriff intakt waren, verfügt er über bemerkenswerte Schutzmechanismen. Einige meiner Meisterschüler würden blass vor Neid!“

      Goswin pflichtete ihm bei: „Nach all den Jahren in Curons Armeeführung hat Hanok viel über Zauberei gelernt. Ich kaufe ihm den Nichtzauberer nicht ab!“

      Mit breitem Grinsen erinnerte Barad Mauro an das neue Reglement: „Ab morgen muss jeder Zauberer einer Gilde angehören…“

      Mauro verstand, was die beiden im Schilde führten: „Hanok ist ein undeklarierter Zauberer, der uns über seine Fertigkeiten im Unklaren lässt. Das können wir nicht hinnehmen. Ich fordere ihn auf, sich einer Zaubergilde anzuschließen und offenzulegen, was er drauf hat!“

      Barad nickte zufrieden. Goswin jedoch forderte weitere Maßnahmen für Mauros Sicherheit: „Hanok ist nicht der einzige, dem ich auf den Zahn fühlen möchte. Die Sache mit Andor und Oras hat gezeigt, dass wir alle, die ständig mit Euch zusammen sind, einer regelmäßigen Supervision unterziehen sollten.“

      „Das könnt Ihr gerne tun.“ Mauro versammelte seine jungen Ithryn vor Barad, damit dieser ihre Zauberzeichen überprüfen konnte. Barad lobte Shui und Jorid: "Ihr beiden habt große Fortschritte gemacht, seit ich Euch in Ostgilgart sah!"

      Sascha und Hussim trugen ebenfalls den Wolfskopf, doch sie entwickelten sich nicht so schnell. Barad ermutigte sie, in ihren Anstrengungen fortzufahren. Als er Rüdigers blaues Dreieck sah, das ihn als Tempelschüler von Eithil Ista auswies, runzelte Barad missbilligend die Stirn. "Wir haben eine Übereinkunft mit den Tempeln, dass wir deren Schüler nicht werben. Das gilt für Jago und Lucca, doch den Hauptmann der Ithryn möchte ich dringend einladen, sich unserer starken Gemeinschaft anzuschließen."

      Rüdiger hatte sich schon eine Meinung gebildet. Das Zeichen des Elfenbeinturms kannte keine Graduierung. Er wollte endlich wissen, wo er mit seinen Künsten stand. "Ich denke, ich sollte zwei Gildezeichen tragen, wie mein Meister. Vieles habe ich von ihm gelernt, und über ihn bin ich mit Orod Ithryn verbunden. Der Elfenbeinturm und Orod Ithryn sind nicht länger verfeindet, wenn ich das recht verstehe!"

      Barad zeigte sich zufrieden: "Von mir aus könnt Ihr beide Zeichen tragen."

      "Da ist noch etwas", sagte Rüdiger. "Ich habe einen kleinen Bruder, der wie ich über die Gabe verfügt. Ich möchte, dass Volker in die Zauberschule von Mandrilar aufgenommen wird und eine ordentliche Ausbildung erhält!"

      "Dann werden Rüdiger und Volker morgen mit den anderen Anwärtern in die Gemeinschaft von Orod Ithryn aufgenommen", konstatierte Barad. „Sind das alle?“

      „Fast alle. Ich habe zwei Kombat-Zauberer von Meisterrang - Serghey und Bodir. Sie werden morgen die schwarze Rose gegen den Wolfskopf tauschen“, erwiderte Mauro.

      Barad verzichtete darauf, Mauro zu sagen, dass er mehr Zauberer brauchte. Letztes Jahr hatte er die Nachwuchstalente seiner Gilde nach Ostgilgart geschickt. Sascha, Hussim und Jorid waren als einzige übrig geblieben. Die anderen hatten den hohen Anforderungen nicht entsprochen oder waren inzwischen tot.

      Mauro wandte sich an Yvo: „Wirst Du Dich der Gilde von Orod Ithryn anschließen?“

      Yvo schüttelte den Kopf: "Ich habe mich für Altmeister Torrens Vorschlag entschieden. Sobald es möglich ist, beginne ich mit der Ausbildung im Tempel. Dann werde ich wie Jago den Drachen von Knyssar tragen."

      Mauro sah Yvo überrascht an: "Hast Du Dir das gut überlegt?"

