Karin Pfeiffer

Draggheda - Resignation


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breiter, denn da war niemand. Unsicher vergewisserte sie sich, dass er sie immer noch im Auge behielt, dann wich sie erneut aus und Falk machte den nächsten Schritt auf sie zu. Sie knetete ihre Finger, ihre Gedanken rasten.

      »Was?«, der Maulwurf hatte sie etwas gefragt und wieder hatte sie keine Ahnung, was er von ihr wollte. Mit Gewalt versuchte sie sich auf den ihn zu konzentrieren und Falk zog die Schlinge weiter zu. Sein Lächeln verschwand, und als er den Kopf von links nach rechts drehte, knackten seine Wirbel laut und hörbar. Sie schluckte, schloss für einen Moment die Augen und es gefiel ihm sehr, dass sie noch röter wurde.

      Als er den nächsten Schritt tat, konnte er sie riechen. Er mochte, wie sie versuchte, sich unter Kontrolle zu bekommen und wie jämmerlich sie versagte. In all der Zeit, in der er hier in dieser Welt war, war ihm kaum etwas Echtes untergekommen. Die Frauen waren genau wie Neel sie beschrieben hatte. Und genau, wie er voraussagte, verloren sie schnell ihren Reiz. Doch diese da schaffte es nicht, ihre Unsicherheit und ihren inneren Frust zu beherrschen. Damit gefiel sie ihm mehr, als alle, die er bisher hatte. Und von diesem Moment an wollte Falk sie. Es war ihm egal, dass sie nicht in sein Beuteschema passte. Alles was er wollte, war sein Gesicht in diesem Geruch zu vergraben.

      Frances registrierte, dass den Mann eine Regung durchfuhr, und sie bekam Gänsehaut. Sie hatte keine Ahnung, was genau gerade passierte. Alles um sie herum fühlte sich plötzlich wattig an. Alles bis auf den großen Mann, der sie anstarrte.

       »Was?«, fuhr sie herum. Oh ja, diesmal war sie eindeutig wütend. Das Frettchen auf der anderen Seite des Tisches gab einfach keine Ruhe und sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt dafür, dass er sie aus diesem Tagtraum holte.

       »Was? Bitte Sam!«, unterbrach sie ihn »Ich ... ich muss ... ich muss mich frisch machen!«

      Als sie vom Tisch floh folgte er ihr langsam.

      ....

      In die Damentoilette rein, in eine der Kabinen und die Tür hinter sich zu! Das war alles, was sie wollte. Sie war aufgelöst. Was verdammt nochmal ging hier vor?

       »Beruhige dich!«, schalt sie sich. »Blöde Gans!«

      Sie atmete einmal tief ein und wieder aus - nochmal ein und wieder aus und dann öffnete sie die Tür und erschrak, als Falk sie wortlos in die Kabine drängte und die Tür hinter sich schloss. Sie taumelte zurück und öffnete den Mund, doch er gab ihr keine Chance etwas zu sagen. »Nein!«, entgegnete er stattdessen leise, »Fang jetzt bloß nicht an zu lügen! Ich kann dich riechen, also sei still!«

      Sie hielt völlig überfahren mitten im Luftholen inne, doch als er an ihr herabglitt und sie sein Gesicht tief an ihrem Körper fühlte. Als die großen Hände des Fremden langsam unter ihren Rock fuhren, da keuchte sie - doch sie wehrte sich nicht. Und nachdem seine Finger sie erreichten, gab sie auf! Sie wollte, was er tat! Sich jetzt zu verweigern wäre Heuchelei gewesen! Und Frances Callone war vieles, sie war alleine, sie war verzweifelt, sie hatte das Gefühl ihr Leben verschwendet zu haben, doch sie war keine Heuchlerin! Falk folgte ihren Gedanken und er griff nach ihr, zog sie fester an sein Gesicht und erfreute sich an den Geräuschen, die sie über ihm machte.

      Sie brauchte nicht lange bis sie kam, und Falk genoss den Moment mindestens ebenso wie sie. Frances sackte kurz über ihm zusammen und es dauerte einen Augenblick, bis sie die Hände aus seinen Haaren löste.

      Als er aufstand und sie anlächelte, wich ihr Blick ihm aus. Sie war gerade von einem Wildfremden in einer Restauranttoilette befriedigt worden und jetzt war der Moment der Scham gekommen. Und auch der gefiel Falk, denn auch dieser Moment war echt. Die ganze Frau gefiel ihm und zum Abschied küsste er sie freundlich. Dann verließ er die Kabine und Frances sank entsetzt auf die Toilette.

      Es dauerte ewig, bis sie sich wieder bewegte. Sie hatte keine Ahnung, wie sie nun wieder in das Restaurant gehen sollte. Jeder würde sehen was sie gerade ...

      Nein, sie konnte es nicht mal denken. Sie riss sich zusammen, kam vorsichtig aus der Kabine und immer noch völlig überfahren wusch sie sich ihr Gesicht. Frances schüttelte den Kopf, war entsetzt von sich und wagte es kaum, in den Spiegel zu sehen. Doch als sie es endlich tat dauerte es nur einen winzigen Moment und dann lächelte sie sich an: Ja, vielleicht war es nicht besonders ... hmmm, anständig ... aber es hatte sich gut angefühlt.

