Grace Maddison

Doppelpack Inspector Lestrade 1+2


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sie verfolgte. Er schüttelte teilnahmsvoll den Kopf. Seine Vorsicht allen Weißkitteln gegenüber hatte sich wieder einmal bestätigt. Man musste auch nur die Zeitungen aufschlagen, es wurde von jedem Doktor für etwas Patentiertes geworben, für die man 15 Pfund zahlte und das einem mit Strom folterte, war das etwa noch Medizin? »Sie können, wenn Sie den Prozess gewinnen also wieder operieren, wieder richtige Ärztin sein?«

      Sie schüttelte den Kopf, »Ich bin gerne Hebamme, ich habe eine Aufgabe, hier zu arbeiten, ist nicht nur Hebamme zu sein, sondern auch Seelsorger, Arzt, Apotheker. Ich kann meine Patienten nicht im Stich lassen, aber ich muss für meinen Seelenfrieden mit dem Säufer Doktor Hennessy abrechnen.« Sie lächelte herablassend: »Ich kann, wenn ich meine Lizenz als Chirurgin wieder erhalte, und das werde ich sobald gewisse Leute die Aussagen Lesen, sogar kleine Operationen hier vornehmen.« Was machen, zuerst einmal die Originalität des Stempels musste beim Notar in Schottland geprüft werden, schlitzte sie die Straßendirnen auf, um in Übung zu bleiben, immerhin hatte sie keinen zugriff auf Präparate und wer rastet, der rostet. Von Bülow betrachtete das grobe Gesicht der Ärztin. Konnte Hass auf Prostituierte, die täglich die Liebkosung genossen, nach denen Sie sich sehnte, das Motiv sein? Hysterische Eifersucht gut möglich. Die Ursache: Eigenes Verlangen nach sexueller Betätigung, ihre eigene Reizlosigkeit, ihm fiel ein, dass er etwas vergessen hatte zu fragen. »Sind sie verheiratet?« Sie sah ihn lächelnd an, seit 5 Jahren, ein Kommilitone, Doktor Edward de Greyther.« »Also Sie Leben nicht hier? Hier in Whitechapel?«

      »Gott behüte, die Sprechzeiten stehen an der Tür, wir haben ein kleines Haus in Pimlico direkt am Fluss, Edward ist Ruderer. Na schön, geschwatzt« Sie sah auf eine Uhr.

      »Zu ihren Fragen keine Ohnmacht beim Sezieren von Körpern. Keine Alpträume keine Hysteria, der menschliche Körper ist eine gottgeweihte Maschine aus Nerven, Muskeln und Venen höchst Komplex in seinem Umfang in seinen Funktionen, ein guter Chirurg sieht zuerst die verblühte Vollkommenheit in Gottes Werk.« Wie mochte es inzwischen dem Inspektor ergangen, hatte er mehr Glück?

