Jay H. Twelve

VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge


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dass du weg kommst“, antwortete Malek und steckte ihm einige hundert Dollar in die Brusttasche. Dass er dabei auch ein winzig kleines Steinchen mit in die Brusttasche versinken ließ, davon ahnte Kuky nichts. So war eben der Malek, einer der es genau wissen wollte. Weil er und Benjamin die meiste Zeit mit Kuky im Flugzeug verbrachten, schien es ihm notwendig, demnächst diesem Freund genau auf die Finger zu schauen.

      Kaum war Kuky weg, griff Benjamin das vorherige Thema wieder auf. Er brannte darauf zu erfahren, wie Don und Malek es schafften, diese Szenen im Fernsehen herzuzaubern. Immerhin erlebte er alles bei vollem Bewusstsein mit, aber verstanden hatte er es nicht. Daher fragte er nach.

      „Mal angenommen, ich könnte mich mit euren Theorien über Wahrheit und Wirklichkeit anfreunden. Wieso seid ihr zwei in der Lage ein Fernsehgerät einzuschalten ohne es zu berühren? Ich habe genau beobachtet das Malek nichts angerührt hat.“

      Benjamin erhob sich vom Sofa ging um den Teetisch, stellte sich vor das Gerät ungefähr so, wie es Malek getan hatte und berührte den Bildschirm. Er zuckte förmlich zusammen, als dieser kurz bläulich aufflackerte und ein Bild mit Ton erschien. Er sah Kuky der im Aufzug mit zwei älteren Damen im Gespräch zeigte.

      „Ihr macht euch über mich lustig. Was ist das für ein Trick, Leute?“

      „Amüsiere dich doch, Benjamin. Es ist nicht so wichtig, wie du das geschafft hast, sondern wozu. Hab doch ein bisschen Spaß dabei und schau, wie Kuky leibt und lebt. Du fliegst mit diesem Piloten oft nach Winton und zurück, dann musst du auch wissen, mit wem du fliegst“, ermunterte ihn Malek und fuhr fort: „Von Fernsehtechnik verstehst du auch nichts, und trotzdem sitzt du jeden Abend vor der Glotze und wechselst die Kanäle. Don und ich können eben mehr aus dem Gerät herauskitzeln und erweiterte Funktionen in Gang setzen. Das ist doch alles bloß Technik, Atome, Elektronen, Neutronen, Protonen, Spannungsfelder, Frequenzen, alles bloß lauter Fiktionen und Illusionen. Wann auch immer du das Anhängsel an einem Wort ...onen hörst oder auf dem Papier liest, denk daran, was das ist. Man hängt das immer dann dran, um etwas zu definieren, was keiner genau umschreiben kann. Wie bei Religionen. Jeder spricht von Gott und keiner vermag ihn/sie/es zu umschreiben. Und doch glaubt jeder zu wissen, was das sein könnte. Jeder für sich selbst reimt sich seine eigenen Vorstellungen und Theorien.

      Es ist denkbar, dass wir unsere eigenen Vorstellungen und Theorien haben, wonach jeder von uns wie ein Gott handeln kann, wann immer wir es möchten. Auch ein einfacher Mensch zu sein und auf diesem Planeten in Frieden sein Leben zu genießen, wie du es am Beispiel von Kuky gesehen hast, ist nicht ohne Haken und Ösen. Leider gibt es Menschen, die nur krumme Sachen im Kopf haben. Du selbst als Zeuge der Affäre mit dem falschen italienischen Conti und den Dunkelmännern mit dem Kokaingeschäft, bist ein gezeichneter Mann. In einer anderen Affäre, in der Alida ihre Eltern verloren hat, steckten die gleichen Dunkelmänner dahinter. Sie ist die Zeugin einer Anklage, deswegen sind die Kerle schon seit langem hinter ihr her. Der Staatsanwalt und der Bischof stecken irgendwie zusammen mit diesen Meuchelmördern und haben Kuky erpresst. Kurz gesagt, wir alle sind auf der Liste dieser Strippenzieher und müssen uns gegen diese Ganoven schützen. Unsere kleinen illusionistischen Tricks helfen uns dabei ihre Absichten zu erfahren und rechtzeitig Gegenmaßnahmen einzuleiten. Das ist eigentlich alles, Benjamin. Wenn du mehr wissen willst, werden wir dich weiter aufklären.“

      „Danke, Malek. Es ehrt mich sehr, dass ihr mir so viel Vertrauen schenkt. Gleich am Anfang unserer Beziehung in Winton ist mir aufgefallen, dass Don ein außergewöhnlicher Charakter ist. Er handelt außerordentlich weise und hat in wenigen Tagen alles wieder ins Lot gebracht. Dann lernte ich dich Malek, deine Familie, Edy, Erol, Alida, Ernst, Gisela und zuletzt Lore kennen. Ihr alle habt etwas in eurem Verhalten, das mich gleichzeitig inspiriert und aufatmen lässt. Ihr strahlt eine Aufrichtigkeit und fast unnatürliche Sorglosigkeit aus, und meistert Probleme mit der Lässigkeit eines Mondwandlers. Erst heute ist mir bewusst geworden, dass ihr keine gewöhnlichen Menschen seid. Ich erlebte diese Theatervorführung mit Kuky und dem Fernseher wie in Trance. Wie in einem Science-fiction Film bringt ihr Sachen zustande, von denen keiner glauben kann, dass so etwas möglich ist. Wo auch immer ihr auftaucht, ihr wirbelt die Menschen auf. Ihr bringt neue Ideen, Schwung und könnt alles das aus der Westentasche bezahlen.

