Madeleine Abides

Ein gefährliches Spiel


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      „Ach das …“

      Einen Sklavenring, wäre die korrekte Antwort gewesen. Aber das war ein Stichwort, das mir bei so einem unschuldigen jungen Ding zu riskant schien. Also sagte ich lieber:

      „Ist wahrscheinlich nur so ein Schmuckstück.“

      „Ob mir das stehen würde?“

      Sie sagte das genau in dem Moment, in dem ich von hinten an sie herangetreten war. Ich musste unbedingt die DVD-Hülle sicherstellen, ehe sie mich mit ihrer endlosen Fragerei so weit in die Enge getrieben hatte, dass mir vielleicht wirklich keine Ausrede mehr einfiel.

      „Oh, ganz sicher“, erwiderte ich, indem ich mit spitzen Fingern eine Linie um ihren bildschönen Hals zog, dort, wo der Sklavenkragen in etwa zu liegen gekommen wäre. Sie drehte den Kopf zu mir, lächelte heiß und entwand sich mir ein weiteres Mal.

      Wenigstens hatte ich jetzt die DVD.

      *

      Ihre Figur war ein Traum. Rank und schlank, alles in perfekter Balance. Michelangelo hätte seine Freude an ihr gehabt.

      Die kleinen, feinen Ausbuchtungen vorne wie hinten beeindruckten mich schon in Ruhestellung über alle Maßen. Doch sie bewegte sich auch noch geschmeidig wie eine junge Katze, und mit jeder Bewegung offenbarten sich neue aufregende Ansichten. Ihre Arme waren auffallend schmal, so dass ich ein ums andere Mal registrieren konnte, wie mein Beschützerreflex ansprang und ich das heftige Bedürfnis verspürte, ihr eine starke Schulter zu sein, an die sie sich schutzsuchend anlehnen konnte. Auch ihre Taille war schmal. So schmal, als habe die Natur ein Ausrufezeichen setzen wollen, um darauf aufmerksam zu machen, dass darunter umwerfende Hüften zu einem Becken ausluden, welches an Weiblichkeit nicht das Geringste zu wünschen übrig ließ.

      Und dann diese Beine.

      Wow!

      Ihre schiere Länge hätte zu dem Trugschluss verleiten können, dass sie unmittelbar unter den Schultern beginnen mussten. Das war glücklicherweise nicht der Fall. Bei diesem Prachtkind war alles am richtigen Platz, da war ich nahezu sicher. Um die erforderliche letzte Gewissheit zu erlangen, musste ich natürlich erst gewisse verborgenere Partien dieses märchenhaften Körpers hautnah in Augenschein nehmen. Was momentan leider noch durch einige vollkommen überflüssige Kleidungsstücke verhindert wurde.

      Als sie mir jetzt vom Fenster her zulächelte, hatte sie für einen Moment etwas von der sehr jungen Cameron Diaz, über die ich ein paar Wochen zuvor einen hochinteressanten Aufsatz in der französischen Ausgabe des Fachmagazins Playboy gelesen hatte. Es war ein sehr informativer Artikel gewesen, gewissenhaft recherchiert und kompetent geschrieben. Praktischerweise ergänzt durch einzelne Hochglanzbilder, die dem Leser eine sehr viel tiefergehende Vorstellung von Gedanken, Träumen und Persönlichkeit dieser bemerkenswerten jungen Frau aus der kalifornischen Provinz vermittelten, als es trockener Text allein vermocht hätte. Eines jener Bilder war sogar so großformatig angelegt gewesen, dass man es zum Betrachten umständlich aus der Zeitschrift herausklappen musste.

      Mein blonder Engel hätte sich auf einem solchen Hochglanzfaltbild bestimmt auch hervorragend gemacht.

      Ich sah die Kleine an und fühlte dieses vertraute Kribbeln in meinen Fingern, die endlich etwas Handfestes zum Greifen haben wollten. Weiche Haut, duftendes Haar, feste Pobacken. Ich liebte den Griff auf beide Hälften des Sitzfleisches, mit dem man ein Becken so machtvoll an sich heranziehen konnte, dass sich das resultierende leichte Zurückfedern als harmonischer Übergang zu rhythmischen Hüftbewegungen geradezu anbot. Es war an der Zeit, diesen und andere wichtige Griffe an meiner reizenden Besucherin praktisch auszuprobieren.

