Jay H. Twelve

VIRDULA Endlosgeschichten Band 2 - Die Mutter aller Dinge


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weil die Bank fast ausschließlich durch diese Kundschaft gehalten wird.“

      „Na schön, Mr. Clearance.“ Don zog eine Visitenkarte aus seiner Pfeifentasche. „Hiermit sind Sie offiziell beauftragt im Namen des Mehrheitsaktionärs der Bank von Brisbane die Übernahme von fünfzig Prozent der Aktien auszuhandeln.“

      „Das ist aber viel Geld, Mr. Don. Das wird sich schnell herumsprechen“, antwortete der Anwalt ziemlich verunsichert.

      „Ich nehme an, dass Sie nicht allzu viel Erfahrung mit großen Geschäften haben, aber machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde veranlassen, dass mein Freund Benjamin aus Brisbane hierher kommt. Auch mein Partner Malek wird mit unserer Privatmaschine morgen Nachmittag hier eintreffen. Ihre Aufgabe ist es bis morgen Mittag unseren Gesellschaftervertrag auszuarbeiten. Wir werden drei separate Gesellschaften gründen. Erstens: Die Werft - mit dem gleichen Namen. Zweitens: Die Marina - Delphin & Albatros. Drittens: Die Grundstücks- und Gebäudeverwaltungs-GmbH & Co. An allen drei Gesellschaften sind die gleichen Partner mit den Anteilen von einmal fünfzig Prozent, zweimal fünfundzwanzig Prozent beteiligt. Alle Projekte, inklusive der fünf Yachten wie die Mahuana werden durch die hiesige Bank finanziert, vorausgesetzt ich bekomme fünfzig Prozent Anteile der Bank. Sowohl in diesen drei Gesellschaften, als auch in der Bank werde ich nur ein stiller Teilhaber sein. Ich habe nicht vor Personalveränderungen zu verlangen, deshalb bleibt alles so wie es ist.“

      „Das vereinfacht natürlich die Verhandlungen sehr, Mr. Don, weil die Leute um ihre Jobs fürchten.“

      Don wandte sich an Arthur und Jerry. Er erklärte ihnen, dass er plane maximal vier Wochen zu bleiben. Bis dahin sollte die Mahuana seeklar gemacht werden. Dann folgten einige technische Verbesserungsvorschläge, die ihm bei der kurzen Fahrt schon aufgefallen waren. Auch die Änderungen der Crew Quartiere erklärte er in kurzen Sätzen mit ausführlichen Vorstellungen. Alles in allem sollte es ein Wohlfühlschiff werden, nicht nur für den Kapitän, sondern auch für seine Crew. Mindestens fünf Pumpguns mit reichlich Munition und ein Sortiment an Leuchtraketen sollte beschafft werden, denn er plane seine Reiseroute durch Piratengebiete zu führen. Alles ordnungsgemäß angemeldet mit Waffenschein denn er wusste, dass die Küstenwache in Singapur keinen Spaß verstand, illegale Waffen an Bord zu finden. Nach dieser langen Rede und ausführlichen Erläuterungen verspürte er großen Hunger. Auch seine neuen Freunde waren nicht abgeneigt endlich ein kühles Bier zu sich zu nehmen. So gingen sie gemeinsam gestikulierend in Richtung Restaurant in dem Maunie leckere Speisen vorbereitet hatte.

      Erst am nächsten Morgen in der Werft lernte Don den Portugiesen Raul kennen. Ein kleiner stämmiger Mann, Mitte vierzig, mit krausen, schon ergrauten Haaren und Händen voller Narben. Wie viele andere Gelegenheitseinwanderer war auch Raul von Heimweh geplagt. Nach Beendigung seiner Arbeit an der Mahuana kehrte er nach Portugal zurück. Mit den Ersparnissen, die für portugiesische Verhältnisse ein kleines Vermögen ausmachten, erregte er das allgemeine Interesse seiner Verwandtschaft. Bevor Raul wusste wie ihm geschah, war das Geld schon verfeuert. Weil er keinen Job finden konnte, kehrte er enttäuscht nach Neuseeland zurück, jobbte mehr schlecht als recht von einem Arbeitgeber zum anderen. Don begegnete diesem wahren Meister Raul am Slip, als er mit einem Zollstock in der Hand, einen Bleistift hinters Ohr gesteckt auf einem Stück Furnier etwas aufschrieb. Meister Raul war dabei die Position der Strahlruder genau zu vermessen und die Markierungen am Rumpf für die Bohrmaschine zu zeichnen.

      „Guten Morgen, Mr. Raul. Ich bin Kapitän Don.“ Er lächelte den Baumeister freundlich an dabei streckte er ihm die Hand entgegen.