      Ihr selbst zeigt kein Interesse an Geld, Luxus und sonstigem Zeug, womit sich die Neureichen so gerne schmücken. Ihr seid fast abartig großzügig und schenkt jedem eurer Freunde uneingeschränktes Vertrauen.“ Benjamin atmete tief durch und fasste Mut das Schlusswort auszusprechen: „Ihr seid alle so etwas wie die Engel auf Erden, oder bin ich vielleicht zu weit mit meiner Überlegung gegangen?“

      „Ach Benjamin, du spinnst wohl, wir sind genauso wie du und viele andere, lediglich ein bisschen mehr weise. Das kann jeder werden, wenn man sich dazu entscheidet. Kugellager, die mit Anständigkeitsfett geschmiert sind, laufen ewig“, meinte Malek.

      Don blickte zur Wanduhr und klopfte mit beiden Händen auf seine Knie.

      „Freunde, es wird allmählich Zeit, dass wir uns an die Arbeit machen. Ich muss euch in die Details des hiesigen Projektes einweihen, damit ihr mit den Anwälten weiter kommt. Wir wollen morgen eine Bank übernehmen und den Finanzierungsplan für das Projekt gestalten. Das ist eure Aufgabe und daher hört genau zu.“

      „Wir sind ganz Ohr, Kapitän, schieß los“, bemerkte Malek erwartungsvoll.

      Don erklärte in kurzen Worten was er vorhatte. Er informierte die beiden über Zahlen und Konditionen, Vorgehensweise und langfristige Pläne. Zum Schluss übergab er ihnen die Verträge sie noch einmal durchzulesen und ging ans Telefon.

      „Nacho, mein Freund und Helfer. Ich brauche einen Tisch im Restaurant für zehn Personen für zwanzig Uhr. Kannst du das für uns arrangieren?“

      „Klar doch, Kapitän. Ich kann euch auch einen Konferenzraum einrichten lassen, dann seid ihr ungestört. Habt ihr einen besonderen Wunsch in Bezug auf die Speisen und Getränke?“

      „Das mit dem Konferenzraum ist eine gute Idee. Was die Speisen anbelangt, so sage dem Chefkoch, er soll ein Überraschungsmenü zusammenstellen und gekühlten hiesigen Weißwein servieren. Danke Nacho, deine Dienste weiß ich sehr zu schätzen.“

      „Gern geschehen Kapitän, und lasst es euch gut munden.“ Don legte den Hörer auf und wandte sich wieder den beiden Freunden zu, die sehr angeregt die Verträge kommentierten.

      „Ich mache mir jetzt ein heißes Bad, das empfehle ich euch auch. Kurz vor acht treffen wir uns an der Bar.“ Damit war die Sitzung beendet.

      --.--

      Don erschien als erster an der Bar. Nacho kam gleich zu ihm und führte ihn in den festlich eingerichteten Konferenzraum.

      „Soll ich die Gäste gleich hierher bringen? Es wäre natürlich vornehmer, wenn die Vorspeise serviert ist, und ihr so lange an der Bar wartet.“

      „Das ist besser so, Nacho. Die Leute sollen sich erst mal kennenlernen.“ Don griff in seine Sakkotasche und zog ein fürstliches Trinkgeld für Nacho hervor.

      „Danke, Nacho, auf dich ist immer Verlass“, bedankte er sich freundlich.

      „Es war mir ein Vergnügen, Kapitän“, entgegnete er und ließ die Scheine in seiner Hosentasche verschwinden.

      Als beide in Richtung Rezeption zurück kehrten, sahen sie wie Kuky mit einer Einkaufstüte den Aufzug betrat.

      „Na also, Kuky hat es doch geschafft“, flüsterte Don und schlenderte wieder zur Bar. Dort bestellte er einen Gin Tonic, setzte sich in einen Sessel, denn die Barhocker waren ihm nicht bequem genug. Ein Blick auf die Uhr zeigte, dass er noch Zeit für eine Pfeife hatte. Als er die ersten Wölkchen genüsslich verteilte, war er sehr überrascht als die zwei jungen Damen aus der Kanzlei auf ihn zu kamen. Zu ihrer Überraschung zauberte er zwei rote Rosen aus seiner Sakkotasche und hielt sie ihnen wortlos entgegen. Sie warteten dass der Rosenkavalier sie mit Komplimenten begrüßte. Er aber schwieg und rollte nur mit den Augen. Als Don noch immer stumm da stand, ergriff Karin die Initiative.

      „Danke schön, Mr. Don, sehr aufmerksam von Ihnen“, sagte sie ein wenig verwirrt. Auch Donna nahm die Rose überrascht