Jay H. Twelve

VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge


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      „Wie gesagt, Raul, Sie sind ein kluger und weiser Mann. So wird es gemacht, so schnell wie möglich.“

      „Dann habe ich noch eine grundsätzliche Frage hinsichtlich des Baus der fünf weiteren Yachten. Die Änderungen, die wir an der Mahuana durchführen, sollen wir die bei den weiteren Yachten auch berücksichtigen? Vor allem die Takelung von Gaffel auf Bermudasegel bedarf mehr Ballast im Kiel, weil die Masten größer werden und daher schwerer.“

      „Nicht unbedingt, Raul. Die Masten stellen wir aus einem neuen Material her, das wesentlich leichter ist als Holz. Das Segel rollt sich mit Hilfe einer Hydraulikwinsch automatisch in den Mast ein. Auch das Segelmaterial ist wesentlich leichter und reißfester“, beruhigte ihn Don, wohl wissend, das Raul entsetzt war die Yacht auf diese Weise zu verschandeln.

      „Wenn Sie meine ehrliche Meinung hören wollen, Kapitän, das wird nie mehr die gleiche Yacht sein. Die Mannschaft wird verlernen richtig zu segeln. Sie wird sich nur an Deck herumtreiben.“

      „Der Sinn dieser gravierenden Änderung ist der Wunsch vieler Eigner nur mit einer kleinen Crew große Yachten zu segeln. Man möchte auch eine Privatsphäre haben. Ich persönlich segle die Yacht alleine, wenn mir danach zu Mute ist. Unsere Firma wird selbst Charteryachten bauen und auch selbst an Individualisten verchartern, die nicht unbedingt eine Gaffelketsch segeln können. Für die Ausbildung der Jugend werden wir viel größere Windjammer bauen, auf denen unsere Crew der Jugend zeigt, wie in alten Zeiten gesegelt wurde. Nicht nur Segelyachten bieten wir an, sondern auch Motoryachten, um neue Erkenntnisse zu gewinnen. Alles das gehört zu unserem Programm das sehr umfangreich sein wird, dabei zählen wir auf Ihre jahrelangen Erfahrungen. Ich persönlich betrachte die Mahuana als mein Zuhause und möchte nicht von einer von Heimweh geplagten Crew abhängig sein. So sehr ich traditionelle Schiffe liebe, meine persönliche Freiheit nehme ich sehr ernst, weil es mein Leben ist, das ich auf meine Weise verleben kann. Diese Freiheit räume ich jedem Menschen ein, ohne Einschränkungen.“

      „Ich muss gestehen, dass die Mahuana mein erstes Vergnügungsschiff ist das ich gebaut habe. Kommerzielle Schiffe werden nicht mehr in Holz gebaut, daher stirbt unsere Zunft langsam aus. Es hat mich manche Überwindung gekostet manche Gewohnheiten über Bord zu werfen. Wenn wir den Segelsport dem breiten Publikum zugänglich machen wollen, dann müsste sich der Yachtbau wesentlich verändern. Auch damit werde ich fertig, vor allem mit mir selbst.“

      „Verstehen Sie mich richtig Raul. Mir liegt es fern die traditionelle Bauweise aufzugeben, sondern das altbewährte mit neuen Errungenschaften der Technik zu ergänzen. Unsere Firma ist auch nicht auf maximale Gewinne aus, das überlassen wir den anderen die billige Schiffe bauen. Sicherheit, Komfort und Bedienbarkeit unserer Schiffe werden uns auf lange Sicht einen guten Ruf einbringen. Daher sind unsere Schiffe vorerst nicht zum Verkauf, sondern nur zum verchartern gedacht. Unsere Charter-Gäste werden keine reichen Leute sein, sondern sozial benachteiligte Menschen. Die Jugend eben, die sich unter den jetzigen herrschenden Umständen nie ein teures Vergnügen leisten kann. Die Regierung kümmert sich viel zu wenig um die Jugend, es sei denn, sie brauchen billige Fabrikarbeiter oder Kanonenfutter. Das ist nicht der Sinn des Lebens, sondern Missbrauch des Vertrauens, das die Jugend in uns setzt. Bei uns lernen sie die kreative Seite des Lebens und öffnen ihnen die Augen für die schönen Dinge auf diesem Planeten.

      Stellen Sie sich vor, Sie sind sechzehn Jahre alt und dürfen in den Sommerferien kostenlos mit ihren Schulkameraden zwei Monate lang durchs Mittelmeer segeln. Wäre das nicht ein wunderschönes Erlebnis voller lustiger Abenteuer? Verstehen Sie was ich meine? Die Freude, die diese jungen Menschen dann empfinden, darin besteht der wahre Profit unserer Firma. Auf diesen Profit kann kein Staat eine Steuer erheben. Wir werden auf diese Art unser Kapital erwirtschaften, das man nicht mit Gold aufwiegen kann. Junge Leute konstruktiv zu inspirieren ist doch eine schöne Einstellung, finden Sie nicht auch Raul?“

      „Das hört sich phantastisch an, Kapitän, darum ehrt es mich sehr, bei solch einem Projekt dabei zu sein. Die Frage, die ich mir stelle, wer soll das alles bezahlen? Auf Gott dürfen Sie nicht zählen, er versteht von der Wirtschaft der Menschen recht wenig.“

