Carmen Sommer

Wieder zu Hause


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sie sind zu Hause.“

      „Ok. Ich bin schon ganz gespannt und etwas aufgeregt“, meinte Philipp.

      „Das bin ich auch. Glaube mir.“

      So fuhren sie zum Haus von Philipps Großeltern. Eine Weile standen sie davor, bevor sich Leslie einen Ruck gab.

      „Komm, Philipp. Wir läuten.“

      Die Tür öffnete sich. Es war Leslies Mutter. Sie starrte ihre Tochter an und brachte zuerst kein Wort heraus. Dann rief sie über Leslies Vater. Der kam sofort angerannt, weil er dachte, es wäre etwas passiert. Auch er stand wie erstarrt da.

      „Hey, Mama, Papa. Darf ich euch euren Enkel vorstellen? Das ist Philipp. Philipp, dass sind deine Großeltern.“

      „Hey. Ich bin so froh, dass ich euch endlich mal kennenlerne“, sagte er ganz unbefangen und fiel ihnen um den Hals.

      Beide schauten sich erstaunt an. Da kam einfach ein Junge, den sie überhaupt nicht kannten, auf sie zu, umarmte küsste sie.

      „Wo kommst du jetzt her? Du hast einen Sohn? Was machst du hier?“, Leslies Vater konnte es nicht fassen.

      „Das sind viele Fragen, Vater. Gerne möchte ich euch alles erzählen. Dürfen wir rein kommen?“, fragte Leslie vorsichtig.

      Sie war sich in diesem Moment nicht sicher, ob ihre Eltern ihnen nicht vielleicht die Tür vor der Nase zuschlagen würden.

      „Ja, kommt. Wir gehen hinein. Du bist also unser Enkel? Philipp?“, Leslies Mutter hatte Tränen in den Augen.

      „Wie alt bist du denn?“, wollte sie wissen.

      „Ich bin 9 Jahre. Wir wohnen jetzt hier, ganz in der Nähe“, erzählte er.

      „Wirklich? Das ist schön. Es freut mich, dass ihr hier seid. Was hat euch hierher verschlagen?“, umarmte Nicole ihre Tochter endlich . Das gleiche tat sie auch wieder mit Philipp. Leslies Vater war zurückhaltend. Er hatte seiner Tochter nicht verziehen, dass sie damals einfach weg ging und sich nicht mehr gemeldet hatte.

      „Wieso bist du hier?“, fragte er wieder.

      „Weil ich wieder nach Hause wollte. Es war Zeit für eine Veränderung. Ich musste weg, habe schon zu lange gewartet. Aber jetzt werden Philipp und ich ganz neu anfangen. Stimmts Philipp?“

      „Ja. Es gefällt mir hier. Ich habe schon Freunde in meiner neuen Schule gefunden und Mama hat schon eine Menge Männer kennengelernt.“

      Steffen und Nicole schauten sich an.

      „Männer? Wie lange seit ihr denn schon hier? Wo hast du denn die Männer kennengelernt?“, wollte Nicole wissen.

      „Wir sind seit drei Tagen hier. Und die Männer haben uns beim Streichen unseres neuen Heimes geholfen. Philipp hatte sie angeheuert. Also keine Panik“, schüttelte sie lächelnd den Kopf.

      „Dann bleibst du jetzt für immer hier?“, wollte Steffen wissen.

      „Ja. Hier ist mein Zuhause.“

      „Wo ist denn dein Papa, Philipp?“, wollte Steffen wissen.

      Er ahnte, dass etwas nicht in Ordnung war.

      „Weiß ich nicht. Ich kenne meinen Papa nicht. Er ist schon lange fort. Schon vor meiner Geburt. Keiner weiß, wo er sich aufhält“, plapperte Philipp weiter.

      „Oh, dass tut mir leid. Dann kennst du ihn gar nicht?“, schüttelte Nicole den Kopf.

      „Nein. Aber ich habe ein Foto von ihm. Mama hat es mir geschenkt.“

      Die Großeltern konnten es nicht fassen. So lange hatte ihre Tochter mit ihrem Sohn alleine gelebt und es nicht einmal für nötig gefunden, ihnen zu sagen, dass sie einen Enkel hatten.

      „Warum hast du uns nie von deinem Sohn erzählt? Wir hätten uns doch sehr gefreut und dir beigestanden.“

      Ihre Mutter schüttelte den Kopf. Sie konnte es nicht verstehen. Warum hatte ihre Tochter kein Vertrauen zu ihnen. Nicole und Steffen hätten ihr doch bei allem geholfen. Schließlich war sie ihre Tochter. Warum musste sie alles allein durchstehen?

