Anna-Sophie Wagner

Stationen einer Liebe


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das ist hier normal. Mach dir bitte keine Sorgen! Ich muss leider aufhören, der Nächste wartet schon darauf zu telefonieren. Ich liebe dich Susanne! Pass auf dich und Mia auf.“ „Ich liebe dich auch, Andreas!“, erwiderte sie ziemlich leise und aufgewühlt. „Bis dann!“, sagte er noch. „Bis dann!“, sagte sie, dann hatte er aufgelegt.

      Susanne ging sehr blass und durcheinander zurück in den riesigen Garten von Andreas Elternhaus.

      Martin hatte Sophie von Susanne und Andreas erzählt. Und so hatten die beiden, sie und Mia noch zur Hochzeit eingeladen. Susanne fand, dass es eine schöne Hochzeit war. Auch wenn einer fehlte und man das die ganze Zeit über spüren konnte. Susanne hatte Andreas Familie kennengelernt. Sie war fasziniert von seinem Vater. Konnte sie doch seinen Sohn in ihm wiederfinden. Die beiden waren sich wirklich sehr ähnlich fand sie. Andreas Mutter war ihr gegenüber ziemlich distanziert. Susanne erschien es so, als wäre sie ein wenig eifersüchtig auf sie.

      Mit den Augen suchte Susanne den Garten jetzt nach Mia ab. Diese hatte natürlich gleich wieder Anschluss gefunden. Und auch noch männlichen. Paul – ein Cousin von Andreas – seinerseits zehn Jahre alt und schon ganz schön überzeugt von sich. Um Mia brauchte sie sich also im Moment nicht zu sorgen. Also ging sie weiter durch den Garten und bekam von allem anderen um sich herum nichts mit. Als wäre sie in einer anderen Welt. In Gedanken bei Andreas. Sie steuerte den Weg Richtung Waldsee an. Direkt am See war ein kleines Bootshaus von dem aus ein Steg auf den See führte. Susanne setzte sich und ließ die Beine ins Wasser gleiten. Das tat gut. Sie wollte jetzt einfach kurz alleine sein. Andreas Stimme zu hören, hatte sich gut angefühlt, auch wenn es nur sehr kurz gewesen war. Sie fand, dass er sich sehr gefasst und stark anhörte. Trotz allem tat es weh – er gehörte hierher – gerade heute. Er sollte nicht dort sein. Wieder einmal wurden bei dem Gedanken an ihn ihre Augen feucht und ihr war schlecht. Wie schön wäre es jetzt hier mit ihm zu sitzen. Auf den See zu schauen und gleichzeitig seine Nähe zu spüren.

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      Andreas verließ die Streitkräftebasis. Immer noch war alles in ihm verkrampft. Die Stimmen von allen zu hören, sich vorzustellen, wie sie heute feierten. Er stellte sich Sophie vor in einem weißen Brautkleid und Martin mit Anzug und wahrscheinlich Krawatte. Und seine Eltern – sein Vater bestimmt mit allen Ehrenauszeichnungen auf dem Jackett. Seine Mutter wackelig auf Stöckelschuhen. Allesamt glücklich an diesem Tag.

      Ja und er sah Susanne vor sich. Plötzlich wünschte er sich von ganzem Herzen, bei ihnen zu sein. Und es überkam ihn ein Schmerz, der ihn von innen heraus zu zerreißen schien. Er fühlte Tränen in seinen Augen und er hatte ein Gefühl – so als hätten sie alle ihn allein gelassen. Ja, er fühlte sich allein. Im Stich gelassen. Ausgeliefert. Er war wütend auf das Alles hier. Und doch konnte er nichts tun.

      Irgendwann sah er Chris auf sich zu laufen. „Doc! Kommen sie schnell – ein Notfall!“ Andreas musste sich einmal wieder zusammenreißen und seine Emotionen unterdrücken. Sentimentalitäten halfen an diesem Ort nicht weiter, waren hier einfach fehl am Platz. Im Gegenteil, sie machten einen schwach. Zu schwach, um das hier auszuhalten. Also gestand er sich solche Momente nur selten zu. Nur so war es ihm möglich, hier zu überleben und sich jeden Tag durchzubeißen.