      „Einen wunderschönen guten Morgen, Kapitän, es freut mich Sie kennen zu lernen. Gleich zur Sache, Kapitän, wir haben ein Problem.“

      „Ich weiß, Mr. Raul, was Sie meinen. Ihnen graust es in das Schiff große Löcher für die Strahlruder zu bohren.“

      „So ist es, Kapitän. Das Schiff verträgt an diesen Stellen keine Materialreduzierung.“

      „Wir bohren keine Löcher, Mr. Raul, sondern wir bringen die Strahlruder komplett im Edelstahlgehäuse mit an. Wir machen nur die Bohrungen an der Stirnseite durch die Mitte für die Hydraulikrohre, und das kann man gut abdichten.“ Don zeichnete seine Idee auf das Furnierbrett, wie er es sich dachte. „Das sieht zwar aus wie Detektiv Knattertons Kinn, ist aber ein Novum, das demnächst alle großen Schiffe haben werden. Dieses lustige Kinn am Bug bringt mindestens einen Knoten mehr an Fahrt. Sie sollen sich das patentieren lassen, Mr. Raul und an die großen Werften verkaufen. Wenn das Kinn aus gegossenem Stahl gemacht wird, kann man damit sogar Eis brechen, ohne dass das Schiff Schaden nimmt.“

      „Das erinnert mich mehr an einen Busen ohne Brustwarze“, schmunzelte Raul dabei. „Das lässt sich leichter machen als große Löcher in den Rumpf zu schneiden. Das mit dem Patent habe ich nicht ganz verstanden, weil ich nie etwas patentiert habe.“

      „Das ist sehr einfach, Raul. Sie fertigen eine Prinzipskizze ihrer Erfindung an. Die Komponenten positionieren Sie mit A, B, C usw. Dann umschreiben sie die Erfindung, woraus sie besteht, wie sie funktioniert und welche Vorteile die Erfindung bringen kann. Wenn Sie es selbst nicht umschreiben können, gibt es professionelle Patentanwälte auch hier in Wellington. Danach reichen Sie den Antrag beim neuseeländischen Patentamt ein, warten eine Weile bis die Fachingenieure geprüft haben, ob eine solche Erfindung schon in Neuseeland angemeldet wurde. Ist das nicht der Fall, bekommen Sie eine Patenturkunde vom Patentamt. Damit sind Sie als Erfinder berechtigt ihre Erfindung an die Werften zu verkaufen. Bei diesem Geschäft müssen Sie ihren Patentanwalt einschalten, damit Sie nicht übers Ohr gehauen werden. Große Firmen sind sehr schlau und klauen manchmal gute Erfindungen. Wenn Sie hart verhandeln, können Sie ein sehr reicher Mann werden. Mit dieser Erfindung werden die großen Schiffe Millionen Tonnen von Treibstoff sparen und viel schneller werden. Haben Sie es jetzt kapiert, Raul?“

      „Das schon, Kapitän, aber das ist nicht meine Erfindung, sondern Ihre.“

      „Nein, Raul, ich habe nur Ihre Gedanken gelesen und sie aufs Brett gezeichnet.“

      „Wieso können Sie meine Gedanken lesen, wo ich noch gar nicht einmal weiß, dass ich sie denke.“

      „Doch, Raul, Sie haben sehr großen Kummer, mein Freund, weil Sie ohne ihre Traumfrau hierher geflogen sind, ist das so?“

      „Woher wissen Sie denn das, Kapitän? Ich hätte sie gerne mitgenommen, aber das Geld reichte nur für ein Ticket.“

      „Na also, Raul. Sie bekommen von mir einen Vorschuss fürs Ticket und von der Bank einen Kredit für ein schönes Haus dort oben auf dem Hügel. Sie werden fünf wunderschöne Schiffe bauen und darüber hinaus auch eine Schiffsbauschule in der Werft errichten. Wer soll denn die handwerkliche Kunst an die Jugend weitergeben, wenn nicht solche kompetenten Leute wie Sie einer sind? Diese Schule braucht auch ein Bassin, wo Schiffsmodelle auf ihre Seetauglichkeit getestet werden können. Sozusagen ein kleines Marine-Institut für Forschung und Entwicklung. Wenn Sie keine kluge Frau an Ihrer Seite haben und keine Kinder zeugen, werden Sie niemanden haben, an den Sie ihre Kreativität weiter geben können. Also schicken Sie ihrer Braut ein Telegramm mit der Anweisung, wo sie das Ticket abholen kann.“

      „Das ist aber sehr freundlich von Ihnen, Kapitän. Ich werde ihr ein Telegramm schicken und sie fragen, ob sie kommen möchte, wenn ich ihr das Geld für den Flug zukommen lasse. Wenn sie positiv antwortet, erst dann schicke ich ihr das Geld. Nimmt sie das Geld an, aber kauft das Ticket nicht, sondern liefert mir lauter Larifari-Ausreden, dann weiß ich woran ich bin. Kauft sie das Ticket und kommt hierher dann weiß ich, dass ich das Geld für einen guten Zweck ausgegeben habe. Bei Frauen weiß man nie, woran man ist, es sei denn, man hat Glück und begegnet gleich der richtigen Partnerin.“

      „Raul, mein Freund, Sie sind wahrlich ein weiser Mann“, meinte Don und klopfte dem stolzen Raul auf die Schulter. „Ich habe noch eine wesentliche Änderung am Ruderblatt vor“, fügte er hinzu und beobachtete prüfend Rauls Reaktion.

      „Ich weiß. Arthur hat mir schon davon erzählt. Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Wir kleiden das Ruderblatt provisorisch mit Stahlblech in der Form, wie Sie es angeordnet haben. Dann machen wir eine Probefahrt und werden sofort