Grace Maddison

Doppelpack Inspector Lestrade 1+2


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der Polen. Nach 15 Minuten saß Inspector Lestrade ein Tuch um seine Schultern drapiert und das Gesicht eingeseift vor dem Frisierspiegel. Auf dem Tisch standen Seifen, Parfums, Haarwasser und Dosen mit Cremes. Kloblowskis Haltung war nach vorne gebeugt, er bewegte sich wie ein alter Mann und betrachte mit verbiesterten Gesichtsausdruck Inspector Lestrades Haaransatz im Frisierspiegel. Der Mensch war als Type schwer klassifizierbar. Ein Mann von Scotland Yard muss klassifizieren können, den so wie die Verbrechen sich in Klassen zuordnen lassen, gibt es auch bestimmte Typen von Tätern. Kloblowski war körperlich in der Lage die Morde zu begehen, seine Hand war kräftig. Kloblowski hatte etwas Falsches an sich, so als sage er genau das Gegenteil von dem, was er denkt. An der Wand hingen Urkunden und Diplome. »Sie haben studiert?“, fragte der Inspektor und zuckte mit seinen Augenbrauen in Richtung der Diplome. Kloblowski, der primitiver wirkte als einem Studenten, selbst wenn er Pole war, anstand, grinste. »Studiert ja war kurz davor meinen Doktor zu machen.« So etwas, wie Schalk blitzte in seinen Augen. »Verzeihen sie die Frage aber um Gottes willen, warum das hier, ich meine ein Doktor ist, doch immerhin wer in dieser Welt.« sprach Inspector Lestrade im Tonfall der Entrüstung. »Immerhin ist es das Ziel aller Menschen sich vom Eastend zu entfernen, sobald es ihnen möglich ist.« Kloblowskis Augen funkelten, er brauchte eine Sekunde um sich die Antwort auszudenken. »Sie kennen Polen nicht, die Pogrome, es war gefährlich für mich weiter Karriere zu machen.« Er sagte nicht das er Jude sei, sondern die Pogrome, was dieses implizierte, Kloblowski war kein Jude, sondern Katholik er log, nur warum? Nach dem Eindruck zu schließen, den das Frisierzimmer hinterließ, war Kloblowski ein Mann, der Stolz auf das von ihm erreichte war, warum sonst ließ er die Fotos von sich und seine Diplome jeder Welt sehen. An den tapezierten Wänden hingen und standen die Dinge seines Lebens, die ihm wichtig waren, er selbst. Er war verschlossen und misstrauisch, gegen Menschen.

      »Sie wollen auch einen Haarschnitt? Ich schlage vor die Seiten kurz und die Koteletten ab, so kommt ihre Gesichtsform an die nötige Kontur.«, Kloblowskis Stimme klang behangen, als kuriere er an einer Erkältung. »Wie sie meinen, es ist ihr Geschäft, Sie schneiden ja jetzt nur Haare. Und sind nicht im London Hospital dabei etwa Gallensteine zu stechen!«