      Die Art, wie sie sich durch den Raum bewegte, hatte etwas schwerelos Schlenderndes und war zugleich verlockendes Anpreisen auf höchstem Niveau. Jahre zuvor hatte ich einmal bei einem Kunden aus der Industrie das Vorturnen mehrerer Dutzend bestens gewachsener junger Damen miterleben dürfen. Es war um Engagements als Messehostess gegangen, einen Knochenjob, aber spitzenmäßig bezahlt und offenbar sehr attraktiv für die Elite der lokalen Stöckelschuhgazellen. Die meisten Kandidatinnen hatten bereits Erfahrungen in ähnlichen Jobs gesammelt, die eine oder andere eventuell sogar in gewissen Etablissements mit geschlossener Gesellschaft.

      Dementsprechend rasch war ich bei jener Grazienschau nicht mehr in der Verfassung gewesen, mich ohne Erregung öffentlichen Ärgernisses von meinem Stuhl zu erheben. Die perfekte Mischung aus professionellem Laufsteggehabe und kompromisslosem Zurschaustellen weiblicher Attribute hatte meinen Herzschlag schockierend in die Höhe getrieben und mich binnen kürzester Zeit für horizontale Vergnügungen jeglicher Art einsatzbereit gemacht.

      Und genau diese Mischung erlebte ich nun wieder bei Blondie.

      Auch sie schwebte durch den Raum wie von unsichtbaren Fäden getragen. Manchmal schien es mir, als berührte sie nicht einmal mehr den Boden. Jeden Augenblick rechnete ich damit, dass sich hinter ihrem Rücken imposante weiße Engelsflügel entfalten würden.

      Im Vergleich zu den Grazien jenes Schaulaufens hatte sie freilich einen geradezu unschätzbaren Vorzug: Diesen blonden Engel hatte ich schon so gut wie im Bett. Ich musste nur noch herausfinden, wie ich den unvermeidlichen Sturmangriff am überzeugendsten kaschieren konnte.

      Unversehens kam mir der Zufall zu Hilfe.

      „Hach!“, japste sie plötzlich und sank unvermittelt in die Knie.

      Sie befand sich ausgerechnet am anderen Ende des Raumes, doch da es sich offenkundig um einen Notfall handelte, war ich ihr mit wenigen entschlossenen Schritten beigesprungen. Sofort kniete ich neben ihr nieder und fragte besorgt:

      „Was ist denn los?“

      „Ach, wahrscheinlich nichts, … ich … ahhh!“

      „Wo tut’s denn weh?“

      „Hier… ahhh … autsch …“

      Sie wies auf ihren Knöchel.

      Es war ein entzückender Knöchel, den ich unbedingt eingehend untersuchen musste. Natürlich kam ich meiner Pflicht mit größter Sorgfalt nach.

      „Man sieht gar nichts.“

      „Vielleicht schaust du nicht richtig.“

      „Eigentlich kenne ich mich mit sowas aus.“

      „Glaubst du, das Bein kann gerettet werden?“

      Ich lachte.

      „Wäre echt schade drum. Bist du umgeknickt?“

      „Weiß nicht, … da am Teppich, irgendwie …“

      „Ja, da ist diese Kante. Ist man schnell dran hängengeblieben. Kannst du aufstehen?“

      Sie konnte, und angeschmiegt an meine starke Schulter schaffte sie es unter tapferem Seufzen tatsächlich auf die Ledersitzecke. Leider hatte es sich bei der überstürzten Rettungsaktion nicht vermeiden lassen, dass meine Hände auch kurz über ihre Brüste, über ihre Schenkel und besonders sanft durch ihre Leisten geglitten waren. Völlig unbeabsichtigt, versteht sich.

      Wir lagerten den verwundeten Knöchel auf dem lehnenlosen Zusatzelement, und als ich ihren Fuß noch einmal abtastete, jaulte sie auf:

      „… nicht so fest …“

      Ihr Atem ging auf einmal schwer, und ihr prachtvoller Busen machte getreulich jeden Atemzug mit. Mir wurde ganz anders, als ich gewahr wurde, dass sie mir plötzlich sehr, sehr tief in die Augen sah.

      Ich kniete vor dem Polster, auf das ihr Fuß gebettet lag, und sah sie gebannt an. Ihre Zehen regten sich sachte in den schmalen Riemenschuhen, und da verlor ich wohl die Kontrolle. Ehe ich wusste, was ich tat, hatte ich mich schon nach vorne gebeugt, ihren Fuß samt Schuh zwischen beide Hände genommen und einen hungrigen Kuss auf ihren entblößten unteren Spann gedrückt.

      Darüber erschrak ich selbst dermaßen, dass ich plötzlich fühlte, wie ich errötete. Ich wagte nicht einmal aufzusehen und küsste den Fuß in einer jähen Anwandlung ein zweites Mal und ein drittes Mal. Und dann gleich noch einmal.

      Es