Christian Sternenfeuer

Das Magische Universum


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der Zweideutigkeit seiner Aussage sehr wohl bewusst. »Ich

      stimme euch zu, Agent Gnorx. In der Tat sind dies allesamt mächtige

      Artefakte und ich sollte sie so rasch als möglich zu ihrem

      Bestimmungsort bringen, wo sie die Gelehrten des Tempels bereits

      voller Ungeduld erwarten.«

      Joliko Gnorx wäre nicht Statthalter der Sekte auf Riva, hätte

      sein Charakter nicht auch ausgeprägte Züge von List und Verschlagenheit.

      Mit einem hintersinnigen Lächeln unterbreitete er

      ihr ein verlockendes Angebot.

      »Wäre es da nicht ratsam, eurer Galeone Geleitschutz zu geben,

      Kapitän Lethos? Es sind unruhige Zeiten und es treibt sich überall

      räuberisches Gesindel herum. Unsere Meere werden von Piraten

      heimgesucht, selbst der Sternenozean ist vor diesen Freibeutern

      nicht sicher. Ich könnte euch eine Fregatte als Geleitschutz mitgeben.

      Was haltet ihr von diesem Vorschlag, Mylady? Der Tempel

      wäre unter Umständen sogar bereit, die anfallenden Kosten zu

      übernehmen. Ich würde mich dafür einsetzen.«

      »Es ist sehr lobenswert von euch, Agent Gnorx, dass ihr euch

      um diese Gefahren sorgt und euch um meine Sicherheit bemüht.

      Leider sehen meine Befehle vor, dass die Galeone nur alleine zum

      Bestimmungsort segeln darf. Kein Konvoi oder sonstige Schutzbegleitung

      ist zulässig. Meine Tarnung als Handelsschiff, das zudem

      gut und schwer bewaffnet ist, war immer ausreichend und wird es

      auch weiterhin sein. Verlasst euch auf die Strategie des Tempels,

      die sich bisher als sehr erfolgreich erwiesen hat.«

      Abfuhr hinunterschluckte, um sich dann rasch in eine geschäftsmäßige

      Bemerkung zu flüchten.

      »Gut, ich sehe, dass ich euch nicht umstimmen kann, Kapitän

      Lethos. Es sei, wie ihr wünscht und es euch eure Befehle vorschreiben.

      Ich werde daher jetzt meinen Adjutanten rufen, der euch zum

      Schiff begleiten wird.«

      Er drückte auf eine verborgene Einrichtung, die nach dem Boten

      rief. Es dauerte nur wenige Momente, bis sich die Tür öffnete

      und ein junger Rotrock eintrat, der nach einem grüßenden Kopfnicken stumm

      neben dem Eingang stehen blieb.

      »Leutnant Velaro, ihr werdet Kapitän Lethos zu ihrer Galeone

      begleiten. Ihr habt dafür Sorge zu tragen, dass sie wohlbehalten

      ohne jede Belästigung ihr Schiff erreicht«, befahl Joliko Gnorx

      seinem Untergebenen, woraufhin dieser, ohne eine Antwort zu geben,

      nur bestätigend den Kopf neigte.

      »Ich werde den Dolch unter meiner Uniformjacke am Gürtel

      befestigen, dort fällt er praktisch nicht auf. Der andere Gegenstand

      passt ohne Probleme in meine Ledertasche«, entschied Aurelia.

      »Wenn ihr dies für notwendig erachtet, Kapitän Lethos, dann

      macht es so wie ihr es für richtig haltet. Mein Adjutant wird euch

      sicheres Geleit geben. Obwohl hier keine Gefahr droht, denn dies

      ist schließlich Hoheitsgebiet des Tempels. Doch ich habe meine

      Vorschriften und möchte mich keiner Nachlässigkeit schuldig machen

      – ihr versteht, Mylady. Ich wünsche euch jedenfalls gutes

      Gelingen und werde den Rat von der erfolgten Übergabe unterrichten.«

      Mit diesen Worten reichte Joliko Gnorx Aurelia die Hand,

      schüttelte sie kurz, um sich dann ohne weitere Bemerkungen an

      seinen Schreibtisch zu setzen. Wortlos verstaute Aurelia das Auge

      in der Ledertasche und befestigte den Dolch am Gürtel. Anschließend

      rückte sie mit wenigen Handbewegungen die Uniformjacke

      zurecht, sodass von der Waffe nur noch der untere Teil der hölzernen

      Scheide hervorlugte.

      »Ich werde eure Worte im Gedächtnis behalten, Agent Gnorx

      und hoffe, dass ihr bei eurer Suche nach den gewünschten Informationen

      Erfolg haben werdet«, verabschiedete sich Aurelia kurz

      und knapp, wobei sie sich bereits dem Ausgang zuwandte. Der mit

      einem Rapier bewaffnete Leutnant öffnete die Tür und folgte ihr

      schweigsam. Stumm, fast nachdenklich, machte sich Aurelia auf

      den Rückweg. Sie nickte grüßend zu der netten Empfangsdame

      in der Eingangshalle hinüber und stand dann mit dem Adjutanten

      am Hafenpier.

      »Leutnant Velaro, den Weg zu meinem Schiff finde ich selbst.

      Wie Agent Gnorx versichert hat, droht mir hier keinerlei Gefahr.

      Ihr könnt also getrost in euer Quartier zurückkehren.«

      Der Rotrock, ein stämmiger junger Mann in einer tadellos sitzenden

      Uniform, schüttelte bedauernd den Kopf.

      »Nein, Kapitän Lethos, meine Order ist eindeutig, ich muss

      euch zum Schiff begleiten. Erst wenn ihr an Bord gegangen seid,

      ist mein Auftrag erledigt.«

      »Dann lauft halt mit, es sind ja nur wenige hundert Schritte.«

      Aurelia schritt zügig voran, getrieben von einer inneren Unruhe,

      die sie sich selbst nicht erklären konnte und die sich erst legen würde,

      wenn sie die Artefakte in der Sicherheit ihrer massiven Truhe

      wusste. Dort waren sie durch ein stabiles Schloss und von einem

      wirkungsvollen Zauber geschützt. Das geschäftige Treiben um sich

      herum nahm sie nur aus den Augenwinkeln wahr. Darum entging

      ihr, dass sie von einer kleinen Gruppe Vermummter beobachtet

      wurden, die sie langsam einkreisten.

      Es waren vielleicht drei oder vier in dunklen Gewändern gekleidete

      Männer, die langsam aber sicher immer näher rückten. Alle

      trugen eine Art Turban, der ihre Häupter umschlang. Eine schalartige

      Verlängerung verdeckte ihre Gesichter und ließ nur die schmalen

      Augenschlitze frei. Unauffällig hatten sie eine Hand unter dem

      Gewand verborgen. Sie schienen nur auf den richtigen Augenblick

      zu warten. Plötzlich und unerwartet erhob sich am hinteren Ende

      der Pier, genau dort wo die beiden Klipper lagen, großer Lärm.

      Getöse und heftiges Geschrei waren so laut zu hören, dass sich alle

      Augen