Victoria Trenton

Mein neuer Job - Die unerhörte Geschichte der Sabine G.


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der Verpackung. Und einen Gegenstand, den ich nicht gleich einordnen konnte. Michaela nahm ihn mir aus der Hand, drehte ein Rad und das Teil fing an zu vibrieren! Ein kleiner Vibrator – ich konnte es nicht fassen und lachte laut los. „Was so alles in eine Damenhandtasche gehöre, hat mich der Herr gefragt, und dann sind wir gestern abend in die Stadt und haben alles besorgt,“ erklärte Michaela. „Und bei mir gehört so ein Teil unbedingt zur Handtaschen-Ausrüstung.“

      „Und wofür brauche ich den Autoschlüssel?“

      „Für Deinen Dienstwagen. Heute fahrt Ihr nach Aschaffenburg, zu einem Termin, hat mir der Chef verraten.“

      Als sie mich wieder wie gewohnt zum Chef führt, präsentiere ich mich mit einem Lächeln und spiele meine Rolle gut, denn ich bin jetzt so gut von Michaela vorbereitet, daß ich mich schon danach sehne, von ihm genommen zu werden. Natürlich liebe ich ihn nicht, aber ich bin erotisiert, so daß ich es gerne geschehen lassen würde, wenn er in mich eindringt, nachdem ich von Michaela derart vorbereitet bin und meine Erregung auch noch immer anhält. Außerdem hatte ich seit Wochen keinen realen Sex mehr erlebt. Obwohl ich mich jetzt gerne ficken lassen würde, überrascht es mich dennoch, als Michaela, wo ich mit den Händen in die Hüften gestemmt, ein Bein leicht angewinkelt, mich vor dem Schreibtisch meines Chefs aufgebaut habe, mir unter den Rock faßt und ihn über meine Hüfte, über meine Hände hochschiebt, um den Blick auf meine reizvolle Wäsche freizugeben. Ein weiterer guter Moment, um schreiend davonzulaufen, was angesichts des sinnlichen Genusses, den mir Michaela gerade verschafft hatte, unaufrichtig gewesen wäre. Selbst Antonio Lukas scheint überrascht; sieht mich mit einem halben Lächeln an – halb, weil er schelmisch nur einen Mundwinkel hochzieht – und gibt dann zu verstehen, daß wir heute nicht viel Zeit haben.

      Ich hatte irgendwie das Gefühl, daß er sexuell schon auf seine Kosten gekommen sein mußte. Vielleicht war seine Frau da gewesen? Oder hatte er es sich selbst gemacht? Er wirkte, wie einer, der schon befriedigt ist. Ohne genau dies erklären zu können, meine ich, so etwas zu spüren. Als sensible Frau spürt man das. Schade.

      Wir fuhren nach einer kurzen Besprechung in seinem Büro nach Aschaffenburg. Ich verstehe zunächst nicht, als wir in die Doppelgarage gehen. Er deutet auf einen silberfarbenen Audi A-5; ich soll fahren, die Schlüssel fände ich in meiner Handtasche. Er wolle auf der Fahrt noch Akten studieren, die Post lesen und ein oder zwei Telefonate führen. In meinem Polo habe ich immer ein Paar bequeme Schuhe, die ich schnell wechseln kann, wenn ich hohe Schuhe trage, was ich vor allem dann tue, wenn ich eine längere Fahrt vor mir habe. Ich kann allerdings auch mit High-Heels autofahren. Ich stellte mich anfangs etwas ungeschickt an, denn dies war ein Automatik-Fahrzeug und bevor es los ging, zeigte mir Lukas erst ein paar Funktionen. Dann kam ich besser zurecht und fuhr ohne Probleme die Strecke, die ich kenne. Nur später in Aschaffenburg gab er mir ein paar Anweisungen, wo ich abbiegen soll, um zu unserem Ziel zu kommen. Er lobte mich dann, daß ich ohne das Navigationsgerät einzuschalten den Weg gefunden hatte. Allerdings hatte ich gar nicht gewußt, daß der Wagen ein Navigationsgerät an Bord hat, aber das verschwieg ich geflissentlich.

      Ja, das ist auch eines meiner Talente. Während man Frauen allgemein gern nachsagt, sie würden leicht die Orientierung verlieren, habe ich oft eine bessere Übersicht, als viele Männer. Ich bin gerne mobil und reise auch viel auf eigene Faust in fremde Städte, um mir die Museen anzuschauen, ins Theater zu gehen, Konzerte zu besuchen, oder Leute zu treffen, die ich im Internet kennen lerne. Letzteres war allerdings schon eine Weile nicht mehr vorgekommen. Am Ziel angekommen, packt Lukas seine Aktenmappe zusammen, gibt mir dann aber ein Zeichen, nicht den Zündschlüssel abzuziehen, weil dann die eingelegte CD beendet würde: „Das hören wir noch zu Ende. Das ist der Schlußchor aus Bachs Matthäus Passion.“ Diese Erläuterung brauchte ich nicht, denn ich kenne mich mit klassischer Musik aus, da ich klassische Musik schätze. So habe ich selbst Klavier gelernt und im Chor gesungen. Meinen eigenen Ansprüchen wurde mein Klavierspiel jedoch nie gerecht, daher spiele ich bestenfalls im Familienkreis die Begleitung zu Weihnachtsliedern, wenn meine kleinen Nichten singen. Ich habe auch im Schulchor gesungen und kurze Zeit auch im Kirchenchor, dort auch Bach. Das er das Stück bis zu Ende hören will, beeindruckt mich in soweit, weil es ein Verständnis von Musik zeigt, das ich ihm nicht zugetraut hätte.

