Rainer Zak

Der lange und der kurze Weg


Скачать книгу

spricht doch alles dafür, dass wir beide endlich auch mal so was verdient haben? Die Gelegenheit war noch nie so günstig. Komm, wir machen mal Probeliegen!“

      Mit großen Schritten eilte Florian der Brautschwester hinterher; es gelang ihm gerade noch rechtzeitig sie einzufangen, bevor Marlene sich mit Anlauf und Schwung auf das große Hochzeitsbett werfen konnte.

      Sie zappelte in seinen Armen, bis er sie mit Mund und Händen in eine schnurrende Katze verwandeln konnte.

      „Du spinnst wohl, Süße,“ flüsterte er dann, „wir können den beiden doch nicht den Spaß verderben. Verknüllte Laken, fremde Düfte und was sonst noch alles zurückbleiben kann.“

      Florians Erkundung bei der Hotelleitung sorgte jedoch eine Viertelstunde später für großes Entzücken bei der von Hochzeitsnacht-Gefühlen angefixten Marlene. ‚Nizza’ stand in verschnörkelter Schrift über der Tür gleich neben dem Hochzeitszimmer. Das fand Marlene sowieso schicker als ‚Venedig’.

      Es fehlte hier die Opulenz der Ausstattung; fast alles in diesem Raum war ein paar Nummern kleiner als nebenan.

      „Aber das Bett ist genau so groß!“ Sie glich mit ihrem Strahlen ohne Weiteres die Schummrigkeit in den Winkeln des Raumes aus.

      IV.

      „Muss man bei einer Hochzeitsnacht eigentlich auf etwas Besonderes achten?“ fragte Marlene vom Fußende des Bettes her, als warte sie auf so etwas wie einen Startschuss aus der Kulisse.

      „Das Rezept für ‚Hochzeitsnacht’ ist so einfach wie bei Hausmannskost“, witzelte er. „Man nehme: einen Mann, eine Frau und ein Bett. Alles Weitere ist Dekoration!“

      „Na gut“, sagte Marlene. „Es ist von Allem genug da!“ fand sie schließlich und schubste ihn ohne Ansatz und Vorwarnung aufs Bett. Sie dachte nicht daran, ihm eine Chance zu geben, aus der Käfer-Rückenlage zu entkommen; denn sie setzte sich einfach auf ihn.

      „Hatten wir das nicht alles schon einmal?“ erinnerte er sich und suchte unter ihrem Rock wieder Halt für seine Hände.

      „Genau!“ stimmte sie zu. „Aber es wird jedes Mal schöner.“

      Sie hatte mittlerweile ihren Oberkörper auf ihn hinuntersinken lassen und ihre Worte waren immer leiser geworden.

      Marlene spreizte sich über ihn und verschränkte ihre Schenkel mit seinen; ihre sanft kreisenden Hüften spielten vorsichtig mit seiner Erregung, die merklich wuchs. Mit Mühe zügelte Marlene die eigenen Wünsche, ihre Lust auf ihn, zögerte den Moment hinaus, alle Dämme brechen zu lassen.

      „Sprich mir nach!“ flüsterte sie.

      „Was kommt denn jetzt?“ tauchte er aus dem Gefühl der Vorfreude auf, das ihn schon in fortgeschrittenem Maße benommen gemacht hatte.

      „Jetzt kommt das Gelübtnis des Bräutigams!“ kicherte sie, stützte ihre Arme auf seine Schultern und nahm dabei gerade noch wahr, wie er seine Augen verdrehte.

      „Ich gelobe, keinen Quadratzentimeter von Marlenes Haut auszulassen, wenn es Zärtlichkeiten setzt... “ Er brummte zustimmend.

      „ ...werde dabei weder meine Hände und Lippen, die Zunge, sowie alles, was sonst noch in Frage kommt, schonen...“ Florian ächzte und stöhnte vernehmlich.

      „ ...und dieses Weib unablässig in Bewegung halten, bis morgen früh!“ Marlene wurde von einer sich aufschaukelnden Welle heftiger Atemzüge ins Schaukeln versetzt.

      Dann packte Tobias Marlene mit einem triumphierenden Ausruf, wirbelte sie im Bett herum und begrub sie unter sich.

      „So!“ sagte er. „Immer ich! Immer nur ich! Dein Beitrag beschränkt sich wohl auf wohliges Schnurren und heftiges Stöhnen?“

      Als Antwort rieb sie sich schlangengleich an ihm, wo immer sie ihn erreichen konnte, zog ihn schließlich voller Hingabe zu sich herab.

