Victoria Trenton

Mein neuer Job - Die unerhörte Geschichte der Sabine G.


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mich anzuziehen. Weiße Spitzenunterwäsche und eine hellbraune Strumpfhose. dann sollte ich nur den Bademantel drüberziehen, denn die Schneiderin käme sicher gleich. So gingen wir zu Lukas, der sich kein bißchen überrascht zeigt, daß ich im Bademantel vor ihm stand. Er fragte stattdessen die Haushälterin nach der genauen Uhrzeit, wann die Frau Brüning eintreffen würde, obwohl er dies sicher wußte, hatte er doch den Termin selbst bestimmt, uns gestern daran erinnert und ihn in Outlook dick hervorgehoben. Obwohl jetzt nur noch eine halbe Stunde Zeit war, gab er mir zwei kleine Aufträge zum erledigen, weshalb ich also im Bademantel an meinem Schreibtisch platz nahm und meinen Rechner hochfuhr.

      Ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß der Chef und die Haushälterin bei der Anprobe anwesend sein würden. Lukas hatte die Tür zwischen unseren Büros nicht geschlossen, vermutlich weil er den ungewöhnlichen Anblick von mir im Bademantel am Schreibtisch genoß. Ich hörte daher, wie er seine Frau anrief und sie zu irgendwas einlud. Was das war, erfuhr ich etwa zwanzig Minuten später, als sie in der Villa Gabelstein eintraf: Sie wollte auch dabei sein. Sie verstand etwas von Mode und war, wie ich feststellen konnte, immer sehr elegant und feminin gekleidet. Ich war das neue Spielzeug für ihren Mann und sie wollte mitspielen, so kam es mir vor. Aber mir war sie schließlich fremd, und ich finde es keineswegs selbstverständlich sich vor Fremden in Unterwäsche zu zeigen, wenn es keinen wichtigen Grund dafür gibt. Nun gut, vielleicht war mein Job wichtig genug.

      Dann kam die Schneiderin mit einer kleinen Verspätung von etwa 15 Minuten, was Lukas mit einem bedeutungsvollen Blick zu seiner Uhr am Handgelenk und einer strenge Miene quittierte, als sie schwer bepackt den Raum betrat, in dem wir uns nun alle eingefunden hatten. Auf eine Handbewegung vom Chef hin holte Michaela noch einen mobilen Spiegel Dieser Spiegel hing in einem alten, schweren Holzrahmen, der wiederum auf einem Gestell mit Rädern befestigt war. Sie hatte sichtbar Mühe das Teil zu bewegen, insbesondere auf ihren hohen Pumps. Als nächstes holte sie mehrere Schuhkartons mit Schuhen, die ich alle schon einmal getragen hatte.

      Ich war äußerst aufgeregt, nicht nur weil ich selbst gespannt war, wie mir die Kleider stehen würden, sondern weil ich mich im Mittelpunkt einer ganz besonderen Modeschau sah und hier nun die Hauptrolle spielte. Ich wurde hier vorgeführt wie ein seltenes Tier im Zoo und gleichzeitig beschenkt wie zu Weihnachten. Mit wunderte dann im Verlauf dieser Modeschau, wie engagiert hier alle mitmachten; als sei es von jedem hier Anwesenden das liebste Hobby. Und als sei es das Selbstverständlichste in der Welt, die Sekretärin vom Chef, respektive Ehemann, von einer Schneiderin einkleiden zu lassen.

      Mir fiel sofort auf, daß mehr als nur drei Kostüme angefertigt worden waren. Tatsächlich hatte die Schneiderin, eine zierliche Brünette mit braunen Augen und schulterlangen Haaren, ein ganz junges Mädchen dabei, vielleicht eine Auszubildende, dachte ich mir. Sie schleppte noch Teile rein, als ich schon mit dem ersten Kostüm begann. Die Schneiderin war auch ziemlich aufgeregt, merkte ich, als sie mir das erste Kostüm gab, ein beigen, kurzen Rock sowie ein Kurzjackett aus reiner Schurwolle. Beides paßte, für meinen Geschmack war der Rock jedoch etwas zu kurz. Sie bat mich, eine andere, transparente Strumpfhose anzuziehen und gab mir auch eine Chiffonbluse, um ganz angezogen zu sein. Mit den dunklen, wie immer hochhackigen, Schuhen sah ich sehr fesch aus. Ich probierte auch noch beige Schuhe, beides paßte. Ich fand mich selbst umwerfend, als ich mich im Spiegel ausführlich betrachtete und dachte, daß mir ein so kurzer Rock durchaus steht, ohne darin billig oder allzu frivol auszusehen. Kurze Röcke oder Kleider trug ich auch früher schon mal, z.B. wenn man abends in die Disco geht, aber als Business-Kleidung fand ich das sehr gewagt.