      8. Kapitel

      Ein Telegramm: Erwarte Sie, wann immer Sie die Zeit erübrigen können bei mir, sagen wir 9 Uhr abends Besprechung der weiteren Vorgehensweise. Staatssekretär von Bülow. 8. Royal Gurkha Rifles ihrer Majestät. Kensington Square Kensington Garden Lane 44-4. Es war nach 10 Uhr abends, als Inspector Lestrade am feinen Stadthaus eintraf. Die Fenster waren hell mit elektrischem Licht erleuchtet. Nachdem von Bülow gegen 3 Uhr nachmittags heimgekommen war, hatte er genug Zeit zum Nachdenken gehabt. Er verschloss die Tür seines Arbeitszimmers, setzte sich mit gekreuzten Beinen auf den Teppich vor dem Kamin und versuchte, seinen Gedanken auf einen Punkt zu konzentrieren. Es hatte sich als hilfreich herausgestellt, wenn von Bülow dabei seine Augenlider etwas schloss und auf das große Gemälde der Königin schaute. In Gedanken schrieb er die Worte »Schlachter von Whitechapel«, er schrieb es immer und immer wieder, an eine imaginäre Tafel, seine Gedanken verblassten verstreuten sich wie der Äther im Weltraum. Angenehme Ruhe hatte ihn erfasst, alle Gedanken tasteten wie ein tausendarmiger Krake durch seine Erinnerung, seine Träume seine Vergangenheit und verwoben das Ganze zu einem gewebten Bildteppich. Es war ein Mann, unscheinbar grau, er lachte, er aß, er trank, hatte Freunde und er fütterte Katzen. Vor seinem inneren Auge erstand ein Bild von Mörder noch unklar und so normal das von Bülow fast ärgerlich aus seiner Versenkung aufgeschreckt währe. Immer wenn dies der Fall war, holte er die unsichtbare Kreide und begann wieder seinen Namen zu schreiben. Die Zeit verging. Dann verlangsamte sie sich und dann war Zeit so bedeutungslos als hätte sie die Physik nicht entdeckt. Von Bülow öffnete die Augen und sah zur Tür, er war eingeschlafen. »Der Schlüssel steckt von innen, Victor. Wenn Sie die Tür aufbekommen ohne das ich mich erheben, muss ein Pfund!« rief von Bülow. Ein Stück Papier wurde unter der Tür durchgeschoben. Es knarrte an der Tür, dann drehte sich der Schlüssel, er fiel auf das Papier und verschwand samt seiner Unterlage unter der Tür hindurch. Die Tür wurde geöffnet und Victor sagte: »Inspector Lestrade ist da Staatssekretär!« Er sprang auf die Füße. »Schon neun Uhr?« Inspector Lestrade zog seine schwere goldene Taschenuhr aus der Weste und klappte den Deckel auf. »Es ist 10 Uhr, ich musste noch Doktor Helly finden, ich hatte vergessen, dass er der Mann mit den tausend Clubmitgliedschaften ist, er saß im Clubhaus der kgl. mikroskopischen Vereinigung in Charing Cross.« Sagte Inspector Lestrade und legte seinen Mantel ab. Er setzte sich auf den Sessel und streckte die Beine von sich. »Ich habe ihnen ja Peters geschickt, wegen der Information das mir ein Scherzbold eine Leber geschickt hat.« Von Bülow nickte und setzte sich an seinen Schreibtisch, er schob das Kästchen mit dem Haschisch, einladend in Inspector Lestrades Richtung doch der schüttelte nur den Kopf. »Und?“, fragte von Bülow gespannt. »Helly sagt, er hat die Leber mit etwas Knoblauch und Butter gebraten dann mit Gemüse püriert und seiner Katze gegeben.« Bülow richtete sich auf, »Schweineleber?« Inspector Lestrade nickte und warf ein zerknülltes Packpapier in seine Hände, er hatte schnelle Reflexe, stellte der Inspektor fest. Von Bülow entfaltete das Papier und lächelte, »Hellsquare 666, wie originell, aber wie konnte er wissen, dass Sie die Leitung innehaben? Es ist absolut geheim!« Von Bülow nahm eine Lupe vom Tisch und betrachtete die Schrift auf dem Papier. »Packpapier leider kein Schreibpapier, das seit einem Jahr ein Wasserzeichen besitzen muss. Einfaches braunes Packpapier und die Faltungen waren akkurat gezogen. Der Versender hatte sich beim Einwickeln der Schweineleber Mühe gegeben. Innen Seite: Verdünntes helles Blut, schade das es noch keine Methode gibt, um Tierblut und Menschenblut zu unterscheiden.« Bülow sah auf, »Obwohl in dieser Richtung schon erstaunliche Fortschritte gemacht sein sollen. Ganz gewöhnliches Papier, in das man alles einwickelt.« Von Bülow s Hand wanderte weiter zur Schrift. »Es ist eine spitzzulaufende Schrift und beim Wort »HELLSQUARE« die Buchstaben sind im selben Abstand zueinander geschrieben, sehr ordentlich sehr penibel. Die Schrift. Groß, gleichmäßige Buchstaben mit scharfen Spitzen. Wenn man genau hinsieht, winzige Tintenflecke, verursacht von einer nachlässig gepflegten Schreibfeder. Der Schreiber hat nicht stark aufgedrückt, locker geschrieben. Vermutlich ein Mann, der zu schreiben gewohnt ist, er schrieb so das er wenig Energie verschwendet, ein Kopist, ein Amtsschreiber, noch nicht alle wurden von Maschinenschreiber ersetzt.«

      Lestrade hörte aufmerksam zu. »Es war nicht die Schrift eines betrunken. Es ist eine schöne Schrift, der Schreiber hat in seiner Kindheit den Wert einer klaren Handschrift vermittelt bekommen, also keine Volksschule, ein privates Institut. Meiner Meinung nach ist es die Schrift eines von klein auf mit dem Amtszimmer vertrauten Mannes. Weiter – die Leber war in keine Schachtel verpackt, sondern in Einwickelpapier, es hat sich vermutlich um eine spontane Idee gehandelt, von einem Amtsmann, der wusste, das Sie die Untersuchung leiten.« Er kratzte sich die Stirn, er erinnerte in diesen Moment eher an einen Professor denn an einen Mann des Militärs. »Nehmen wir an, der spontane Einfall will in die Tat umgesetzt werden, ein Fleischerei in der Nähe einer Amtsstube, einer Polizeistation, White Halls Ministerien, die Staatsanwaltschaft. Frische Schweineleber, Einwickelpapier, Amtshandschrift und ein Sinn für Humor und die Kenntnis der Interna.« sagte von Bülow und legte das Papier in eine neue Akte, Victoria 1 streng vertraulich, stand darauf. »Und die Queen liest das wirklich? Ich meine persönlich?«, fragte Inspector Lestrade gehörig beeindruckt, er konnte sich kaum vorstellen das sie in Amtstracht und Würde, die Whitechapel Akten persönlich las. »Sie liest eine ganze Menge, und ich befürchte diese Whitechapel-Akten haben sie zu einer Hobbykriminologin gemacht, man könnte andeuten, was ich ganz gewiss nicht tue, es ist ihr Hobby geworden.« Von Bülow grinste. »Zuerst lassen Sie uns zu diesen Briefen kommen, weshalb dieser Streich?« Ein Mr. Albert ein Bauunternehmer, der die Whitechapel-Bürgerwehr leitet, hatte eine halbe Niere eines Opfers geschickt bekommen, deren verstümmelter Körper am 30. September im Albert Square gefunden worden war. »Ich kann mir denken, dass der anonyme Versender aus der Nähe des Herrn Albert stammt, der ihm eine persönliche Herausforderung sendet also, wenn, der Brief kein Streich war, können wir annehmen, dass das Anschreiben seine verstellte Handschrift enthält«, sagte Inspector Lestrade. Der Brief war unter den Ermittlern auch als der Albert Brief bekannt. Er wurde am 1 Oktober 1889 abgestempelt und ging am selben Tag Whitechapel Vigilance Committee ein. Albert öffnete eine kleine Schachtel und entdeckte eine halbe menschliche Niere. Später wurde gesagt, sie sei unüblicherweise in Ethylalkohol konserviert gewesen. Dr. Brighton persönlich, stellte fest, dass die ihm zugesandte Niere „der