Jay H. Twelve

VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge


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noch immer mit den Augen und sagte kein Wort. Jetzt wurde die Szene allmählich peinlich und die zwei Damen guckten sich fragend an. In diesem Moment konnte Don ein schallendes Lachen nicht mehr zurück halten. Er klatschte in die Hände, was auf die beiden Damen ansteckend wirkte. Sie lachten mit und klatschten ebenfalls in die Hände.

      „Meine Damen, verzeihen Sie bitte mein Benehmen, Sie sind so bezaubernd anzusehen, dass es mir die Sprache verschlagen hat.“ Mit herzhaftem Lachen versuchten Karin und Donna ihr errötetes Gesicht zu kaschieren.

      „Mr. Don, Sie sind ein ganz schlimmer Charmeur. Vor Ihnen sollte man sich in acht nehmen“, meinte Karin.

      „Keine Bange, meine Damen, ich bin nie lange genug an einem Fleck, um zwei reizende Damen ernsthaft zu verführen. Wo sind Ihre verehrten Anwälte?“

      „Die sind im Büro geblieben, als wir zum Friseur eilten“, antwortete Donna. „Vermutlich streiten sie sich noch immer über irgendeinen Paragraphen“, was die beiden Mädels veranlasste über ihren Witz zu kichern.

      „Habt ihr zwei schon etwas zum Trinken bestellt? Ich trinke auf eure blühende Schönheit einen Gin Tonic“, verkündete Don der noch immer lachte.

      „Wir schließen uns an, obwohl wir noch nie einen getrunken haben“, antwortete Karin etwas schüchtern.

      Don ging zur Theke und bestellte drei Drinks, wenig Gin, viel Tonic auf Eis, während die Damen sich bemühten mit ihren engen Röcken die Barhocker zu erklimmen.

      „Waren eure Anwälte sauer, dass ich euch zwei zu meinen Vermögens-Verwalterinnen vorgesehen habe?“

      „Viel mehr, sie wundern sich ein wenig darüber, dass Sie uns so viel Vertrauen schenken, und wir übrigens auch. Sie kennen uns doch noch gar nicht“, meinte Donna.

      „Macht euch keine Sorgen darüber. Euch wird das ganze nicht nur viel Spaß bereiten, sondern auch Ansehen verschaffen. Gerade weil ihr so jung und unvorbelastet seid, werdet ihr eure eigenen Ideen entwickeln. Ich möchte, dass ihr euch um die Waisenkinder und alleinerziehende Mütter kümmert. Ein Mutter-Kind-Dorf mit weltoffener Schule für die Heranwachsenden, Weiterbildung, Stipendien usw. Das sind nur Stichworte, über welche ihr beide demnächst nachdenken sollt. Ihr arbeitet weiter mit in der Kanzlei, die Betonung liegt auf mit und nicht für die Anwälte. Ihr arbeitet auch nicht für mich, sondern mit mir in der Stiftung. Ab dem nächsten Ersten des Monats erhaltet ihr eure Bezüge und Sozialleistungen von unserer Stiftung. Ihr beide habt freie Hand als meine Stellvertreterinnen weiteres Personal einzustellen, größere Büroräume zu mieten und nach eurem Geschmack einzurichten. Über alle diese Sachverhalte sollt ihr euch Gedanken machen. Ich gebe euch eine Woche Zeit über mein Angebot nachzudenken, ob ihr diese Aufgabe annehmen wollt. Es ist viel mehr Arbeit damit verbunden, als ihr euch jetzt denken könnt. Zwei meiner Freunde und Partner waren neulich in Kanada. Dort haben sie einige Orte besucht, in denen christliche Kirchen Sonderschulen für Indianerkinder eingerichtet haben. Eine entsetzliche Affäre mit etwa fünfzigtausend Toten und tausenden missbrauchten Kindern. Eine Schande der Menschheit in einem zivilisierten Land wie Kanada. Aber in Melbourne ist auch gerade etwas Schlimmes mit Waisenkindern passiert. Daher werdet ihr mit Alida reden müssen, sobald sie abkömmlich wird. Ich weiß nicht, welcher Konfession ihr zwei angehört, aber ich wünsche keine Priester und Nonnen, nicht einmal in der Nähe unserer Institutionen zu sehen.“

      „Wer ist Alida, wenn ich fragen darf?“, wollte Karin wissen.

      „Alida ist die Frau von Erol, beide sind meine Partner genauso, wie ihr es sein werdet, falls ihr euch für diese Aufgabe entscheidet. Sie wird euch einen Bericht von der Kanada Affäre zu lesen geben, damit ihr erfahrt, wie schlimm es werden kann. Die Pharmaindustrie ist besonders scharf darauf solche Kinderheime als ihre Versuchsobjekte zu missbrauchen, weil die Kinder sich nicht wehren können. In der städtischen Bibliothek wird bestimmt über dieses Thema einiges zu finden sein. Die zivilisierte Gesellschaft und die Upperclass können sehr barbarisch mit hilflosen Menschen umgehen, nicht nur mit Kindern und alleinstehenden Müttern. Eure Aufgabe wird es wohl sein, unseren Schützlingen ein würdevolles Leben und eine Ausbildung zu gewährleisten. Das ist eine große Aufgabe, die viel Mut und Verstand abverlangt. Darüber solltet ihr euch klar werden, meine bezaubernden jungen Damen.“

      „Die Anwälte sind im Anmarsch, Mr. Don“, sagte Donna und sprang vom Barhocker.

