Jay H. Twelve

VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge


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du wirbelst ganz schön was auf, das muss man dir lassen. So schön es ist die ausgedehnte Reise auf hoher See zu genießen, so sehr vermissen wir alle die aufgeregte Betriebsamkeit in Brisbane. Aber Gisela und Ernst sind voll dabei alles zu regeln. Ezra kümmert sich um die Werft und Ahem verhandelt mit den Umweltschützern. Trotzdem möchten wir am liebsten überall zur gleichen Zeit sein.“

      „Entspannt euch, ihr Schmusetöpfchen, und genießt die Reise. Wir haben unser ganzes Leben vor uns und machen alles Schritt für Schritt. Eile mit Weile sozusagen. Jetzt muss ich gehen, Leute, die Anwälte warten ungeduldig. Macht’s gut, ihr Lieben.“

      „Wir vermissen dich, Don“, schrien alle im Chor.

      Don löschte das Bild, erfrischte sein Gesicht mit kaltem Wasser und trocknete sich mit dem Handtuch ab. So ist das eben, wenn man sich große langfristige Werke vornimmt, dachte er. Man ist froh gleichgesinnte Menschen als Freunde zu haben und die Freundschaft auf kurze Begegnungen zu akzeptieren.

      Er dachte an die bevorstehende Begegnung mit den neuen Freunden, den Anwälten, die die Verträge bereitstellten. Demnächst würden mehr Leute in sein Werk einbezogen sein und andere Anwälte weitere Verträge bereithalten. Er würde mit vielen Unternehmen Partnerschaften eingehen und ein stiller Teilhaber von Objekten und Ländereien werden. Bei allen diesen Verbindungen ging es ihm persönlich nicht um den Besitz, sondern um die Gesinnung die er den mitwirkenden Menschen übermitteln wollte.

      --.--

      Die Anwaltskanzlei war feierlich geschmückt, als wenn dieser Tag ein Feiertag wäre. Die Kanzlei bestand aus drei jungen Anwälten und zwei Sekretärinnen, die dieses große Ereignis in festlicher Umgebung zelebrieren wollten. Ein so großes Projekt jemals zu verhandeln, davon hatten sie sich nie getraut zu träumen. Doch jetzt schien sie der unvorstellbare Traum doch eingeholt zu haben. Rechnete man noch die anstehende Bankübernahme dazu, war das schon ein gewaltiger Sprung in ihrer jungen Karriere. Die Zeremonie vollzog sich innerhalb einer halben Stunde. Die Damen des Hauses brachten gekühlten Champagner mit passenden Gläsern dazu. Alle prosteten auf eine lange fruchtbare Freundschaft an, man besiegelte sie mit einem kräftigen Händeschütteln und Schulterklopfen. Ein Zeitungsreporter tauchte plötzlich aus dem Vorzimmer auf, machte Fotos von den Damen und Herren und das war’s dann schon.

      „Da wir dabei sind ein Projekt von solch einer Größe ins Leben zu rufen“, verkündete Don feierlich, „möchte ich dieser Kanzlei noch eine Kleinigkeit anvertrauen.“ Die Anwesenden horchten auf und schauten ihn erwartungsvoll an, denn alle waren gerade dabei das erste Wunder zu verdauen.

      „Wie Sie alle wissen, bin ich nur ein stiller Teilhaber, der es vorzieht den aktiven Partnern freie Hand zu lassen. Allerdings wünsche ich mir auch von dieser Kanzlei vertreten zu werden. Ich werde in den nächsten Tagen eine Sondervollmacht verfassen, wonach zwei Mitglieder dieser Kanzlei mich im Vorstand einer wohltätigen Stiftung vertreten werden. Sämtliche Gewinnausschüttungen aus diesem Unternehmen, die meinen Anteil betreffen, stelle ich dieser Stiftung für wohltätige Zwecke zur Verfügung.“

      „Und wovon wollen Sie leben, Mr. Don José?“, fragte erstaunt eine der jungen Damen.

      „Von Luft und Liebe natürlich, verehrte Karin“, antwortete Don und lächelte sie verführerisch an. Die Spannung löste sich in ein schallendes Lachen auf, worauf sich das Gesicht der jungen Karin verlegen errötete.

      „Spaß bei Seite, junge Dame. Ich möchte ein ernsthaftes Gespräch mit euch beiden führen. Die Stiftung soll sich im Wesentlichen mit Förderungsprogrammen nützlich machen, die feminine Sozialproblematik zum Inhalt haben. Wenn ihr damit einverstanden seid, erkläre ich alle Details heute Abend beim Essen.“ Weil sich die Anwälte verwundert anschauten, fügte er hinzu: „Heute Abend haben wir noch zwei weitere Gäste aus Brisbane, daher reserviere ich im Hotel für zehn Personen. Meine Herren, wir feiern heute ein großes Fest, deshalb sind Sie alle meine Gäste.“

      „Hoch lebe unser großzügiger Teilhaber Don José“, rief die schon ein wenig angeschwipste Donna und trank ihr Glas leer. Die anderen machten es ihr begeistert nach.