      „Da täuschen Sie sich gewaltig, mein lieber Freund. Als die Mutter-aller-Dinge das Universum erschuf, fragte sie niemanden wer das bezahlen soll. Alles was die Lebewesen auf diesem Planeten vorfinden wird uns kostenlos geschenkt. Der Sinn des Lebens ist es, die uns geschenkte kreative Kraft in uns zum Leben zu erwecken, sich an unseren Leistungen und Erfahrungen zu erfreuen, um sie an die nächsten Generationen weiter zu geben. Allerdings seit die Männer ihre Gottheiten für die eigenen engstirnigen Bedürfnisse ersonnen haben, entwickelte sich die Sklavenwirtschaft als eine Notwendigkeit. Der Mammon ist ein unersättlicher Gott, der keine Skrupel kennt. Im Grunde genommen ist er ein schäbiger Straßenganove, den man in die Wüste verbannen sollte. Dort soll er die Sandkörner zählen, bis um ihn alles grün wird.“

      „Sie sprechen in Rätseln, Kapitän. Ich würde gerne einen Abend mit Ihnen auf dem Deck der Mahuana sitzen und Ihnen zuhören. Es gibt viele Dinge, über die ich gerne mehr wissen möchte.“

      „Das wird mir ein Vergnügen sein, Meister Raul. Fangen wir heute Abend damit an. Aber jetzt sollten wir uns unserer Arbeit widmen.“

      Don war mit Arthur und Jerry verabredet einen groben Blick ins Innere des Verwaltungsgebäudes zu werfen, auch um nach alten Katasterzeichnungen zu suchen. Die Werft selbst hatte schon beachtliche Ausmaße erreicht, aber das Brachland dahinter erstreckte sich in der Länge bis zum Hügel hinauf. In dem oberen Stockwerk des Gebäudes roch es nach altem Papier und Ausdünstungen dreier Generationen von verschwitzten Leibern, die hier Tag um Tag arbeiteten. Sie öffneten die Fenster soweit es ging, weil verschmutzte Scheiben die Sicht nach draußen stark beeinträchtigten.

      Don stand an einem der Fenster. Er atmete nicht nur die frische Bergluft ein, sondern bewunderte auch die üppige Landschaft die sich vor ihm ausbreitete. In seiner Phantasie stellte er sich schmucke Häuschen mit Vorgärten vor, die sich wie Perlen am Berghang aneinander reihten. Ein Zuhause für die Mitarbeiter der Werft, der Marina und den Schulen. Denn von da oben konnten sie den schönsten Blick hinunter aufs Meer genießen. Auch für die Kinder sollte gesorgt werden, mit Spiel- und Sportplätzen, Kindergarten und Grundschule.

      An dem flachen Hang etwas unterhalb auf dem die Schafe grasten, stellte er sich Treibhäuser vor, die den Bedarf an Gemüse, Früchte und Blumen für die Menschen decken sollen. Erst danach würde eine Straße angelegt, die die Werft umrundete und bei der Marina in einen großen Parkplatz endete. Das Institut für Maritime Forschung und Entwicklung fände reichlich Platz zwischen der Werft und der Marina. Seine Gedanken rasten über das Gelände wie eine Schar hungriger Vögel, die die Landschaft nach Essbarem absuchten. Für kurze Zeit hielt er inne, um einen Gebäudekomplex zu entwerfen. Dann flogen sie weiter zum nächsten Komplex.

      Innerhalb weniger Minuten die Don aus dem Fenster schaute, erfasste er das gesamte Projekt in einer Art geistigen Hologramm. Als in diesem Moment Arthur und Jerry den Raum betraten kam ihm die Idee, seine Vorstellung in das Unterbewusstsein der beiden Partner zu transformieren. Seine Absicht war es die zwei Männer zu inspirieren, dieses Projekt in ihren Köpfen entstehen zu lassen. Die Beiden würden diejenigen sein, die diese Entwürfe den Architekten und Landschaftsgestaltern zur Ausarbeitung weiterleiten sollten. Don war nicht der Typ der an einem Fleck länger als einige Wochen ausharrte. In seinem Kopf rotierten so viele Projekte, dass er sie nicht zählen konnte. Er war zwar ein Entwurzelter, vergaß jedoch nie woher seine Wurzeln stammten. Arthur und Jerry dagegen blieben bodenständige Neuseeländer, die daran auch nichts ändern wollten.

      Die Fenster in dem oberen Stockwerk waren viel zu schmal, als dass drei Männer hinaus schauen konnten. Aus diesem Grund stand jeder an einem Fenster ließ die Gedanken in die Ferne schweifen. Jeder entwarf seine Vorstellung von dem ihm vorliegende Gelände, aktiviert aus dem unterbewussten Gedächtnis. Beide sollten sich später wundern, wie dicht ihre Entwürfe übereinstimmten. Es erschien ihnen alles so leicht und selbstverständlich, weil Don noch viele Details in ihre Köpfe hinein projizierte. Kurz darauf begannen sie ihre Visionen zu artikulieren, wobei sie sich ergänzend übertrafen.

      Don lächelte in sich hinein, er war sich dessen gewiss, dass die Uroma irgendwo