Carmen Sommer

Wieder zu Hause


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      Dann fuhren Leslie und Philipp in ihre Wohnung. Philipp setzte sich sofort an seine Aufgaben. Aber er dachte über die ganze Sache mit seiner Mutter nach.

      „Mama? Hattest du keine Angst, als du weggegangen bist?“, fragte er.

      „Doch schon. Ich wusste ja nicht, was auf mich zukam. Aber es lief alles gut. Doch nochmal würde ich nicht so handeln. Ich hoffe, dass du mir das nie antust. Meine Eltern habe ich damals sehr verletzt.“

      „Nein. Ich werde immer mit dir über alles reden Mama und dich nie alleine lassen.“

      „Das ist lieb.“

      Es läutete. Philipp rannte an die Tür und öffnete.

      „Hey, Travis. Willst du zu Mama?“

      „Hey, Philipp. Auch. Aber auch zu dir.“

      Leslie schaute zur Tür.

      „Hey. Hast du irgendetwas vergessen?“

      „Nein. Hey, Leslie. Ich dachte, ihr hättet vielleicht Lust auf ne Pizza?“

      „Oh ja“, rief Philipp spontan.

      „Aber, ich wollte uns….“

      Sie wurde unterbrochen.

      „Ich habe für jeden eine Pizza mitgebracht. Hoffentlich habe ich den Geschmack getroffen.“

      „Super. Komm mit in die Küche“, lief Philipp voraus.

      Leslie war überstimmt. Sie konnte nichts mehr dagegen tun.

      „Also Pizza.“

      „Hab ich dich überrumpelt?“, schaute er Leslie an.

      „Schon.“

      „Tut mir leid. Habs nur gut gemeint.“

      „Ist schon ok.“

      „Das nächste mal rufe ich vorher an. Hast du es dir überlegt?“

      „Überlegt? Was?“, schaute sie nachdenklich.

      „Na, das Treffen bei Bob?“

      „Ach ja. Nein hab ich noch nicht. Philipp und ich sind am Freitagabend bei meinen Eltern eingeladen.“

      „Unser Treffen findet am Samstag statt. Vielleicht könnte Philipp ja bei seinen Großeltern übernachten und du kommst am Samstag mit. Philipp, wäre das ok für dich?“, stellte er Philipp die Frage.

      „Klar. Ich wollte sowieso mal bei Oma und Opa übernachten. Du kannst ruhig mitgehen Mama.“

      „Na super?“, rollte Leslie mit den Augen.

      Travis grinste.

      „Also ist es beschlossene Sache?“, schaute Travis sie lächelnd an.

      „Um das mal klar zu stellen. Diesmal komme ich mit. Aber nur dieses eine mal. Ich brauch keine neuen Bekanntschaften, schon gar keine Männerbekanntschaften.“

      „Ok? Du willst also keine Bekanntschaften hier haben? Übrigens sind es nicht nur Männer. Wir haben auch unsere Partnerinnen dabei. Aber gut“, schüttelte Travis den Kopf.

      „Dann werde ich mal wieder gehen. Lasst es euch schmecken.“

      Travis verließ die Wohnung.

      „Mama? Warum bist du wieder so komisch? Er ist doch nett. Und die anderen auch. Warum willst du sie nicht näher kennenlernen, dann wärst du auch nicht so allein. Du kennst hier ja noch niemanden.“

      „Wir werden schon noch Leute kennenlernen. Ich muss zuerst einmal wieder hier ankommen. Verstehst du?“

      „Ja.“

      „Am Montag muss ich mich bei meiner neuen Arbeit vorstellen. Ich hoffe, dass es auch das Richtige ist und es mir dort gefällt.“

      „Ganz bestimmt. Mir gefällt es ja auch in der neuen Schule.“

      „Stimmt. Wir beide schaffen das schon.“

      Leslie nahm ihren Sohn in den Arm.

      „Ich geh mal kurz nach draußen. Ach, wenn du willst, kannst du morgen was mit deinen Freunden abmachen“, lächelte sie ihn an.

