ich Ihnen ein paar gute Tipps, wie sie es einer Frau fantastisch besorgen könnten. Ich wette, dass es da bei Ihnen auch nicht zum Besten steht.“
Drei Kundinnen an der Fleischtheke hatten diese saftige Tirade Wort für Wort mitbekommen und prusteten gleich darauf begeistert los.
Helge aber fand eine Lücke neben dem Tresen und machte sich wagenklappernd aus dem Staub.
Früher hatte sich Helge noch nie so aufmerksam und vorsichtig zwischen seiner Wohnungstür und dem Parkplatz vor dem Haus bewegt wie in den Tagen danach. Dieser Megäre wollte er unter gar keinen Umständen zufällig über den Weg laufen.
Einmal bewältigte er sogar die 124 Stufen zu seinem Appartement zu Fuß, da Ute zur gleichen Zeit mit dem Fahrstuhl einige Regalbretter und Polsterteile nach oben beförderte.
IV.
Es gab eine Zeit, wo solch eine Treppenbesteigung für ihn eher eine Auflockerungsübung war. Da war er in den Kampfstätten der Leichtathleten in ganz Europa zu Hause und zählte meist zu den Favoriten. Dann passierte in Barcelona die katastrophale, völlig verdrehte Landung in der Sprunggrube. Nach Krankenhaus und Reha brach die Zeit an, wo mehr als fünf Stufen für ihn nicht ohne Schmerzen zu bewältigen waren.
Mittlerweile konnte er den Weg hinauf zu seinem Appartement wieder problemlos bewältigen. Aber er wollte mehr!
Noch hegte Helge die Hoffnung, der Muskel wäre später einmal wieder voll belastbar und seine Weitsprungleistungen könnten wieder das europäische Niveau erreichen. Er wehrte sich noch beständig gegen den Gedanken, die schwere Muskelverletzung am Oberschenkel vor zwei Jahren wäre möglicherweise das Ende seiner sportlichen Karriere.
„Wir brauchen dich hier im Verein!“ versicherte ihm Matthias, der führende Konditionstrainer im größten Sportverein vor Ort, unter dessen Leitung Helge die Betreuung des Gymnastik-Trainings in die Hand genommen hatte.
Als Helge am Mittwochabend die Sporthalle betrat, erfuhr er als Erstes, dass die Frauengymnastik-Gruppe Zuwachs bekommen hatte.
Er traute seinen Augen nicht! Alle Bemühungen waren vergeblich gewesen.
Sie stand mitten in der Gruppe und schaute ihm ganz unbefangen entgegen. Und als er sich zur Kiste mit den Sprungseilen hinunterbeugen wollte, tat sie schnell ein paar Schritte auf ihn zu und stand vor ihm.
„Hallo“, sagte sie, „ab heute mache ich hier mit.“
Es blieb ihm gerade die Zeit einmal durchzuatmen.
„Ich heiße Ute; die anderen haben mir schon gesagt, dass du Helge heißt!“
Helge war zwar verunsichert, überspielte die Situation jedoch geschickt und mit charmanter Grimmigkeit.
„Willkommen bei uns, Ute!“ sagte er routiniert. Und dann sehr viel leiser: „Du hast mir hier noch gefehlt!“
In sein ein wenig starres Lächeln hinein flüsterte Ute zu seiner größten Verblüffung: „Frieden?“
V.
Helge tat es manchmal gut, wenn hin und wieder eine der Frauen in seiner Gymnastikgruppe ein vorsichtiges Interesse für ihn signalisierte, -für ihn als Mann. Den unauffälligen Blicken und Berührungen begegnete er einfühlsam mit Gesten, die weder als Ermunterung noch als Zurückweisung verstanden werden konnten. Seine Hilfestellung bei der Einübung neuer Bewegungsfolgen war sparsam bemessen und gleichmäßig auf alle Frauen verteilt.
Bei der Einweisung einer neuen Teilnehmerin sah dies aber völlig anders aus.
Und wenn dieses neue Mitglied der Gruppe erst kürzlich ihn als Mann in aller Öffentlichkeit lächerlich gemacht hatte, stünde ihm wohl eine Zerreißprobe bevor. Dem sah Helge mit banger Erwartung entgegen.
Ute betrachtete Helge aber inzwischen in einem neuen Licht. Sie hatte von dem schweren Schlag erfahren, von der immer noch offenen Wunde seiner Enttäuschung.
