Ed Belser

Die Erbinnen


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mein Liebling.“ Er küsste sie auf den Mund. „Vorläufig sind wir in Sicherheit. Wir haben Finn und die Soldaten. Aber wir müssen rasch zurück nach Blair Mhor. Ich muss mit James und Roderick sprechen.“

      Margaret kämmte sich die Haare und begann sich anzuziehen. „Was geschieht mit Lady Charlotte?“

      Cremor runzelte die Stirn. „Offiziell bin ich der neue Schlossherr. Eine Rolle, die mir gar nicht passt. Sie steht mir auch nicht zu. Es war im Wesentlichen ihr Geld und jenes von Dir und Shauna, was mir den Kauf ermöglichte.“ Er schüttelte ungehalten den Kopf. „Charlotte soll in ihrer Villa hocken und den Mund halten. Doch ich schulde ihr ziemlich viel Geld. Wir müssen uns wohl oder übel mit ihr arrangieren.“

      Margaret wiegte den Kopf hin und her. „Was geschieht mit dem Schloss und all den Liegenschaften und mit dem Land?“

      „Meine größte Sorge sind die Bauern mit ihren Familien. Wenn sie kein Einkommen haben, werden sie entweder verhungern oder müssen auswandern oder an der Küste nach Arbeit suchen. Die jungen Männer werden zum Militärdienst gezwungen.“ Seine Stimme wurde lauter. „Die verdammten Engländer geben erst Ruhe, wenn alle vertrieben oder geknechtet sind. Noch lieber wären sie ihnen tot als lebendig.“

      Margaret schaute entsetzt. „Ich habe nicht gedacht, dass es so schlimm ist. Was können wir tun?“

      „Weißt Du, Blair Mhor und die Brennerei waren so etwas wie eine Oase inmitten einer Welt von Gewalt und Terror. Die Engländer haben die Brennerei bisher in Ruhe gelassen. Ebenso das Dorf. Du wusstest vielleicht gar nicht, dass Blair Mhor vor nicht allzu langer Zeit nur Schutt und Ruinen war. Es wurde abgebrannt und viele Menschen umgebracht oder verschleppt, weil der Herzog von Cumberland uns einen Denkzettel verpassen wollte. “ Cremors Stimme wurde heftig. „Die einzigen, die etwas getan hatten, waren Maggie und James Moore. Ich habe nur zugeschaut.“ Seine letzten Worte klangen bitter.

      Margaret schlang ihre Arme um ihn. „Du hast Deinen Teil abbekommen.“ Sie küsste ihn auf die weiße Narbe über seiner Nase.

      „Das alles wächst mir über den Kopf, Margaret. Ich wollte mal Wundarzt werden und aus mir ist ein Whiskybrenner geworden. Und jetzt bin ich Großgrundbesitzer und …“ Er unterbrach und runzelte die Stirne. „Wusstest Du eigentlich, dass Alan MacLennoch die Ruinen von Blair Mhor, ich meine das Land darunter, auf mich überschrieben hatte? Sozusagen als zukünftiges Erbe für Maggie.“

      Margaret schüttelte verneinend den Kopf. „Und jetzt ist daraus ein neues Dorf mit vielen Bewohnern entstanden.“

      „Ja, dank Maggie und James und Roderick, und allen anderen natürlich. Als Laird of Blair Mhor könnte ich von jedem eine Pacht verlangen, was mir fernliegt. Außer bei den Engländern. Da besteht ein Vertrag mit der Armee. Middlehurst wird auch das nicht schlucken wollen. Dass ich als vermuteter Rebell auch noch vom Sieger abkassiere.“

      Cremor lächelte leicht und umfasste mit beiden Händen ihr Gesicht. Seine Stimme war ernst. „War eine lange Zeit ohne Dich, Margaret. Ich bin manchmal schier verzweifelt. Ich würde es nicht ertragen, noch einmal von Dir getrennt zu werden.“ Er schluckte leer. „Wir müssen uns vorsehen, es wird nicht einfach werden. Wir müssen uns auf den Weg machen. Es gibt noch viel zu besprechen. Zeit genug haben wir ja auf unserer Rückreise.“ Er lächelte leicht unsicher und wandte sich zur Türe. „Ich sehe nach Finn und der Kutsche und besorge uns ein Frühstück. Ich komme Dich in einer halben Stunde holen.“

      Middlehurst, Buckle und Hans traten nach einander aus der Taverne. Es dauerte einen Moment, bis sich ihre Augen ans Dunkel der Nacht gewöhnt hatten. Middlehurst wies auf einen Baum am Rande der Pferdekoppel hin. „Gehen wir da hinüber. Wie heißen Sie eigentlich?“

      „Hoffman. Wer ist der Kerl hier?“.

