Marcello Dallapiccola

Malleus Proletarum - Der Proletenhammer


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euch hat den Stoffner gesehen?”, grunzte Frasther in die Runde, bedrohlich den Schläger schwingend.

      „Du…Polizei?”, fragte ihn einer der Männer, der ganz in der Nähe saß und sah ihn furchtsam aus großen, dunklen Augen an.

      Frasther ließ zur Antwort den Schläger mit voller Wucht auf die Nähmaschine, an der der Kerl eben noch gearbeitet hatte, niedersausen; Blechteile flogen in hohem Bogen in alle Richtungen davon, der Kerl hatte die Hände schützend über den Kopf gefaltet und sich zu Boden geworfen: „Bitte nix schlagen, politische Asyl…Bitte nix schlagen, politische Asyl…”, wimmerte er vor sich hin.

      „Keine Angst, nix schlagen“, beruhigte Frasther ihn, „aber du mir sagen wo Schef?”

      „Bitte nix schlagen, politische Asyl…”

      Frasther holte schwungvoll aus und ließ den Schläger auf eine weitere Nähmaschine niedersausen, diesmal flogen sie mechanischen Teile des Gerätes noch weiter fort, man konnte das Scheppern von der gegenüberliegenden Wand her hören. Kreischend erhoben sich jetzt die ganzen Weiber, die bisher in stoischer Gelassenheit nur geschaut hatten und drängten sich in einer Ecke des Raumes laut plappernd zusammen; seltsamerweise sammelten sich die paar Männer ebenfalls, allerdings in genau der gegenüberliegenden Ecke des Raumes. Frasther schüttelte den Kopf, als er das sah: Weder die Männer, noch die Frauen waren auf die Idee gekommen, sich einfach durch die Türe, die in den nächsten Raum führte, zu retten. Nein, sie drängten sich lieber in toten Winkeln zusammen, von wo aus es nicht mal den Hauch einer Chance gab, zu entrinnen. Haben die ein Glück, dass ich nicht einem von ihnen ans Fell will, dachte er. Drum sind das auch Entwicklungsländer, wo die herkommen, schoss es ihm durch den Kopf. Kein Sinn für Organisation.

      Dann packte er eine der Nähmaschinen – im ersten Moment war er überrascht, wie schwer so ein Ding war – hob es hoch und ließ es machtvoll zu Boden sausen.

      „Wo Schef, verdammt nochmal? Du mir sagen wo Massa Stoffner, sonst nix politisches Asyl!”, brüllte er, während er mit seinen Bikerstiefeln auf die Überreste der Nähmaschine eintrat.

      „Massa Stoffner – Büro! Büro!”, brachte endlich eine der Näherinnen mit entsetztem Gesichtsausdruck hervor, als Frasther bereits die Hälfte aller im Raum herumstehenden Nähmaschinen kaputtgeschlagen hatte. Sie deutete auf die fragliche Tür, von der sich Frasther schon gewundert hatte, dass sie diese nicht als Fluchtweg benutzten. Dahinter lauerte also etwas, das weit schrecklicher zu sein schien als er – der Chef dieser armen Würstchen. Also marschierte er hin und riss die Tür auf. Dahinter war lediglich ein enger, muffig riechender Gang, schummeriges Licht tauchte überladene Regale, voll mit Stoffmustern und ähnlichem Krempel, in ein trübseliges Licht. Er erklomm die vier Stufen am Ende des Ganges und stieß kraftvoll die nächste Tür auf. Dann betrat er ein sehr großes, lichtdurchflutetes Büro mit riesigen Fenstern, einem hellen Parkettboden und jeder Menge Zimmerpflanzen.

      Ein Kerl, der so etwa Mitte vierzig, Anfang fünfzig zu sein schien, ziemlich groß, mit Stirnglatze und in einem teuer aussehenden Jackett, hatte sich am Schreibtisch in einem großen, sehr bequem wirkenden Ledersessel zurückgelehnt und die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Er fuhr sichtlich zusammen, als er Frasther und dessen Baseballschläger in sein Büro einmarschieren sah.

      „Wer, zum Teufel…?”, setze er an, doch Frasther war mit wenigen schnellen Schritten bei ihm.

      Im letzten Moment gingen ihm noch Bertls Worte durch den Kopf, dass er die Klienten gefälligst nicht zu verletzen habe; deshalb schwang er den Schläger nur lässig in Richtung der Rippen des Kerls, um ihm die Luft zu nehmen. Während der Schläger seine Bahn zog, stellte Frasther erstaunt fest, dass der Knabe die Hose bis zu den Knöcheln heruntergezogen hatte. Unter dem Tisch kniete ein ziemlich junges Mädchen – dem dunklen Gesicht nach eine der Näherinnen – die sich offenbar bis vor wenigen Sekunden noch mit dem Schwanz des Typen beschäftigt hatte.