      Wir gingen dann in den zweiten Stock des Hauses, wo eine große Gemeinschaftspraxis untergebracht ist. Im Treppenhaus bat er mich, mein Handy auszuschalten, um peinliche Situationen in einer Besprechung zu vermeiden. Er hatte mir schon in den ersten Arbeitstagen ein Handy gegeben, um immer für ihn erreichbar zu sein. Er hat aber bisher nur einmal auf dem Handy angerufen, da ich ja meistens in seiner Nähe bin. Und seinen Geschäftspartnern hat er die Nummer offenbar noch nicht gegeben. Es ist also nahezu ausgeschlossen, daß mich irgend jemand anruft, denn meiner Verwandtschaft und meinen Freunden habe ich diese Nummer nicht gegeben, weil ich – jedenfalls bis zu diesem Job – immer zwischen Arbeit und Privatem unterschieden habe.

      Ich ging die Treppe vor ihm hinauf, wie es sich gehört, und verzichte dabei darauf, meinen Rock nach unten glatt zu streichen, als er etwas hochrutscht. Ich denke, vielleicht gefällt ihm das. Erst als wir in die Praxis eintreten, ziehe ich den Saum etwas züchtiger nach unten. Eine Helferin meldet uns an, wir warten an der Theke und eine sehr junge Blondine mit schönen Augen geleitet uns dann noch einen Stock höher, wo zwei Ärzte auf uns warten. Ein dritter tritt kurz nach uns ein.

      Es geht um die Nebenkostenabrechnungen für das Jahr 2006, über die, wie ich im Verlauf der Besprechung erfahre, seit Monaten gestritten wird. Die Heizkosten sind mehr als 40% höher ausgefallen, die Ärzte beschweren sich auch darüber, das die Fenster undicht seien, weshalb „die Straße geheizt“ werde. Lukas gibt mir eine Telefonnummer und sagt, unter der Nummer würde ich den zuständigen Hausmeister erreichen, ich solle mit ihm und den Ärzten am besten gleich vor Ort einen Termin ausmachen. Ich rufe also dort an, während sachlich, aber ernst um die einzelnen Posten der Nebenkostenabrechnung gestritten wird. Weitere kleine Mängel werden aufgelistet und Lukas verspricht sie abzustellen, auch neue Fenster würde er einbauen, wenn das wirklich nötig sei. Ich notiere hastig die Punkte in mein Notizbüchlein, während ich den Hausmeister erreiche. Bereits für übermorgen wird ein Termin ausgemacht, an dem Lukas nicht teilnehmen wird. Ich soll ihm den Bereich über kurz oder lang ja ohnehin komplett abnehmen. Nach vierzig Minuten verlassen wir das Haus. Auf der Straße telefoniert Lukas knapp zwanzig Minuten, während ich daneben stehe und mir langsam kalt wird. Ich setze mich ins Auto auf den Fahrersitz, nun aber will er fahren. „Ich zeig Ihnen noch ein Haus von mir, ganz in der Nähe, dort können Sie den Hausmeister schon mal kennenlernen,“ sprach er und fuhr los.

      Das Haus war ein richtiger Mietblock und der Hausmeister hatte ein eigene Dienstwohnung in dem Komplex. In diese Wohnung lud er uns ein. Sie war sehr einfach eingerichtet, aber sauber. Er war beinahe unterwürfig Lukas gegenüber, bedankte sich tausendmal und versuchte Lukas alles recht zu machen. Er zeigt eine devote Haltung, so daß ich nicht überrascht gewesen wäre, wenn er sich auf den Boden geschmissen und ihm die Füße geküßt hätte. Der Hausmeister war ein südländischer Typ und auch dem Namen nach vermutlich Italiener, aber alles andere, als ein Macho. Eher ein Wurm von einem Mann. Lukas lehnte den angebotenen Espresso ab und besprach ein paar Probleme mit dem Haus, vor allem ging es um eine Mietpartei, die Mieten schuldig blieb. Ich machte mir Notizen.

      Später auf der Rückfahrt erläuterte mein Chef, er habe der Familie des Hausmeisters einmal geholfen, der deshalb dankbar und ergeben sei. Lukas hatte der behinderten Tochter des Hausmeisters eine teure Operation ermöglicht und seinem Sohn einen Ausbildungsplatz verschafft. Diese menschlichen Züge sah ich häufiger an Antonio Lukas, aber er hatte auch ganz andere Seiten. Und die würde ich auch bald kennen lernen.

      Zwei Tage später fuhr ich wieder zu der Praxis, wo ich mich mit dem Hausmeister und den Ärzten traf, um einige Reparaturen und Sanierungsmaßnahmen zu besprechen. Jetzt fuhr ich allein, und der silberne Audi war mein Dienstwagen, wann immer ich Termine hatte, von denen es anfangs aber noch recht wenige gab. Im Grunde hatte ich nie so viele auswärtige Termine, die ich allein durchführte, daß ein Dienstwagen wirklich wirtschaftlich gewesen wäre. Ich dachte damals schon, Lukas wollte mich eher mit einem Statussymbol ausstatten. Aber für andere Aufgaben, bzw. mein späteres Hobby, würde ich den Wagen häufig nutzen.