Jay H. Twelve

VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge


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ihm unter Hypnose ein Lied zu suggerieren. Anstatt

      Küss mich, Baby sollte es heißen:

       Küss mich, Oma, küss mich auf die Stirn,

       ich brauche Klarheit in meinem verkorksten Gehirn... usw.

      Das könnte der Schlager des Jahrhunderts werden, dachte Don und lachte laut auf.

      „Worüber lachst du?“, fragte Jerry, der dadurch von seiner Vision abgelenkt wurde. „Du warst zeitlang in Gedanken vertieft, plötzlich fängst du an laut zu lachen.“

      „Ach, ich habe ein Loblied über meine Uroma komponiert, dabei ist mir etwas Lustiges eingefallen“, antwortete Don noch immer von seiner Idee belustigt.

      „Du hast eine Uroma, Mensch, lebt sie noch?“, griff Arthur den Faden auf. „Das hätte ich mir denken können.“

      „Goldrichtig, Freunde, ich habe sogar eine sehr kluge Uroma, die sehr lebendig ist“, antwortete Don noch immer mit einem Grinsen im Gesicht.

      „Sag bloß, der große Zaster kommt aus Uromas Schatulle?“, war Jerry neugierig geworden.

      „So könnte man es auch definieren. Uromas Schatulle ist die richtige Umschreibung.“

      „Dann muss sie wohl eine ziemlich große Schatulle haben, deine Uroma?“, meinte Arthur nachdenklich.

      „Wollt ihr jetzt über die Schatulle meiner Uroma rätseln, oder eure Vision von der Werft fortsetzen? Ihr kümmert euch um die Arbeit und ich um den Zaster“, ermahnte Don seine neugierig gewordenen Partner.

      „Wie auch immer, Don, wir rufen hier ein Projekt ins Leben, worauf deine Uroma ganz stolz sein wird“, meinte Arthur sehr überzeugt.

      „Sehr gut gesagt, Arthur. Denkt daran, gegen elf Uhr sollen wir in der Anwaltskanzlei die Firmenverträge unterzeichnen, so schreibt es das Gesetz vor. Danach essen wir in meinem Hotel etwas zu Mittag. Ich hole meine Partner am Flughafen ab und wir treffen uns wieder hier.“ Don verabschiedete sich von seinen neuen Partnern und entschied gleich ins Hotel zu fahren.

      --.--

      Im Hotel angekommen reichte ihm der Concierge erfreut den Zimmerschlüssel. Diesmal wollte Don mit ihm kein Schwätzchen wie gewohnt halten, weil er es eilig hatte möglichst schnell mit seinen Freunden zu sprechen. Deshalb erstellte er seinen VIRDULA-Bildschirm am Badezimmerspiegel, suchte gezielt Edy und Erol auf. Er ging davon aus, dass sie die Schiffsroute von Brisbane Richtung Papua-Neuguinea genommen hatten. Sie dürften inzwischen mehr als zehn Tage unterwegs sein, überlegte er. Die Markierungen auf der Seekarte des Bildschirms zeigten die Positionen der VIRDULA Steinchen an, die sie unterwegs an markanten Punkten ins Meer fallen ließen. Don verfolgte diese Route, dabei zählte er genau dreizehn Punkte. Demnach mussten sie jetzt in der Provinz East New Britain angekommen sein. Er zoomte das Hafenbecken von Rabaul und wurde tatsächlich fündig.

      Beide Yachten lagen unweit voneinander vor Anker. Der Hafen war nicht überfüllt, sogar der Royal Yachtclub der Upperclass von Rabaul war nur halbwegs belegt. Raue Zeiten sind auch hier angebrochen, dachte Don. Aus der Vogelperspektive betrachtet lag das Hafenbecken inmitten einer zerklüfteten Vulkanlandschaft. Sechs aktive Vulkane zählte er auf den ersten Blick. Er zoomte weiter und bekam jetzt die beiden Yachten seiner Freunde gut zu sehen. Auf dem Deck des Trimarans entdeckte er niemanden, aber der Schooner von Edy zeigte Leben. Don zoomte weiter bis die Yacht in Großaufnahme zu sehen war. Edy stand achtern an der Reling zur Steuerbordseite und gestikulierte mit den Händen, als wenn er sich mit jemandem unter dem Sonnensegel unterhielt. Er vergrößerte das Bild weiter und betrachtete die Szene, als würde er hinter Edy stehen. Das Bild zeigte jetzt einen großen Tisch, an dem Lore, Alida und Erol saßen, die gerade eine große Wassermelone schlachteten. Um sicher zu gehen, dass keine anderen Leute auf dem Schiff verweilten, durchlief Don den Salon, die Kojen und das Crew Quartier. Er schaltete auf Ton und hörte eine gute Minute lang zu, worüber sie sich unterhielten. Edy erzählte von dem gewaltigen Vulkanausbruch des Berges Tavurvur im Jahre 1937, der Rabaul mit Vulkanasche zudeckte und dadurch fünfhundert Menschen grausam umgekommen waren. Don entschied die Diskussion zu unterbrechen und ließ die Schiffsglocke bimmeln.