      Eine lange Zeit betrachtete sie sich im Spiegel. Dann beschloss sie, nicht zurück an den Tisch zu gehen. Sie würde sich jetzt nicht zu diesem verdammten Langweiler setzen und sich dieses Gefühl der Befriedigung kaputt machen lassen! Also lächelte sie sich ein letztes Mal im Spiegel an und verließ das Restaurant durch den Hintereingang.

       In der Nacht

      Als Falk ihr Haus betrat, war alles um ihn herum dunkel und still. Er war ihr gefolgt. Er hatte ihr Gesicht gesehen, als sie das Lokal verlassen hatte, und ihm gefiel der Gedanke, das sie den Maulwurf ohne ein weiteres Wort sitzenließ. Außerdem hatte er nichts anders zu tun. Das Haus das sie betrat, war nicht groß und er wartete, bis das letzte Licht erlosch. Langsam setzte er seinen Fuß auf das Grundstück und sah sich um. Das Haus hatte einen großen Garten, ziemlich verwildert. Er warf einen Blick in die Garage und fand dort einen kleinen Alfa. Kein großer SUV, keine teure Männerkarre.

       Er wartete noch eine Zeitlang und als sich nichts rührte, trat er ein. Es war nicht nötig, die Tür aufzubrechen. Wesen wie er machten sich nichts aus Wänden oder Türen. Er glitt in ihr Haus und sah sich in aller Ruhe Raum für Raum an.

      Zuerst betrat er ein großes Wohnzimmer, vollgestopft mit Büchern. Nur ein kleiner Fernseher stand verstaubt in der Ecke. Eine große Couch dominierte den Raum und überall lagen Stapel von Büchern. Ohne erkennbare Ordnung waren überall Unterlagen verteilt. Er nahm ein paar Papiere auf und überflog sie. Doch er ließ sie achtlos fallen, als er einige Bilder auf einem der Regale bemerkte. Langsam trat er näher und betrachtete sie. Er sah die Frau und einen Mann lachend in einem Restaurant sitzen. Dann posierten sie zusammen vor einem seltsamen Turm. Auf einem anderen Bild standen sie vor einer riesigen Kirche. Falk nahm die Bilder nacheinander herab und musterte sie genauer. Der Mann schien um einiges älter als sie zu sein.

      Voller Neugier betrat er die Küche und ein fast kindlicher Ausdruck überzog sein Gesicht, als er den Kühlschrank öffnete. Denn er roch Fleisch! Gutes Fleisch! Nicht das, was ihn wie sonst zum Würgen reizte! Nein, dieses Fleisch roch gut! Es gefiel ihm hier immer besser.

      Auf seinem Rundgang durch das untere Geschoss durchstöberte er noch zwei weitere Räume. In einem waren noch mehr Bücher und ein Computer. Auch hier herrschte ein seltsames Chaos durch die scheinbar wahllos verteilten Bücherstapel.

      Doch dann öffnete er die Tür zum letzten Raum und diesmal übertrat er die Schwelle nicht. Denn in diesem Raum herrschte keine Unordnung. Dieser Raum war fast leer. In der Mitte stand ein Ständer mit einem kleinen Heft darauf. Seltsame Zeichen waren darin verzeichnet. Auf dem Ständer lag eine Flöte. Dieses Zimmer war zum Garten hin ausgerichtet und wurde durch eine große Terrassentür abgetrennt. Falk nahm den Frieden wahr, der hier herrschte. Einen letzten Moment nahm er die Stimmung noch in sich auf, dann zog es ihn nach oben.

      Im oberen Geschoss fand er das Bad. Schnell checkte er, ob hier Männerutensilien zu finden waren, doch er wusste bereits, dass sie alleine war. Außer dem Bad gab es ein weiteres kleines Zimmer in dem ihr Kleiderschrank stand. Auch hier herrschte ein heilloses Durcheinander. Falk wunderte sich über sich selbst als er erkannte wie viel Spaß ihm das alles machte. Dann stand er vor der letzten Tür. Ohne einen Laut zu machen, öffnete er sie und wieder hielt er inne und ließ die Atmosphäre auf sich wirken. Dieses Zimmer war wunderschön und ebenfalls zum Garten hin geöffnet. Die Tür, die auf einen großzügigen Balkon führte, war offen und die leichten Vorhänge bewegten sich sanft im Wind. Hier waren nirgendwo Bücher verteilt. Hier gab es nur eine Menge Pflanzen und ein Bett mit der Frau, deren Geschmack er immer noch auf den Lippen trug.

      Erneut staunte er über sich selbst, doch er gab zu, dass ihm die Stimmung gefiel, in die ihn all das brachte. Er fühlte sich seltsam friedlich und er wollte sie nicht erschrecken. Falk näherte sich ihr und achtete darauf, sie nicht zu berühren. Er legte sich an ihre Seite und betrachtete das schlafende Gesicht. Ihre Haare waren