Grace Maddison

Doppelpack Inspector Lestrade 1+2


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seiner Städte zu tun haben. Nach seiner Dienstzeit, wenn er wieder zu Hause war, hatte er etwas zu erzählen und zu zeigen, der Staatssekretär erlaubte ihm mit seiner fotografischen Kamera Fotos von den Sehenswürdigkeiten zu, machen. »Meine Damen in holdseligen Zustand, ich bitte tausendmal um Verzeihung doch ich muss mich vordrängen. Amt für Tabak Qualität und Fruchtwasser Kontrolle!«, sagte von Bülow mit so viel Autorität in der Stimme, dass keine der Frauen widersprach. »Und der da ist auch vom Amt?«, wollte nur ein junges Ding vielleicht 15 Jahre wissen. »Das ist Doktor Victor Lum eine absolute Koryphäe, von internationalem Ruf für das Fruchtwasser füsilieren.« Die Weiber, sie sahen chronisch erschöpft und schwindsüchtig aus musterten Victor mit besonderem Interesse. Von Bülow fragte sich, wie er das anstellte, selbst in Whitehall war er der Liebling der Sekretärinnen und weiblicher Mitarbeiterinnen. Musste etwas mit seinen Samtaugen zu tun haben, oder der Aura aus Energie und Kraft, sein gutes Aussehen hatte den Staatssekretär aber nicht bewogen Victor in seine Dienste zu nehmen. Victors Qualitäten beschränkten sich nicht nur auf eine schnelle Auffassungsgabe, Verschwiegenheit und das Wissen darin auf vielfältige Art und Weise zu töten, er war eine umgängliche Person und warnte einem zuvor, wen er sich beleidigt fühlte. Von Bülow klopfte an die Milchglastür, auf der »Behandlungsraum«, geschrieben stand. Die Tür wurde von innen geöffnet und eine Frau verließ das Zimmer, ein Mädchen mit dem deprimierenden Blick einer Totgeweihten, ihre kleine Hand strich um ihren Bauch. »Kopf hoch Mädchen, wo Platz ist für einen Esser, ist auch Platz für so ein kleines Würmchen, das in dir wächst. Also komm bloß nicht auf dumme Gedanken, deine Mutter wird dir schon den Kopf nicht abreißen, wenn du nicht weißt, wohin, komm zu mir. Pater Williams hat ein offenes Haus, ich werde mit ihm reden!« Dem Mädchen schossen die Tränen in die Augen und schluchzend verließ sie die Praxis. »Was hat sie denn?“, fragte von Bülow und schüttelte den Kopf. Die Hebamme sah auf ihn herunter, als sei er nicht bei Trost, dann erkannte sie die teure Kleidung die dicke goldene Uhrenkette an seiner Weste. »Das Kind bekommt ein Kind das übliche eben. Und was wollen sie, ich glaube nicht das sie sich schwanger fühlen und ihre Menstruation eine Weile ausgeblieben ist?« Von Bülow s Gesicht nahm die Farbe einer reifen Tomate an. Die Frauen kicherten. »Innenministerium?«, erklärte von Bülow stocksteif der das Bild eines männlichen menstruierenden nicht mehr aus seinem Kopf bekam. »Komm Sie herein«, sagte die Hebamme und ließ beide eintreten. Sie hielt ihre kräftige Hand zur Begrüßung und drückte zu. Ich habe recht auch Frauen als Verdächtige in Betracht zu ziehen. Ein solcher Koloss ist imstande, einen Stier mit bloßen Händen zu erwürgen, er betrachtete die wuchtigen Oberarme in dem Kleid, ohne weiteres kann sie einen Stier mit der Faust erschlagen »Wer sind Sie? In welcher Angelegenheit?« Die Hebamme sah ihn an, als sei er eine lästige Fliege. Der Blick ihrer grauen Augen war hart, und so wenig weiblich wie eine Mörsergranate. »Von Bülow, Sekretär ihrer Majestät. Ich bin in einem heiklen Auftrag da, der Hof. Jemand bei Hofe quält sich mit der Frage nach weiblicher Zulassung zum medizinischen Studium, jemand bei Hofe meint, die Zeit sei Reif zumal bei heiklen Frauenkrankheiten wie das da«, von Bülow wies mit dem Daumen zum Wartezimmer, »und der Hysterie und solchen Dingen. Es gibt leider keine Frau die, wie Sie ein medizinisches Studium abgeschlossen hatte, in der Universität von Edinburgh wie uns zugetragen wurde.« Die Hebamme setzte sich hinter ihren Schreibtisch und nickte aufmerksam, bei den Begriffen, die von Bülow mit typischen weiblichen Erkrankungen erwähnte, bei Hysterie, hatte sie unwillkürlich die Faust geballt. »Und was wollen sie wissen?«

