mehr hier. Mal sehen, was sich so alles verändert hat. Dann könnten wir auch gleich eine Kleinigkeit essen gehen. Was meinst du?“
„Super Idee, Mama. Ich hätte Lust auf eine Pizza.“
„Na dann. Ich geh schnell unter die Dusche.“
Nach ein paar Minuten spazierten die beiden durch den Ort, der sich mittlerweile doch sehr verändert und auch etwas vergrößert hatte. Leslie staunte.
„Schau, da ist eine Pizzeria. Wollen wir dort etwas essen?“, zeigte Philipp.
„Klar. Wir können sogar draußen sitzen.“
Philipp nahm seine Mutter an der Hand und zog sie zu einem freien Tisch.
„Mami, wann lerne ich endlich Oma und Opa kennen?“
„Sobald wir mit unserem Haus fertig sind. So lange musst du noch warten. Ist das ok für dich? Wir wollen sie doch damit überraschen.“
„Ja. Hoffentlich sind sie uns nicht böse, weil wir uns so lange nicht gesehen haben? Sie kennen mir ja noch gar nicht“, nickte er etwas traurig mit seinem Kopf.
„Bestimmt nicht. Sie werden sich riesig freuen. Glaub mir“, beruhigte sie ihn.
Am Nebentisch saßen ein paar junge Männer und unterhielten sich. Ab und zu schauten sie zu Leslie und Philipp, so, als würden sie über sie reden. Leslie schaute sie skeptisch an und schüttelte den Kopf.
„Was ist, Mama? Warum schaust du die Männer so böse an?“
„Ich dachte gerade, sie würden über uns reden. Ich habe mich bestimmt geirrt. Hab mir das wahrscheinlich nur eingebildet.“
„Vielleicht könnten sie uns beim Streichen helfen. Warum fragst du sie nicht einfach?“
„Philipp. Ich kenne sie doch gar nicht. Bestimmt haben sie was anderes zu tun, anstatt uns zu helfen“, schüttelte Leslie den Kopf.
Philipp war ein aufgeweckter Junge. Er hatte keine Angst fremde Menschen anzusprechen, war aber trotzdem vorsichtig und hatte ein Gespür, ob jemand in Ordnung war, oder nicht.
„Ihr seid neu in unserem kleinen Städtchen?“, stand plötzlich einer der jungen Männer an ihrem Tisch.
„Und? Haben sie ein Problem damit?“, war Leslie kurz angebunden.
„Nein. Ganz und gar nicht. Wollte nur freundlich sein.“
Dann drehte er sich um und ging an den Tisch zurück.
„Mama, der war doch nett. Warum warst du so unfreundlich?“
„Das verstehst du nicht. Ich möchte keine neue Männerbekanntschaft machen. Das ist alles. Was geht es ihn an, ob wir neu hier sind oder nicht. Er kann uns doch nicht einfach so ausfragen.“
Philipp schaute seine Mutter mit großen Augen an.
„Mama, was ist eigentlich mit meinem Vater? Bist du deshalb so, so komisch?“
Leslie verschluckte sich fast an einem Stück Pizza. Wie kam er denn jetzt auf seinen Vater? Er hatte monatelang nicht mehr nach ihm gefragt.
„Mama? Was ist mit ihm. Warum ist er nicht hier, bei uns?“
„Philipp. Nicht hier und nicht jetzt. Ich habe es dir doch schon vor ein paar Jahren gesagt.“
„Ja, aber jetzt bin ich älter und ich möchte gerne wissen, was passiert ist. Damals.“
Richtig Philipp war älter geworden. Er war ein vernünftiger Junge, der vieles verstand, was andere in seinem Alter vielleicht nicht verstanden. Philipp war mittlerweile 9 Jahre und er war seinem Vater, wie aus dem Gesicht geschnitten. Er hatte die selben dunkelblonden Haare und seine strahlend blauen Augen. Seine Gesichtszüge wurden ihm immer ähnlicher und manchmal schaute Philipp seine Mutter so an, wie damals Matt. Es war schon eigenartig. Leslie wollte Matt eigentlich vergessen, für immer. Aber immer wenn sie Philipp ansah, sah sie das Gesicht von Matt vor sich. Manchmal dachte sie wieder an die wunderbare Zeit, die sie miteinander verbracht hatten und sie sehnte sich nach ihm. Aber dann erinnerte sie sich auch wieder an die unschöne Zeit und die Trennung.
