Charles Cubon

Teich-Gelüste


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Seitenstraßen des Volksdorfer Stadtteils. Endlich tauchte das Schild der alten Dorfstraße auf. An Hassos Haus fuhr er vorüber und stellte das große Fahrzeug in einer nah gelegenen Seitenstraße ab. Nach kurzer Orientierung machte er sich auf den Weg. Hektisch befühlte er noch mal seine Jackentasche und ertastete die kleine Minoxkamera. Schnellen Schrittes ging er zu dem Haus der Katers und ergriff die Klinke des leicht angelehnten Gartentores. Vorsichtig, wie ein Dieb, schlich er durch den Garten um das große Panoramafenster zu erreichen. Hinter der Scheibe entdeckte er zwei skurrile Silhouet»Danke Boss! Vielen dank!«, verabschiedete sich Erni fröhlich und verschwand aus dem Büro.

      ten. Erni schlich seitlich etwas dichter heran und erschrak. Nein, verdammt! Es waren zwei riesenhafte große Tiere, oder? Im Strahl der Deckenspots glitzerte ihr schwarzglänzendes Fell so blank wie bei Seehunden, die frisch aus dem Wasser kamen. In duckender Haltung versteckte er sich hinter einem Rhododendronbusch und konnte nicht glauben, was er dort sah.

      Eine übergroße pechschwarze Katze, die seltsam schillernd auf dem breiten Sofa nach vorn übergebeugt hockte und einen bulligen Hund anfauchte. Zwischen den beiden lag ein frisch geräucherter großer Lachs auf einem Fressnapf. Die überdimensionierte Katze fauchte zum Fenster herüber. Fassungslos schüttelte er sich und verschloss für einen kurzen Moment die Augen. Am liebsten wäre er sofort wieder abgehauen, aber er hatte ihr ja versprochen, die Fotos zu machen. In seiner unerfahrenen Einfalt fragte er sich erschrocken: »Sind das nicht zwei Gestalten? Solche Lippen hat doch keine Katze?«, dachte er. Und der Köter hielt ihm seinen splitternackten Hintern entgegen, der, vom Deckenstrahler angeleuchtet aussah, wie eine polierte Tellermine aus dem Munitionsmagazin des Marinekreuzers. Angewidert von dieser Szenerie, die er so nicht erwartet hatte, starrte er mit schockgefrorenem Blick auf seine Kamera.

      »Was will Frau Kater damit bloß bezwecken? Verfluchter Schiet! Was meinte sie in dem Telefongespräch, er solle sich nicht beirren lassen von der Katze mit dem Hund?« Sie bat ihn, alles zu fotografieren, bis sie das Fenster zum lüften öffnete.

      »Sie hoffte darauf, dass er möglichst viele Fotos schoss, weil sie die dringend benötigt«, dachte er sich. Ob wohl er vor Neugierde platzte, mochte er auch nicht weiter nach fragen, denn so gut kannte er sie ja noch nicht. Völlig entgeistert hockte er seitlich des Fensters. In der Dunkelheit konnte man ihn von drinnen nicht wahrnehmen.

      Urplötzlich knurrte und bellte der Köter. Hüpfte hin und her und schüttelte seinen schwarzglänzenden Kopf.

      »Aber diese Stimme? Woher kennst du diese vertraute Stimme? Verdammt!«, überlegte er krampfhaft.

      »Verflucht! Ich glaub’s nicht! Wo ist sie? Frau Kater – und wo ist die Dame, die er kennen lernen soll?«, rätselte er. Leibhaftig tauchte im Lichtkegel die Visage des Köters auf. Verzerrt zu einer hässlichen Grimasse. Er keifte wild um sich, aus seinen Lefzen floss der Speichel. Schaumblasen standen auf seinen Lippen, ekelhaft dieses Schauspiel. Was passiert hier für ein Theater? Wütend hob der Köter sein Bein und setzte einen Stahl an die Sofaecke. Auf allen vieren kroch er weiter und gebärdete sich, als müsste er sein Revier verteidigen. Schemenhaft erkannte Erni die grimmige Visage. Es war Hasso der kleine Terrier.

      Kopfschüttelnd und atemlos verfolgte er die Aktion seines ehemaligen Marineoffiziers. Hasso, die Drecksau, in neuer Uniform, aus blankpoliertem glänzendem schwarzen Leder, im Design eines Straßenköters, mit hochstehenden Ohren, deren Spitze nach vorne herabfiel. Über dem Hintern ein dicker kupierter Stummelschwanz.

      »Jetzt dreht er sich herum, und was sehe ich, er hebt nochmals ein Bein. Wo, wo ist er? Der Penis! Nicht zu erkennen. Hat er keinen? Verflucht, der hat keinen! Alte Drecksau! Hasso, der mich die Latrinen schrubben ließ. Sei verflucht, du Hundesohn einer missgünstigen Hexe. Da schon wieder. Er hebt sein Bein. Und was sehe ich? Einen Stummel, klein und kurz wie eine abgebrannte Zigarre. Elend – Gibt’s das. Wo bin ich? Im Vorhof der Hölle! Wo bin ich bloß gelandet? Verdammt! Er hebt das Bein und strullt an die andere Seite des Sofas. Die Katze faucht und krallt mit ihren überlangen Krallen in seinen Rücken. Der verdutzte Köter springt sie an, wirbelt herum, mit allen vieren ist er in der Luft, dann hüpft er zur Seite, jetzt legt er sich jaulend zu Boden.

