Angelika Nickel

Cemetery Car®


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sich so gut. Ich werde später mit den beiden spazieren gehen. Diese Woche haben wir, außer Ihnen und Ihren Freunden, keine weiteren Gäste. Von daher lässt sich das gut einrichten. Ach, da fällt mir ein, die beiden jungen Leute, Monsieur Sommerwein und Mademoiselle König, sie sind weggefahren. Sie wollten Sie nicht stören und baten mich, Ihnen über ihren Ausflug Mitteilung zu machen, so wie Sie erwacht sein würden.«

      Pater Pascal wurde hellhörig. »Mademoiselle Kim ist weggefahren?«

      »Oh ja, zusammen mit Ihrem Verlobten. Pater, kennen Sie Mademoiselle? Das überrascht mich doch nun aber sehr.« Madame Le Blanc sah den Pater verwundert an.

      »Das ist nicht weiter verwunderlich. Gestern Abend kam sie zufällig an St. Claire vorbei, als ich gerade dabei war, die Türen zu schließen. Dabei sind wir ein bisschen ins Gespräch gekommen und ich hatte ihr versprochen, sie einmal im Le Petite besuchen zu kommen. Das war übrigens auch der eigentliche Grund, weshalb ich heute vorbeigekommen bin.«

      Zink versuchte, sich im Bett aufzurichten. Ihre Hand griff nach der des Paters, während Madame Le Blanc den Raum verließ. Sorbonne und Nickel folgten ihr.

      »Quentin und Kim, sie sind in Gefahr. Das ist auch der Grund, weshalb wir diesen Urlaub gemeinsam angetreten haben. Ach, Pater, wenn Sie wüssten … Doch leider, ich kann Ihnen das nicht alles erzählen. Sie sind ein Diener Gottes, Sie würden mir nicht glauben.«

      »Sie sollten zuversichtlicher sein, Madame Zink. Auch wenn ich ein Diener Gottes bin, so heißt das nicht, dass ich nicht auch eine eigene Meinung habe. Wenn Sie sagen, dass die beiden jungen Leute in Gefahr sind, wie habe ich das zu verstehen? Was wollen Sie mir damit sagen?«

      »Fragen Sie den Professor, Pater. Er kann Ihnen dazu mehr erzählen. Und jetzt, Pater, lassen Sie mich bitte schlafen, denn ich muss schnellstmöglich wieder auf die Beine kommen, um da zu sein, wenn Quentin und Kim mich brauchen.« Sie sah ihn an, während ihr aufgequollenes Auge tränte. »Mir fehlt doch nichts, oder?«

      »Nein, kein Grund zur Besorgnis, Madame. Ich nehme an, dass Sie in ein, zwei Tagen wieder wohlauf sein werden. Doch nun sollten Sie sich ausruhen. Schlaf, Madame, Schlaf ist immer gut.« Er stand auf und schob den Stuhl zurück an seinen ursprünglichen Platz. Freundschaftlich drückte er Madames Hand zum Abschied, bevor er sich auf den Weg zu dem Professor machte.

      Madame Le Blanc hatte unterdessen das Gemüse für die Hühnerbrühe geputzt. Zusammen mit dem Huhn, gab sie alles in einen Schnellkochtopf, ließ es kurz aufkochen, und danach ließ sie das Ganze für eine halbe Stunde köcheln.

      Währenddessen tobten Sorbonne und Nickel ausgelassen in ihrem Kräutergarten herum.

      16 – Das Arkadenfest

      Kim betrachtete die Kornblumenfelder, die rechts und links von der Landstraße lagen. Nachdenklich sah sie Quentin an. Schon lange beschäftigte sie eine Frage, die zu stellen, sie sich bisher nicht gewagt hatte.

      »Was ist los, Kim? Seit wir losgefahren sind, hüllst du dich in Schweigen. Bedrückt dich etwas? Wenn es darum geht, dass wir ohne Gräulich und Madame gefahren sind, dann kann ich dich beruhigen. Bisher ist noch gar nichts passiert, das einen Grund zur Besorgnis geben könnte.«

      »Nein, das ist es nicht, Schatz. Zumindest ist es nicht das, worüber ich nachdenke.«

      »Was ist es dann, das dich so schweigsam hat werden lassen.«

      »Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen kann. Du …, du bist mitunter so eigenartig, wenn es um solche Dinge geht.«

      »Solche Dinge? Um was geht es denn überhaupt, Kleines?«

      »Erinnerst du dich noch daran, dass Bertram gesagt hat, dass Syra von Burgen und ich miteinander verwandt sind, waren, wie auch immer du das ausdrücken möchtest?«

      »Sicher kann ich mich noch daran erinnern. So lange liegt das nun auch wieder nicht zurück, Liebes.«

      »Wie kann das sein, Quentin? Wie können Syra von Burgen und ich miteinander verwandt sein, wenn ihre ganze Familie zu Tode gekommen ist? Wie kann es da sein, dass wir, auch wenn uns Jahrtausende getrennt haben, aus einer Ahnenreihe kommen sollen?« Kim sah Quentin nachdenklich an.

