Manuela Tietsch

Der Gesang des Einhorns


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nickte, doch seine Gedanken waren schon woanders. „Mich erstaunt wie sie mit den Tieren umgeht." Er sah zu seiner Frau. "Sie braucht nur zu denken und in die Richtung der Pferde zu schauen, schon handeln diese.“

      „Glaubst du das wird dem Laird gefallen?“

      Erstaunt wandte er sich wieder Dolina zu. „Du weißt wem die Stute gehört? Ich dachte Frauen hätten keinen Blick dafür!“

      Dolina lachte. „Du solltest nicht soviel denken, es geht ja doch daneben! Möglicherweise sollte ich sie fragen ob sie mich mitnimmt, wenn sie weiterzieht!“

      Fedan tat empört. „Das würdest du nicht wagen Weib!“

      Dolina kicherte. „Sei dir dessen nicht so sicher, Mann.“

      Plötzlich lachten sie herzlich über ihr Geplänkel.

      Dolina sah ihren Mann verschmitzt an, während sie sich neu in ihn verliebte. „Aye, ich habe die richtige Wahl getroffen!“ Sagte sie mit einem Mal ernst.

      Fedans Züge wurden ebenfalls ernst, doch in seinen Augen konnte Dolina ein Feuer entdecken, welches ihr die Gedanken ihres Mannes offenbarte, mehr als jedes Wort das hätte tun können.

      Er grinste schelmisch. „Aye!“

      Sie beeilten sich ins Haus zu kommen.

      Als Malinda zurückkehrte waren die beiden sehr ausgelassener Stimmung. Umso schlechter kam sie sich wegen ihrer Täuschung vor. Den ganzen Nachmittag hatte sie sich Gedanken gemacht, wie sie es den beiden sagen konnte, ohne eine Abweisung aufs Spiel zu setzen. Sie war jedoch fest entschlossen. Nur wie?

      Sie ging langsam zu ihnen ans Feuer. Dolina füllte ihr eine Schale mit Haferbrei ab und reichte sie ihr. Nachdenklich nahm sie die Schale entgegen. Während sie sich noch anschauten öffnete sie plötzlich ihren Mund. Doch ebenso unerwartet schloss sie ihn wieder, sie schluckte schwer und schaute betrübt zu Boden. Kein Ton würde über ihre Lippen kommen. Sie hatte es wieder vergessen! Wider Willen begann sie leise, tränenlos zu weinen und hasste sich dafür.

      Dolina trat tief berührt zu ihr, legte ihr den Arm um die Schultern. „Scht... Es ist ja gut! Weine ruhig!“

      Fedan räusperte sich verlegen.

      Dolina strich ihr über den Rücken. „Was wolltest du uns erzählen?“

      Malinda schaute verzweifelt in ihre Augen.

      Dolina lächelte sie aufmunternd an. „Wir wissen schon eine ganze Weile, dass du nicht bist, wer du zu sein vorgibst!“, sagte sie schlicht. „Ist es das?“

      Malinda nickte und warf den beiden einen ängstlichen, fragenden Blick zu.

      Dolina schüttelte den Kopf. „Du wirst schon deine Gründe haben! Aye.“

      „Sollen wir dein Geheimnis wahren?“ fragte Fedan, um etwas zu sagen.

      Sie nickte heftig.

      „Und wie ist dein Name? Dein richtiger Name?“

      Malinda formte mehrmals überdeutlich mit den Lippen ihren Namen, hauchte ihn leise ohne Stimme hervor und nach einer Weile gelang es Dolina tatsächlich den richtigen zu erraten. „Malinda?“

      Malinda nickte glücklich.

      Fedan räusperte sich ein weiteres Mal unbehaglich. „Auch ich habe dir nicht die ganze Wahrheit gesagt. Ich wollte mir das für den Frühling aufbewahren. Doch inzwischen verstehst du unsere Sprache schon besser als ich dachte.“ Er schürte das Feuer unnötigerweise. „So sage ich es dir jetzt schon.“ Wieder räusperte er sich, während er sich unbewusst am Kinn kratzte. Eine Geste die er mehr als einmal pro Tag ausführte und zwar immer dann, wenn er sich unsicher war oder etwas nicht so lief, wie er es geplant hatte.

      „Es geht um die Stute. Sie ist vor mehr als einem Jahr gestohlen worden und Laird MacDasdanach sucht seitdem nach ihr. Es gibt sogar eine Belohnung für den, der die Stute zurückbringt, dass er schon von dem Fohlen weiß, bezweifle ich.“

      Malinda schloss die Augenlider. Sie musste das Gehörte erst einmal verdauen. Tausend Fragen schossen ihr durch den Kopf. Woher wusste Fedan, dass es sich bei Tapferes Mädchen um die gestohlene Stute handelte? War er sich sicher? Wo lebte dieser Laird? Sie hasste es, nicht eine dieser Fragen über die Lippen bringen zu können.

