K.B. Stock

Die Liga der Paladine


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das hier ist doch unsere Hochzeitsnacht – und ich möchte, dass du die in deinem ganzen Leben nie mehr vergisst“, knurrte Michael jetzt sanft in Annas Ohr, während er zuerst mit sachten Bewegungen erneut in sie glitt, dann aber mit höherem Tempo den Vulkan ihrer Stimmungen erneut anheizte.

      Anna ergab sich Michaels Wunsch in freudiger Erregung, fast wie betäubt. Und sie zog Michaels wildes Verlangen mit atemberaubendem Tempo in ein der Wirklichkeit fernes Land, bis sie spürte, dass er – genauso, wie sie selbst – heftig erschauerte, wobei sie ihn kehlig bei seinem Namen rief und dabei noch fester umklammerte, als jemals zuvor.

      In dieser Position schliefen die beiden ausgepowerten Eheleute am Ende auch ein, während die im Raum verteilten Kerzen langsam herunterbrannten.

      Die drei Tage später anbrechenden Weihnachtsfeiertage wurden im kleinen Kreis der Familie gefeiert.

      Matthes hatte seiner jetzt auch kirchlich angetrauten Ehefrau Waltraud, nach dem Besuch der Christmette und dem anschließenden obligatorischen Weihnachtsessen, eine wunderschöne Rubinhalskette geschenkt. Michael stand dem nicht nach.

      Trotz des Sparbefehls seiner Chefbuchhalterin hatte er aus eigenen, lange angesparten Mitteln bei einem Münchner Juwelier ein mit grünen Smaragden und blau leuchtenden Diamanten besetztes Armband geordert, das er seiner Anna unter dem schön geschmückten Tannenbaum sichtbar stolz überreichte.

      „Ihr seid alle beide komplett verrückt“, meinte Anna unter dem zustimmenden Nicken von Waltraud Wagner, während beide Frauen ihre Geschmeide anlegten und verzückt im Schein der Weihnachtsbaumkerzen betrachteten.

      „Das ist das schönste Weihnachtsgeschenk, das ich je bekommen habe“, flüsterte Anna ihrem Michael anschließend ins Ohr, während sie noch immer auf die blitzenden Steine schielte.

      „Da stehen Waltraud und ich mit den uns von Markus für eure künftigen Polizeieinsätze angedrehten Schutzwesten ja ziemlich doof da.“

      „Aber die sind nicht nur praktisch, superleicht und elegant, sondern sie zeigen uns beiden auch, wie sehr ihr euch um uns sorgt. Oder, wie siehst du das Matthes?“

      „Keine Widerrede meinerseits. So ein geniales Teil hatte ich selbst in meiner Bundeswehrzeit nicht. Und ich verspreche, dass wir das ab sofort bei jedem scharfen Einsatz anziehen werden.

      Außerdem wird jeder von uns beiden zukünftig darauf aufpassen, dass der jeweils andere diese coole Weste trägt, wenn’s mal wieder hot and dirty wird“, warf Matthes ein, als er die Weste jetzt einmal probehalber überstreifte.

      „Trotzdem ist’s kein Vergleich zu euren Geschenken“, meinte Anna Wagner ein wenig barsch, während sie die versonnen lächelnde Tante Waltraud mit einem unverhohlen tiefgründigen Grinsen im Gesicht anblickte.

      „Das werd’ ich dir nachher im Bett heimzahlen, mein Lieber, darauf kannst du dich verlassen“, flüsterte Anna ihrem Ehemann Michael Augenblicke später ins Ohr. „Und, wenn ich den Gesichtsausdruck deine Tante richtig interpretiere, blüht deinem Kumpel Matthes heute Nacht ein ähnliches Schicksal.“

      „Wir bitten darum, denn sonst hätten sich unsere Überraschungsgeschenke ja gar nicht gelohnt“, erwiderte Michael Wagner, als er jetzt sein mit Rotwein gefülltes Glas erhob und allen Anwesenden ein letztes Mal vor dem Zubettgehen zuprostete.

      Nach der unerwartet reibungslosen Beschaffung des mit dem zivilen Kennzeichen D-HABP zugelassenen, und jetzt natürlich wieder unbewaffnet fliegenden Firmenhubschraubers, hatte die Nachfrage an eiligen Luftfrachtaufträgen – vor allem vonseiten prominenter bayerischer Industrieunternehmen – im letzten Quartal des Jahres 2013 kontinuierlich zugenommen.

      Insbesondere das mittlerweile aus Kostengründen schon seit einiger Zeit in Mode gekommene Konzept des Delivery-on-Time trug erfreulich zu diesem Aufwuchs bei. Die bedarfstragenden Firmen hatten in aller Regel zwar ausreichend Nachschub für die laufende Produktion ihrer Güter vor Ort. Allerdings bestand dabei dennoch stets ein Risiko.