      Die Katze, sie ist es! Sie, Hassos junge Frau.« Es war die schüchterne, die liebevolle, die, in die er sich fast schon verliebt hatte an jenem Abend. Lauernd und fauchend lag sie auf dem roten lederbezogenen Sofa. Das halbe Gesicht verhüllt mit einer schwarzen Katzenmaske. Ihre aufrecht stehenden Katzenohren blitzten im Schein der Deckenstrahler. Aus der schwarzen Katzenkopfmaske leuchteten ihre dunklen Augen hervor, wie die Bullaugen eines stolzen Schoners. Plötzlich erhob sie sich und krallte nach dem Fisch. Der Lachs wirbelte durch die Luft. Der Mistkerl schnappte mit dem Maul danach, wie ein Köter, der von seinem Herrchen einen Happen zugeworfen bekommt. Der Fisch fiel laut klatschend zu Boden. Die Katze lauerte, erhob sich – und griff ihn erneut an. Aus ihrem glänzenden Lederkostüm drangen ihre schneeweißen Brüste hervor, ihre Knospen standen erregt aufrecht. Wild gebärdete sie sich, wand sich und langt ihm eins auf den Kopf.

      »Ich glaub’s nicht! Hasso greift sie an, verflucht schnell abdrücken. Er bellt und gebärdet sich wie eine Bestie. Da, er dreht sich und zeigt seinen blanken Hintern. Verflucht, wo steckt sein Ding? Ich brauch es auf dem Foto. Die Katze! Sie macht einen Riesen Buckel und was sehe ich? Sie springt mit ihren pechschwarzen Handschuhen auf dem Sofa herum und zeigt ihre langen glänzenden Krallen. Oh Gott, ich sehe ihr Geheimnis. Sie trägt es offen zur Schau, in Rosarot blitzt es ihm entgegen. Der Kötermann springt sie an. Blitzartig dreht sie sich herum und krallt erbost in seinen Rücken. Da abdrücken! Unglaublich! Er beißt sie in den Arm! Sie zieht ihn blitzschnell weg und krallt ihm von der anderen Seite eins an die Wange.« Sein lautes Winseln und erbärmliches Jaulen fuhr Erni durch Mark und Bein, so dass es ihm draußen gruselte. Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken und er musste fast würgen. Jetzt schnappte der Köter nach dem Fisch und legte sich auf allen Vieren vors Sofa.

      Schmatzend kaute er auf dem angefressenen Lachs herum, dann biss er nochmals hinein. Die Fetzen des Lachs flogen wirbelnd durch die Luft. Hasso sprang erregt hoch, schnappte erneut zu und machte plötzlich Platz wie ein braver Köter. Fischreste ragten aus seinem Mund und Stücke der Fischhaut hingen vor Sabber triefend herab. Es war widerlich.

      Mit sanfter Geste erhob sich die Katze. Ihre Silhouette spiegelte sich in dem knallroten Sofa. In erotischer Pose drehte sie sich herum und bückte sich rückwärts über die Sofalehne hinweg. Mit geschmeidiger Gestik, nach Katzenart, griff sie sich erneut ein Bündel Reisig. Entgeistert schaute Erni zwischen ihre Beine. Blitzschnell fuhr sie herum. Ihre Krallenhand umklammerte das Bündel und sie drosch auf den Köter ein, der sie flehend anwinselte.

      Gebannt verfolgte Erni die Aktion. »Schlag weiter zu, verdammt! Der Sauhund hat es verdient! Diese miese, elende Ratte! Jetzt tut sie es! Sie drischt auf ihn ein. Bravo!,« dachte Erni. Heulend vor Wut sprang der Hund herum. Sie zog ihm noch eins drüber. Spontan sprang er vor Schmerz zur Seite und kläffte sie wütend an.

      »Jetzt gibt’s noch ’ne Ladung! Sie war in Rage und schlug zu. Immer wieder und wieder. So kräftig, dass kleine Splitter vom Holz absprangen und durch die Luft flogen. Der geschundene Köter jaulte wie ein wilder Wolf, was in einem erbärmlichen Stöhnen endete. Nackend blitzte sein von Striemen durchzogenes Sitzgerät unter dem ledernen Stummelschwanz hervor. Vom grellen Licht angestrahlt stach es Erni in die Pupille wie feine Nadelstiche. Und schon wieder prasselten die Hiebe der Lust auf den Köter herab. So kräftig, dass die rote Haut seines Fleisches bebte und erzitterte. Sein von Lust getriebenes Grinsen verriet Erni, dass er die Tracht Prügel genoss, wie ein Kind den Kuss seiner liebenden Mutter. Mit weit gespreizten Beinen stand sie wie eine Furie vor Hasso. Unwillkürlich starrte Erni auf ihre Schätze, die sich unter ihren Rundungen den Weg in die Freiheit bahnten und sich ihm in dieser widerlichen Szene so offenbarten. Hasso robbte von Gier besessen an sie heran und küsste die Lippen ihrer leicht geöffneten Scham. Dann biss er wutentbrannt hinein. Vor Schmerz aufschreiend ließ sie die abgebrochenen Spitzen der Rute über seinen Rücken sausen. Wie das Trommelfeuer aus einem Maschinengewehr prasselten die Schläge auf ihn herab und er war ihrer Willkür überlassen. Zähnefletschend biss er in ihren Schenkel und schielte hinauf in ihr von Schmerz verzerrtes Gesicht.

      Hasso genoss diesen Anblick und sein Kopf wanderte zu ihren