      „Ich hatte gute Freunde, die für mich da waren. Außerdem wusste ich nicht, wie ihr reagieren würdet. Schließlich bin ich damals heimlich, still und leise abgehauen. Ohne euch ein Wort zu sagen, wohin. Es tut mir sehr leid, aber,ich musste einfach weg. Wollte frei sein. Ein anderes Leben führen.“

      „Das hast du ja. Wie man sieht, bist du auch noch auf einen Mann hereingefallen“, meinte Steffen.

      Leslie schaute ihn verärgert an.

      „So war das nicht. Du hast keine Ahnung. Am besten gehen wir wieder. Du kannst es einfach nicht lassen.“

      „Hört schon auf, damit. Das ist doch jetzt alles Vergangenheit. Du hast dich ja wenigstens am Anfang gemeldet und gesagt, dass es dir gut ginge. Das hat uns etwas beruhigt. Wir konnten dich ja nicht zurückholen, du warst ja schon volljährig und zum Glück hattest du dein Abi in der Tasche. Außerdem wussten wir gar nicht, wo du warst.“

      Nicole umarmte ihre Tochter. Sie war froh, dass sie endlich wieder in ihrer Nähe war.

      „Was haben wir falsch gemacht?“, mischte sich ihr Vater ein.

      „Ich wollte einfach nicht so leben und schon gar nicht in deine Firma einsteigen. Für mich gab es nur einen Ausweg. Also ging ich“, erklärte sie.

      Philipp hörte aufmerksam zu. Er wusste nicht, dass seine Mutter einfach von zu Hause abgehauen war.

      „Von was hast du gelebt? Ohne Mann?“, wollte ihr Vater wissen.

      „Nun, ich hatte einen guten Job in einem Verlag. Ich hatte ein gutes Abitur vorzuweisen. Deshalb habe ich den Job bekommen. Es hat mir Spaß gemacht, auf eigenen Füssen zu stehen und die Arbeit gefiel mir. Ich lernte dort auch meine Freunde Lori und Paul kennen. Sie halfen mir eine kleine Wohnung zu finden. Dort lernte ich auch Pamela und Adam kennen. Alle kümmerten sich rührend um mich, als Matt fort war und Philipp auf die Welt kam. Da Adam und Pamela im selben Haus wohnten , waren wir oft zusammen. Auch Lori und Paul kamen sehr oft vorbei.

      „Ich verstehe es trotzdem nicht. Warum hast du nie mit uns darüber geredet, dass du nicht in die Firma wolltest?“, schaute Steffen sie fragend an.

      „Hab ich doch. Aber du hast mir, wie immer, nicht zugehört. Und konnte ich dir jemals etwas recht machen? Ich kann mich nicht daran erinnernt. Du hattest immer etwas auszusetzen. Aber lassen wir das. Das sind alles alte Geschichten. Ich und mein Sohn sind wieder hier, nur das zählt.“

      Dabei schaute Leslie ihren Sohn glücklich an.

      „Du hast recht. Vergessen wir die ganze Sache. Es liegt schon lange zurück. Wollt ihr mit uns essen?“, fragte Nicole.

      „Heute nicht. Aber ein andermal gern. Philipp muss noch seine Hausaufgaben machen. Philipp wollte euch endlich kennenlernen. Und da unser Haus soweit fertig ist, wollte ich es nicht länger aufschieben. Wir müssen nur noch die Fassade streichen. Aber da haben wir ja Hilfe von unseren Männern“, lächelte Leslie ihren Sohn an.

      „Ok. Dann sehen wir uns vielleicht am Freitagabend?“, wollte Nicole wissen.

      „Ja. Freitag wäre super. Was meinst du Philipp? Wir freuen uns.“

      „Ja. Toll. Darf ich auch mal hier übernachten?“, wollte Philipp wissen.

      „Na, klar. Du kannst im Zimmer deiner Mama schlafen“, umarmte ihn sein Großvater.

      Er freute sich nun doch, dass er seine Tochter wiedersah und war glücklich über seinen Enkel. Steffen hatte auch eingesehen, dass er es Leslie nicht immer leichte gemacht hatte. Darüber wollte er noch bei Gelegenheit mit ihr reden und sich entschuldigen.

      „Wenn ihr was benötigt, ihr wisst ja wo wir wohnen. Ich helfe jederzeit gerne. Leslie? Es tut mir leid, dass ich dir damals nicht zugehört hatte. Aber ich freue mich, dass du und dein Sohn endlich wieder