Jay H. Twelve

VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge


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zu uns, die frische Luft wird dir gut tun.“

      Malek stand auf um Bier zu holen. Im Vorbeigehen flüsterte er zu Don: „Du Witzbold, ich weiß, was du angestellt hast.“ Kurz darauf kam er mit frischem Bier für alle zurück und klopfte Kuky freundschaftlich auf die Schulter.

      „Das hast du gut gemacht, Kuky. Du darfst dich jetzt nie mehr im Büro des Staatsanwaltes blicken lassen, sonst springt der Kerl noch aus dem Fenster direkt in die Tiefe.“

      Kuky setzte die Bierflasche an, die er in einem Zug leer trank, als wollte er auf diese Weise seine belastende Vergangenheit für immer hinunter spülen.

      „Er hat es nicht gehört, der Scheißkerl“, antwortete Kuky und wischte sich den Bierschaum vom Mund.

      „O doch, mein Freund, er hat es schon gehört. Gleich wirst du in den Nachrichten davon hören. Malek schaltete den Fernseher ein dabei leuchtete der Bildschirm bläulich auf. Don projizierte ein Bürozimmer auf den Bildschirm. Kuky setzte sich interessiert aufs Sofa.

      „Das ist das Büro des Staatsanwalts, das erkenne ich doch“, rief er entsetzt.

      Don ergriff die Initiative und mimte im Geiste den Nachrichtensprecher: „Meine verehrten Zuschauer. Soeben ereignete sich ein ungewöhnlicher Vorfall in dem Gebäude des Justizministeriums. Dieser Vorfall ist nicht nur ungewöhnlich, sondern höchst mysteriös. Laut Zeugenaussagen brüllte eine männliche Stimme so laut, dass es in allen Räumen zu hören war. Die Zeugen behaupteten, die Stimme sei aus allen Ecken zugleich gekommen. Sie sei so mächtig gewesen, dass die Fensterscheiben erzitterten.“

      Jetzt zeigte der Bildschirm die Szene mit den zwei Polizisten, die in das Büro stürmten.

      „Diese zwei Beamten, meine Damen und Herren, erhielten den Befehl, den Staatsanwalt und seine zwei Assistenten sofort zu verhaften. Wie Sie selbst sehen können taten sie es nicht, sondern suchten in ihrer schieren Panik das Weite.“

      Kuky starrte wie gebannt auf den Bildschirm. Der Nachrichtensprecher setzte seinen Bericht fort:

      „Die Polizei ist unterwegs den mysteriösen Vorfall zu klären. Wir melden uns mit weiteren Details später wieder.“ Das Bild löste sich auf, aber Kuky sprang hoch.

      „Don, bin ich so besoffen dass ich weiße Mäuse sehe, oder bin ich durchgeknallt? Ich kann es nicht fassen, dass es wirklich wahr sein soll. Wie können die Nachrichten das Ereignis so schnell berichten?“ Er setzte sich wieder und suchte verzweifelt nach irgendjemandem, der das bestätigen konnte.

      Benjamin stand die ganze Zeit auf dem Balkon. Er betrachtete ausgiebig die Großstadt mit ihren grünen Vororten. Ihm war das ganze Theater mit Kuky ziemlich peinlich. Malek dagegen schaltete den Fernseher erneut ein. Wieder war das Büro des Staatsanwaltes zu sehen doch diesmal durchsuchten viele Männer nach versteckten Mikrophonen. Akten lagen verstreut auf dem Tisch und auf dem Boden. Schränke wurden durchsucht, manche Männer kletterten auf die Stühle und klopften die Wände ab.

      „Siehst du, Kuky, was dort los ist? Du hast die Leute ganz ordentlich in Angst und Schrecken versetzt“, sagte Malek. „Benjamin!“, rief er laut, „komm, schau dir diese Szene an und sage Kuky, was dort im Bild passiert.“

      Benjamin kam widerwillig der sich schweigend neben Kuky setzte. „Ich sehe einen Raum, in dem Männer nach irgendetwas suchen“, sagte er trocken.

      „Na, siehst du, mein Freund“, sprach Don beruhigend. „Du bist nicht durchgeknallt. Das, was wir sehen passiert wirklich im Büro des Staatsanwaltes. Du hast seine Telefonnummer, rufe ihn einfach an.“

      Noch immer zweifelnd wollte Kuky entschlossen der Sache nachgehen. Er stand auf, ging zum Telefon dabei zog er unterwegs seine Geldbörse aus der Hosentasche. Er entnahm einen kleinen, zusammengefalteten Zettel auf dem die Telefonnummer stand. Aufgeregt drückte er den Hörer ganz fest an sein Ohr, als befürchtete er, etwas zu überhören. Als das Telefon klingelte, drehte er sich geschwind zu dem Fernseher um, weil der Klingelton so laut schallte. Einer der Männer im Büro räumte einige Ordner weg, die auf dem Telefon lagen, hob den Hörer ab und meldete sich. In diesem Augenblick brüllte Kuky los.