      „Wie wäre es, wenn ich die wundervolle Aufgabe übernähme, dich glücklich zu machen?“ Sie lagen regungslos und still in den frisch duftenden Laken, mit ihren Körpern verschränkt, als gäbe es in diesem Bett nur ein einziges Wesen.

      Dann rollte er sich ein Stück beiseite und begann ihre Wünsche zu erfüllen.

      Als er ihr Rock und Bluse abgestreift hatte, war ein guter Teil von dem getan, was Platz schuf für die Wege seiner Lippen und Hände über ihre freigelegte Haut.

      Bald lag Marlene wie eine aufgeblühte Rose mitten im großen Bett, folgte mit vor Freude weit geöffneten Augen Tobias Bewegungen, als er zuletzt seine Cord-Jeans beiseitelegte und auch sein letztes Kleidungsstück abstreifte.

      Sie rekelte sich, spannte die Muskeln an und schob sich lächelnd auf ihn zu.

      „Ich weiß immer noch nicht, was ich an dir so Besonderes finde!“ sagte sie in die Stille der auf beiden Seiten wachsenden Erregung hinein.

      „Du bist mir gegenüber frech, unverschämt und himmelschreiend selbstbewusst gewesen!“

      „Ich weiß!“ erwiderte er. „Aber manchmal fängt etwas genauso an, was man ‚Liebe’ nennt. Das ist so, auch wenn zwei zuerst glauben, dass man den Anderen nicht ertragen kann. Man reibt sich aneinander; dann wird das Aneinander-Reiben immer zärtlicher, bis man entdeckt, dass nichts wichtiger ist, als mit dem Anderen zusammen zu sein.“

      „Ja“, sagte sie, „ich möchte mit dir zusammen sein, -jetzt!“

      Sie bemerkte ein Frösteln auf ihrer Haut, obwohl der Raum wohl temperiert war.

      Dies war kurz bevor er eine Hand auf ihre Hüfte legte und die andere unter ihrer Achsel hindurch zu ihrer Schulter hinaufschob. Dann deckte er ihren Körper wie mit einem samtenen Mantel zu. Tobias ruhte zwischen ihren Schenkeln und ließ sie spüren, dass sie seine Frau war.

      Die Zelte der Cevennen

      I.

      Neville wuchtete sein Gepäck aus dem Zug, der im winzigen Bergbahn-Bahnhof haltmachte; er rechnete damit, der einzige Passagier zu sein, der hier den Zug verließ.

      Sein Kumpel Lester sollte heute dabei sein, hatte sich aber dann drei Tage vor der Abreise beim Sprung aus dem Bus das Bein gebrochen. Er aber ließ sich nicht abhalten und machte sich allein auf die lange geplante Cevennentour.

      Beim Absetzen des Rucksacks auf dem Bahnsteig nahm er aus dem Augenwinkel am anderen Ende des Zuges eine Bewegung wahr.

      Zwei weitere Passagiere rollten und schoben ihr Gepäck ins Freie.

      Als die beiden sich Neville näherten, konnte er einen Blick auf vier wundervolle Frauenbeine werfen, die aus kurzen Leinenhosen mit verführerischen Rundungen herausschauten.

      „Hey“, begrüßte er sie, „sagt bloß, ihr wollt die Cevennen unsicher machen. Die schmalen Passagen sind ja hier nicht ohne; da hat frau aber einiges dran zu knabbern!“

      Hanna und Jeanette, die beiden Alpinen aus Deutschland, gruben ihm gleich das Oberwasser ab.

      „Wenn du dich alleine nicht traust, darfst du bei uns Sherpa spielen“, gab ihm die blonde Hanna Zunder, während die dunkle Jeanette sich gnädiger zeigte.

      „Drei gegen die Cevennen schaffen das besser als nur zwei.“

      II.

      So waren sie sich schnell einig, den Weg durch Wald und Fels gemeinsam anzugehen und verbrachten einen sonnigen und fröhlichen Tag bei einem geruhsamen Anstieg.

      Das eine oder andere Mal kam Bedauern in ihm auf, Bedauern für Lester, der sich so gut darauf verstand, das lebhafte Interesse attraktiver Frauen auf sich zu ziehen. Auf der anderen Seite genoss es Neville aber auch über alle Maßen, so die ungeteilte Aufmerksamkeit seiner beiden liebenswerten Begleiterinnen zu erhalten, die mit zunehmender