      Ein weiteres, anthrazitfarbenes Kostüm, das ich anschließend anprobierte, hatte einen sogar noch etwas kürzeren Rock und stand mir ebenfalls phänomenal. Mit einem so kurzen Rock wird der Blick auf die Unterwäsche beinahe unvermeidlich. Der dazugehörige Blazer war ebenfalls sehr knapp geschnitten und hatte nur einen Dreiviertelarm. Als nächstes holte sie ein Cocktailkleid hervor, das heißt, es waren sogar zwei Kleider, die nahezu identisch waren, aus mehreren Lagen Tüll, die unter einem Leinenstoff hervortraten und meine Figur umspielten. Eng an Hüfte und Busen, aber weit an den Beinen und den kurzen Ärmeln; wobei die beiden Kleider sich hierin unterschieden. Das eine war kurz und frech und das andere lang, mehr als Abendkleid. Bei welcher Gelegenheit würde ich diese Teile tragen? Ich hatte ja bisher immer nur Kostüme bekommen. Die Schneiderin holte nun sogar ein Hemdblusenkleid hervor, wie es in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts Mode war und heute nur noch selten getragen wurde. An meiner Miene merkte Antonio Lukas, meine Skepsis und bat mich um meine Meinung, die ich dann kundtat. Die Farbe gefiel mir nicht so ganz, ein heller Braunton. Zu meinen dunkelblonden Haaren, die ich gern mit hellen Strähnchen möglichst unauffällig aufhelle, paßt die Farbe nicht besonders gut. Außerdem war der Baumwollstoff nichts besonderes. Gabriella stimmte sofort zu. Frau Brüning mußte das Kleid wieder einpacken und erhielt den Auftrag ein neues Kleid in einem anderen Farbton anzufertigen, Ich regte an, Leinen oder ein Mischgewebe statt Baumwolle zu verwenden, was vom Ehepaar Lukas sofort aufgegriffen wurde.

      Es folgten noch weitere Kleider, Tops, Blusen, die alle aus edlen Stoffen und klassisch elegant bis sexy vom Schnitt her waren. Zumeist wurde meine Figur sehr betont. Insgesamt war diese Mode, die speziell für mich entworfen worden war, und von Frau Brüning mit weiteren Näherinnen umgesetzt wurden, klassisch stilvoll elegant.

      Der Clou war jedoch, als sie selbstgeschneiderte Unterhöschen auspackte, nach den Vorgaben von Herrn Lukas, wie sie betonte, denn ihr selbst schien es wohl ein wenig frivol. Eines war ganz aus Seide, eines ganz aus Spitze; allen Höschen fehlte aber die Baumwolleinlage im Schritt, die sonst solche Teile eigentlich immer haben, selbst die in den Erotik-Fachgeschäften. Ich wurde natürlich gebeten, die Teile anzuprobieren; kurz dachte ich daran, sie über den Slip anzuziehen, wie das im Kaufhaus bei der Anprobe gemacht wird. Weil ich mir sonst wie in einer Peepshow vorkäme. Aber das sollte es ja wohl auch sein, und so warf meine Hemmungen kurzerhand über Bord; ich dachte mir, dann strippe ich jetzt eben für diese illustre Gesellschaft. Keiner reagierte verlegen als ich meinen Slip zusammen mit der Strumpfhose abstreifte, nur die Azubine der Schneiderin guckte etwas irritiert. Aber auch sie wandte ihren Blick nicht ab. Irgendwie genoß ich das sogar.

      Die Frau vom Chef, Gabriella, eine künstliche Blondine mit schlanker Figur, betrachtete mich sehr aufmerksam. Besonders mein Busen hatte es ihr scheinbar angetan: natürlich hängt ein großer Busen, wie meiner, immer ein wenig, aber er war schön rund und recht fest – im Geschlechterkampf stellen sie meine Hauptstreitmacht dar, wie ein verflossener Verehrer einmal formuliert hatte. Richtig präsentiert, konnte ich damit noch immer jeden Mann entwaffnen.

      Hier muß ich kurz eine Bemerkung einschieben: Ich kann leicht einen Mann um den Finger wickeln. Wenn ich einen haben wollte, habe ich mir eigentlich nie einen Korb geholt. Aber ich bin damals auch nicht die liebestolle oder sexsüchtige, triebgesteuerte Person gewesen, die manch Leser nach meiner bisherigen Beschreibung hier vermuten könnte. Die Zahl meiner Affären hatte sich bis zu diesem Job durchaus in Grenzen gehalten. Ich hatte, wie ich weiter oben schon berichtete, erst mit 22 meinen ersten Geschlechtsverkehr und bin dann auch nicht gleich mit jedem, der mir gefiel, im Bett gelandet. Ich hatte drei oder vier längere Geschichten, wobei ich mit zwei verschiedenen Männern auch jeweils eine längere Zeit zusammen gewohnt hatte. Flüchtige Bekanntschaften reichen mir normalerweise nicht, um eine Nummer zu schieben, daher waren mir One-Night-Stands auch höchsten zwei oder drei Mal untergekommen. Kurz, ich bin weder besonders konservativ, noch besonders libertär.

      Ich mag aber Erotik, fühle mich wohl in meiner Haut und danke Gott, daß er mir nicht nur einen hellen Kopf, sondern auch eine tolle weibliche Figur gegeben hat – ich denke in dieser Hinsicht manchmal an die Szene an der Supermarktkasse im Film „Ein mörderischer Sommer“, mit Isabell Adjani alias Eliane. Rein Äußerlich bin ich allerdings ein ganz anderer Typ, ich habe eher etwas von der jüngeren Barbara Schöneberger, obwohl ich mich ungern mit irgendwem vergleiche. Im übrigen habe ich mir fest vorgenommen auch nicht so enden, wie Eliane, obwohl meine Geschichte tausendmal verrückter ist. Was meine Figur angeht bin ich auch nicht überkritisch. Wenn ich einmal, nachdem ich Weihnachten mit viel Schlemmen und wenig Bewegung bei meinen Eltern verbracht habe, nicht mehr in meine Lieblingsjeans passe – das Teil muß ja mal erwähnt werden, bei all den Kostümen, um die es bisher ging – dann lasse ich die eine oder andere Mahlzeit aus oder kleiner ausfallen und gehe wieder öfter Tanzen, Radfahren