Klaus-Gunther Häuseler

Positivsaldo


Скачать книгу

Eindruck zählt.

      Doch Voreile ist hier riskant.

      Denn schnell ein Urteil ist gefällt,

      indes, wie lange hat’s Bestand?

      Urplötzlich wird die Wahl zur Qual.

      Ein fremder Mensch! Du musst entscheiden!

      Die Chance kommt kein zweites Mal.

      Jetzt Nähe suchen? Besser meiden?

      Der erste Eindruck manchmal trügt.

      Blickt jemand finster aus dem Sinn,

      entpuppt er sich als nett und lieb,

      siehst du etwas genauer hin.

      Selbst wenn ein Mitmensch friedlich schaut,

      darfst du gleichwohl nicht sicher sein,

      wie’s aussieht unter seiner Haut.

      Vielleicht wird er bald feindlich sein.

      Ob einer strahlt oder wirkt grimmig,

      sei achtsam. Warte, was sich tut.

      Sind Gestik, Mimik, Blick nicht stimmig,

      bleib freundlich selbst, doch auf der Hut.

      In Zweifelsfällen wird’s nicht schaden,

      bevor sich setzt ein falsches Bild,

      Deine Entscheidung zu vertagen.

      Vorausgesetzt, du bist gewillt.

      Die Meinungsbildung fortzusetzen,

      die Eindrücke gut zu vernetzen,

      hilft andre richtig einzuschätzen,

      vermeidet auch, sie zu verletzen.

      Hast doch ein Antlitz falsch gelesen,

      voreilig gar und liegst daneben,

      dann solltest du dem andren Wesen,

      fürwahr ’ne zweite Chance geben.

      Denn wurdest du mies eingruppiert,

      und das kann niemand schließen aus,

      bist tief berührt, sogar pikiert,

      erwartest du dieselbe auch.

      Ist so ein Irrtum mal passiert,

      hilft meistens eine Korrektur.

      Wer’s Fehlurteil nicht revidiert,

      belügt am End sich selber nur.

      Ein ungutes Gefühl

      Fast jeder kennt dieses Gefühl.

      Du schreitest fröhlich durchs Gewühl,

      doch dann Bewegung unterm Fuß:

      Vom Vierbeiner ein eklig Gruß.

      Dir ist passiert, was keiner mag,

      nicht auf dem Land, noch in der Stadt.

      Du stehst ganz plötzlich mit viel Not,

      in einem Haufen Hundekot.

      Ach ist das peinlich! Und wie’s stinkt!

      Von nirgendwo ’ne Lösung winkt.

      Dein Kopf wird rot, die Leute schauen,

      hast keine Chance abzuhauen.

      Das Gröbste, lehrte einst die Tante,

      streifst ab an einer Bordsteinkante.

      Das Weitere im grünen Gras,

      welches mit Glück noch etwas nass.

      Vom Schuh geht aus ein Restgeruch.

      Und steigst du schließlich in den Bus,

      da meinst du, jeder könnt das riechen.

      Am liebsten würdest dich verkriechen.

      Vorbei ist nun für manche Stunde,

      dass du sie gern siehst, diese Hunde.

      Versaut ist dir der halbe Tag,

      was jeder gerne glauben mag.

      Während dein Hirn noch so sinniert,

      was Schlimmes dir danach passiert,

      da stellst du fest und glaubst es kaum:

      Alles war nur ein böser Traum.

      Transparentes Phänomen

      Du feuchtes Etwas, rein und klar,

      bist manchmal ganz urplötzlich da,

      begegnest uns in großer Zahl,

      als sichtbares Gefühlssignal.

      Ein jeder dich als Träne kennt,

      die nass die Wange runterrennt.

      Man dich auch Sorgenzähre nennt,

      wenn Mensch vor Trübsal kläglich flennt.

      Wirst andrerseits spontan geweint,

      vor Freude, weil erneut vereint,

      was zwischendurch getrennt mal war,

      dann glänzt du, Träne, wunderbar.

      Besuch bei Kummer uns nur selten,

      du transparentes Phänomen.

      Jedoch wenn Hochstimmung uns küsst,

      du jederzeit willkommen bist.

      Frühjahrserwachen

      Hurra! Hurra! Der Schnee ist weg

      und Frühlingsduft zieht durch die Gassen.

      Nur übel ist, der Winterspeck,

      lässt Sommerhosen nicht mehr passen.

      »Was ist zu tun?«, fragt man sich schnell.

      Das Fett muss weg und zwar recht bald.

      Drum morgens, noch bevor es hell,

      joggt schweißgetränkt man durch den Wald.

      Zusätzlich eine Hungerkur,

      mit teuren Säften, bunten Pillen,

      plus einer Schlankmachertinktur

      und jeder Menge festem Willen.

      Diäten werden ausprobiert,

      aus manchem Hochglanzmagazin.

      Sogar ein Unwohlsein riskiert.

      Die gute Laune ist dahin.

      Trotz reichlich Kosten, größter Plage,

      bleibt der Erfolg nur klitzeklein.

      Der Zeiger auf der Körperwaage

      spielt stets zu hohe Werte ein.

      Dies Übel ist sehr wohl bekannt

      und wiederholt sich Jahr für Jahr.

      Es überzieht das ganze Land.

      Fortschritte bleiben unsichtbar.

      Nach kostenintensiven Mühen

      lautet das Fazit meist beklommen:

      Die eignen Kilos sind geblieben,

      nur ’s Portemonnaie hat abgenommen.

      Hurra! Hurra! Das Laub, es fällt

      und