      „Hallo Freunde, was macht ihr in Neu-Pommern? Das ist doch die heißeste Bucht der Welt“, rief Don laut, damit er sich Gehör verschaffen konnte. Er schickte auch eine Lachsalve hinterher.

      „Hallo zurück du alter Seemann?“, riefen alle im Chor, als hätten sie sich abgesprochen. „Wo steckst du denn?“ Sie freuten sich offensichtlich sehr, endlich ein Lebenszeichen von ihm zu erhalten.

      „Ratet mal, wo ich bin, ihr Schmusetöpfchen. Da gibt es eine große Überraschung zu sehen.“ Don schickte noch mal eine Lachsalve hinterher. Alida und Lore räumten schnell die Teller mit der Wassermelone weg, um den Tisch frei zu bekommen. Als auch sie den Bildschirm auf der Tischplatte erstellt hatten, rief Erol:

      „Was, du hockst auf dem Klo und schämst dich nicht den Damen gegenüber? Hast du keine Manieren... hahaha?“

      „Ich bin im Hotel Leute. Mein Badezimmer ist der einzige sichere Ort, sich vor dem Servicepersonal zu retten. Die wollen mir dauernd irgendetwas Gutes antun, sobald ich die Suite betrete. Wo ist eigentlich eure Mannschaft? Ich sehe keinen an Deck.“

      „Die haben wir zum Landgang überredet, weil wir ein Lebenszeichen von dir erwarten. Hoppla, jetzt wissen wir, wo du steckst, du Schlawiner. Was machst du in Wellington?“, rief Edy aus.

      „Forscht weiter, und ihr werdet es bald herausfinden.“

      „Sag bloß, du hast eine deiner Damen in Neuseeland aufgesucht, oder eine Achtzig-Fuß-Dame neu kennen gelernt?“, zwitscherte Alida dazwischen.

      „Hallo, Schwesterchen, wie geht es euch beiden Borddamen? Habt ihr soweit alles überstanden?“, wandte sich Don an Alida und Lore.

      „Besser als wir es uns erhofft haben, Don. Als hätten wir unser ganzes Leben nur auf Segelschiffen verbracht. Es ist unglaublich aufregend, fast wie ein Traum“, antwortete Lore begeistert.

      „Ihr seid auch aus ganz anderem Holz geschnitzt als die meisten Damen. Ich bin ganz stolz auf euch beide. Wie vertragt ihr euch mit der Crew?“

      „Das sind eigentlich ganz brave Jungs. Wenn sie nicht gerade essen oder Wachdienst leisten, dann schlafen sie. Sie haben kaum Sinn für Romantik auf hoher See.“

      „Don, ich habe dich gleich. Ich sehe im Bild eine Werft und auf dem Slip eine ehrwürdige alte Dame. Das ist aber ein sehr schönes Schiff. Ist das der Grund deiner Reise nach Wellington?“

      „Die alte Dame ist gerade drei Jahre alt. Die Werft samt umliegender Landschaft gehört uns, Leute. In etwa drei bis vier Wochen segle ich hinter euch her. Ich will sie in Taiwan umrüsten und mit euch einige Zeit dort verbringen. Sorgt dafür, dass ich einen ruhigen Slip bekomme.“

      „Einen wunderschönen Klassiker hast du gefunden, Don. Wir werden auf dieses Ereignis heute Abend ein Fest veranstalten. Alles was wir dir noch wünschen ist eine seefeste Schmusebraut.“

      „Danke, meine Freunde, das weiß ich zu schätzen. Wann habt ihr vor aus diesem Vulkanhafen auszulaufen?“

      „Gleich morgen früh werden wir weiter segeln bis nach Palau. Von dort direkt nach Taiwan. Es sei denn, die Wettervorhersage kündigt einen Taifun an.“

      „Dann wünsche ich euch gute Fahrt, bis bald und auf Wiedersehen.“

      „Moment mal, nicht so eilig, Seemann. Hast du in der Yacht was hinterlassen, damit wir durch sie spazieren können?“

      „Das habe ich getan, nicht nur in der Yacht, sondern auch in der Werft. Ich weiß doch wie neugierig ihr seid, außerdem teile ich alles mit euch, nicht nur freudige Ereignisse. Ich habe auch fünf identische Yachten bestellt. Die Werft wird modernisiert, eine neue Marina, ein Institut für Maritime Forschung und Entwicklung samt Schule, sogar eine angrenzende Siedlung für die Mitarbeiter werden