      Denn immer dann, wenn es im Zuge dieses, zur Einsparung von Lagerkosten gedachten Konzepts doch einmal zu einer der gar nicht so seltenen Fertigungsstörungen kam, mussten schnellstmöglich Ersatzteile her, um insbesondere den verlustträchtigen Stillstand ganzer Produktionsstraßen – und damit hohe Verlustraten der Unternehmen – zu vermeiden.

      Doch nicht nur hierbei war schneller Lufttransport per Hubschrauber ein probates Mittel zu Lösung des Problems. Auch die medizinische und die chemische Industrie hatten einen immer weiter steigenden Bedarf an zeitkritischen Lieferungen, die man mit dem normalen Straßentransport nur unzulänglich – und manchmal auch gar nicht – zeitgerecht bedienen konnte.

      Die Wagner Air Charter wurde damit langsam zum Renner, denn eine derartige Kombination mit einer an Fernfrachtlinien angebundenen Luftfrachtspedition hatte es bis dato so noch nicht gegeben.

      Und daher war es nicht weiter verwunderlich, dass die immer weiter steigende Nachfrage zum Ende des Jahres 2013 das mit nur einem Hubschrauber und zwei Piloten Machbare langsam zu übersteigen begann.

      Schon kurz nach Weihnachten saßen die Familien Wagner und Baur deshalb zum Ende des ausklingenden Jahres mehrfach erneut beieinander und diskutierten mit Blick auf das neue Jahr über Ideen, wie man das steigende Luftfrachtaufkommen bewältigen könnte.

      Wobei im Laufe der zunächst zwanglos geführten Unterhaltungen zusätzlich auch die Idee des Personentransports zur Sprache kam. Dabei ging es um den schon früher einmal erörterten Gedanken, in naher Zukunft auch VIP-Transporte seitens der Wagner Air Charter anzubieten.

      „Ich fasse das dann mal zusammen“, sagte Matthias Debus am Ende des am Silvesterabend zuvor sehr leidenschaftlich geführten Gesprächs.

      „Wenn ich deine Zahlen richtig verstanden habe, müssten wir eigentlich noch einen zweiten Hubschrauber haben, um den wachsenden Transportbedarf bedienen zu können. Den können wir uns aber derzeit nicht leisten. Ist das soweit richtig?“

      „Volltreffer, mein lieber Matthes“, antwortete Michaels neue Ehefrau, Anna Wagner-Baur, sofort. „Wie versprochen, hab’ ich das Ganze ja neulich mal mit Christine genauer durchkalkuliert. Das Ergebnis ist, dass sich die ursprüngliche Grobkalkulation bestätigt hat.

      Der von dir empfohlene EC-155 kommt gebraucht inclusive Zulassung und VIP-Ausrüstung auf rund 3 Millionen Euro. Dazu kommen dann ja auch noch die Betriebs- und Wartungskosten. Und das ist nach unserer momentanen Finanzlage deutlich zu viel Kohle, für die wir teure Kredite aufnehmen müssten.

      Was aber finanzierbar wäre, ist die Einstellung zusätzlichen Personals. Einen weiteren Aushilfspiloten für Spitzenbelastungen haben wir ja mit Michaels Kollegen Theo Stein schon gewonnen. Und ein zusätzlicher Techniker müsste ebenfalls noch drin sein.

      Wenn wir das machen und mit unserem EC-635 noch dazu die bisher immer abgelehnten Wünsche unserer Kunden zum VIP-Transport ins Programm nähmen, könnte das die finanzielle Lage der Wagner Air Charter ein stückweit schneller in Richtung zusätzlichen Gewinns drehen. Und den brauchen wir dringend, damit wir dann vielleicht in zwei bis drei Jahren einen größeren Heli beschaffen können.“

      „Okay, Anna. Bitte lass mir mal in den nächsten Tagen die Unterlagen zu deiner Kalkulation zugehen. Und du, mein grinsender Ehemann, kümmerst dich nach Dreikönig mal um genauere Marktrecherchen hinsichtlich des von dir ja schon angedachten EC-155“, sagte Waltraud Wagner spontan zu ihrem, jetzt ein wenig verblüfft guckenden Ehegatten.

      „Nimm deinen Matthes zu Silvester nicht gar so heftig ran, liebe Waltraud“, meinte Annas Mutter Senta Baur in diesem Augenblick.

      „Man kann ja direkt sehen, wie nervös du ihn gerade zum Ende des Jahres noch machst, wenn du ihm schon das erste Arbeitspaket fürs neue Jahr auf den Tisch legst. Was sagst du dazu, mein schweigsamer Toni?“, fügte sie gleich darauf noch in Richtung von Annas Vater an.

      „Ich versteh’ nix von Hubschraubern – hingegen verstehe ich sehr viel von Katzen. Und ich