      Fedan sprach unterdessen weiter. „Falls du sie zurückbringen möchtest, um dir deine Belohnung zu holen, können wir dich begleiten und für dich sprechen.“

      Erstaunt öffnete sie die Augenlider abermals. Hatte sie richtig gehört? Falls? War ihm denn recht wenn sie nicht zu diesem Laird ging?

      Was für ein Schicksal erwartete sie dort? Innerlich sträubte sich alles gegen diesen Gedanken.

      Fedan legte beruhigend die Hand auf ihren Arm. Anscheinend war ihre Seelenverfassung offensichtlich.

      „Warte erst einmal das Frühjahr ab und gewöhne dich an den Gedanken. Wir werden dir keine Steine in den Weg legen, wenn du nicht zu MacDasdanach gehst. Wir sehen wie gut ihr drei euch versteht und ich habe keinerlei Bedenken, dass es den Tieren bei dir bestens ergehen wird.“ Er lachte auf, „soll doch der Laird besser auf seine Tiere Acht geben!“

      Malinda war zutiefst berührt und aufgewühlt. Sie stand auf, trat die zwei Schritte zu den beiden und umarmte sie, ehe sie hinaus zu den Pferden ging, die in einiger Entfernung grasten.

      Ihr Mädchen schaute auf, als sie zu ihr trat. Malinda fiel ihr um den Hals und schluchzte ohne eine Träne zu vergießen. Warme Fohlenlippen stupsten sie in die Seite. Sie strich ihm über die Stirn. Was sollte sie nur tun? Sie konnte den Gedanken die beiden an einen herrischen alten Laird zu verlieren nicht ertragen. Nach einiger Zeit fällte sie einen Entschluss. Sollte Tapferes Mädchen im Frühjahr den Wunsch zeigen, dass sie weitergehen wollte, so würde sie die beiden zu dem alten Laird bringen. Sie würde sich fügen. Doch den Weg musste die Stute selber finden, sie würde Fedan nicht danach fragen. Sie versteckte ihr Gesicht in dem weichen Fell von Kleiner Bruder. War es richtig ihn und seine Mutter zurückzuhalten?

      4 Schottisches Reich, im Norden

      Nechtan beobachtete Alasdair, dessen Blut beinahe vor Wut zu kochen schien, während er versuchte seine Gefühle nicht zu zeigen. Er machte, so schien er jedenfalls zu glauben, gute Miene zum schlechten Spiel. Das sein Gesicht dem eines grimmigen Kriegers glich, war ihm anscheinend nicht im Geringsten bewusst. Nechtan konnte jedoch körperlich fühlen, wie nahe Alasdair vor einem Ausbruch stand.

      Jetzt erst, nach zwei Monaten, kamen diese Kerle, um ihm mitzuteilen, dass sie sich ziemlich sicher waren, seine Stute Fionna gesehen zu haben und dass diese ein Fohlen bei sich führte, dass Donn ruadh glich. Das kam zeitlich hin. Ein zerlumpter Junge war auf ihr davon geritten, noch ehe sie eingreifen konnten. Dass der Junge auf ihr geritten war, sprach allerdings dagegen, dass es sich bei den Pferden um Fionna und ein mögliches Fohlen von ihr handelte.

      Wahrscheinlich hatten sie ihm offen erklärt, dass sie ihn und die Stute einzufangen gedachten. Idioten! Verdammte! Wie war ihm dieses Glanzstück gelungen, wenn es seine Stute war? Fionna ließ niemanden auf sich reiten! Verdammt! Wie sollte er das jetzt, nach dieser Zeit noch nachprüfen? Sollte er die beiden zur Rechenschaft ziehen? Er starrte sie grimmig an. Die beiden Männer traten zwei Schritte zurück.

      „Geht jetzt!“

      „Und was ist mit der Belohnung?“

      „Belohnung?!“ Was erdreisteten sich die Kerle? „Habt ihr sie mir etwa gebracht?“

      Die beiden verneigten sich, etwas zu ehrerbietig und schlichen rückwärts zur Tür.

      „Wartet! Wo habt ihr sie gesehen, und diesen elenden Halunken, der sie gestohlen hat?“

      „Unweit meiner Schwester Haus, MacDasdanach!“

      „In südlicher Richtung, nahe Loch, ...“

      Alasdair lies ihn nicht ausreden und schickte