Önne Hedlund

Die Götter mit den blauen Haaren


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sie ihn danach auf und Miro eilt hinaus in den Regen. Als er als Letztes den Kasten abstellt, ist er nass bis auf die Haut und zittert vor Kälte. „Zieh dich aus und bring deine nassen Sachen da hinein! Hiermit kannst du dich dann abtrocknen.“ Sie deutet auf eine andere Tür und wirft ihm ein Handtuch zu. In dem gefliesten Raum stehen zwei weiße Kisten, die Miro zwar schon woanders gesehen hat aber ihre Funktion nicht kennt. Nach dem Abtrocknen schlingt er sich das Handtuch um die Hüften denn jetzt schämt er sich seiner Winzigkeit. Es ist so kalt.

      „Komm hier rein, leg dich dort auf den Bauch, die Hände auf den Rücken und die Beine weit auseinander!“ Kommandiert die Göttin. Der Raum, in dem Miro so liegt, ist vermutlich das Wohnzimmer, der Teppich ist trocken und in einem Kachelofen, links von ihm prasselt bereits ein Feuer. Sie fesselt ihm die Hände, wie bei ihrer ersten Begegnung auf den Rücken, bindet sie aber nicht an seinen Körper, sondern behält die langen Enden der Schnur als Leine in der Hand. Miro zittert immer noch. „Komm ins Bad, dann wird dir gleich wärmer!“ Mit diesen Worten führt sie ihn über eine Treppe ins Obergeschoss und dort in ein wunderbares Badezimmer. Überall brennt elektrisches Licht, etwas, das in Miros Dorf nur zu bestimmten Zeiten im Melkstall funktioniert. Dampfendes Wasser ergießt sich in eine große Badewanne, darauf schwimmt ein Schaumteppich. Alicia hält prüfend einen Arm ins Wasser. „Steig vorsichtig hinein aber sag mir, wenn es dir zu heiß ist!“ Fordert sie ihn auf und reißt ihm nebenbei das Handtuch herunter. „Ah!“ Schreit er auf, nimmt rasch seinen Fuß zurück und kommt fast aus dem Gleichgewicht. Nach einer Weile probiert er es erneut, diesmal ist die Temperatur gerade noch erträglich, er zieht den zweiten Fuß nach und versucht sich langsam in die Wanne zu legen. Mit den gefesselten Händen ist das gar nicht so einfach und er ist Alicia dankbar, dass sie ihm diesmal etwas mehr Bewegungsfreiheit gelassen hat.

      Nun ist es geschafft. Er liegt genüsslich im heißen Wasser, welches schnell die Kälte aus seinem Körper vertreibt. Wie gut das tut! Miro, der zu sehr mit sich selbst beschäftigt war, bemerkt erst jetzt, dass Alicia sich anschickt, zu ihm in die Wanne zu steigen; dieser Anblick kann sein Wohlgefühl noch vergrößern. Sie setzt sich ihm gegenüber, hebt seine Füße etwas an und schiebt ihre Beine, rechts und links an seinem Körper vorbei, darunter. Sie schließt die Augen, legt den Kopf zurück auf den Wannenrand und genießt die wohlige Wärme. Ihre Finger spielen an seinen Waden. Nach einiger Zeit steht sie auf und beginnt sich vor ihm zu shampoonieren. Ihre gebräunte Haut verschwindet hinter weißem Schaum.

      Als sie sich anschließend von oben nach unten abbraust, blitzen all ihre Rundungen nass glänzend hervor. Miro liegt hilflos darunter und ist zum Zuschauen verdammt. „Jetzt kommst du dran! Steh auf!“ Lächelt sie ihm spitzbübisch zu. Er schafft es, mit einer akrobatischen Meisterleistung sich irgendwie seitlich und über die Knie vor ihr aufzurichten. Sie seift ihn von oben bis unten ein, wobei sie sich, zufällig, unten deutlich länger aufhält; dies ruft bei Miro eine entsprechende Reaktion hervor. „Lachend schnippt sie schmerzhaft mit dem Finger dagegen. „Das heben wir uns für später auf.“ Um ihren Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen, duscht sie ihn mit kaltem Wasser ab. Beim folgenden Frottieren versucht sie, auch die Schnur an seinen Handgelenken möglichst trocken zu kriegen. Zurück im Erdgeschoss, zeigt sie ihm erst die Toilette und bringt ihn anschließend ins Wohnzimmer, in dem sie ihm in schon bekannter Weise erst die Hände, mit der restlichen Leine, an den Körper und danach die Füße fesselt.

      Miro kann jetzt nur noch winzige Schritte machen und nicht mehr Treppensteigen. Er setzt sich, auf ihre Anweisung, auf ein Badetuch, welches in einem großen Sessel liegt. „Warte hier!“ Sagt sie überflüssigerweise und verschwindet aus dem Raum. Er hört sie im Haus herumhantieren, dann kommt sie mit einem Tablett zurück. „Hier ist was zu essen und trinken. Wie schon gesagt, ich muss jetzt für ein paar Stunden weg. Du kannst so lange einen Film anschauen.“ Alicia drückt einige Knöpfe an verschiedenen Gerätschaften, es ertönt Musik und auf einer Scheibe, die auf einer Kommode steht, erscheinen bewegte Bilder. Miros Staunen wird dadurch unterbrochen, dass sie ihm einen schnellen Kuss gibt. „Bleib mir treu, ich bin bald zurück!“ Danach hört er ihr Auto fortfahren, er ist jetzt allein. Der Film fasziniert ihn. Miro kennt solche Scheiben aus vielen verlassenen Häusern doch er hat noch nie gesehen, wozu sie gut sind; vermutlich funktionieren sie nur mit elektrischem Strom, den es in seinem Gebiet nur im Melkstall gibt, wenn der Generator läuft.

