Werner Sauter

Kompetenzentwicklung im Netz


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Bezug auf die Wertorientiertheit und die Verwertbarkeit bringt uns schließlich zum Wertethema zurück, das der vorige Abschnitt ausführlich behandelte. Plakativ verkürzt wollen wir auf die Einsicht kommen, dass Kompetenzvermittlung stets Wissensvermittlung plus Wertvermittlung ist. Das leitet dann zum Abschnitt Kompetenzvermittlung über.

      2.3.2 Fertigkeiten, Wissen, Qualifikationen und Kompetenzen

      Um Kompetenzen gegen andere Bewusstseinsresultate abgrenzen zu können, müssen wir sie definitorisch umreißen – wohl wissend, dass es nicht „die“ Kompetenzdefinition und schon gar keine endgültige geben kann. Es ist eine Arbeitsdefinition, die aber von vielen auf diesem Gebiet forschenden Kollegen akzeptiert, benutzt und weiterentwickelt wird.

       Unter Kompetenzen verstehen wir Dispositionen zur Selbstorganisation, also Selbstorganisationsdispositionen.

      Das alles gilt nicht nur für das Handeln und Lernen im brasilianischen Dschungel. Es gilt ganz ebenso für jedes Lernen und Handeln unter den Bedingungen einer Risikogesellschaft - also einer Gesellschaft, in der viele politische, ökonomische und soziale Prozesse komplex und dynamisch sind. Gefragt sind heute meist nicht nur Befähigungen, sich von einem klar definierten Anfangszustand (der Aufgabe, dem Problem) zu einem klar definierten Endzustand (der Aufgabenerfüllung, der Problemlösung) zu bewegen. Diese sind vielmehr Teil umfassenderer Fähigkeiten, nämlich innovativ, kreativ Neues zu entwickeln - Ergebnisse, die nicht nur die Nutzer, sondern auch die Entwickler überraschen. Es handelt sich also, verallgemeinert, um Fähigkeiten, selbstorganisiert zu denken und zu handeln: In Bezug auf sich selbst (P: personale Kompetenzen), mit mehr oder weniger Antrieb, Gewolltes in Handlungen umzusetzen (A: aktivitätsbezogene Kompetenzen), gestützt auf fachliches und methodisches Wissen, auf Erfahrungen und Expertise ( F: fachlich-methodische Kompetenzen) und unter Einsatz der eigenen kommunikativen und kooperativen Möglichkeiten (S: sozial-kommunikative Kompetenzen).

Folie13

      Abb. 13 Kompetenzbereiche

      Es gibt keine Kompetenzen ohne physische oder geistige Fertigkeiten, ohne Wissen, ohne Qualifikationen. Fertigkeiten, Wissen, Qualifikationen sind jedoch keine Garanten für Kompetenzen. Es gibt deshalb hoch qualifizierte Inkompetente. Kompetenzen sind mehr, sind etwas anderes. Sie enthalten konstitutiv interiorisierte Regeln, Werte und Normen als Kompetenzkerne.

       Fertigkeiten bezeichnen durch Übung automatisierte Komponenten von Tätigkeiten, meist auf sensumotorischem Gebiet, unter geringer Bewusstseinskontrolle, in stereotypen beruflichen Anforderungsbereichen, auch im kognitiven Bereich, wie beim Multiplizieren oder Auswendiglernen, beim elementaren Lesen und Rechnen. Lese- und Rechenfertigkeiten sind Voraussetzungen jeder Kompetenzentwicklung, aber nicht eigentlich Kompetenzen. Fertigkeiten haben das individuelle Verhalten, den psychophysischen Tätigkeits- und Handlungsprozess als Ganzes im Blick. Sie sind handlungszentriert. Fertigkeiten sind beispielsweise Klavierspielen, Lesen, Schreiben, Rechnen, Sprechen, Fußballspielen, etc. Der Erwerb einer Fertigkeit ist nicht ausschließlich von Begabungen und Talenten abhängig, sondern auch von Übung, von anderen bereits erlernten Fertigkeiten, von Kenntnissen und Erfahrungen. [4]

       Fähigkeiten bezeichnen verfestigte Systeme verallgemeinerter psychophysischer Handlungsprozesse [5] , einschließlich der zur Ausführung einer Tätigkeit oder Handlung erforderlichen inneren psychischen Bedingungen und der lebensgeschichtlich unter bestimmten Anlagevoraussetzungen erworbene Eigenschaften, die den Tätigkeits- und Handlungsvollzug steuern. Man unterscheidet oft allgemeine (z.B. abstraktions- oder flexibilitätsbezogene), bereichsspezifische (z.B. allgemeine körperlich-sportliche, sprachliche, logisch-mathematische, künstlerische) und berufsspezifische (z.B. spezielle technische, handwerkliche, künstlerische) Fähigkeiten. [6] Fähigkeiten können sich gleichermaßen auf einfache, anforderungsorientierte wie auf selbstorganisative Handlungssituationen beziehen. Kompetenzen können deshalb immer auch als Fähigkeiten gesehen werden, aber viele Fähigkeiten sind keine Kompetenzen. Der Fähigkeitsbegriff ohne Spezifizierungen ist, ähnlich wie der Vermögensbegriff des 18. und 19. Jahrhunderts zu breit und allgemein, um mit ihm wissenschaftlich sinnvoll arbeiten zu können.[7]

       Wissen im engeren Sinne hatten wir bereits der Enzyklopädie Philosophie und Wissenschaftstheorie folgend als im Unterschied zum Meinen (Meinung) und Glauben (Glaube) für die auf Begründungen bezogene und strengen Überprüfungspostulaten unterliegende Kenntnis, institutionalisiert im Rahmen der Wissenschaft, gekennzeichnet.

       Qualifikationen bezeichnen klar zu umreißende Komplexe von Kenntnissen, Fertigkeiten und Fähigkeiten, über die Personen bei der Ausübung beruflicher Tätigkeiten verfügen müssen, um anforderungsorientiert handeln zu können. Sie sind handlungszentriert und in der Regel so eindeutig