      Er lächelte, als er für den Buchteil einer Sekunde, den Blick von der Straße nahm und sich ihr zuwandte. »Kim, Kleines, wer weiß, vielleicht hatte Syra von Burgen eine Tante, dass du von daher mit den Von Burgens verwandt bist. Oder es gab noch eine Schwester oder einen Bruder, von dem wir nichts erfahren haben.«

      »Glaubst du?«

      »Es ist nicht von Wichtigkeit, was ich glaube oder auch nicht. Fakt ist, dass es für mich keinen ersichtlichen Grund gibt, weshalb Bertram so etwas hätte sagen sollen, wenn das Ganze gar nicht der Wahrheit entspräche. Und dabei, Kim, würde ich es auch belassen.«

      »Ja, du wirst wohl Recht haben.« Sie schwieg. Als sie fragte, vibrierte ihre Stimme: »Ob wir jemals darauf eine Antwort erhalten werden?«

      »Wenn du darauf eine Antwort zu erwarten hast, dann, da bin ich mir ganz sicher, wird das auch geschehen. Irgendwann einmal. Vielleicht sogar dann, wenn du schon gar nicht mehr daran denkst.«

      Quentin lenkte Cemetery Car durch die idyllische Straßen Frankreichs. Solange, bis sie an eine Kreuzung kamen, die, mit Ausnahme von einer Fahrtrichtung, in alle anderen Richtungen gesperrt war. Er bremste, blieb an der Kreuzung stehen. »Was jetzt, Kim? Zurück, oder den einzigen Weg fahren, der uns bleibt?«

      Kim sah sich um. Der Himmel war strahlend blau. Nichts wies auf Gefahr hin. »Lass uns weiterfahren, jetzt, da wir schon einmal hier sind. Wer weiß, wohin der Weg uns führen wird.«

      »Keine Angst, dass dies wieder ein schlechtes Omen sein könnte, Kim?«

      »Du sollst dich nicht immer über mich lustig machen, Quentin. Du weißt ganz genau, dass die Dinge der Vergangenheit, waren, wie sie waren. Außerdem, wer sagt dir denn, dass die vorgegebene Fahrtrichtung nicht auch ein gutes Omen bedeuten kann? Omen müssen nicht unwillkürlich böse sein, nur weil es sich um Omen handelt. Hast du das nicht gewusst, Schatz?«

      »Sicher weiß ich das. Aber deshalb brauchen wir uns nicht vor jeder Einbahnstraße oder einem trüben Himmel zu fürchten. Nein, Süße, sag jetzt nichts. Ich weiß sehr wohl, dass du dich öfter fürchtest, als du es mich wissen lässt. Ich habe immerhin Augen im Kopf. Nur, weil ich nichts sage, heißt das noch lange nicht, dass mir gewisse Dinge nicht auffallen.« Er streichelte ihr zärtlich über die Wange. »Sieh doch nur einmal Gräulichs Vision unsere Reise nach Frankreich betreffend. Nichts davon hat sich bisher bestätigt, Kim. Rein gar nichts.«

      »Nein, nichts davon. Bis jetzt noch nicht«, antwortete Kim leise, die Quentin nach wie vor nichts von ihren Träumen, noch von den Warnungen Pater Pascals erzählt hatte. Sie hatte den Tarot in den kleinen Wandsafe ihres Zimmers im Le Petite gelegt, und gehofft, dass sie damit ihren Träumen ein Ende setzen konnte. Sie wusste nicht weshalb, doch seit sie die Tarotkarten in ihrem Besitz hatte, verfolgten sie diese quälenden Träume. Träume, in denen immer wieder körperlose Hände nach ihr griffen. Doch Quentin davon zu erzählen, war unsinnig. Wenn, dann hätte sie mit dem Professor darüber reden müssen, doch diesem ging es leider nicht gut, so dass sie bisher keine Möglichkeit hatte, sich ihm, oder irgendjemandem, anzuvertrauen. Auch Tante Evelyn hatte sie nicht mehr gesehen. So hatte sie auch ihr nicht ihr Herz ausschütten, ihre Besorgnis mitteilen können. Wenn sie wieder zurück sein würden, dann würde sie zu Monsieur Destin gehen, vielleicht hatte er unterdessen über die Tarotkarten etwas in Erfahrung bringen können. Doch bis dahin würde sie Quentin gegenüber schweigen, ihm nichts erzählen, von dem, was sie bedrückte.

      Sie fuhren die Straße entlang. Am Dorfanfang hing ein Transparent aus Stoff, auf dem in großen, roten Buchstaben das Wort Arkadenfest geschrieben stand.

      »Arkadenfest? Was das wohl ist?«

      »Lass es uns herausfinden, Kim. Sieh, dort ist ein kleines Gasthaus. Halten wir doch einfach an, gehen eine Kleinigkeit essen, und hören einmal, worum es