      Die bewegten Bilder erzählen eine seltsame Geschichte von Segelschiffen, Piraten, Kanonen und weiteren ihm unbekannten Dingen, auffällig ist, dass kein Gott mit blauen Haaren darin vorkommt. Auf einmal ist die Scheibe schwarz und kein Ton mehr zu hören, vermutlich ist der Film vorbei.

      Nach diesem atemberaubenden Erlebnis bemerkt Miro seinen eigenen Hunger und betrachtet das vor ihm stehende Tablett. Ein Teller mit kleinen belegten Brotstückchen, die er mit den Lippen aufnehmen kann und ein großer Krug mit Apfelschorle, in dem ein Trinkhalm steckt, laden zum Male ein.

      Nachdem er alles verputzt hat, kommt Langeweile auf und er beschließt sich, so weit möglich, etwas umzusehen. Mit kurzen Trippelschritten schlurft er in die Diele und dort von Tür zu Tür doch alle, bis auf die offenstehende Toilettentür, sind verschlossen. Nach diesem Ausflug fällt er wieder hilflos in seinen Sessel und wartet.

      Er muss etwas eingeschlafen sein, denn plötzlich sind Stimmen im Haus, ein Mann streitet mit der Göttin, wildes Gepolter. „Hör auf! Nein! Bitte nicht!“ Kreischt Alicia. „Halt endlich still und zier dich nicht so!“ Schimpft der Mann. Geräusche von Schlägen und Schmerzensschreie sind zu hören.

      Miro steht auf und watschelt nackt und gefesselt, wie er ist, zum Ort des Geschehens. Alicia liegt rücklings auf dem Küchentisch, ihre nackten Beine hängen herab, die Hosen sitzen nur noch an den Füßen und ihre Bluse samt BH ist zerrissen. Der Mann, der vor ihr steht, würgt sie mit der einen Hand am Hals und hat mit der anderen seine Hose geöffnet, sein behaarter Hintern quillt bereits heraus. Dieser Gott ist deutlich größer als Miro und mindesten doppelt so dick. „Aufhören!“ Schreit Miro. Der Gott dreht sich erschrocken um, dann muss er bei dem Anblick lachen. „Verschwinde — oder, wenn du zuschauen willst, knie nieder und halt die Klappe!“

      „Hilf mir!“ gurgelt Alicia leise, darauf erschlaffen ihre vergeblichen Abwehrbewegungen. Mit dem Mut der Verzweiflung hüpft Miro auf den fremden Koloss zu und wirft sich mit all seinem Gewicht dagegen. Er rutscht jedoch an dem, schräg über Alicia gebeugten, Fettwanst ab, ohne diesen auch nur einen Finger breit zu bewegen, und stürzt zu Boden. Während des Fallens gelingt es ihm sich noch eng zusammenzurollen und seitlich so zu verdrehen, dass die Hauptlast des Sturzes von seinem Hintern aufgenommen wird. Obwohl er sein Kinn eng zur Brust zieht, schlägt er noch mit dem Kopf auf die Fliesen. Wie durch ein Wunder schafft er es trotzdem, sich sofort seitlich auf die Knie zu wälzen und mit Schwung nochmals aufzustehen. Er hat aber größte Mühe, mit seinen gefesselten Füßen und dröhnendem Kopf, überhaupt das Gleichgewicht zu halten. Der massige Gott fühlt sich dennoch gestört. Er baut sich ganz nah vor dem schwankenden Miro auf. Er leistet sich sogar einen aufreizend, breitbeinigen Stand, da der Junge ja nicht einmal ein Knie heben kann und schlägt lässig zu. Miro bricht unkontrolliert zusammen und bleibt verkrümmt liegen, der Schmerz des Magentreffers breitet sich in seinem ganzen Körper aus. „Ich verpass dir jetzt noch ein paar Rühreier, dann kommt dein Flittchen wieder dran!“ Erklärt ihm der Gott freundlich. Er stellt sich in die passende Position und holt zu einem gewaltigen Tritt aus. In höchster Not gelingt es Miro doch noch seinen Oberschenkel als Deckung in die Trittbahn zu drehen, aber auch der Schmerz des Oberschenkeltreffers genügt, dass ihm kurz die Sinne schwinden.

      Als er zu sich kommt, liegt der Gott wie eine gefällte Eiche, regungslos neben ihm auf dem Bauch. Über ihnen steht Alicia, ihre Brüste schauen aus der zerrissenen Kleidung, die Hosen hängen um ihre Füße, in der Hand hält sie triumphierend dieses Kästchen mit den vier glänzenden Stiften.

      Ihre Bewegungen sind wie in Trance, langsam aber zielstrebig und präzise. Zuerst zieht sie ihre Hosen hoch dann bückt sie sich zu dem Gott, der schon wieder erste Lebenszeichen zeigt, herunter, schiebt sein Hosenbein in die Höhe und hält das Kästchen an seine Wade, Funken knistern, der Koloss zuckt und erschlafft. Sie verschwindet in der Diele und kommt mit den Handschellen und der Kette zurück, die Miro im Auto getragen hatte. Sie fesselt dem Gott damit die Hände auf den Rücken, die Füße zusammen und dann die