      »Erlauben Sie mir einige Fragen eher allgemeiner Natur zu stellen. Hatte die Arbeit, das Studieren im Anatomieunterricht schädliche Auswirkungen auf ihr Gemüt, haben sie vom Sezierunterricht Alpträume bekommen wurden sie bei der Präparierarbeit ohnmächtig?“, fragte von Bülow und klappte sein Notizbuch auf. »Das ist ihre Frage?«, die Hebamme mit dem Ochsenkopf schüttelte diesen. »Können Sie sich vorstellen, dass Frauen die gleichen geistigen Veranlagungen zur Intelligenz besitzen wie Männer?« Von Bülow dachte lange über diese kulturzivilisatorische Frage nach, »Ich bin mir nicht absolut sicher. Ich glaube allerdings das der Arzt Beruf keinerlei Schwierigkeiten für, weibliche Intelligenz ist, es ist nur das Suchen nach Wirkungsursachen, wie das Suchen des verlegten Hausschlüssels in einer Handtasche.« versicherte von Bülow, der sich viel auf seine modernen Ansichten einbildete, man nannte ihn im Amt auch einen kleinen Revoluzzer. »So, so, die hehre Kunst der Medizin als verlegter Hausschlüssel. Sie gehen nicht oft zum Doktor, oder?« Das Behandlungszimmer der Hebamme war klein, sauber, knapp eingerichtet: Untersuchungsliege, Tisch, Stuhl, keinerlei weiblicher Firlefanz wie Tischdecken Untersetzer Blumentöpfe. Auf dem Tisch lagen zwei aufgeschlagene Bücher, keine Liebes Romane, wie von Bülow verwundert registrierte, sondern Enzyklopädien der englischen Gesellschaft der Heilkundigen, die dicken Nachschlagewerke waren aufgeschlagen beim Stichwort Rheumatismus. An der Wand hing ein Plakat der Suffragetten: WAHLRECHT SOFORT! Von Bülow stieß einen Seufzer aus und sagte: »Ohnmachtsanfälle wie häufig während des Studiums. Gab es Unschickliche, verzeihen Sie mir, Bemerkungen oder Angebote der Kommilitonen?«, sagte er und dachte, das Letztere wohl eher nicht. »Ich, muss Sie das Fragen, ich weiß nämlich, dass Sie in höchstem Maße qualifiziert sind, und ihre jetzige gesellschaftliche Stellung nur einem Unfall im Jahr 1885 zuschulden ist, als ihnen eine Patientin unter den Fingern wegstarb. Die Stellung, die Sie heute einnehmen, ist nicht, die die ihrem Können entspricht.« »Es war eine Routineuntersuchung im London Hospital, die Schwangere litt unter Syphilis und war unterernährt, niemand konnte sie retten, aber mir wurde zur Abschreckung der Prozess gemacht. Aber ich werde meine Unschuld beweisen ich bin schon dabei.« Ihr Blick war feurig, so musste sie aussehen, wenn sie auf Mordtour ging, rächte sich an denen die Ihrer Meinung Schuld an ihrer erbärmlichen Lage waren. Jetzt hieß es feinfühlig vorgehen, das Wild bloß nicht verschrecken. »Sie können es beweisen?«, sagte von Bülow mit Skepsis in der Stimme. »Ja ich habe die damaligen Pflegerinnen in Eberdine aufgespürt. Ich habe Monate gebraucht um sie aufzuspüren, ich habe meine Klinik vernachlässigt aber Sie werden aussagen.«

      Von Bülow war ein Moment enttäuscht, »Sie haben die damaligen Pflegekräfte aufgespürt? Warum?« Sie beugte ihren gewaltigen Oberkörper vor und flüsterte, »Die Patientin starb, weil Dr Hennessy angeordnet hat, ihr Tropholin zu verbreichen, jeder weiß das Tropholin bei Schwangeren zu inneren Blutungen führt. Beim Prozess sagten die damaligen Pflegerinnen aus ich hätte es befohlen, doch es war eine Lüge. Eine LÜGE! Ihr arbeitet mit allen Finten und Tricks nur, um zu verhindern, dass eine Frau in eure heiligen Gefilde einbricht.« Ihr Gesicht war angewidert und ihr breiter Brustkorb hob und senkte sich. »Entschuldigen Sie Frau Doktor aber ich bin nur ein kleiner Angestellter, leider reichten meine Merkfähigkeiten nicht zu einem Medizin Studium, sondern nur zu einer bescheidenen Militär Karriere.«

      »Verzeihen Sie mir, es regt mich immer noch so auf, trotz der vergangenen Jahre. Ich war die erste Ärztin am London Hospital und dann ist dieser Säufer imstande seine Fehler mir anzuhängen. Ich weiß nicht, was ihn reitet, aber nachdem was ich bisher erfahren habe, war es nur der Gipfel des Eisberges, dieser Hennessy hatte die höchste Mortalitätsrate an Syphilitikerinnen. Und was macht die Krankenhausverwaltung? Gibt ihm eine Abfindung, bevor sie einen Skandal riskiert!« Ihre Hand zittert, Sie schob die Schreibtischschublade auf und zog einen Stapel beeideter Notarunterlagen hervor. Die Kanzlei befand sich in Eberdine. Eidesstattliche Aussagen von Jenny Cramer stand darauf. »Entschuldigen Sie mein Benehmen, aber was Sie da sehen beschreibt mit, wie unverantwortbar die Armen im London Hospital behandelt wurden. Aus Sparsamkeitsgründen verabreicht man dort prinzipiell nur die unterste Dosis der Medikamente, in den Fällen aus dem Armen oder Arbeitshaus.«

      »Das ist schlecht? Ist Sparsamkeit nicht ein Gutes für ein Krankenhaus?“, fragte Inspector Lestrade, es war nicht gespielt, seiner Meinung nach war Sparsamkeit ein gutes Wirken einer öffentlichen Einrichtung. Sie sah ihn an, sie war mit ihren Nerven herunter. »Sie gehen wirklich nicht zum Arzt!«, stellte sie Bitter fest, »Medikamentierung ist kein Selbstläufer, es kommt auf das Gewicht den körperlichen Zustand des Patienten an. Sich an die minimale Dosierung zu halten bedeutet wohlwissentlich einen von zehn Patienten unbehandelt zu lassen.« Von Bülow wirkte nicht schockiert, doch in seinem Herzen machte es einen kleinen überraschten Sprung, »Ihre Anschuldigung heißt demnach und bedeutet, das die Krankenhausverwaltung wissentlich und vorsätzlich einen von zehn der Patienten der unteren Schicht sterben lässt?« Es war ein skandalöser Zustand, der schlechtes Licht auf die Kontrollen des Gesundheitswesens warf. »Und was haben