      „Wo ist dieser feige Hosenscheißer und seine zwei Ganoven?“ Das Brüllen war nicht nur im Telefonhörer zu hören, sondern erfüllte das ganze Büro. Die Männer blieben wie angewurzelt stehen, was Kuky ermutigte noch weiter zu schreien.

      „Die zwei Männer, die mit diesem verfluchten Staatsanwalt im Büro waren, planen einen Anschlag auf meine Freunde. Das sind die gleichen Ganoven, die auch die Bombe in mein Flugzeug gelegt haben“, schrie er von Wut gepackt. „Sucht die Bande und verhaftet sie alle drei, sonst brülle ich so laut, dass die Bude auseinander platzt!“ Das zeigte Wirkung auf die erschrockenen Männer, die von Panik ergriffen ebenfalls das Weite suchten. Im Nu war das Büro leer. Kuky, sichtlich enttäuscht, knallte den Hörer auf die Gabel.

      Malek ging auf Kuky zu, legte ihm den Arm um die Schulter und zog ihn zum Balkon hinaus. „Beruhige dich jetzt, trink erstmal ein Bier. Du hast sie alle zu Tode erschreckt. Das reicht für heute.“

      Das Bild im Fernsehen zeigte noch immer das leere Büro und ein Durcheinander von Büchern und Akten. Erst jetzt erkannte auch Benjamin, dass irgendetwas an dem Theater extrem unnatürlich war. Er rieb sich mit beiden Händen die Augen, atmete tief ein und hob den Kopf.

      „Don, ist das alles wirklich passiert, oder stehe ich unter irgendeiner Droge? Das kann ich einfach nicht logisch erklären. Bitte, Don, sage mir die Wahrheit.“

      „Die Wirklichkeit Benjamin, höre auch du genau zu, Kuky, die Wirklichkeit ist das, was unsere Wahrnehmungssinne uns vermitteln, als unser unmittelbares Umfeld. Unsere Wahrnehmungssinne ticken sozusagen in einer bestimmten Frequenz, so ähnlich wie der Fernsehapparat. Wir sehen das Bild auf dem Bildschirm und denken, es könnte ein Film sein oder eine Live-Übertragung, so genau wissen wir es beim Fernsehen nie. Genau so wie der Fernseher manipuliert sein kann, kann die Wirklichkeit auch entstellt werden. Was uns unsere Wahrnehmungssinne vorgaukeln sind nichts weiter als pulsierende Energieteilchen, die nach einem universellen Programm auf einer für uns abgestimmten Frequenz von uns empfangen werden. Deshalb sehen wir die Welt um uns herum, die man anfassen, riechen, hören, empfinden kann.

      Die Wahrheit, meine lieben Freunde, ist der lustigste Teil davon. Die Wahrheit ist, diese unsere Wirklichkeit gibt es gar nicht. Alles, was wir als unsere Außenwelt empfinden, bzw. durch unsere Sinne wahrnehmen, existiert gar nicht wirklich. Es ist lediglich als Programm in unseren Zellen gespeichert. In jeder einzelnen unserer Zellen ist das ganze gigantische Universum als Softwareprogramm installiert. Schlicht und einfach gesagt: Wir sind ein Produkt unserer eigenen Phantasie. Habt ihr das jetzt kapiert?“, fragte Don belustigt.

      „Nicht die Bohne, Don, das ist mir zu hoch, muss ich ehrlich sagen“, meinte Kuky und blickte zu Benjamin hinüber, der in Gedanken vertieft den bunten Teppich anstarrte. „Was meinst du, Benjamin?“, wollte er seine Meinung dazu wissen. Benjamin hob den Kopf und schaute Kuky gedankenverloren an.

      „Spaß bei Seite, Don, das nehme ich dir nicht ab. Das Universum ist gigantisch, das passt gar nicht in die Tüte. Außerdem leben wir in einer Welt der Materie, in der schon alles nach Atomstrukturen aufgebaut ist. Ich gebe zu, die Illusionisten kennen einige Tricks, um die Leute zu amüsieren, aber das ist schon alles. Die großen Meister der Illusion verraten nie ihre Tricks, und so werde ich dich nicht weiter nach deinen Tricks ausfragen.“

      „Na gut, Leute, lassen wir es dabei. Heute Abend feiern wir eine Party mit meinen neuen Freunden und Partnern im hiesigen Geschäftsbereich. Es sind auch zwei junge Damen mit dabei. Das bedeutet, anständige Kleidung ist angesagt.“

      Don beobachtete Kuky. Er ahnte was ihn diesmal bedrückte. „Kuky, du siehst aus wie ein gerupfter Emu. Malek wird dir einige Scheine geben, damit du dir eine echte Pilotenuniform besorgen kannst. Du bist doch unser Flugkapitän und kein Grashüpfer. Concierge Nacho wird wissen, wo so etwas aufzutreiben ist. Mach dich auf die Socken, sonst sind die Läden zu.“

      „Und ich dachte ich bin gefeuert“, wunderte sich Kuky.

      „Freundschaften kann man