Anna-Sophie Wagner

Stationen einer Liebe


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schob er sich in sie. Er fühlte sich, als würde er mitten in ihren Körper eintauchen. Er konnte spüren, wie langsam ihrer beider Verlangen immer größer wurde – sie bewegten sich im gleichen Rhythmus. Erst ganz langsam und zärtlich, dann immer schneller und leidenschaftlicher.

      Kurze Zeit später lag er neben ihr und strich liebevoll eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht. Es war jetzt zehn Uhr. Um drei musste er in Frankfurt sein. Sie hatten nur noch wenig Zeit. Er fing an, sie wieder und wieder zu küssen, was sie erwiderte. Verlangend drückte sie ihren Körper an seinen. Sie begann seinen ganzen Körper zu berühren und küssen bis hinunter zu seiner empfindlichsten Stelle. Er war ein sehr starker und ausdauernder Liebhaber gewesen. Sie wollte ihn noch einmal in sich spüren. Mit einem Ruck drehte er sie auf den Rücken und legte sich auf sie. Diesmal drang er weniger zärtlich in sie ein. Sie konnte bei jeder seiner Bewegungen seine Kraft spüren. Eine Woge der Lust durchzog sie. Sie presste sich noch fester an ihn. Was er mit einem tiefen Seufzen zur Kenntnis nahm. Dann glitt er aus ihr und drehte sie um, um sie von hinten zu nehmen. Kurz bevor er kam, hörte er auf, um das Ende noch ein wenig hinauszuzögern. Er legte sie wieder auf den Rücken und konnte sehen wie sie vor Lust fast verging. Mit einem harten Stoß war er wieder in ihr. Beide kamen, wie schon zuvor, in den gleichen Rhythmus ehe er sie endlich erlöste.

      Eine Weile später hielt Andreas Susanne zärtlich im Arm und knabberte an ihrem Ohr. Mit seinen Lippen glitt er über ihren Hals zu ihrem Mund. Dann nahm er sie ganz fest in beide Arme und küsste sie zärtlich und verlangend. Plötzlich mit einem Mal nahm er eine festere Haltung an. Nein! Dachte sie nur instinktiv. „Es ist Zeit!“, hörte sie ihn sagen. „Ich muss gehen!“, mit diesen Worten stand er auf. Alles in Susanne brach zusammen. Nein – noch nicht jetzt, nicht so schnell! Er durfte nicht gehen, sie jetzt nicht alleine lassen!

      Es brach ihm das Herz sie jetzt alleine lassen zu müssen. Jetzt, wo sein größter Traum in Erfüllung gegangen war und seine Gefühle erwidert wurden. Gerade jetzt, musste er den schlimmsten Gang seines Lebens antreten. Ohne sie. Allein. Er spürte wieder diesen Schmerz der seinen Körper gefangen nahm.

      „Bitte geh nicht Andreas“, bettelte sie, obwohl sie wusste, dass es keinen Ausweg gab. „Was ist, wenn du nicht gehst, was wenn du bleibst?“, wollte sie wissen. „Dann muss ich ins Gefängnis. Ich habe keine Wahl!“, entgegnete er traurig. Langsam zog er seine Kleider wieder an. Sie tat es ihm, wenn auch widerwillig, nach. Er schaute traurig auf das Bett, dann sah er sie an und machte einen Schritt auf sie zu um sie noch einmal zu küssen. Tränen rannen ihr übers Gesicht. Sie konnte sie jetzt nicht mehr zurückhalten. Er legte seinen Daumen auf eine ihrer Wangen, blickte ihr tief in die Augen und wischte die Tränen weg. Dann küsste er sie mit all der Liebe die er für sie empfand. Einen Augenblick später gab er sie wieder frei. Es schnürte ihm die Kehle zu. Er rang um Fassung. Tränen stiegen in ihm hoch. „Bitte leg den Wohnungsschlüssel, für Martin, in die kleine Schale vor der Tür – er regelt den Rest für mich“, bat er sie. Mit einer Hand berührte er ihre tränennasse Wange und suchte noch einmal kurz ihren Mund.

      „Ich liebe dich!“, flüsterte sie ihm zu. „Ich liebe dich auch!“, antwortete er stockend. Auf einmal wollte sie ihn festhalten und nicht mehr loslassen. So schlang sie fest ihre Arme um ihn. Er atmete schwer. Dann löste er sich aus der Umarmung. Sie war wieder auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Genau in diesem Augenblick hatte sie das Bedürfnis, ihm etwas mit auf den Weg zu geben. „Warte!“, flüsterte sie deshalb. „Ich habe noch etwas für dich!“, sie zog ihr Portemonnaie aus ihrer Tasche. Irgendwo war doch noch ein Passfoto von ihr. Ah hier! Dann suchte sie einen Stift in ihrer Handtasche. Sie drehte das Foto um und schrieb:

      „Das soll dich beschützen und an schöne, glückliche Momente erinnern! Pass auf dich auf! ILD!

