Anna-Sophie Wagner

Stationen einer Liebe


Скачать книгу

um, „Das soll dich beschützen und an schöne, glückliche Momente erinnern! Pass auf dich auf!“ Er seufzte tief und schaute hoch zur Decke.

      „Oberstabsarzt Falk!“, wurde er unsanft aus seinen Gedanken gerissen. „Finden sie sich mit ihrem Team in fünf Minuten am Sammelpunkt ein!“, brüllte Oberstleutnant Fischer. „Verstanden, Oberstleutnant!“, antwortete Andreas. Fünf Minuten später stand er bewaffnet und bepackt mit einer Gruppe von neun Soldaten an besagtem Ort. „Wir haben hier drei Fahrzeuge“, sagte Oberstleutnant Fischer, der die einzelnen Personen auf die Fahrzeuge verteilte. In das erste musste Andreas mit einsteigen. Sein Team und er wurden getrennt. Es sollte in jedem Fahrzeug medizinische Hilfe für den Notfall vorhanden sein. Dann fuhren sie los. Andreas war nicht wohl.

      *************************************************************************************

      Susanne wachte auf, weil die Sonne ihr direkt ins Gesicht schien. Sie öffnete langsam die Augen und ließ ihren Blick über das Restchaos der gestrigen Party schweifen. Da würde heute noch einiges an Arbeit auf sie zukommen. Sie setzte sich auf und stellte ihre Beine vor sich auf den Boden. Irgendwann war sie wohl doch eingeschlafen gestern. Jetzt brauchte sie erst einmal einen Kaffee. Deshalb stand sie auf und machte sich auf den Weg Richtung Küche. Mhh, köstlich, irgendwer hatte wohl schon die gleiche Idee – es roch nach Kaffee. Sie sah Eva in der Küche. Eva, blickte auf, als sie Susanne sah. „Guten Morgen!“, sagte die. „Guten Morgen!“, antwortete Eva. Schon wieder dieser -Ich weiß alles-Blick, dachte Susanne. „Wie habt ihr geschlafen?“, fragte Susanne. „Wir prima! Und du?“, antwortete Eva mit ihrem Röntgenblick. „Auch, gut“, log Susanne. „Kaffee?“ „Furchtbar gerne!“, sagte Susanne. Eva stellte zwei Tassen auf den Esstisch. Dann setzten sie sich. „Schöne Party gestern, oder?“, meinte sie. „Ja das war sie. Alle haben sich so viel Mühe gemacht!“, pflichtete Susanne ihr bei. „Und, wie fühlt man sich so als frischgebackene Anwältin?“ Daran hatte Susanne gar nicht mehr so richtig gedacht. Wie fühlte sie sich eigentlich als Anwältin? Sollte sie jetzt nicht ausflippen vor Glück und sollte sie sich jetzt nicht einfach befreit fühlen? „Ehrlich gesagt kann ich es gar nicht in Worte fassen. Es war alles ein bisschen viel!“, antwortete sie deshalb. „Was war ein bisschen viel? Das Lernen, die Aufregung, oder ist da noch was Susanne?“, Eva konnte jetzt nicht mehr an sich halten. „Du hast am Telefon gesagt, da wäre etwas anderes, willst du drüber reden?“ „Noch nicht Eva, lass mich das alles noch ein bisschen verdauen, ja?“, versuchte Susanne sich aus der Befragung zu befreien. „Okay, du weißt ich bin da, oder?“, erinnerte sie Eva. „Ja, ich weiß, danke!“

      *************************************************************************************

      Andreas und sein Team waren von ihrem ersten Einsatz heil zurückgekehrt. Und es wartete eine Menge Arbeit. Vorher hatte er aber noch etwas zu erledigen. Die ganze Zeit schon wollte er einen seiner Kameraden fragen, wie es sich hier mit dem Telefon und Internet verhielt. Er suchte nach Leutnant Böckl. „Leutnant Böckl, wo muss ich hier ein Telefonat anmelden?“ „Jetzt schon? Sie sind eineinhalb Wochen da! Das dürfte schwierig werden, die Warteliste ist lang“, erwiderte der ihm. „Sie müssen zur Streitkräftebasis gehen. Diese befindet sich in dem mittelgroßen Container rechts vom Hauptcontainer. Die Streitkräftebasis ist zuständig für den zentralen Unterstützungs- und Dienstleistungsbereich. So auch das Nachrichtenwesen, Logistik, Geoinformationen usw.“, erklärte ihm Leutnant Böckl. „Danke Böckl!“, antwortete Andreas und lief Richtung Streitkräftebasis.