      Leslie ging in den kleinen Garten. Hier musste noch einiges getan werden. Er war verwildert. Einige Büsche und Blumen blühten, kamen aber gar nicht richtig zu Geltung, weil alles zugewuchert war. Sie sah sich den Garten genau an und hatte schon eine Vorstellung, wie es einmal aussehen sollte. Zeit hatte sie ja, nach der Arbeit. Das Wetter spielte ja auch noch mit. Die kleine Terrasse musste gesäubert werden. In den nächsten Tagen wollte sie sich nach Gartenmöbel umschauen. Wenn dann das Häuschen noch gestrichen ist, sieht es wirklich wunderschön aus. Leslie atmete tief durch. Sie war froh, dass alles so gut lief. Alles hier hatte sie jahrelang vermisst, auch wenn sie es nicht zugeben wollte. Die kleine Stadt, die herrliche Landschaft und das nahegelegene Meer, mit seinem weitläufigen Strand. Sie wollte Philipp unbedingt den Strand zeigen. Vielleicht machte sie mit ihm am Sonntag ein kleines Picknick dort. Er sollte ihre Heimat kennenlernen, die ja jetzt auch seine war. Aber Leslie ging auch nach draußen um nachzudenken. Über das, was Philipp gesagt hatte. Ja, warum sollte sie nicht Travis und die anderen näher kennenlernen. Sie tat sich schwer damit, mit Männerbekanntschaften vor allen Dingen. Denn sie dachte immer noch an Matt. Sie konnte sich ihn ja nicht aus ihrem Herzen reißen. Er hatte immer noch einen Platz darin. Wenn sie ehrlich war, vermisste sie ihn auch nach so vielen Jahren noch. Immer wenn sie an ihn dachte, schmerzte ihr Herz. Doch sie wusste auch, dass er nie wieder zurückkommen würde. Also musste sie versuchen, ihn zu vergessen. Sie erinnerte sich wieder an das Angebot von Travis und seinen Freunden. Ob Travis mit seinen Kollegen die Fassade noch streichen wird? Sie war nicht gerade freundlich zu ihm. Falls sie am Samstag zu diesem Treffen ging, musste sie sich entschuldigen. Er hatte es ja mit der Pizza nur gut gemeint, dachte sie.

      Trotzdem, die ganzen letzten Jahre hatte sie keine männliche Hilfe gebraucht, außer die von ihren Freunden, dass sollte auch so bleiben. Wieder gingen ihre Gedanken zu Matt. Leslie wollte sich an keinen Mann mehr binden, egal auf welche Art. Auch nach dieser langen Zeit, trauerte sie immer noch Matt nach. Gerne hätte sie gewusst, wo er sich aufhält und wie es ihm geht. Schließlich ist er der Vater von Philipp. Seit sie mit Philipp über ihn geredet hatte, war alles wieder hochgekommen. Sollte sie wieder einen Versuch unternehmen, ihn ausfindig zu machen? Aber wie? Würde er sich überhaupt freuen, wenn er wüsste, dass es Philipp gab, oder möchte er überhaupt keine Kinder? Alles das ging ihr durch den Kopf.

      „Mama? Was tust du da?“

      „Ich habe mir den Garten angeschaut. Da hab ich noch viel Arbeit, aber ich denke, er wird toll, wenn ich damit fertig bin. Was meinst du?“

      „Bestimmt. Hast du gerade an Papa gedacht?“

      Eigenartig, dass Philipp sie danach fragte. Spürte er etwa, dass sie sich gerade mit seinem Vater beschäftigte. Was sollte sie ihm sagen? Die Wahrheit?

      „Woher weißt du das? Ja, ich musste gerade an ihn denken.“

      „Du warst traurig und nachdenklich. Da wusste ich, dass du an Papa gedacht hast, weil wir ja auch über ihn so lange gesprochen haben.“

      “Du bist für dein Alter einfach einmalig.“

      Leslie nahm ihn in den Arm und küsste ihn auf die Stirn. Sie war stolz auf ihren Sohn.

      „Meinst du, das Travis unser Haus streicht?“, wollte er wissen.

      „Keine Ahnung. Erwähnt hatten sie es ja. Er und seine Freunde“, zuckte sie mit ihren Schultern.

      „Aber du warst nicht gerade nett, wenn du weißt, was ich meine?“

      „Du hast recht. Ich werde mich entschuldigen. Was hältst du von einem kleinen Picknick am Sonntag. Ich möchte dir mal den Strand zeigen. Dort habe ich immer viel Zeit mit Freunden verbracht.“

      „Oh, super. Können wir dann vielleicht Lucas und Kristen mitnehmen?“

      „Aber