Christian Sternenfeuer

Das Magische Universum


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und Leutnant Velaro hielten inne. Beide wandten

      sich nach hinten, um nach der Ursache der Unruhe zu sehen.

      Erstmals überkam Aurelia eine leise Vorahnung kommenden Unheils

      und fluchte still vor sich hin. Sie hatte ihre Waffe an Bord

      gelassen, eine gefährliche Unachtsamkeit. Denn mit dem Blick der

      erfahrenen Kämpferin bemerkte sie jetzt die vier gleich gekleideten

      Männer, die sich ihnen verdächtig schnell näherten und auf einmal

      lange Klingen sowie schwere Dolche in den Fäusten hielten.

      »Überfall, Leutnant, macht euch kampfbereit«, rief sie ihrem

      Begleiter laut zu. Noch während sie dem unerfahrenen Rotrock

      die Warnung zurief, zog sie bereits Meuchling aus der Scheide.

      Der Adjutant reagierte schnell und versuchte rasch, sein Rapier

      zu ziehen, doch einer der Angreifer war schneller. Noch bevor

      der Leutnant einen hastigen Abwehrversuch unternehmen konnte,

      hatte ihn der Mann bereits erreicht. Mit einem mächtigen Stich

      stieß er ihm sein Messer in den Leib und aufstöhnend brach der

      junge Mann zusammen.

      Das Messer des Attentäters noch im Körper, stürzte Velaro zu

      Boden, wobei er im Fallen dem Angreifer die Waffe entriss. Von

      den Umstehenden hatte niemand etwas bemerkt oder hielt sich

      wohlweislich aus dem Geschehen heraus. Somit stand Aurelia auf

      einmal allein vier Gegnern gegenüber. Nein, es waren nur noch

      drei, denn dem Angreifer, dem es gelungen war den Leutnant niederzustechen,

      schlitzte sie aus einer blitzschnellen Drehbewegung

      heraus die Kehle auf. Mit einem gurgelnden Schrei auf den Lippen

      stürzte er neben seinem Opfer zu Boden und alle sahen sein Blut

      von Aurelias Dolch tropfen. Meuchling hatte nach langer Zeit wieder

      Gelegenheit bekommen, seine außergewöhnliche Schärfe unter

      Beweis zu stellen. Erschrocken wegen der heftigen Gegenwehr zogen

      sich die übrigen Halunken für einen Moment zurück.

      »Gebt uns die Tasche, dann verschonen wir euer Leben, Kapitän«, rief ihr

      der vermutliche Anführer der Bande zu. Unterdessen

      hatte sich einer seiner Leute ein Stück weit zurückgezogen, dabei

      magische Worte gemurmelt und eindeutige Bewegungen mit der

      Hand in ihre Richtung vollführt.

      »Nur über meine Leiche«, schrie Aurelia kampfesmutig zurück.

      »Ihr müsst euch schon selber holen, was ihr von mir haben wollt.«

      Drohend hob sie den langen Dolch, fast schon ein kurzes

      Schwert und machte dabei einen Schritt nach hinten.

      »Das werden wir, Kapitän. Ihr habt keine Chance, denn niemand

      wird euch zu Hilfe kommen. Gleich wird euch ein Zauber

      lähmen, wenn ihr mir nicht sofort die Tasche aushändigt.«

      Verzweifelt warf Aurelia einen schnellen Blick über die Schulter.

      Vielleicht hatte die Schiffswache den Tumult bemerkt und de’Soto

      kam ihr bereits mit Verstärkung zu Hilfe. Dieser Überfall wirkte

      wie ein abgekartetes Spiel, doch wer auch immer die Angreifer

      waren, sie durfte die Artefakte nicht in ihre Hände fallen lassen.

      Wenn sie nur an das Rapier des Leutnants kam, dann hatte sie

      gute Aussichten, den Überfall zu ihren Gunsten zu entscheiden.

      Denn sie war eine hervorragende Fechterin und würde es sicher

      mit drei Männern aufnehmen, die nur mit langen Messern bewaffnet

      waren. Sollte sie allerdings durch einen Zauber gelähmt

      werden, war sie verloren.

      »Wer seid ihr? In wessen Auftrag handelt ihr?«, versuchte sie

      Zeit zu gewinnen und trat einen weiteren Schritt zurück. Damit

      kam sie näher zur Wasserkante, »Redet nicht, gebt uns die Tasche«,

      forderte der Anführer mit drohender Stimme und streckte dabei

      befehlend seinen Arm aus.

      »Sagt mir erst, woher ihr wisst, was ich bei mir habe«, versuchte

      Aurelia erneut dem Vermummten eine Antwort zu entlocken.

      »Nun, Kapitän, ich würde es euch sogar sagen, wenn ihr, nachdem

      wir uns der Tasche bemächtigt haben, anschließend nur noch

      ein kalter Leichnam wäret. Leider haben Lebende die schlechte

      Angewohnheit bei unpassender Gelegenheit zu viel zu reden. Also

      ist es besser, ihr wisst von nichts. Gebt mir endlich die Tasche,

      bevor es zu spät für euch ist.«

      Mit seiner Aussage hatte der Vermummte unbesonnen etwas

      Wichtiges verraten, nämlich, dass man sie nicht töten wollte oder

      durfte, wofür auch der angedrohte Einsatz eines Lähmungszaubers

      sprach. Im Gegenteil, ihr Leben musste wohl auf jeden Fall

      verschont werden, was wiederum gewisse Rückschlüsse auf den

      Auftraggeber zuließ, über den sie sich Gedanken machen würde,

      sobald sie wieder in der Sicherheit ihres Schiffes war.

      Der Leutnant lag inzwischen zu weit von ihr entfernt, als das sie

      noch eine Chance sah, an sein Rapier zu kommen. So hielt sie den

      überlangen Dolch wie eine Schwertkämpferin vor sich, um ihre

      Gegner auf Distanz zu halten. Plötzlich hob der Angreifer, der

      sich ein paar Schritte zurückgezogen hatte, seine Arme und rief

      Worte einer fremden Sprache, um dabei gleichzeitig einen Zauberspruch

      auf den Kapitän zu schleudern.

      ›Verflucht, ein Magier, verdammter Darq, gegen Zauberei bin

      ich machtlos‹ dachte Aurelia und biss die Zähne zusammen. Gleich

      würde sie gelähmt zu Boden sinken, um dann von diesen Halunken ausgeraubt

      zu werden. In ihrer Wut verspürte sie kaum das leichte Vibrieren, das von

      Meuchling in ihrer Faust ausging. Ein farbiges Irrlicht umspielte für einen

      Wimpernschlag die Klinge, als diese den magischen Angriff auf seinen

      Ausgangspunkt zurückschleuderte.

      Aurelia traute ihren Augen nicht, als der Magier auf

      einmal zusammenbrach und hilflos zu Boden sank. Maßlos überrascht

      blickte auch der Anführer der Bande auf seinen regungslosen

      Kampfgenossen, wobei er lauthals fluchte.

      »Los, wir verschwinden,