      In besagtem Container angekommen suchte er nach einem Ansprechpartner. Den fand er in Offizier Sommer. „Was kann ich für sie tun Oberstabsarzt Falk?“, fragt sie. „Wann und wie kann ich telefonieren?“, stellte er seine Frage. „Wie lange sind sie jetzt hier?“ „Eineinhalb Wochen!“, antwortete er. „Hmm, dann müssen sie leider noch ein bisschen warten – die Liste, ihrer schon angemeldeten Kameraden, ist sehr lang.“ Na Prima! Andreas hatte gedacht – das wäre einfacher. Offizier Sommer musste wohl seinen Gesichtsausdruck gedeutet haben und fuhr fort: „Wissen sie, es verhält sich so. Sie melden sich für ein Telefonat zu einem bestimmten Termin an. Wenn dieser Termin noch frei ist – gehört er ihnen. Falls dann, zu diesem Zeitpunkt alle Leitungen frei und nutzbar sind, was das eigentliche Problem in dieser Region hier ist, – steht einem Anruf nach Hause nichts im Wege. Die Bundeswehr trägt die Kosten für ein Telefonat pro Monat. Die restlichen Telefonate gehen auf ihre Kappe“, unterrichtete sie ihn weiter. „Falls es sich um eine dringende Angelegenheit handelt – was nur in äußersten Ausnahmefällen angenommen wird – kann ihr Telefonat Wunsch auch vorgezogen werden“, teilte sie ihm weiter mit. „Ich würde gerne meine Freundin anrufen“, erklärte er. „In diesem Fall, Oberstabsarzt Falk, muss ich sie fragen, ist ihre Freundin auch gleichzeitig ihre Lebensgefährtin? Ich meine, unterhalten sie beide einen gemeinsamen Haushalt?“ „Was?“, fragte Andreas perplex. Näher führte sie aus: „Es ist so nur unter dieser Voraussetzung wird ihre Freundin als Familienmitglied anerkannt. Ich rate ihnen hier, die Wahrheit zu sagen, weil wir bei ihrem Anruf die Telefonnummer abgleichen werden.“ „Nein wir unterhalten keinen gemeinsamen Haushalt!“, erwiderte er wütend und verständnislos. „Das bedeutet, sie gehört nicht zu den Familienmitgliedern. Es wird ihnen hier über Telefon und Internet ausschließlich der Kontakt zu ihrer Familie zugestanden.“ „WARUM das denn?“ „Grund ist die Anzahl der hier stationierten Soldaten. Es kann nur selten eine wirklich sichere Verbindung nach Deutschland gewährleistet werden. Stellen sie sich vor, jeder hätte die Möglichkeit, so oft und egal wen anzurufen. Wir hätten nicht die Zeitfenster dafür und auch nicht die Kontrolle darüber. Und wir könnten die Sicherheit hier nicht mehr gewährleisten!“ „Das bedeutet also ich kann nur meine Eltern und Geschwister kontaktieren?“, hakte er jetzt weiter nach. „Ja genau!“, antwortete Offizier Sommer. „Gut, wenn das so ist dann möchte ich mich am fünfzehnten August“ – es war der Hochzeitstag seiner Schwester und Martin – „für ein Telefonat anmelden.“ „Fünfzehnter um vier Uhr nachmittags wäre möglich!“, bot sie ihm an. „Ja den nehme ich!“, sagte er dann. „Oberstabsarzt Falk, ich benötige hierfür die Kontaktdaten der anzurufenden Person, Geburtsdatum, familiäres Verhältnis, und so weiter.“ Andreas gab ihr die gewünschten Daten. Dann fragte er weiter: „Wie verhält es sich mit Anrufen von meinen eigenen Handy aus? Oder SMS? Darf ich das?“ Offizier Sommer antwortete prompt: „Nun dafür würden sie ja wieder unsere Leitungen nutzen, nicht? Ist grundsätzlich solange möglich, bis das Netz überlastet ist. Und nun stellen sie sich vor, jeder hier würde telefonieren oder SMS schreiben, wie lange denken sie, würde dann unser Netz halten?“ „Ich habe verstanden!“, erwiderte Andreas nun und stapfte wütend davon.

      Er hatte sich so gewünscht wenigstens Susannes Stimme zu hören. Sie fehlte ihm. Er fühlte sich so leer ohne sie, stand irgendwie neben sich. So ein Mist. Jetzt konnte er nur noch Briefe schreiben. Soweit er wusste, wurden diese stichprobenartig von irgendeinem Kontrollteam geöffnet. Man musste also aufpassen, was man schrieb. Sobald er heute Abend Zeit fand, wollte er sich trotzdem daran machen. Jetzt musste er erst einmal ins Lazarett und was ihn dort erwartete ließ den Abend in weite Ferne rücken.

      *************************************************************************************

      Die Sonne schien und die Kinder hatten Hitzefrei bekommen. Problematisch für Susanne, denn sie arbeitete jetzt in der Anwaltskanzlei. Es war ihre erste Woche. Die Kollegen und Chefs waren auf den ersten Blick alle sehr nett und hilfsbereit. Jetzt musste sie sich dringend um einen Babysitter kümmern. Gott sei Dank hatte Eva, nach der Elternzeit, noch nicht wieder angefangen zu arbeiten und war außerdem im Mutterschutz. Gut war, ihre Kinder und Mia gingen in dieselbe Schule. Also wählte sie Evas Nummer. „Eva? Du ich bin in der Kanzlei, und Mia hat hitzefrei. Könntest du sie vielleicht mit zu dir nehmen, bis ich Schluss habe?“ „Ja natürlich – du kannst dich auf mich verlassen. Wenn du schon gerade dran bist, was hältst du davon, gleich zum Abendessen zu bleiben? Wir grillen und das Wetter ist perfekt. Mia hätte bestimmt auch Freude“, schlug Eva vor. „Gerne!“, antwortete Susanne.

      Vier Stunden später, saß sie auf der Terrasse ihrer besten Freundin in der Sonne und ließ ihren Arbeitstag Revue passieren. Sie hatte die letzte Nacht wieder ziemlich unruhig geschlafen. Andreas war nun schon über eine Woche weg und