Carmen Sommer

Wieder zu Hause


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Hatte aber mit Philipp abgemacht, ihn nach Schulschluss wieder abzuholen.

      Unterwegs kaufte Leslie noch Farbe und alles dazugehörige ein. Als sie zu Hause war, zog sie sich um und begann damit, ihr Schlafzimmer zu streichen. Plötzlich läutete es. Überrascht ging sie zur Tür und öffnete.

      „Hey. Wir wurden von einem ziemlich jungen Mann engagiert. Hier sollen Malerarbeiten gemacht werden?“, lächelte sie ein junger Mann an.

      „Wie bitte?“

      Leslie erkannte ihn. Er war einer der Männer vom Nebentisch in der Pizzeria. Hinter ihm standen seine Kollegen.

      „Gibt es hier jetzt Arbeit für uns oder nicht?“, fragte ein anderer.

      „Nein. Ich schaffe das schon allein.“

      „Aber das geht nicht. Wir müssen helfen. Das haben wir dem kleinen Kerl versprochen. Sozusagen“, schaute der erste sie ernst an.

      „Aber, ich kann sie nicht bezahlten. Wir sind erst gestern hier angekommen und ich habe meine Arbeit noch nicht aufgenommen. Also verdiene ich im Moment nichts.“

      „Oh. Wir verlangen nichts dafür. Sie haben sowieso Glück, dass wir heute Zeit haben. Also wo sollen wir anfangen?“

      Leslie war überredet. Sie zeigte den Jungs die Räume, die gestrichen werden mussten.

      „Ziemlich viel Arbeit für eine so zierliche Person?“, lächelte einer von ihnen sie an.

      Leslie schaute ihn genauer an. Das war doch derselbe, der an ihren Tisch kam. Er sieht nicht übel aus?, dachte sie und schüttelte über sich selbst den Kopf.

      „Hätte es schon geschafft“, gab sie zur Antwort.

      Sogleich machten sie sich an die Arbeit. Leslie hatte nichts mehr zu tun. So kümmerte sie sich um die Verpflegung der Helfer. Zutaten für eine Suppe hatte sie von ihrem ehemaligen Zuhause mitgebracht. Also bereitete sie eine leckere Suppe zu.

      „Will jemand Kaffee?“, rief sie durch das Haus.

      „Ja“, riefen alle gleichzeitig.

      Leslie war doch froh, als sie sah, welche Fortschritte die Arbeiten machten. Sie war überrascht, dass die Jungs solches Geschick hatten und ein gewaltiges Tempo vorlegten, als hätten sie das schon öfter getan.

      „Seid ihr etwa Maler von Beruf?“, fragte sie deshalb.

      „Nein. Kein einziger von uns“, drehte sich derjenige von vorhin um.

      „Ich möchte mich noch für mein Verhalten entschuldigen. Übrigens mein Name ist Leslie“, reichte sie ihm die Hand.

      „Schon vergessen. Ich bin Travis und kein Maler, Anstreicher oder dergleichen.“

      „Was machen sie beruflich? Wieso könnt ihr so gut mit Pinsel und Farbe umgehen und wieso haben alle heute Zeit?“

      „Erstens sollten wir du sagen, da wir ja alle hier arbeiten. Zweitens hast du Glück, dass wir Urlaub haben. Aber nur noch 4 Tage. Also, wenn wir noch helfen können, solltest du es uns bald sagen. Ach ja und mein Beruf. Was denkst du?“

      „Ich habe keine Ahnung.“

      „Na, dann rate mal. Vielleicht kommst du ja darauf.“

      „Bestimmt nicht. Ist das so ein Geheimnis, dass du es nicht sagen kannst?“

      „Nein. Aber ich finde es lustig, wenn du raten musst. Das gefällt mir. Du bist sehr neugierig“, grinste er.

      „Das bin ich nicht. Es interessiert mich auch gar nicht und es geht mich auch gar nichts an.“

      „Na dann“, pinselte Travis weiter.

