Christian Sternenfeuer

Das Magische Universum


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zustimmend. Der alte Kampfgenosse von

      Stern hatte großes Vertrauen in die Fähigkeit seines Kapitäns, der,

      wie er selbst, von der alten Erde stammte. Sie segelten schon lange

      Jahre unter gemeinsamer Flagge und waren aufeinander eingespielt.

      »Wie viel Zeit haben wir, Käpt’n? Wann wird die Galeone den

      Hafen von Shan’hor verlassen?«

      Stern überlegte einen langen Augenblick, bevor er antwortete.

      »Hmm …, die Fahrt nach Ladimara dauert unter normalen

      Wetterbedingungen ungefähr zehn Tage. Ihr hier im Delta aufzulauern,

      wäre zu gefährlich, da sie Hilfe aus der Stadt erhalten

      könnte. Wir sollten ihr also entgegen segeln und an einer der kleinen

      unbewohnten Inseln abfangen, an der ihr Kurs sie vorbeiführen wird.«

      Mit dem Finger deutete er auf einen Punkt der Seekarte, die er

      zwischenzeitlich auf dem Tisch ausgebreitet hatte.

      »Hier, Grimmbart, bei dieser Insel werden wir sie uns schnappen

      und ich habe auch schon eine Idee, wie wir es anstellen werden.«

      Skeptisch blickte Grimmbart seinen Kapitän an und ahnte, dass

      dieser wieder eines seiner Husarenstücke ausgeheckt hatte. Mit

      ausführlichen Worten beschrieb Hieronymus Stern seinem ersten

      Offizier den Plan, der ihm bereits seit einiger Zeit durch den Kopf

      gegangen war und sein Auge funkelte in diebischer Vorfreude.

      ›Verrückter Kerl‹, dachte Grimmbart. Er seufzte innerlich, sagte

      jedoch laut: »Hieronymus, euer Vorhaben ist so unwahrscheinlich,

      dass es sogar gelingen könnte und wenn nicht, dann können wir

      mit dem Sternenteufel immer noch direkt angreifen, um die Galeone

      zu entern. Wenn es klappt, wird es kaum Tote geben und wir

      ersparen uns ein blutiges Gefecht. Also los, packen wir’s an!«

      Mit einem hinterlistigen Lächeln blickte er zu dem aufmerksam

      lauschenden Ghurka hinüber.

      »Und ihr, Baa’thok, bereitet euch schon mal auf euren großen

      Auftritt vor. Ich hoffe ihr seid nicht wasserscheu, mein Lieber.«

      … vor sechs Tagen hatte die Heilige Kuh den Hafen von Shan’hor

      verlassen und segelte unter Vollzeug mit Kurs auf Ladimara. Der

      Wind blies kräftig und füllte die Segel mit seinem lauwarmen

      Atem. Die tief liegende Galeone machte trotz ihrer schweren Ladung

      gute Fahrt. Sie würden, wenn nicht noch ein Sturm aufzog,

      in vier Tagen den Hafen von Ladimara erreichen. De’Soto blickte

      missmutig über das Deck. Überall waren die Matrosen eifrig am

      arbeiten, denn keiner wollte den Unmut des ersten Offiziers auf

      sich ziehen. Zu schnell war er mit der neunschwänzigen Katze bei

      der Hand. Dabei ließ er oft bereits kleinste Vergehen hart bestrafen.

      Wenn nicht manchmal der Kapitän mäßigend eingegriffen

      hätte, wer weiß, vielleicht wäre es unter den Matrosen schon zu

      einer Meuterei gekommen. De’Soto war unbeliebt, er wusste es,

      doch es störte ihn wenig. Solange das niedere Volk seine Arbeit

      verrichtete, waren ihm Sorgen und Nöte dieser Menschen keinen

      Gedanken wert. Es beunruhigte ihn, dass er trotz Einsatzes der

      üblichen Bestechungsmethoden keine genaueren Informationen in

      Erfahrung bringen konnte, die mit dem Überfall auf Kapitän Lethos

      in Zusammenhang standen. Das erschien ihm äußerst ungewöhnlich,

      denn bisher hatte der Geheimdienst immer Mittel und

      Wege gefunden, um Informationen zu erlangen.

      Agent Gnorx war äußerst ungehalten darüber gewesen, dass es

      im Hoheitsgebiet des Tempels zu einem Überfall gekommen war.

      Sein Adjutant hatte den Angriff zwar schwer verletzt überlebt,

      jedoch würde er mit Sicherheit einige Zeit ausfallen. Die beiden

      toten Angreifer waren den ermittelnden Behörden unbekannt und

      niemand konnte sie identifizieren. Rätselhaft blieb daher auch,

      woher sie kamen und wo sich ihr Unterschlupf befand. Ebenso

      unklar blieb, wie sie an die Information gelangen konnten, dass

      Kapitän Lethos wertvolle Artefakte bei sich führte. Es gab keinerlei

      Anhaltspunkte, wie aus dem Nichts waren sie aufgetaucht

      und im Nichts waren die beiden Überlebenden anscheinend auch

      wieder verschwunden.

      Agent Gnorx hatte sofort den Sicherheitsdienst der örtlichen

      Tempelniederlassung alarmiert, der unverzüglich eine Suchaktion

      gestartet hatte. Überall hingen Mitteilungen der Behörden, die für

      Hinweise oder Ergreifung der Gesuchten eine hohe Belohnung

      aussetzten. Es war wie verhext, nichts tat sich und die Zeit lief

      ihnen davon, denn das Schiff musste unter allen Umständen am

      nächsten Tag den Hafen verlassen.

      Kapitän Lethos drängte auf baldigen Aufbruch, um die übergebenen

      Artefakte vereinbarungsgemäß so schnell als möglich

      zu ihrem Bestimmungsort zu bringen. Dies war auch im Sinne

      de’Sotos, denn es konnte seiner Karriere nur nützen, wenn er diese

      Mission erfolgreich beendete. Er musste es Agent Gnorx und dem

      hiesigen Sicherheitsdienst überlassen, die Hintergründe herauszufinden

      und die Gesuchten ausfindig zu machen. Seine Erfahrung

      sagte ihm, dass hinter dieser Angelegenheit eine größere Sache verborgen

      lag, denn der Jagdinstinkt des Geheimdienstmannes meldete

      sich mit Macht in de’Soto. Ein Ruf des Matrosen im Top

      unterbrach seine Überlegungen.

      »Schiffbrüchiger in Sicht, Erster. Steuerbord voraus – gegen 14 Uhr.«

      De’Soto setzte das Spektrakel ans Auge, wobei er suchend in

      die angegebene Richtung blickte. In weiter Ferne nahm er die Silhouette

      einer kleinen Inselgruppe wahr, die sie in weitem Abstand

      passieren würden. Die Dünung war mäßig, doch eine einzelne Person

      war in den Weiten dieser Wasserwüste schwer auszumachen.

      Normalerweise war sie nur zu sehen, wenn sie gerade auf dem

      Kamm einer Welle ritt.

      Inzwischen war auch Kapitän Lethos auf Deck erschienen.

      Wortlos suchte