      „Simon Buckle, mein Vertrauter. Er wird alles koordinieren."

      Hoffman schaute misstrauisch. „Also, um was geht es?“

      „Setzen wir uns.“ Middlehurst hockte auf den Boden. Buckle tat es ihm gleich. Hoffman zögerte. „Vorerst klären wir Deine Situation, Hoffman. Du wirst viel Geld verdienen. Du erhältst die Anweisungen von Buckle. Es ist alles vertraulich. Du sorgst dafür, dass Deine Leute keine dummen Fragen stellen.“

      Hoffman blieb immer noch stehen. „Wer bist Du?“

      „Mein Name ist Middlehurst, Oberst der königlichen Armee.“

      Hoffman kehrte sich um und machte die ersten Schritte zur Taverne zurück.

      „Dreißig tausend Pfund!“

      Hoffman blieb stehen und verharrte einen Augenblick. Dann drehte er sich um und kam zurück zu den beiden Männern.

      „Nun setz Dich endlich!“

      Hoffman kauerte sich auf seine Stiefelabsätze. „Ziemlich viel Geld. Wie komme ich daran?“

      „Es ist die Belohnung, die auf den schottischen Rebellen Stuart ausgesetzt ist. Er ist immer noch auf der Flucht. Ich habe den Auftrag, ihn zu jagen.“

      „Warum tust Du es dann nicht?“

      „Ich hätte als Armeeangehöriger keinen Anspruch auf Belohnung. Aber Du erhältst von mir alle Informationen.“

      Hans Hoffman grinste und kniff die Augen zusammen. „Schönes Schlitzohr bist Du. Aber von mir willst Du dann deinen Anteil, oder?“

      Middlehursts Gesicht blieb kühl. „Nein. Und ich sage Dir gleich warum. Du wirst von Buckle einen zusätzlichen Auftrag erhalten, der Dir mindestens gleich viel Geld bringen wird. Die Jagd auf Stuart dient nur als Deckmantel für den zweiten Auftrag. Du wirst den Prinzen sowieso nicht erwischen.“

      Hoffman setzte sich auf den Boden. Buckle schaute mit großen Augen zu Middlehurst.

      Es dauerte bis spät in die Nacht hinein, bis Middlehurst seine Vorhaben ausführlich beschrieben hatte. Hoffman steckte seine Vorauszahlung ein und sie gingen auf getrennten Wegen zurück zu ihrer Unterkunft.

      Am anderen Morgen machte sich Middlehurst auf den Weg zurück nach Fort Augustus. Er trug wieder seine Uniform samt Perücke.

      In einigem Abstand folgten Hoffman und seine Leute. Am fünften Tag ihrer Rückreise rief ihn Middlehurst zu sich. „Es ist soweit, Hoffman. Dein erster Auftrag wartet auf Dich.“

      Hoffman blinzelte mit den Augen. „Du gehst aber rasch zur Sache.“

      „Sicher, hast Du daran gezweifelt? Wir reiten demnächst bei Blair Mhor vorbei. Dort steht die Brennerei. Die interessiert uns nicht. Aber gleich dahinter liegen die Lagerhäuser mit den gefüllten Fässern. Du brennst die Lagerhäuser ab!“

      Hoffman verzog das Gesicht. „Wie willst Du daraus Geld machen?“

      „Geld interessiert mich hier nicht. Wir schießen jemandem vor den Bug. Er soll wissen, dass wir uns nichts gefallen lassen.“

      Hoffman schaute misstrauisch. „Um wen geht es?“

      Middlehurst blickte an ihm vorbei. „Ein schottischer Rebell. Gegen die Regierung. Wir konnten ihm jedoch nichts nachweisen. Jetzt sorgen wir für gerechte Strafe.“

      Hoffman wiederholte: „Um wen geht es?“

      „Sein Name ist Cremor. Weiß der Teufel, wo er seinen Namen herhat. Weder englisch noch schottisch. Er ist zurzeit nicht in der Brennerei. Es schadet nichts, wenn er erfahren wird, dass jemand hinter ihm her ist. Wir fordern ihn heraus. Er wird Fehler machen. Dann erledigen wir ihn.“

      Hoffman nickte. „Damit wird jedoch eine weitere Anzahlung fällig.“

      Middlehurst drückte ihm einen Umschlag in die Hand. „Das habe ich erwartet.“ Er zog seinen Degen und zeichnete mit dessen Spitze eine Skizze in den Boden. „Hier liegt die Brennerei, hier die Fasslager, daneben ein großes Wohnhaus und andere Gebäude. Die Destillerie ist bewacht. Fünf Leute oder so. Falls sie sich wehren, eliminiert ihr sie. Sonst soll niemand behelligt werden. Ihr habt nur den einen Auftrag – das Fasslager vernichten. Klar?“

      Hoffman