„Iss, deine Pizza. Wir reden später darüber“, wischte sie ihre Gedanken an Matt weg.
Die jungen Männer an dem Nebentisch schienen sich köstlich zu amüsieren, denn sie lachten und scherzten ständig miteinander. Verstehen konnte Leslie ihr Gespräch nicht. Aber immer wieder schaute der eine oder andere zu ihnen herüber.
„Lass uns gehen. Ich bezahle“, schaute Leslie an den Nebentisch.
„Ok.“
Als Leslie nach der Bedienung rief, stand Philipp auf und ging zu den jungen Männern. Die schauten ihn erstaunt an.
„Na, junger Mann? Was gibt es?“, fragte einer von ihnen.
„Habt ihr Lust uns beim Streichen zu helfen? Wir sind gestern erst eingezogen und meine Mama hat ne Menge Arbeit. Sie schafft das nicht alleine.“
Die Männer schauten sich untereinander grinsend an.
„Philipp? Was tust du denn da? Ich brauch keine Hilfe. Das schaff ich schon allein. Komm jetzt, bitte.“
„Also überlegt es euch.“
Philipp nannte noch die Adresse und verließ dann mit seiner Mutter das Lokal.
„Warum tust du das? Ich möchte nicht, dass die uns helfen.“
„Aber wir wären viel schneller fertig. Du hättest nicht so viel Arbeit und sie könnten gleich die Möbel so hinstellen, wie du es möchtest. Du packst sie ja gar nicht.“
„Danke, für deine Fürsorge. Das ist wirklich lieb von dir. Trotzdem. Wir kennen doch diese Jungs gar nicht. Sie sind uns fremd.“
Beide gingen still nebeneinander her, in Richtung ihres neuen Hauses.
„Bist du mir böse, Mama?“
„Nein, natürlich nicht. War ich dir schon jemals böse?“, lächelte sie ihn an.
Philipp schüttelte den Kopf und war beruhigt. Er liebte seine Mutter über alles. Immer konnte er mit ihr über alles reden. Bestimmt jetzt auch über seinen Vater. In letzter Zeit dachte er oft darüber nach. Er wusste zwar, dass er sich von seiner Mutter getrennt hatte, aber wie und warum, dass wusste er nicht.
„Wir sollten gleich zu Bett gehen. Morgen müssen wir früh raus und zu deiner Schule fahren. Da solltest du ausgeschlafen sein“, meinte Leslie.
„Ja. Ich freue mich schon darauf. Aber morgen musst du mir mehr über Papa erzählen. Ja? Versprichst du es mir?“
„Das werde ich. Ich verspreche es dir. Du bist alt genug. Ich werde dir alles sagen. Jetzt aber ab ins Bett und vergiss nicht, die Zähne zu putzen.“
„Das vergesse ich nie, Mama. Ich hab dich lieb.“
„Ich dich auch, mein Liebling.“
Dann herrschte Stille. Also morgen. Philipp würde morgen die ganze Geschichte erfahren. Wie er wohl reagieren wird? Lange lag Leslie auf dem provisorisch aufgebauten Bett und dachte über alles nach, bis sie endlich einschlief.
Früh stand sie in der Küche und bereitete das Frühstück zu. Sie hörte, wie Philipp ins Bad ging. Nach einer Weile kam er angezogen in die Küche und setzte sich an den Tisch. Überall standen noch verpackte Gegenstände und Kisten herum. Auch die Möbel waren noch nicht an ihrem Platz. Aber wenigstens konnten sie am Tisch sitzen
„Bist du bereit? Für die Schule?“, schaute sie ihren Sohn an.
„Ja. Ich bin soweit. Wir können los.“
Sie stiegen in den Wagen und fuhren zu der Schule, in die Philipp ab sofort ging.
„Na, von außen sieht sie ja mal nicht übel aus“, meinte Leslie.
Philipp wurde schon erwartet. Nach einem Gespräch