      Mit offenem Mund und staunendem Blick sah sie zu Frasther hoch, als der Schläger mit einem üblen, knackenden Geräusch am Torso ihres Bosses landete. Stoffners eben noch prachtvoll erigiertes Glied fiel in Sekundenschnelle in sich zusammen; sogar noch schneller, als Stoffner selber brauchte, um aus dem bequemen Ledersessel auf den Boden zu fallen. Als er am Boden aufknallte, stöhnte der laut und ein ein kleiner Strahl Kotze schoss ihm aus Mund und Nasenlöchern. Frasther beschloss, seinen Handlungsplan kurzfristig etwas abzuändern – man war ja fexibel – und hockte sich auf den Ledersessel.

      „Du weitermachen, wo du gerade warst, ich jetzt neue Schef hier!”, befahl er dem ziemlich verdattert wirkendem Mädchen. Diese beeilte sich, seine Jeans aufzuknöpfen und seinen Schwanz aus der weißen Feinripp-Unterhose hervorzuholen. Angewidert verzog sie das Gesicht, als sie die herausströmende Geruchswolke erschnupperte; doch Frasther tätschelte lediglich kurz den Baseballschläger und blickte sie streng an, da stopfte sie sich auch schon brav sein Glied in den Mund und begann zu lutschen. Zwei Minuten später hatte er sie auch schon durch sanften Griff am Genick zum Schlucken gezwungen; er knüpfte sich die Jeans zu und verscheuchte das Mädchen mit den Worten: „Nach Hause gehen du, Ausländerpolizei gleich kommen!”

      Dann schnappte er sich den immer noch um Atem ringenden Stoffner am Schlafittl, zog ihn hoch und haute ihm einige dezente Watschen herunter, damit der Bursche wieder zu sich kam. Sobald er sah, dass Stoffner wieder der wahrnehmungfähig war, rammte er ihm seine Faust in die Magengrube, woraufhin dieser erneut zusammensackte. Als nächstes packte Frasther den Ledersessel und haute ihn mit Schwung zum Fenster hinaus; das Krachen des Fensterglases ging beinahe unter in dem Radau, den Frasther machte, als er jede Schublade einzeln aus dem riesigen Schreibtisch herausriss und sich bemühte, damit die restlichen Fenster ebenfalls einzuwerfen. Stoffner saß nur mit gequältem Gesichtsausdruck auf dem Boden und hielt sich die Magengrube.

      „So, du Arschloch!”, brüllte Frasther, als er den Raum wenige Minuten später in eine wüste Trümmerhöhle verwandelt hatte. „Das wär’ dir alles nicht passiert, wenn du ein schlauerer Geschäftsmann wärst! Denn ein schlauer Geschäftsmann würde sich und seinen Betrieb schützen, beziehungsweise schützen lassen, alles klar?” Er baute sich vor dem an der Wand kauernden Bündel Elend auf. Es roch streng nach Fäkalien – offenbar hatte Stoffner seinen Schließmuskel nicht mehr hundertprozentig unter Kontrolle.

      „Ob das klar ist, hab' ich gefragt?”, fauchte er, schnappte sich den Stoffner und haute ihm mit einer knappen Bewegung ein blaues Auge. Als Antwort erhielt er lediglich ein Röcheln und ein Stöhnen.

      Er zerrte den Kerl zu einer angrenzenden Türe, hinter der er ein Badezimmer vermutete. Doch es stellte sich lediglich als winziges Scheißhaus heraus; das Handwaschbecken war zu filigran gebaut, um den Mostschädel Stoffners drunterzuhalten. Also stopfte er den Knaben mit dem Gesicht voraus in die Muschel und spülte volles Rohr.

      Stoffner begann zu blubbern und zu prusten; Frasther zog ihn am Schlafittl wieder hoch.

      „Ob du den Inhalt meiner frohen Botschaft verstanden hast, hab' ich dich gefragt?”, brüllte er ihm ins Ohr und schüttelte ihn dabei durch.

      „Ja...”, krächzte Stoffner. Seine Stimme klang brüchig und elend.

      „Dann wiederhol mir den Inhalt!”, brüllte Frasther weiter.

      „Schutz – ich brauche wieder Schutz!”, wimmerte Stoffner. Tränen kullerten über seine Wangen.

      „Sehr richtig, Schutz brauchst du, und dein Betrieb auch. Die nächsten Tage kommen alte Bekannte von uns beiden vorbei, die werden dir Schutz anbieten. Ich würd' dir raten, freundlich zu ihnen zu sein, denn die können dich vor mir beschützen! Und du willst ja nicht, dass ich nochmal vorbeikomme, oder?“

      „Nein…“, wimmerte Stoffner. Frasther gab dem Kerl noch einen Schubs und wandte sich dann zum Gehen. Auf dem Weg hinaus aus der Näherei zerschlug er noch hier und zertrat noch dort was, dann nahm er befriedigt im Jeep Platz.

      Eigentlich könnte er, wenn er schon hier in der Hafengegend war, noch schnell zum 'Anker' rüberschauen, eine Spelunke die für ihre Kundschaft – raubeinige, wettergegerbte Fischer und pensionierte Lastschiffer – und für ihr Getränkeangebot – hochprozentiger Fusel zu phänomenal