Önne Hedlund

Die Götter mit den blauen Haaren


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Als er frei ist, tritt Alicia schnell zurück, ihre Hand verschwindet in ihrer Tasche, Miro erkennt ihre Furcht und kniet sofort nieder um die Situation zu entschärfen.

      „Du bist meine Göttin und es war göttlich, ich werde dir immer gehorchen.“ Alicia entspannt sich. „Nun gut dann befehle ich dir mindestens dreimal am Samstag um die gleiche Zeit hier, wo wir uns getroffen haben, auf mich zu warten.“ „Alicia!“ Mahnt Chiara und die Göttinnen fahren davon.

      Miro zieht sich als Erstes an und schaut dann nach seinen Eimern. Sie sind natürlich längst abgeholt. Er macht sich auf den Weg um sein Hemd zu suchen, welches er schnell, auf der mittlerweile verlassenen Baustelle, findet. Die Sonne steht bereits tief im Westen und er hat noch einen weiten Heimmarsch vor sich. Morgen wird er seinem Vorarbeiter einiges erklären müssen.

      Nicht mehr allzu weit vom Dorf entfernt sitzt eine junge Frau am Wegrand, Julia! Sie ist in Miros Altersklasse das begehrteste Mädchen des Dorfes. Ihr schulterlanges, blondes Haar leuchtet in der Abendsonne. „Hallo, Miro, wo kommst du noch so spät her?“ Miro überspielt seine Verlegenheit. „Ich hab mich im Wald umgesehen, leider wachsen keine Pilze und die Erdbeeren sind auch noch nicht reif.“

      Er hat es bei Julia noch nie versucht, obwohl er sich zu ihr hingezogen fühlt, denn es würde seinem Ruf sehr schaden von ihr eine Abfuhr zu erhalten. Ihre Blicke und Gesten fordern ihn eindeutig auf, auch ihre Worte sind zuckersüß. „Mit dir wollte ich schon lange mal allein sein.“ Sie nimmt seine Hand und zieht ihn vom Weg, etwa hundert Schritte tief in den Wald. Dort befindet sich gut im Unterholz versteckt ein richtiges Liebesnest. Über einer dicken Lage Laub und Stroh liegt eine Decke, Julia setzt sich mit angezogenen Knien so darauf, dass ihr Rock weit hinaufrutscht und ihre perfekten Beine völlig unbedeckt sind.

      Miro ist in der Zwickmühle, wenn er dieses Angebot aus schlägt, macht er sich zum Gespött des Dorfes. Nimmt er es an, wird er sicherlich versagen, da ihn die Göttin erst vor wenigen Stunden “ausgesaugt“ hat; er muss auf Zeit spielen. Also setzt er sich neben sie, streichelt zärtlich ihre Schenkel und versucht eine belanglose Unterhaltung in Gang zu bringen. Doch Julia sucht zielstrebig eine alternative Art der Unterhaltung, sie hat ihm das Hemd schon ausgezogen und fingert Hilfe suchend an ihrer Bluse herum. Miro bleibt nichts anderes übrig als ihren Wunsch zu erfüllen. Ihre Hände beschäftigen sich bereits mit seiner Hose und er hat noch immer keine Idee, wie er die Situation ohne Gesichtsverlust überstehen kann. Als beide völlig nackt sind, bedeckt er sie oben mit vielen langen Küssen um von der Lage unten abzulenken. Damit hat er einige Zeit Erfolg doch dann fühlt er wie ihre Hand sanft, langsam aber zielstrebig über seinen Bauch hinab wandert. Kaum ist die Hand angekommen bemerkt er überrascht, dass sich, gegen alle Erwartungen, doch etwas rührt. Julia rollt sich auf den Rücken und er dringt vorsichtig und ungläubig ein. Ihre Körperwärme tut ein Übriges, seine Ängste sind verflogen und die Lust gewinnt die Überhand. Sie lieben sich wild, lange und heftig. Julia zeigt mehrmals jene krampfartigen Zuckungen, die er zuvor nur bei der Göttin bemerkt hat. Er kämpft um seinen Höhepunkt, kann ihn aber nicht erreichen, tut dann so als ob und lässt sich entkräftet zusammenfallen. Julia liegt schlaff und schweißgebadet unter ihm. Miro zieht sich zurück und legt sich neben sie. Mit einer Hand krault er ihren inneren Oberschenkel, zu mehr fehlt ihm die Kraft. Auch Julia ist zu erschöpft für ein Nachspiel. Nach einer Ruhepause ziehen sie sich an und gehen eng umschlungen in Richtung Dorf. Miro staunt über sich selbst und Julia verabschiedet sich: „Ich hätte nie gedacht, dass du so gut bist.“

      Der nächste Tag beginnt mit dem erwarteten Ärger.

      „Wo hast du dich den ganzen Tag herumgetrieben?“ Schimpft der Vorarbeiter los. „Die Götter haben mich, von der Brücke, im Auto weit in das verbotene Gebiet mitgenommen, ich musste ihnen dort helfen.“ Antwortet Miro mit einer Halbwahrheit. Die Erwähnung des verbotenen Gebietes und der Götter zeigt Wirkung. „Ich hoffe du lügst mich nicht an. Es ist eine Sünde die Götter als Ausrede zu missbrauchen. Wenn du im verbotenen Gebiet warst, ist das sowieso eine Sache für den Priester, du solltest gleich zu ihm gehen!“

      Miro findet seinen Großvater auf der Bank vor der Kirche in der Morgensonne.