      Andreas wartete schon voll bepackt an der Tür, als sie ihm das Foto gab. Er hatte Mühe sich zusammenzureißen. Sie nahm ihn noch ein letztes Mal in die Arme – er tat es ihr nach, drückte sein Gesicht ganz fest auf ihre Schulter und sie konnte spüren, wie seine Tränen, ihre Bluse durchnässten. Dann hob er seinen Kopf an, schaute ihr ein letztes Mal in die Augen und verschwand schnell aus der Tür.

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      Susanne blieb allein zurück. Und sie fühlte sich unendlich leer. Nun, hatte sie, das Gefühl sich nicht mehr auf den Beinen halten zu können. Deshalb setze sie sich auf das Bett und fing an bitterlich zu weinen.

      Sie wusste nicht wie lange sie so dagesessen hatte, als ihr Handy klingelte. Wer konnte dass um diese Uhrzeit noch sein? „Susanne?“, sagte eine wohlbekannte weibliche Stimme. „Eva?“, fragte Susanne ungläubig mit tränenerstickter Stimme. „Ja, ich bin es. Ich bin plötzlich aufgewacht und hatte so ein Gefühl, dich unbedingt anrufen zu müssen. Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Eva und sie hörte Susanne am anderen Ende der Leitung schluchzen. „Oh Süße. Was ist passiert? Nervenflattern? Prüfungsangst?“ Die Prüfungen! Daran hatte Susanne gar nicht mehr gedacht. Morgen – eigentlich schon heute um neun war die letzte Prüfung. Sie musste sich jetzt zusammenreißen. Wenigstens für diesen einen Tag. Sie konnte nicht mit total verquollenen Augen, vor dem Prüfungsausschuss erscheinen. „Mäuschen, du warst doch bisher so gut – mach dir keine Sorgen – du schaffst das heute!“, sagte Eva am anderen Ende. Susanne atmete tief durch: „Das ist es nicht Eva. Es ist etwas anderes. Ich kann jetzt aber nicht darüber sprechen. Ich bin gerade in München und muss zusehen, dass ich schnellstmöglich zurück nach Rosenheim komme.“ Eva war am anderen Ende der Leitung total perplex. „Was um Himmels Willen machst du denn in München?“ „Das ist eine längere Geschichte!“ „Kann ich irgendetwas tun für dich Mäuschen?“ „Nein, du tust schon so viel – mehr als genug. Ich muss da alleine durch! Aber Danke!“, sagte Susanne, dann legte sie auf.

      Sie nahm ihre Jacke und sah sich noch einmal um – versuchte sich alles einzuprägen. Dann verließ auch sie die Wohnung.

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      Kapitel 8

      Andreas war nun in Frankfurt. Er fühlte sich allein.

      Mit dem Taxi fuhr er zum Stützpunkt. Dort angekommen, meldete er sich am Eingang an, und wurde direkt von einem Oberst, mit dem Namen Paulsen, abgeholt. Dieser führte ihn in einen Aufenthaltsraum, in dem schon acht andere Rekruten saßen. Andreas setzte sich ebenfalls. Es kamen noch vier weitere Personen.

      „So meine Herren – jetzt sind wir vollzählig. Ich bin Oberst Paulsen und das hier ist Oberfeldwebel Frank. Wir sind für die nächsten Monate ihre Ansprechpartner. In zwei Stunden brechen wir auf nach Madaja in Syrien. Die Gegend dort ist in westlicher Hand aber sehr umkämpft. Wir haben dort einen Stützpunkt und sollen ein paar unserer Langzeitsoldaten ablösen. Manche von ihnen, sind schon seit über zwei Jahren, immer wieder dort. Oberfeldwebel Frank und ich werden jetzt von dieser Liste all ihre Namen der Reihe nach aufrufen. Wenn sie dann mit Handzeichen ihre Anwesenheit anzeigen würden. Die Mediziner unter ihnen, bleiben nachher noch hier“, endete Paulsen seinen Vortrag.

      Nachdem alle Namen genannt waren, blieben Andreas und drei weitere Soldaten sitzen. Die anderen verließen mit Oberfeldwebel Frank den Raum.

      „So die Herren!“, sagte Paulsen während ein weiterer Mann den Raum betrat. „Das ist Generalstabsarzt Bischoff – er wird sie jetzt instruieren“, sagte der Oberst und verließ den Raum.

      Generalstabsarzt Bischoff meldete sich zu Wort: „Meine Herren, es wird sie im Kriegsgebiet Vieles erwarten, was sie hier in ihren Krankenhäusern noch nicht gesehen haben. Rechnen sie verstärkt mit Schuss- und Stichwunden, mit offenen Thoraxverletzungen, schweren Verbrennungen auch bei Kindern, Polytraumatas und vielfältigen Frakturen. Aber auch mit pädiatrischen Fällen, müssen sie rechnen. Für sie wichtig: Ihre Aufgabe ist es, sowohl im Lazarett als auch bei Einsätzen die Truppen zu begleiten und die medizinische Erstversorgung vorzunehmen. Sie werden vorwiegend in einem eigenen gepanzerten Fahrzeug mit zu den Einsätzen fahren. Diese Fahrzeuge sind seit Kurzem nicht mehr gesondert mit einem roten Kreuz gekennzeichnet,