Und mit jeder Trainingsstunde erfreute sie sich mehr daran, wie wunderbar er sich mit all den Frauen verstand, die seinen Fähigkeiten und Erfahrungen vertrauten.
„Ich bitte dich, meine Entschuldigung anzunehmen. Ich war beim Discounter sehr hässlich zu dir!“ murmelte sie nach dem Training beim Verlassen der Halle.
Helge wusste noch nicht, ob er nur einfach zufrieden damit oder sogar begeistert davon war, wie sie die Heilung ihrer gegenseitigen Verletzungen ohne zu zögern in Angriff nahm.
„Gut“, sagte er, „Hauptsache du machst nicht dauernd Verbesserungsvorschläge für meinen Trainingsstil!“
„Das lässt sich machen“, erwiderte Ute, „solange du mir keine Vorschriften machst, wie ich Hörgeräte einstelle!“
„An Intelligenz scheint es ihm ja nicht zu fehlen“, dachte sie, als sie an seinem sparsam hochgezogenen Mundwinkel erkannte, dass er sofort verstanden hatte und ihn der Vergleich amüsierte.
Utes Mutter hatte sie lange Zeit als den größten Dickkopf aller Zeiten bezeichnet. Wenn dies stimmen sollte, bekam Ute wohl soeben harte Konkurrenz.
Aber dann war alles doch viel einfacher. Seine Arbeit als Trainer war hervorragend und sie sagte es ihm. Das Training bei ihm tat ihr, ihrem Körper und ihrer Seele gut.
Und als sie ihm auch dieses sagte, geriet er einen Moment lang in Versuchung, ihr zu gestehen, dass er sich schon lange jedes Mal auf die Trainingsstunde mit ihr freute.
Ute sah ihm nach, dass er es nicht wagte, dies auszusprechen. Denn sie wusste längst, vielleicht schon länger als er selbst, dass die übrigen Frauen im Gymnastikkreis nur den Rahmen für ihr Zusammensein abgaben.
VI.
Ute hatte bei einem Gespräch gelauscht, als Helge sich über das Weihnachtsfest lustig machte und seine Absicht verkündete, dieses Jahr wieder komplett zuzumachen: kein Baum, kein Geschenke-Rummel und Medien-Verweigerung.
Das war der Tag, als sie sich für Helge ein alternatives Weihnachtsprogramm ausdachte; und dies hieß ‚Ute’.
Helge beendete die letzte Trainingsstunde vor Weihnachten; die Halle leerte sich und er angelte nach dem Schlüssel für das Portal. In diesem Moment hielt ihn ein Ruf aus dem Hintergrund zurück.
Im Laufschritt eilte Ute quer durch die Halle auf ihn zu. Ihre wippenden Brüste hatten schon seit Längerem bei den Laufübungen seine Konzentration sehr beeinträchtigt.
„Helge“, rief sie im Ansturm von Weitem und landete fast in seinen Armen, „geh noch nicht; bleib doch eine Weile und hilf mir noch mal bei diesem vertrackten Überroller.“
Sie hielt sich an seinem Arm fest, stemmte sich dagegen, dass er die Halle verließ, und sah ihn mit bittenden Augen an.
„Sag bloß, ich muss jetzt noch Überstunden machen?“ tat er mürrisch, legte aber den Arm versöhnlich um ihre Taille, sodass ihre Brust und ihre Hüfte ihn streiften.
Sie strich kurz mit einer Hand über seine Brust und lächelte ihn an.
Er zögerte bei dem Gedanken, dass nur eine kleine Körperdrehung gereicht hätte, sie ganz in seine Arme zu schließen.
„Mit mir kann man’s ja machen“, brummte er dann doch nur und nahm sie bei der Hand.
„Komm schon, Ute!“
Sie packte sich selbst eine der Matten, platzierte sie am Hallenrand und streckte sich flach auf dem Rücken vor ihm aus. Das dünne Turntrikot umschloss sie wie eine zweite Haut; die Formen ihres Körpers zeichneten sich im Detail ab.
Er kniete über ihr und hatte ihre Brüste dicht vor sich. Er merkte sofort, wie seine Konzentration sich verflüchtigte.
Seitlich in Höhe ihrer Taille brachte Helge seine Knie in Position, legte eine Hand auf die Kuppe ihrer Schulter und die andere unter die Kniekehle.
Als er so den Oberschenkel zu ihrem Körper führte, rutschte seine Hand weg und glitt in ihren Schritt. Ute ließ einen schwachen Laut