Werner Sauter

Kompetenzentwicklung im Netz


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die entscheidende Rolle. Die Bewährung der Psychotherapieergebnisse nach “außen” hin bezieht sich selbstverständlich auf alle Handlungsformen. Da es das Ziel von Psychotherapie ist, bisheriges emotional - motivationales “Fehllernen” und daraus resultierendes “Fehlhandeln” zu korrigieren, sollen die von den einzelnen Verfahren angestrebten Handlungsantizipationen die jeweils in (A) charakterisierten Fehlantizipationen korrigieren.

      Der Wertbezug gestattet es also, Psychotherapieverfahren unter integrativen Gesichtspunkten zu betrachten, ohne deren reale Vielfalt zu vernachlässigen. Er gestattet es uns zugleich, wichtige weiterführende Gesichtspunkte zum Kompetenzlernen, zur Kompetenzentwicklung zu gewinnen, die wir für unser Verständnis von Kompetenzentwicklung im Netz nutzen werden.

      2.2.7 Wertaneignung mit Gruppendynamik

      Gruppenprozesse haben an sich noch nichts mit Wertinteriorisation zutun. Allerdings sind sie fast immer davon begleitet. In der Regel ändern sich die Selbstkonzepte der Teilnehmer, ihre Selbstbewertungen, die Bewertung ihrer eigenen Aktivitäten, der gegenständlichen Bedingungen, unter denen der Gruppenprozess stattfindet sowie der anderen Gruppenmitglieder. Das führt fast zwangsläufig zu einer Änderung der personalen, der aktivitätsbezogenen, der fachlich-methodischen und der sozial-kommunikativen Kompetenzen. Insofern bilden die Aussagen zur Gruppendynamik einen dritten Zugang zur Interiorisationsproblematik. Der Zugang ist besonders attraktiv, weil reale Situationen von Kompetenzentwicklung sich ja nahezu immer in Gruppen vollziehen. Wir werden später darauf eingehen, dass sich auch beim E-Learning, insbesondere im Web 2.0, Gruppendynamiken herausbilden, die der hier im Mittelpunkt stehenden Schrittfolge zu parallelisieren sind.

      Unabhängig von den im einzelnen verwendeten Methoden und Techniken - die je nach Stand der aktuellen psychologischen, soziologischen und philosophischen Erkenntnisse, nach der in konkreten Aufgaben gegebenen Zweckmäßigkeiten und nach persönlichen Präferenzen variieren - lassen sich bereits aus einer sehr allgemeinen Sicht auf sachliche Voraussetzungen, Selbstkonzepte, individuelle Werte und Wertveränderungen grundlegende Phasen bestimmen, die in gruppendynamischen Prozessen durchgehend wirksam werden. Die grundlegende Phasenabfolge umfasst Einzelphasen, die für jede Gruppensituation sinngemäß gelten.

      Es ist kein Zufall, dass Kurt Lewin, einer der Väter der modernen Motivationspsychologie und gleichzeitig der modernen Willenspsychologie als Begründer der Gruppendynamik gilt. Ihn interessierte, wie emotionale Wertungen, wissensmäßig untermauert und willensmäßig umgesetzt, zu echten Beweggründen, zu Motiven des Menschen werden. Dies untersuchte er zuerst an einzelnen Individuen, dann, nach seiner Emigration in die USA, an und in Gruppen. Deren Dynamik ist getragen von den Werten und Bewertungen der Gruppenmitglieder untereinander, der Situation, der zu erreichenden Ziele sowie von ihren Selbstbewertungen. Insofern war die Interiorisation und Umwertung von Werten von Anfang an ein zentrales Moment seiner Arbeit.

      Rogers fasste die Phasen des Gruppenprozessen in Stufen zusammen, die bis heute, zuweilen anders systematisiert und benannt, als Modell dienen (Abb. 10).

Folie9

      Abb. 9 Phasen des Gruppenprozesses

      Grundlegend untersuchte Roy Lacoursiere die unterschiedlichen