      Yvo war sicher: "Ich habe eine spezielle Aufgabe zu erfüllen. Nur Altmeister Torren weiß, was es bedeutet, ein Jäger zu sein. Auch Ihr wollt von ihm Antworten, doch Ihr mögt ihn nicht fragen. Erinnert Ihr Euch, wie Ihr vor Qatraz sagtet: >Wenn ich das Labyrinth erobern soll, dann muss ich mehr über Torren wissen. Irgendwo, weit in der Vergangenheit, gibt es eine Geschichte. Eine Geschichte, die beschreibt, wie Torren zu dem mächtigen Zauberer wurde, der er heute ist. Die erklärt, warum er das Labyrinth geschaffen hat und welchen Preis er für seine Macht bezahlen musste.< Wenn ich seinem Wunsch folge und nach Knyssar gehe, erfahre ich die Geschichte bestimmt."

      Mauro quittierte Yvos geschickte Argumentation mit einem Lächeln: „Wenn Du von diesem Weg überzeugt bist, dann hast Du meinen Segen.“

      Am darauf folgenden Tag gehörte der Palast den Zauberern. Die Zaubergilde der schwarzen Rose, die Barren von Mandrilar ins Leben gerufen hatte, war nach der Übereinkunft von Ostgilgart unter den Bann gefallen. Nun mussten sich ihre königstreuen Mitglieder um Aufnahme in eine andere Gilde bemühen. Orod Ithryn öffnete ihnen weit die Tür. Die große Zeremonie sollte heute in Anwesenheit von Gildemeister Malfarin und hochrangigen Vertretern aus Orod Ithryn stattfinden.

      Auf allen Fluren sah man Leute, auf deren nackten Oberarmen die schwarze Rose eintätowiert war. Ihre Träger, die ihre Treue zum König beweisen wollten, warteten geduldig auf den Beginn der Feierlichkeiten.

      Auch Feren und Segur waren gekommen. Obwohl Segur keinen hohen Rang unter den Zauberern bekleidete, war es für ihn wichtig, die schwarze Rose loszuwerden. Schließlich war er jetzt ein Hauptmann der Torwache, die direkt vom König entlohnt wurde.

      Feren hingegen war in der Kaderschmiede Orod Ithryn ausgebildet worden. Das Ritual zur formellen Aufnahme in die Gemeinschaft betraf ihn nicht. Seinen Oberarm hatte schon immer der stilisierte Wolfskopf geziert, dessen feine Linien Aufschluss über den Rang des Trägers gaben. Er war gekommen, um für seine Zukunft zu sorgen.

      Segur traf bereits am Eingang Kameraden, die ihn in ein Gespräch verwickelten. Er tat sich leicht, Kontakte zu knüpfen. Feren beneidete ihn um diese Fähigkeit. Für diesen Tag müsste er sich die Gabe seines Freundes ausleihen können! Während er über den Klippen von Gralta saß, hatte Feren entschieden, dem König seine Dienste anzubieten. Schon einmal hatte er die Gelegenheit versäumt, mit Mauro Kontakt aufzunehmen. Nun würde er gezielter vorgehen. Nur wie kam man zum König? Feren wusste, dass Mauro viel zu gut abgeschirmt war, als dass er einfach zu ihm hin marschieren konnte. Segur hatte gemeint, er sollte nach Bekannten Ausschau halten, die ihm eine Empfehlung gaben. Doch die meisten seiner Freunde würden gar nicht hier sein. Sie trugen wie er schon immer den Wolfskopf von Orod Ithryn. Einfach jemanden anzusprechen war nicht Ferens Stärke. Wie also sollte er zum König gelangen?

      Feren ließ seine Augen durch die Halle wandern. Die meisten Leute hier waren wie Segur rangniedrige Zauberer der schwarzen Rose. Sie würden ihn nicht weiterbringen. Auch einige Tolegos waren da, allen voran der ehrgeizige Aufsteiger Nôrden. Feren dachte nicht daran, sich an ihn zu wenden. Von seinem Clan hatte er noch nie Unterstützung erhalten.

      Schließlich bemerkte er, dass sich doch einige Wolfskopf-Träger unter den Anwesenden befanden. Hellhäutige Almanen mit langen, schmalen Gesichtern. Die Ithryn des Königs. Unter ihnen endlich ein bekanntes Gesicht...

      „Fräulein Jorid! Ich hätte nicht erwartet, Euch hier zu treffen.“

      „Wo hättet Ihr mich sonst erwartet? In den Mauern von Gralta?“ Dort hatten sie sich zuletzt gesehen. Jorid hatte bei der Eroberung der Festung tatkräftig mitgeholfen. „Was geschah, seit ich mit Pado auf den stolzen Schiffen unserer Gegner nach Qatraz gesegelt bin?“

      „Das müsste ich Euch fragen“, erwiderte Feren. „Ich saß auf den Klippen von Gralta und schaute ins Meer hinaus. Soweit ich auch blickte – es kamen keine