      Etwas veränderte sich an Kloblowski. Er richtete sich auf und streckte den Hals und das Kinn als, fordere er die Welt heraus. Inspector Lestrade hatte einen wunden Punkt erwischt. Bei manchen Menschen genügte eine kleine Reihe von Misserfolgen und sie begingen Morde. Hatte etwas mit einer degenerierten Seele oder biologischen Ursachen zu tun. Kloblowski wetzte das Rasiermesser am Riemen und begann mit kräftigen Fingern Inspector Lestrades Gesicht in die richtige Position zu schieben. Die Klinge wetzte über seine Kehle KRATZ, Inspector Lestrade achtete instinktiv auf verräterische Anzeichen in Kloblowskis Gesicht. Vielleicht, dachte Inspector Lestrade, war es keine so gute Idee denjenigen am wunden Punkt zu treffen, der ein Rasiermesser einem an die Kehle hielt. Kloblowski sagte, »alles ehrliche Arbeit, erst ein Laden dann zwei, nehme mir Angestellte und weiter so. Es ist nicht nur ein Laden. Das ist mein Erster von vielen.« Inspector Lestrade wollte ihm im Moment, die scharfe Klinge fuhr in seinen Nasenlöcher herum, nicht sagen das London neue Friseurgeschäfte so dringend, wie ein einbeiniger ein Paar Schuhe brauchte. Stattdessen sagte er: »Ein Mann mit Ideen!«, wie alle egozentrischen Menschen war er anfällig für Lob, von Personen, die sie instinktiv als höher stehend einschätzte. »Ja genau mein Herr, Sir ich bin ein Mann mit Visionen. Geschäfte, erst hier Geld sparen 100 Pfund und dann größer werden!« Inspector Lestrade blickte aus dem Ladenfenster, kahl und deprimierend schmiegten sich die grauen Hausfassaden auf der Gegenüber liegenden Seite an die Straße. Es waren zumeist ehemalige polnische Bauern und kleine Handwerker, die die Gemeinde bildeten. Jemand mit einem fast beendeten Chirurgie Studium musste einen triftigen Grund haben, um nicht noch 10 Monate warten zu können. Was London fehlte, waren nicht noch mehr polnisch sprechende Barbiere, sondern, Armenärzte die ihre Patienten verstanden. »Planen Sie nicht ihr Studium in England zu beenden?« Kloblowski wirkte so, als verstände er ihn nicht, anscheinend war es ihm nie in den Sinn gekommen, das er hier sein Medizinstudium beenden konnte. Großspurig sagte er: »Ich mache es später, erst baue ich meine Läden auf. Da … dann be… beende ich das St … Studium!«, wenn er sich aufregte, begann er zu stottern. »Ach so!«, rief Inspector Lestrade und hob belehrend den Finger. »Ich habe Sie also gut eingeschätzt. Sie leben nicht nur wie ihre Leute von Tag zu Tag ohne Vorstellungen und Pläne. Nicht auf den Titel kommt es, in England an, sondern auf Fleiß, ein guter Mann macht seinen Weg, auch wenn, es dreißig Jahre dauert.«, Inspector Lestrade setzte eins drauf, er wollte sehen, wie Kloblowski mit nervöser Aufregung umging. »Ich brauche einem scharfsinnigen, jungen Mann wie ihnen ja nichts zu erzählen, von der Konkurrenz. Es gibt tausende Friseurläden, tausende. Allein hier bestimmt 6 oder 7 in nur ein paar Metern Fußweg. Qualität und gute Preise setzten sich durch.« Kloblowski blinzelte aufgeregt, anscheinend perlte die Patina seiner goldenen Gedanken ab. »Was zahlt man hier an Miete 5 Pfund, 6 Pfund im Monat? Dazu die Einrichtung und das warten auf die ersten Kunden, da gehen schon leicht 100 Pfund drauf, und wer gibt einem Polen schon Kredit? Mit einem Titel, einem Doktortitel natürlich, da gehen Sie in jede englische Bank und sie bekommen 1000 Pfund einfach so. Oh ich vergaß sie haben ja keinen Titel.« Kloblowski nickte, wischte unsanft den Seifenschaum aus Inspector Lestrades Gesicht. Er zog das Tuch von seinen Schultern und deutete eine knappe Verbeugung an. »Si … Six … Sixpence bitte«, sagte Kloblowski und befahl einem Alten Polen barsch sich auf den Friseurstuhl zu setzen. Der Mann war nicht mehr die spiegelnde reflektierende Wasseroberfläche, jetzt war er das trübe schlammige in dem Tümpel seiner Seele. Inspector Lestrade reichte ihm das Geld, »Wie lange betreiben sie ihr Geschäft schon?“, fragte er. »Seit einem Jahr Sir.«, er hatte sich wieder im Griff. »Und die Öffnungszeiten, wir Engländer können kein polnisch lesen.« Kloblowski biss sich auf die Lippen, bevor er eine scharfe Erwiderung aussprach, mit einem süßlichen Lächeln und eiskalten taxierenden Augen, antwortete er, »6 Uhr bis 11 Uhr abends außer sonntags!« Inspector Lestrade lief zufrieden hinaus und suchte in der Gegend nach einer Droschke, der allgemeine Eindruck war, das Kloblowski ein innerlich unsicherer Mensch war, er war zu Grausamkeit fähig, ja Grausamkeit schien sogar diesem Typen die notwendige Gelassenheit in der feindlichen Umgebung zu geben. Er würde Kloblowski wegen einer Einwanderungssache aufs Revier holen lassen und Peters ihn ausquetschen lassen. Er hatte etwas zu verbergen. Zuerst mussten seine Alibis an den Tagen der Morde 1888 geklärt werden, dann die Nachbarschaft unauffällig abgeklappert werden, ob er denn des Öfteren verreiste. Für einen Moment hatte der Inspektor eine Vision: Kloblowski plumpst den Galgen hinab und zittert einige 10 Sekunden lang, das Seil ist zu kurz, ihm wird nicht sofort das Genick gebrochen, sondern er wird stranguliert. Aber nein, Kloblowski ist kein Narr keiner der sich dazu hinreißen ließe Frauen aufzuschlitzen, er machte einen egozentrischen einen selbstverliebten Eindruck, aber das war keinerlei Indiz. Er war ihm nicht sympathisch, war ein selbstverliebter Gockel, der sich besser dünkte, weil er in Warschau mit dem Skalpell zu schwingen gelernt hatte und wie ein Papagei die lateinischen Bezeichnungen der Organe eingetrichtert bekommen hatte. Trotzdem wurde er nicht schlau aus ihm, lieber Chirurg in Warschau als Barbier in Whitechapel und das konnte ihn keiner ausreden! Es gab einen triftigen Grund das Kloblowski Warschau und sein Studium den Rücken gekehrt hatte, kehren musste. So ein Typ plumpste nicht auf die Knie und faltete die Hände und gestand, so einer nahm seine Untaten mit einem Achselzucken mit zum Jüngsten Gericht, so einer hatte keinerlei Herz außer für sich. KEIN BEWEIS schalt sich Inspector Lestrade und sprang in den Omnibus Richtung City. Der Stolz war sein Problem. Sein ganzes Leben plage er sich damit schwere, schmutzige Arbeit zu tun. Räumte die Verrückten und den Dreck und die Armen weg, seine Arbeit war es den Gehweg zu säubern und seinem Sauberkeitssinn missfiel Kloblowski.

      Von Bülow und Victor waren hier eine große Sache, das Gespann fiel auf, von Bülow s Kutscher trug eine Uniform, etwas was man in Spitalsfield nicht alle Tage geboten bekam. Hier in der Praxis von Katherine Parker, 38 Jahre alt, ledig, saßen bereits vier schwangere Frauen und starrten von Bülow bei seinem Eintreten an als sei er eine Fata Morgana. Heute war die Sixpence Sprechstunde, für die Schwangeren, die darbten, vermutlich nicht einmal einen Vater für ihre Kinder hatten. Natürlich konnte Katherine Parker keine kostenlose Sprechstunde abhalten, das verstieß gegen das Gesetz. Von Bülow las den Aushang im Wartezimmer: »Konsultationen – Shilling einen. 1 Sh. Allgemeine sammel Sprechstunde bei der Hebamme Sixpence 6P. Hausbesuche und Geburtenbetreuung 2 Shilling 2 Sh. »Nicht billig das Kinderkriegen bei euch«, sagte Victor zu von Bülow, in