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      Kapitel 10

      3 Monate später…..

      „Oberstabsarzt Falk“, sagte Generalleutnant Klingler. „Ja, Generalleutnant?“, erwiderte Andreas. „Auf ein Wort!“, befahl der Generalleutnant. Er führte Andreas in einen kleinen Minicontainer, den er alleine zur Benutzung hatte. „Falk, sie und ihr Team leisten hier sehr gute Arbeit! Eigentlich wollen wir sie nicht gehen lassen, aber der Befehl lautet, dass keiner länger als max. sechs Monate im Auslandseinsatz sein darf, ohne Urlaub zu haben. Nachdem sie, solange sie hier sind, eigentlich immer im Dienst sind – also auch an den Wochenenden – haben sich bei ihnen eine Menge Urlaubstage angesammelt. Deshalb müssen wir sie und ihr Team - also Feldwebel Baumgärtner, Leutnant Kofler, sowie die Sanitätsoffiziere Moll und Schneider - ab nächster Woche für sechs Wochen beurlauben. Ihr Flug geht Freitagmorgen um drei Uhr. Den Tag vorher werden sie und ihr Team noch einmal den Aufklärungstrupp von Major Wolf begleiten! Haben sie alles verstanden Oberstabsarzt?“, endete nun der Generalleutnant. „Ja, Generalleutnant!“, antwortete Andreas ein wenig perplex. Eigentlich wusste er gar nicht wie ihm geschah. Urlaub! Er durfte nach Hause – endlich! Er würde seine Familie wieder sehen und Susanne. Eine Rückkehr in die Zivilisation. Er würde endlich wieder ein richtiges Bad nehmen können. Etwas gutes Essen. Aber vor Allem würde er alle wiedersehen, die er liebte. Bei diesem Gedanken konnte er Susanne vor seinem geistigen Auge sehen. Er war aufgeregt wie ein kleines Kind vor Weihnachten. Er würde sie wiedersehen. Sie in den Arm nehmen. Sie küssen. Er konnte es kaum erwarten. Selbst der bevorstehende Einsatz, konnte ihm diese Vorfreude nicht trüben.

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      Donnerstagmorgen, eine Woche später……

      Heute sollten Andreas und sein Team den Aufklärungstrupp von Major Wolf begleiten. Mit vier Fahrzeugen waren sie losgefahren.

      Andreas und Tobias saßen im zweiten Fahrzeug.

      Der Aufklärungstrupp war zwölf Mann stark. Sie hatten Hinweise über ein Rebellenlager, dass ganz in der Nähe sein sollte. So fuhren sie in die genannte Richtung und tatsächlich, von weitem konnte man Rauch aufziehen sehen. Es musste sich dort also jemand befinden. Um nicht gesehen zu werden, parkten sie die Fahrzeuge abseits. Die Teams der Fahrzeuge drei und vier blieben dort, falls ein schneller Rückzug notwendig wurde. Die restlichen arbeiteten sich zu Fuß, in Richtung des feindlichen Lagers, vor.

      Mat war im gleichen Fahrzeug wie Andreas und Tobias mitgefahren. Phil und Chris im Fahrzeug vor ihnen. So gingen sie jetzt alle fünf zu Fuß. Auf einmal sah Andreas etwas aufblitzen. Matthias hatte es auch gesehen, packte Andreas am Arm und riss ihn zu Boden. Es fielen Schüsse. Sie waren in einen Hinterhalt geraten und standen nun unter Beschuss. Matthias zog Andreas mit sich hinter eine Sanddüne, um einen Schutzwall zu haben. Tobias folgte ihnen. Dann entsicherten sie ihre Waffen und eröffneten das Gegenfeuer. Zwei ihrer Kameraden waren getroffen worden und lagen direkt vor ihnen auf dem Boden. Andreas wollte zu ihnen um sie in Sicherheit zu bringen. Matthias hielt ihn zurück. „Es ist zu gefährlich!“, ermahnte er ihn. Die Rebellen kamen jetzt immer näher. Sie waren in der Überzahl. „Rückzug, Rückzug!!“, hörte Andreas Major Wolf rufen. Alle versuchten sie schnellstmöglich zu den Fahrzeugen zu gelangen. Matthias riss Andreas mit, dieser zog ihn in Richtung der beiden verletzten Kameraden. Sie hoben die beiden auf und schleiften sie rennend mit in Richtung der Fahrzeuge. Die Rebellen folgten ihnen. Sie rannten bis sie eines der Fahrzeuge erreicht hatten.

      Walter, der Soldat, der das zweite Fahrzeug gefahren hatte, war einer der beiden angeschossenen Soldaten, die sie mit sich schleiften. Andreas griff sich den Autoschlüssel und startete den Motor. Da sah er neben sich Matthias zusammensacken. Er und Sven, der Soldat, den Matthias mit sich geschleift hatte, lagen nun beide verletzt am Boden. Matthias war in die rechte Schulter getroffen worden und blutete stark. Andreas packte ihn und zerrte ihn in den Wagen. Tobias, der ihnen Rückendeckung gegeben und den Wagen jetzt auch erreicht hatte, half ihm bei der Bergung. Neben ihnen kam der dritte Wagen zu stehen. Die Kameraden halfen sofort mit, die Verletzten in das Fahrzeug zu befördern. Auch Phil erreichte das Fahrzeug und half mit. Einer der Offiziere aus dem dritten Fahrzeug setzte sich auf den Fahrersitz und fuhr los. Unterdessen packten Tobias und Andreas ihre Erste-Hilfe-Ausrüstung aus und fingen an, sich um die verletzten Kameraden zu kümmern.

      „Ihr müsst schießen! Am besten auf die Reifen! Wir müssen dafür sorgen, dass sie uns nicht folgen können“, forderte Offizier Hopf sie auf, während er das Fahrzeug lenkte.

      Andreas sah aus dem Wagenfenster und in der Tat die Angreifer folgten ihnen. Die Straße war sehr holprig und sie hatten noch nicht viel Abstand zwischen sich und die Rebellen gebracht. Andreas und Phil lehnten