      „Setz dich wieder hin, Donna, wir sind nicht im Büro“, schubste Karin ihre Kollegin an. Donna rekelte sich wieder auf den Hocker zurück und streifte diesmal ihren Rock über die Knie. „So ist es brav, Partnerin, wir haben auch unseren Stolz.“

      „Wir unterhalten uns weiter beim Essen, die Gäste kommen“, sagte Don und schritt dem jungen Anwaltstrio entgegen. So ging es weiter mit den restlichen Gästen. Don stellte sie alle untereinander vor. Er machte lustige Bemerkungen, orderte Drinks und bemühte sich mit jedem ein paar Nettigkeiten auszutauschen. Kuky kam als letzter. Frisch rasiert im teuren Pilotenzwirn gekleidet, strotzte er vor Stolz einer von Dons Gästen zu sein. Er rührte keinen Alkohol an, sondern trank nur Bitterlemon.

      Don fasste ihn beim Arm und zog ihn zur Seite. „Kuky, wir haben eine eilige Aufgabe zu erledigen. Ezra braucht dich dringend in Brisbane, deshalb sollst du morgen früh gleich voll tanken, die Maschine inspizieren und direkt dorthin fliegen. Erschrick nicht, wenn du von Ezra und zwei Detektiven am Flughafen empfangen wirst. Du erinnerst dich an die beiden tüchtigen Detektive? Sie sind von deinem Exfreund Staatsanwalt vom Dienst suspendiert worden. Diese beiden brauchen deine Aussage bezüglich der Erpressung und Nötigung. Diesmal machen sie Nägel mit Köpfen, verstehst du? Die Detektive wissen nichts von dem Spuk, der sich im Büro des Staatsanwaltes abgespielt hat. Es ist denkbar, dass sie es von ihren Kollegen bald erfahren werden. Du hältst deine Klappe und sagst kein Wort darüber, verstanden? Nur Ezra darfst du über alle Details unterrichten. Du hast gesehen, wie wir den Fernseher mit dem Finger berührt haben. Jederzeit, wenn du mit mir, Malek, Ezra, Edy oder Erol kommunizieren möchtest, musst du nur den Fernsehschirm berühren. Das ist kein Witz und kein Trick Kuky, das ist unser Kommunikationssystem. Tu das aber nur, wenn du alleine bist, sonst funktioniert es nicht, merk dir das. Wir wissen jederzeit, wo du bist, und ob dir eine Gefahr droht. Fürchte dich nicht, vor niemandem. Wir sind immer in deiner Nähe, auch wenn du uns nicht sehen kannst.“ Don klopfte ihm auf die Viersterneschulter und zwinkerte mit den Augen. „Entspann dich jetzt, mein Freund, es gibt heute Abend ein Überraschungsmenü.“

      „Ich danke dir, Don, du bist ein Mordskerl. Noch nie war mir so zum Heulen zu Mute, mein Freund. Ich gehe kurz zur Toilette und heule mich aus.“ Das tat er dann auch, fast im Laufschritt.

      Don ging zurück zu den Partygästen, bemüht, seine eigenen Tränen unter Kontrolle zu halten. Malek erfasste die Situation, entschuldigte sich bei Jerry und Arthur und ging Don entgegen.

      „Du bist gerührt das sieht man dir an. Was ist geschehen? Ist was mit Kuky?“, fragte er fast flüsternd.

      „Er ist glücklich, Malek, und will sich im Klo ausheulen. Ich habe ihm gesagt, was ihn morgen in Brisbane erwartet, wenn er landet.“

      „Das ist gut so, Don. Nimm dich zusammen, wir feiern heute große Dinge, denk daran.“

      „Ist schon alles in Ordnung, Malek, ich mag den Kerl und weiß, wie ihm gerade zu Mute ist. Komm, erzähl mir einen Witz, damit wir lachen können.“

      „Keine Witze, Don, wir haben Gäste, und du bist der große Meister.“

      Der Chefkoch, mit schneeweißer Schürze und geknickter Kochmütze auf dem Kopf, erschien freudestrahlend und verkündete:

      „Meine Damen und Herren, es ist angerichtet. Wenn Sie so freundlich sein möchten mir bitte zu folgen.“

      In der Tat, im Nu bildete sich eine Polonäse von hungrigen Gästen, die in Richtung Konferenzraum marschierten, die es kaum erwarten konnten, vom Überraschungsmahl kosten zu dürfen. Don der beide Damen links und rechts neben sich platzierte, stand geduldig hinter seinem Stuhl bis alle Gäste Platz genommen hatten. Erst dann nahm auch er als Gastgeber am Kopfende des Tisches seinen Platz ein. Die Kellner entkorkten