      „Ich habe eine Suppe vorbereitet. Die könnt ihr nachher essen, wenn ihr wollt. Aber ich muss jetzt unbedingt Philipp von der Schule abholen. Kann ich euch alleine lassen?“

      „Sicher. Wir werden das Haus schon nicht ausrauben.“

      „Das habe ich auch nicht angenommen. Also bis gleich.“

      Insgeheim war Leslie froh, dass sie nicht mehr mit der Farbe herumhantieren musste. Das hatte sie Philipp zu verdanken. Er hatte den Mut, diese Leute anzusprechen. Und die machten ihre Sache gut.

      „Hey, Philipp. Wie wars?“

      „Alles gut. Ich hab mich schon mit einem Jungen angefreundet. Es gefällt mir in der Klasse. Sie waren alle nett zu mir.“

      „Das ist gut. Du wirst staunen, wenn wir nach Hause kommen.“

      „Wieso? Sind Oma und Opa etwa da?“

      „Nein. Du wirst sie bald sehen, denn unser Haus macht große Fortschritte.“

      Philipp schaute sie fragend an. Als er dann das Haus betrat, staunte er nicht schlecht.

      „Sie sind also wirklich gekommen?“, fragte er.

      „Klar, was hast du denn gedacht“,kam gerade Steve aus der Küche.

      „Seid ihr schon fertig?“, wollte Philipp sofort wissen.

      „Fast. Etwas Geduld noch“, erschien jetzt William und begrüßte Philipp.

      Beide stellten sich ihm vor.

      „Ein Zimmer ist fertig. Ich nehme an, dass es das Schlafzimmer deiner Mutter werden soll?“, meldete sich Travis.

      „Hallo, da ist ja unser Chef. Ich bin Travis und du bist Philipp, wie ich gehört habe.“

      „Ja. Mama, siehst du. Sie sind doch nett“, schaute er seine Mutter an.

      „Ja, du hast recht, Philipp. Sie sind alle nett. Ich bin euch dankbar. Nie hätte ich gedacht, dass ich so schnell mit diesem Haus fertig bin. Nochmal vielen Dank. Und ja, dass wird mein Schlafzimmer. Ich denke, die Farbe eignet sich hervorragend dafür.“

      „Nichts zu danken. Wir hatten ja sowieso nichts zu tun“, kam Rick aus einem anderen Zimmer.

      Hinter ihm stand Colin und lachte.

      „Was ist eigentlich mit der Fassade? Die hätte auch einen Anstrich nötig“, schlug Colin vor.

      „Das kann ich nicht auch noch verlangen“, lächelte Leslie.

      „Nun, wir machen zuerst mal innen alles fertig. Dann helfen wir beim Einräumen. Später kümmern wir uns um die Fassade“, meinte Travis.

      „Wollt ihr jetzt mal etwas essen. Ich habe eine Suppe zubereitet. Mehr war nicht möglich. Zum Einkaufen hatte ich noch keine Zeit“, zuckte Leslie mit den Schultern.

      „Eine Suppe ist hervorragend“, nickte Rick.

      So saßen alle zusammen am Küchentisch und ließen es sich schmecken.

      „Lecker, Mama.“

      „Ja, wirklich. Hätte nicht gedacht, dass du so gut eine Suppe zubereiten kannst“, lächelte Travis.

      „Meine Mama kann sehr gut kochen“, nahm Philipp sie in Schutz.

      „Danke, mein Sohn.“

      Wenn wir uns ran halten, werden wir heute mit den Zimmern fertig. Dann könnten wir morgen mit dem Einräumen beginnen“, schlug William vor.

      „Super. Dann an die Arbeit.“

      Steve stand schon auf und ging.

      „Los Männer. Ich habe heute noch eine Verabredung“, meinte er noch.

      „Oh, dann aber schnell. Sonst wird Selena sauer, wenn Steve nicht pünktlich ist“, lachte Rick.

      So machten sich alle wieder daran, die Zimmer fertig zu streichen. Und tatsächlich, gegen Abend waren alle Zimmer frisch gestrichen, inklusive der Küche.

      „Wir sehen uns dann morgen wieder“, verabschiedeten sich alle.

      „Es riecht überall nach Farbe. Willst du in meinem Zimmer schlafen, Mama?“