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      2. KUKY, DER STAATSANWALT UND DER BISCHOF

      Kuky der Buschpilot landete die Privatmaschine der Delphin & Albatros Airline gegen drei Uhr nachmittags auf dem Flughafen von Wellington. Es dauerte eine Viertelstunde bis die Formalitäten erledigt waren, dann gingen Malek, Benjamin und Kuky in Richtung Ausgang. Don der schon frühzeitig in der Ankunftshalle saß, blätterte in der Tageszeitung. Erstaunlicherweise las er auf der dritten Seite einen Artikel, der die Schicksalsfrage von Indianerkindern in Kanada behandelte. Der kurze Artikel befasste sich lediglich mit der Debatte im Parlament, wobei die Frage, ob eine Untersuchungskommission gebildet werden sollte, offen gelassen wurde. Gerade als er den Artikel zu Ende gelesen hatte, erblickte er die drei Freunde, die auf ihn zu marschierten.

      „Hallo, alter Seemann“, rief Kuky, der vorauseilte. Ihn plagte ein wenig sein schlechtes Gewissen wegen der Affäre mit den Opus Dei Ganoven, deshalb war er bemüht dieses Gefühl mit Humor zu überspielen.

      „Hallo, Freunde, schön euch wieder zu sehen“, entgegnete Don, faltete die Zeitung zusammen, umarmte zuerst Malek, dann Kuky und zum Schluss Benjamin. „Wie war der Flug, Freunde?“

      „Diesmal hatten wir keine extra Passagiere an Bord“, rührte Malek in Kukys Wunde. „Ich habe mich selbst überzeugt, dass keine tickenden Päckchen herumliegen.“

      „Den ganzen Flug über sägten diese zwei Grünschnäbel so ziemlich an meinen Nerven“, protestierte Kuky entschieden zurück. „Kannst du etwas dagegen tun, sonst muss ich kündigen“, grummelte er mit einem gequälten Lächeln zurück.

      „Ich sehe das eher von der guten Seite, Freunde, sonst hätte die Polizei keinen inflagranti erwischt“, versuchte Don zu beschwichtigen. „Deshalb kam der Staatsanwalt richtig ins Schwitzen im Angesicht des Bischofs. Lasst uns ins Taxi steigen und diese Geschichte begraben.“

      „Was ist eigentlich aus diesen Schurken geworden? Nach kurzem Verhör bei der Polizei unterschrieb ich meine Zeugenaussage, das war alles. Danach habe ich nie etwas von einem Prozess gehört oder gelesen“, wunderte sich Kuky.

      „Interpol hat sie abgeholt und sie wegen anderer Delikte nach Paris gebracht, so lautete zumindest die offizielle Presseerklärung des Staatsanwaltes“, kommentierte Malek. „Es würde mich nicht wundern, wenn sie inzwischen längst auf freiem Fuß sind. Ich frage Papa, der kann ein wenig nachforschen“, fügte er nachdenklich hinzu.

      „Würde mich gar nicht wundern, wenn diese Schurken in Taiwan aufkreuzen. Wir müssen unbedingt Erol und Alida vorwarnen“, flüsterte Kuky mehr für sich, als dass er seinen Freunden etwas mitteilen wollte. Don blickte fragend Malek an. Er war besorgt, woher Kuky wusste, wohin die Schiffe unterwegs waren.

      „Edy brauchte dringend zwei Wasserpumpen für den Diesel. In Rabaul konnte er keine auftreiben“, erklärte Malek.

      „Wurden die Ersatzpumpen mit der Linienmaschine geliefert oder mit unserem Vogel?“, fragte Don gespannt.

      „Mit der Linienmaschine, ich habe das organisiert“, antwortete Kuky, stolz auf seine guten Beziehungen zu einigen Flugkapitänen.

      „Und du hast mit niemandem darüber gesprochen, Kuky?“

      „Eigentlich schon. Der Staatsanwalt kreuzte einen Tag danach in meiner Bude auf. Er sagte, dass er gerade in der Nähe war, um nur Hallo zu sagen.“

      „Soso, einen Tag danach sagtest du. Und nebenbei wollte er auch Hallo zu Erol und Alida sagen, nicht wahr, Kuky? Nur wusste er nicht, in welche Richtung er sein Hallo schreien sollte.“

      „So ungefähr, er wollte wissen, wo er die beiden erreichen kann“, stotterte Kuky, merklich beunruhigt, weil ihm allmählich dämmerte, wie dämlich er wieder ins Fettnäpfchen getreten war.

      „Kuky, Kuky, auf dich ist wahrlich Verlass. Wäre doch an der Zeit, dass du endlich