      „Guten Morgen ehrwürdiger Priester.“ Grüßt er ihn respektvoll. „Morgen, Miro, warum bist du nicht bei der Arbeit?“ „Ich komme offiziell, ich brauche geistlichen Rat.“ „Na worum geht es denn?“ „Das ist eine lange Geschichte, ich wurde von Göttern in das verbotene Gebiet gebracht.“ „Ich glaube du erzählst es lieber bei mir zuhause bei einem Glas Milch.“ Lädt Varus seinen Enkel ein und dort erzählt Miro fast alles. „Hm, du hast dir nichts vorzuwerfen, der Wille der Götter steht über dem des Vorarbeiters, ich werde es ihm sagen und das Übrige braucht er nicht zu wissen.“ Meint der Priester danach und fährt fort. „Du hast allerdings ein Problem, wenn die Göttin dich wirklich wiedersehen will, du musst ihr gehorchen und ich kann dir da nicht weiterhelfen.“ Miro verabschiedet sich von seinem Großvater und kann noch kein Problem erkennen.

      Es ist Samstag und es regnet in Strömen. War es zuvor für die Jahreszeit zu warm, ist es jetzt deutlich zu kalt. Miro wartet verfroren an der Brücke. Er ist dick angezogen und in einen wasserdichten Poncho gehüllt aber die Kälte und Feuchtigkeit kriecht doch schleichend durch seine Kleidung. Er kann sich nicht vorstellen, dass die Göttin bei diesem Wetter hierherkommt, aber er befolgt ihren Befehl. Der Regen lässt etwas nach, als er das Motorgeräusch hört.

      Das Auto hält neben ihm, Alicia öffnet von innen die Beifahrertür und ruft. „Keine lange Begrüßung! Steig schnell ein!“ Das lässt er sich nicht zweimal sagen und schlüpft ins Trockene. „Zieh den Poncho aus und wirf ihn nach hinten, bevor wir hier ertrinken!“ Befiehlt die Göttin nervös und dann als Miro fertig ist. „Schau mal nach rechts!“ Dort sieht er einen Handgriff, an diesem hängt eine armlange Kette und an der ein Paar Handschellen. „Steck deine Hände da rein und mach sie dann zu!“ Sofort hält sie ihm das kleine Kästchen mit den vier glänzenden Stiften, welches sie die ganze Zeit in der Hand hatte, an den Hals und prüft mit der anderen Hand die Handschellen. Sie entspannt sich sichtlich, steckt das Kästchen in ihre Handtasche, greift Miro in die Haare, zieht seinen Kopf heran und gibt ihm einen langen, tiefen Kuss. „Schön, dass du gekommen bist.“ Sie legt ihm den Sicherheitsgurt an und fährt los.

      Miro versucht, ein Gespräch zu beginnen. „Ehrenwerte Göttin war das Wetter den ganzen Weg so schlecht?“ „Wenn wir allein sind, nenn mich einfach Alicia. Ich muss mich aber bei dem Regen aufs Fahren konzentrieren, reden können wir später, tut mir leid.“ Sie drückt dann irgendwo hin und es erklingt Musik, die Miro die Zeit verkürzt. Er schaut aus dem Fenster, bemüht sich, sich den Weg einzuprägen doch bei den tief hängenden Wolken und dem Regen ist das ein schwieriges Unterfangen. Es geht prinzipiell öfter bergauf als bergab und vermutlich in südöstlicher Richtung weit in das verbotene Gebiet hinein. Beiderseits der Straße tauchen immer mal wieder verschieden große und mehr oder weniger verfallene Dörfer auf. Manchmal führt ihr Weg sogar mitten durch eine Siedlung doch weder Götter noch Dörfler sind zu sehen. „Wir sind bald da.“ Alicia schaltet die Musik aus und fährt fort. „In der nächsten Ansiedlung habe ich ein Haus, dort bringe ich dich unter, danach muss ich aber noch einige Götter besuchen. Du wirst dich dort stillhalten, ich möchte nicht, dass man dich bemerkt.“ Bald tauchen die ersten Häuser auf, sie biegen auf einen Nebenweg ab und halten vor ihrem Haus.

      Alicia hat wieder das kleine Kästchen aus Ihrer Handtasche geholt, in ihrer anderen Hand lässt sie einen Schlüssel an einem blauen Band baumeln. „Damit kannst du die Kette von dem Handgriff lösen, mit dem Griff geht die Autotür auf, du steigst aus, schließt die Tür und läufst in das Haus. Auf dem Teppich nach dem Eingang kniest du dich hin und wartest. Alles klar?“ Sie gibt ihm den Schlüssel, steigt aus und rennt durch den sintflutartigen Regen zur Haustür. Miro benötigt einige Zeit um das Schloss zu öffnen, das seine Handschellen mit dem Griff verbindet. Dann tut er wie geheißen und kniet kurz darauf klitschnass im Flur des Hauses. Alicia steht fünf Schritte von ihm entfernt an einer Zimmertür und beobachtet ihn unsicher. „Wenn ich dich jetzt losmache, versprichst du mir dich jederzeit wieder fesseln zu lassen?“ „Du bist eine Göttin ich muss dir grundsätzlich gehorchen.“ Antwortet Miro. „Ich möchte trotzdem deine Zusage.“ Lässt sie nicht locker. „Ich verspreche es.“ Verkündet er und wundert sich, dass